Nikon Z5 Rikenon 35-70mm und Tokina 28-85mm PK

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 35 bis 45 Jahre alte Manuellfokusobjektive, adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Rikenon P Zoom 1:3,4-4,5 35-70mm Macro

Das Objektiv wurde für die Ricoh-Spiegelreflex-Kameras der 1980er-Jahre mit Pentax-K-Bajonett und Programmautomatik gebaut. Der Hersteller war Cosina, die damals alle Ricoh-Kameras und -Objektive fertigten.

Achtung, es gibt eine sehr ernstzunehmende Warnung

Die Rikenon-P-Objektive haben einen Schalter im Objektiv, der die Vorwahl der kleinsten Blende an die Kamera mitteilt; allerdings ist dieser Kontakt inkompatibel zur Pentax-Methode. Und die Position des Kontaktes befindet sich an einer ungünstigen Stelle, beim Ansetzen an eine Pentax-AF-Kamera verhakt sich der Stift in einer Bajonettschraube der Kamera, das Objektiv läßt sich dann nur mit roher Gewalt oder durch aufwendige Zerlegung von Body und Objektiv wieder von der Kamera trennen. Die Benutzung der Rikenon-P-Objektive an Kamera-Adaptern für digitale Systemkameras ist jedoch fast immer gefahrlos, man sollte aber darauf achten, daß sich der gefederte Stift des Objektivs nicht doch im Adapter verhaken kann.

Der  recht schmale und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft etwas zu leicht, der Einstellweg ist mit ca. 90° nicht sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,35 Metern recht kurz. Die Blende rastet halbstufig, der Blendenring läßt sich in der kleinsten Stellung für Automatikbetrieb an entsprechenden Ricoh-Spiegelreflexkameras verriegeln. Es sind 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm. Auch der Zoomring läuft recht leicht, macht aber leise kratzende Geräusche.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 63 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 51 mm und wiegt 190 Gramm. Beim Zoomen wird es ca. 5 mm länger.

Das gesamte Objektiv macht keinen sehr wertigen Eindruck, es ist fast vollständig aus Kunstoff gefertigt, nur das Bajonett ist aus Metall. Sowohl Fokus- als auch Zoomring sind vom „Kunstoff-läuft-auf-Kunststoff-Typ“. An der Entfernungs-Skala sind weder Tiefenschärfemarkierungen und auch kein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Alle Zahlenwerte sind nicht graviert, sondern lediglich per Gummitampondruck aufgebrachte Farbe.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet recht deutlich, bei Motiven mit geraden Linien stört dieser Abbildungsfehler.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende über das gesamte Bild unscharf, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe der Bildmitte, die Bildränder werden auch bei Blende 11-16 nicht scharf. Die bei Offenblende vorhandenen leichten chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6-8 fast völlig.

Das Objektiv ist heutzutage sehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang wird es für 5 bis 30 Euro verkauft.

RMC Tokina 28-85mm 1:4

Das Objektiv wurde wurde laut Seriennummer vermutlich 1978 gebaut. Es hat ebenfalls das weitverbreitete PK-Bajonett. Im Gegensatz zu vielen anderen Zooms der späten 1970er Jahre bleibt das Filtergewinde beim Verstellen der Brennweite an seinem Platz und nur die vorderen Linsenelemente bewegen sich vor und zurück. Daraus resultiert aber ein enorm großer Außendurchmesser und ein für die Lichtstärke großes Filtergewinde. Laut Gravur „Patents Pending“ hat Tokina auf das Objektiv und seine Konstruktion Patente angemeldet. „RMC“ steht für „Rainbow Multi Coating“, also für die regenbogenfarbene Mehrschichtvergütung von Tokina.

Der breite und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft weder zu stramm noch zu leicht, der Einstellweg ist mit ca. 90° nicht sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 2,5 Metern viel zu lang. Die Blende rastet stufig. Es sind 6 Lamellen eingebaut. Das beim Fokussieren mitdrehende Filtergewinde beträgt 72mm, der originale Frontdeckel ist ein Aufsteck-Typ.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 75 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 95 mm und wiegt 600 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es dank Innenfokussierung nur ca. 1 mm länger.

Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und sehr schwer. An der Entfernungs-Skala sind weder Tiefenschärfemarkierungen und auch kein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet für ein Zoom-Objektiv mit diesem Brennweitenbereich aus den 1970er Jahren erstaunlich wenig, bei den meisten Motiven wird dieser Abbildungsfehler nicht bemerkbar sein.

Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende über das gesamte Bild unscharf, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe bei Brennweite 28-35 nur in der Bildmitte, bei Brennweite 50-85 über fast die gesamte Bildfläche, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Bei 28-35 mm werden die Bildecken am Sensor der Z5 aufgrund von „Corner Smearing“ niemals richtig scharf. Die bei Offenblende vorhandenen leichten chromatischen Aberrationen verschwinden ab Blende 8-11 größtenteils.

Das Objektiv ist heutzutage sehr günstig zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang und Bajonettanschluß wird es für 5 bis 15 Euro verkauft. Das später gebaute und optisch wohl besserer Tokina AT-X 3,5-4,5 28-85 Zoom wird deutlich teurer verkauft.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Beide Objektive werde ich an der Z5 nicht mehr benutzen, das Rikenon an einer passenden Spiegelreflexkamera zusammen mit SW-KB-Film ab und zu. Das Tokina hingegen benutze ich zukünftig überhaupt nicht mehr, da es auch auf Kleinbild-Film keine scharfen Bildecken aufweist.

Christian Zahn

 

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