"Mein erstes Kilfitt-Objektiv" lautete die Überschrift zum entsprechenden Blog-Beitrag
Meist wird der ungewöhnliche Name "Kilfitt" mit dem Makro-Kilar 3,5/40 mm Objektiv in Verbindung gebracht. Ein interessantes, wie gewöhnlich teures Objektiv von Sammlerstatus. Die Preise bewegen sich zwischen 200 und 400 Euro. Tatsächlich verkaufte Exemplare liegen um 200 Euro. Der vollständige Hersteller-/Objektiv-Name lautet: "Kamerabau-Anstalt-Vaduz Kilfitt - Makro - Kilar D/E 1:3,5/4cm Made in Liechtenstein" Lichtenstein? Objektivbau? Wird gerne mal mit Italien verwechselt ;-)
Auf keinen Fall werde ich hier die spannende Kilfitt-Geschichte abschreiben, das kann ein Horst Neuhaus auf seiner deutschsprachigen Internetseite PHOTO but MORE viel besser!
2022 gab es im Digicammuseum.de den Beitrag „Faszination Superlichtstärke“
Darin auch diese Passage: "Ich fand in einem alten Magazin dieses 1,2/240 mm ZOOMATAR (obwohl es kein Zoomobjektiv ist). Es wiegt irre 11 kg und ist 32,4 cm lang. Es sollte für Kameras bis 6x9 cm Format einsetzbar sein, z.B. eine Pentax 6x7. Aber irgendwie passt das überhaupt nicht: Brennweite, Wahnsinns-Lichtstärke und so große Filmformate. Ich fand es trotzdem interessant! Dieses Objektiv hatte noch einen kleineren „Bruder“ ein ZOOMATAR 1,3/180 mm. Dazu war aber immerhin herauszufinden, dass es für ein Format von 21,4 mm Diagonale, was 12,8 x 17,1 mm ergibt, vorgesehen war. Also praktisch micro/FourThirds = 13 x 17 mm. Hochspannend wäre, so ein Objektiv mal ausprobieren zu können. Aber derartige Edelsteine verstauben, verpilzen allzuoft in irgendwelchen Sammlervitrinen oder Tresoren …
In diesem Beitrag geht es aber nicht um diese Kilfitt-"Lichtbomben"
Es geht auch nicht ums bereits vorgestellte und erfolgreich eingesetzte Makro-Kilar 3,5/40 mm, sondern um ein für mich nicht minder interessantes Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C mit M39 Leica Schraubanschluss.
Im Vergleich zum 1954 präsentierten Makro-Kilar 3,5/40 mm sind die Informationen zum Kilar 3,5/90 sehr dünn gesät. Dessen Produktionsstart müsste zwischen 1954 und dem Beginn der Produktion des längerbrennweitigen Makro Kilar 90 mm 1959 liegen, denn zu dem Zeitpunkt wurde die Fertigung des vierlinsigen 3,5/90 mm eingestellt. Es soll zwischenzeitlich auch Versionen gegeben haben, die aus nur drei Linsen aufgebaut waren.
Zum "normalen" 90er schreibt Horst Neuhaus: "Gleichfalls aus Münchener Fertigung - und eine der frühen Kilfitt-Schöpfungen - war das Kilar 3,5/90. Zwar hat das Objektiv Leica LTM (M39) Gewindeanschluss, doch es war zur Verwendung mit den Kilfitt-Spiegelkästen Kilarskop und Kilarflex vorgesehen, obwohl es auch einen Fokus-Schneckengang hat. (…)" Statt des Spiegelkastens konnte auch ein M39-Zwischenring montiert werden.
Das machte die Adaption zum Kinderspiel, denn das Ganze braucht nur noch in den Leica M-/M39-/Nikon Z- oder Sony E-Helicoids geschraubt werden.
Als ein Exemplar Heinz Kilfitt München Kilar 1:3.5 / 90 C für 65 Euro Startpreis angeboten wurde, wollte es merkwürdigerweise niemand, und es wechselte für 65 Euro in meinen Besitz. Angeboten wird das 3,5/90 mm Kilfitt für 150 bis 250 Euro, verkauft für 80 bis 100 Euro. Übrigens nicht zu verwechseln mit dem 2,8 oder 3,5 Makro-Kilar mit 90 mm Brennweite. Das wird aktuell in den USA zu astronomischen 400 bis 800 Dollar angeboten.
