Olympus E-450 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine digitale Spiegelreflexkamera von Olympus mit FourThirds-Bajonett vor. Zum Herstellzeitpunkt war sie für einige Zeit die kleine dSLR des Weltmarktes.

Spezifikationen

  • Die 2009 vorgestellte Olympus E-450 ist 130 x 91 x 53 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 400 g.
  • Der FT LiveMOS-Sensor 4/3“ (17,3 x 13 mm) löst maximal 3648 x 2736  = 10 Megapixel auf (11,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 4,7µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. LiveView ist möglich, Videos jedoch nicht. Bilder werden als JPEG oder ORF (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (Typ I oder II, max. ca. 64 GB) oder xD-PictureCards (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektivbajonett ist das FT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel
  • Das Motiv wird über einen Pentaspiegelsucher angezeigt, zusätzlich ist ein 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S) sowie manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung, 3 AF-Felder, Ermittlung durch Phasenerkennung-Sensor, durch teilreflektierenden Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen.
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manuellen Modus, Motivprogramme, ART-Filter, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 60s bis 1/4000 sek. und „B“, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • manuell entriegelbarer Blitz mit Leitzahl 12, zusätzlich Norm-Blitzschuh inkl. TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Die E-450 ist ein „abgespeckter“ Nachfolger der E-420 von 2008. Die E-450 war dadurch erheblich günstiger. Einstellige Modelle waren die Profikameras, die 4x0-Modelle waren Einsteigerkameras (E-400, E-410, E-420 und E-450).

Der verwendete Akku BLS-1 paßt in einige andere Olympus Spiegelreflexkameras.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis ca. 64 GB, wobei auch die etwas dickeren Karten des Typs II passen, also auch Microdrive oder Adapter CF-auf-SD. Olympus-typisch für die 2000er-Jahre ist zusätzlich ein xD-PictureCard-Schacht vorhanden, er akzeptiert alle Karten von 16 MB bis 2 GB.

Der Gehäuseblitz ist eingebaut, er klappt je nach Modus selbsttätig oder durch Druck auf einen Knopf aus. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden (kompatibel zu allen Systemblitzen des Olympus/Panasonic/Leica mFT-Systems). Aufstecksucher und externer Blitz lassen sich nicht gleichzeitig einsetzen.

Die Kamera hat recht viele Tasten und Knöpfe. Es gibt ein Moduswahlrad, ein Daumenrad und eine frei belegbare Funktionstaste. Viele Funktionen haben einen eigenen Knopf, vier andere werden durch Doppelbelegung des Steuerkreuzes aufgerufen. Die meisten Aufnahme-Parameter können durch ein Qucikmenü verstellt werden.

Das Objektivbajonett ist das FT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel. Man kann auch ohne angesetztes FT-Objektiv fotografieren, um mit „dummen“  Adaptern etliche alte Manuellfokusobjektive zu verwenden. Sowohl Belichtungsmessung als auch Bildstabilisation sind dabei aktiv, die verwendete Brennweite muß dazu manuell eingegeben werden. Von Olympus gab es einen Adapter für die alten Zuikos des OM-Systems.

Das Tiefpaßfilter vor dem Bildsensor kann durch einen Ultraschall-Mechanismus in Bewegung versetzt werden, um am Sensor anhaftenden Staub „abzuschütteln“, dies kann entweder manuell im Menu ausgelöst werden oder auf Wunsch auch automatisch bei jedem Ein- und Ausschalten geschehen. Bei jedem Reinigungsvorgang leuchtet eine blaue LED auf der Kameraoberseite auf.

Das Display ist vor mechanischer Beschädigung durch eine Kunststoffscheibe geschützt, diese sollte durch eine weitere Folie vor Kratzern geschützt werden. LiveView ist möglich, aber zum Fokussieren wird der Spiegel wieder heruntergeklappt, um den Phasensensor mit Bildinformationen zu versorgen, sofern das Objektiv nicht explizit für Kontrast-AF geeignet ist (was die Kitobjektive nicht sind).

Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.

Der Sensor wurde vom Panasonic hergestellt und vermutlich auch in der E-410, der E-520, der E-3 und der DMC-L10 (eine der beiden FT-SLRs von Panasonic) eingebaut.

Die Kamera speichert in den MakerNotes der ORF-EXIFs viele interessante Dinge, darunter die Kameraseriennummer, die Objektivseriennummer, die Seriennummer des Aufsteckblitzes (sofern von Olympus), die Firmware-Version von Kamera, Objektiv und Blitz, die Sensordiagonale, viele Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Objektivkorrekturdaten für Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberration usw,, den Status der Gesichtserkennung, die Anzahl der Zoomstufen des Objektivs, die Anzahl der Fokusstufen des Objektivs und die aktuelle Sensortemperatur.

Die Zahl der Auslösungen ist nicht in jedem Bild enthalten, sie läßt sich aber im Servicemenü ablesen, dieses muß jedoch durch eine recht umständliche Tastensequenz eingeschaltet werden.

Im ORF (Olympus Raw Format) werden die Sensordaten immer leicht verlustbehaftet komprimiert abgespeichert, wobei fast die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Olympus View als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 3648 x 2736 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können 3720 x 2800 Pixel ausgeben.

Für die USB- und die Video-Schnittstelle (gleichzeitig Drahtauslöser-Anschluß) muß ein gerne verlorenes Spezialkabel benutzt werden, da sie zu einer Kombibuchse zusammengefaßt wurden. Allerdings hat Olympus diese Buchse für viele Jahre unverändert benutzt.

Die UVP der Olympus E-450 betrug etwa 450 Euro. Es gab auch verschiedene Sets mit Kit-Objektiven. Ich durfte das gezeigte Exemplar 2014 für etwa eine Woche zusammen mit einem 14-42 und einem 40-150 Kitzoom ausprobieren.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet, Aufnahmeparameter und 100%-Ausschnitte habe ich nicht eingebettet, da die Bildqualität stark vom verwendeten Objektiv abhängt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus E-450 ist größtenteils aus Kunststoff, macht aber dank der verwendeten Materialien einen recht wertigen Eindruck. Das Stativgewinde aus Metall befindet sich in der optischen Achse, sitzt aber leider recht nah an der Akkuklappe, so daß bei Stativeinsatz die Kamera zum Akkuwechsel vom Stativ abgenommen werden muß.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Einsteiger-Spiegelreflexkameras im FT-System.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden bei JPEGs durch den Bildprozessor weggerechnet. Die Objektivkorrekturparameter werden in die EXIFs der RAWs eingebettet, die meisten Konverter wie AdobeCameraRaw, Lightroom usw. wenden diese automatisch an. Lediglich „freie“ Konverter wie Darktable lassen sich auf Wunsch ohne Objektivkorrekturen benutzen, die je nach Objektiv enormen Verzeichnungen (besonders in der Weitwinkelstellung) werden dann schonungslos sichtbar.

Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. 1600 ASA ist eigentlich nur ein Notbehelf.

Die Bildqualität der E-450 ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen, Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien etwas zum „Ausbrennen“. Bei „Schönwetter“ ISO 100 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. Auch 200-400 ASA stellen noch kein Problem dar. 10 Megapixel sind für viele Anwendungen mehr als ausreichend. Trotz des recht kleinen Sensors (FT entspricht in etwa der Negativfläche des analogen Pocket-Systems) sind die Bilder ansprechend, die Olympus-typische Farbabstimmung überzeugt mich immer wieder.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (mindestens eine Amateur-dSLR von Olympus gehört zwar in jede Kamerasammlung, aber es sollte schon eine mit Bildstabilisator sein), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch gut geeignet.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

 

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