Nikon Z5 Porst-Objektive
In diesem Erfahrungsbericht geht es um drei etwa 40-45 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.
Die Objektive stammen etwa aus den Jahren 1975 bis 1985, sie wurden von Foto Porst, Schwabach bei Frankfurt, importiert und vertrieben. Porst war jahrzehntelang der vermutlich größte Fotoartikelhändler in der BRD hinter dem Konkurrenten Quelle / Revue. Beide importierten von etwa 1960 bis ca. 1995 von japanischen Herstellern wie Cosina, Chinon, Tokina, Komura, Makinon, Petri, Miranda usw. Fotoartikel und vertrieben sie unter ihrem eigenen Namen, ohne dem Konsumenten den wahren Hersteller mitzuteilen. Manchmal konnte man es am Aussehen der Kameras und Objektive erkennen, das Herkunftsland „Japan“ war meist eingraviert und der „JCII“-Aufkleber wurde selten entfernt bzw. nicht mitbestellt.
Porst Color Reflex MC Auto 1:1,7 / 50mm
Im Laufe der Jahre hat Porst verschiedene Versionen dieser Brennweite importiert. Das Objektiv ist laut Gravur „Made in Japan“, es stammt aus dem Jahr 1977 und wurde zusammen mit der Porst Compact Reflex OS verkauft. (Link:http://www.optiksammlung.de/Porst/PorstCompactReflexOS.html) Sowohl Kamera als auch Objektiv stammen von Cosina. Das Objektiv ist eines der unzähligen japanischen Doppelgauß-Normalobjektive mit 6 Elementen. Es ist mehrfachvergütet und hat das für Hausmarken oft verwendete Pentax-K-Bajonett.
Der recht schmale und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft inzwischen etwas schwergängig, der Einstellweg ist mit etwa 180° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5 Metern erfreulich kurz. Die Blende rastet stufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49mm eingeschraubt. Beim gezeigten Exemplar ist leider der gummierte Einsatz im Fokusring ausgeleiert und deshalb dem Vorbesitzer verloren gegangen.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 35 mm und wiegt 180 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 6 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und relativ schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, in der Praxis fällt dieser Abbildungsfehler nicht auf.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen sehr geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 2,8-4 völlig.
Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 5 und 15 Euro. Meist wird es zusammen mit einer alten Spiegelreflexkamera zusammen verkauft.
Porst Weitwinkel MC 1:2,8 35mm auto F
Das gezeigte 2,8/35 mm ist ein Import aus Fernost („Lens made in Japan“ steht auf der Außenseite). Der Hersteller des gezeigten Objektivs ist nicht endgültig geklärt, es wird aber mit recht hoher Wahrscheinlichkeit von Sankyo Koki (bekannter als Komura, nicht identisch mit der Elektronikfirma Sankyo) hergestellt worden sein. Das Objektiv ist sowohl laut Beschriftung als auch durch Augenschein kontrollierbar „MC“, also Multicoated, was das Streulichtverhalten entscheidend verbessert und auf ein Herstelldatum in den 1980ern hinweist. Die Seriennummer deutet auf das Herstelljahr 1982 hin.
Das „F“ in der Gravur könnte auf einen optischen Aufbau mit 6 Elemente hinweisen (F = sechster Buchstabe des Alphabets, „auto“ meint die Springblendenfunktion.
Porst ließ das Objektiv sowohl mit dem Pentax-K-Bajonett fertigen als auch mit dem gezeigten M42-Schraubgewinde.
Der recht breite und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft weder zu leicht noch zu stramm, macht aber inzwischen leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 300° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5 Metern recht kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind nur 5 Lamellen eingebaut. Es ist ein Umschalter zwischen automatischer und manueller Blendenfunktion vorhanden, z. B. zum Einsatz an einem Balgengerät. Der originale Schutzdeckel ist ein Aufstecktyp mit Samtauskleidung des festhaltenden Ringes. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 55mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 51 mm und wiegt 215 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 2 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und relativ schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, in der Praxis fällt dieser Abbildungsfehler nicht auf.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende besonders an den Bildrändern unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die Bildecken werden auch bei Blende 16 aufgrund des „Corner-Smearing-Effekts“ der Nikon Z5 nicht scharf abgebildet. Die bei Offenblende vorhandenen deutlichen chromatischen Aberrationen verschwinden auch bei Blende 8-16 nicht.
Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand, Bajonettanschluß und Lieferumfang liegt es zwischen 10 und 40 Euro. Dabei ist zu beachten, daß Porst auch ein lichtschwächeres 3,5/35 verkaufte, das meistens noch preiswerter angeboten wird.
Porst Tele MC 1:2,8 135mm auto D
Das gezeigte 2,8/135 mm ist ein Import aus Fernost („Lens made in Japan“ steht auf der Außenseite). Der Hersteller des gezeigten Objektivs ist nicht endgültig geklärt, es wird aber mit recht hoher Wahrscheinlichkeit von Sankyo Koki (bekannter als Komura, nicht identisch mit der Elektronikfirma Sankyo) hergestellt worden sein. Das Objektiv ist sowohl laut Beschriftung als auch durch Augenschein kontrollierbar „MC“, also Multicoated, was das Streulichtverhalten entscheidend verbessert und auf ein Herstelldatum in den 1980ern hinweist. Die Seriennummer deutet auf das Herstelljahr 1983 hin.
Das „D“ in der Gravur könnte auf einen optischen Aufbau mit 4 Elemente hinweisen (D = vierter Buchstabe des Alphabets, „auto“ meint die Springblendenfunktion.
Porst ließ das Objektiv sowohl mit dem Pentax-K-Bajonett fertigen als auch mit dem gezeigten M42-Schraubgewinde.
Der geriffelte und sehr breite Entfernungsring läuft weder zu leicht noch zu stramm, macht aber inzwischen leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 250° recht lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,5 Metern allerdings etwas zu lang. Die Blende rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 63 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 82 mm und wiegt 335 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 14 mm langer. Die Streulichtblende ist eingebaut und läßt sich ausziehen
Das gesamte Objektiv macht einen recht hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar. Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß unscharf sowie flau und vignettiert sichtbar, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen deutlichen chromatischen Aberrationen verschwinden auch bei Blende 8-16 nicht völlig.
Das Objektiv ist heutzutage teilweise nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Bajonettanschluß liegt es zwischen 10 und 50 Euro.
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Alle drei Objektive bieten bei Blende 5,6-8 gute Abbildungsleistungen. Bei Offenblende haben sie erwartungsgemäß schwache Abbildungsleistungen. Es erweist sich, daß “Hausmarkenobjektive“ durchaus gute Bildergebnisse liefern können, obwohl bekanntlichermassen auch etliche „Gurken“ von Porst oder Revue verkauft wurden, deren optische Eigenschaften weit hinter den hier vorgestellten Objektiven zurückbleiben.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 30.01.2023 |
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