Zum 3,5/90 C gab es zunächst nur wenig mehr zu sagen, geschweige denn zu fotografieren, denn mein Exemplar muss gereinigt werden. Aber wozu gibt es Adobe Lightroom mit der Möglichkeit geringen Kontrast zu steigern und die Funktion "Dunst entfernen"?
Was EBV retten kann!
Aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Wobei ich den Übeltäter schnell lokalisiert habe! Die Hinterlinse des gut zerlegbaren 90 mm Killars hat von innen einen Belag. Sieht nicht nach Fungus aus! Das Objektiv muss teil-zerlegt werden, was mit dem passenden Werkzeug problemlos möglich ist.
Das Werkzeug greift in die rot markierten Stellen, und dann kann die Fassung/Halterung der Hinerlinse rausgedreht, die Linse entnommen und problemlos gereinigt werden.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Heinz Kilfitt München Killar 1:3.5/90 C macht Spaß. Selbst die kontrastarme Abbildung lässt die Schärfeleistung dieses einfachen Drei- oder Vierlinsers erkennen. Ich bin gespannt, wie es nach der Reparatur/Reinigung liefert!
Reparatur, Reinigung
Was hatte ich vorne geschrieben: Die Hinterlinse des gut zerlegbaren 90 mm Killars hat von innen einen Belag. Sieht nicht nach Fungus aus! Das Objektiv muss teil-zerlegt werden, was mit dem passenden Werkzeug problemlos möglich ist. DACHTE ICH …
Das vorhandene Werkzeug bewirkte – REIN GAR NICHTS :-( Der Grund: Das Teil saß und sitzt so bombenfest, dass ich nach zahlreichen "Abrutschern" zum Glück nur ins Aluminium nicht ins Linsenglas aufgeben musste. Was tun? Im Frontpart das gleiche Spiel. Eine wie verklebt wirkende Fassung. Trotzdem habe ich mich aufgemacht das Objektiv zu zerlegen. Bis ich zum Schluss nur den inneren Korpus mit den Linsen und der Blende hatte. Was das Problem ja immer noch nicht löste.
Als Schmier-/Trennmittel, Rostlöser hatte ich:
- WD-40 SPECIALIST SCHLIEßZYLINDERSPRAY
- WD-40 SPECIALIST ROSTLÖSER
- presto ROSTLÖSER mit GRAPHITE MOS2 INSIDE
- caramba Express Schock Rostlöser (Vereiser), von dem mir Christian Zahn eigentlich abgeraten hatte.
Fluten mit den beiden WD-40 Typen über Nacht brachte nichts. Weiterhin bombenfest. Da jetzt sowieso alles egal war, ging der innere Korpus ins Ultraschallbecken. Mit warmen Wasser und Spüli. So vier, fünf Durchgänge a 7 Minuten. Dann habe ich erneut probiert, die Halterung der Frontlinse. Es gab einen fiesen Knack, und ich dachte schon: Das war's.
Das war's tatsächlich!
Der Ring war lose und konnte komplett rausgedreht werden. Dann kam die Frontlinse und die innere Linse, die beschlagene Hinterlinse lag frei – ENDLICH. Also alles gereinigt und nach zwei Fehlversuchen wieder zusammengebaut. Nahbereich und Unendlich stimmen. Die zunächst total trockene Fokus-Schnecke läuft jetzt trotz Schmierung ziemlich hakelig. Was aber nichts macht, fokussiert wird mit dem Leica M/M39-/Nikon Z-Helicoid.
Was ich glatt vergessen habe — zu zählen: Aus wie viel Linsen besteht denn nun dieses 90er? Ich meine es sind nur drei Linsen. Ist aber vollkommen unerheblich, denn das Ergebnis spricht für sich:
Ralf Jannke, April/Mai 2025
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 4.05.2025 |
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