Olympus Pen E-P3 Praxisbericht

Hier stelle ich eine weitere Systemkamera von Olympus mit microFourThirds-Sensor vor.

Spezifikationen

  • Die 2011 vorgestellte Olympus Pen E-P3 ist 122 x 69 x 34 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte, jedoch ohne Objektiv 369 g.
  • Der mFT LiveMOS-Sensor 4/3“ (17,3 x 13 mm) löst maximal 4032 x 3024  = 12 Megapixel auf (12,3 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 4,3µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 200 bis 12.800 ASA einstellbar. FullHD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder ORF (RAW-Format) auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca. 64 GB) gespeichert.
  • Das Objektivbajonett ist das mFT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel
  • Das Motiv wird über einen 3“ OLED Monitor mit 614.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Optional ist ein Aufsteck-Videosucher im Zubehörschuh montierbar.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S) sowie manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik oder manuellen Modus, Motivprogramme, ART-Filter, Matrixmessung, mittenbetont integrale Messung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 60s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • manuell entriegelbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10 (bei ISO 200), zusätzlich Norm-Blitzschuh inkl. TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • optische Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Die Pen E-P3 ist der dritte Nachfolger der ersten spiegellosen Systemkamera von Olympus, der mFT-Kamera Pen E-P1 von 2009 (Link auf Deinen Bericht?). Ihr Nachfolger war übrigens die Pen E-P5; da in Japan die 4 eine Unglückszahl ist, wurde diese Zahl einfach übersprungen (wie es z. B. auch Panasonic machte, es gibt zwischen der Lumix G3 und der G5 keine G4).

Die Pen E-P3 basiert auf ihrem Vorgänger, der Pen E-P2. Verbessert wurde: schnellerer AF, eingebauter Blitz statt Aufstecktyp, Full-HD-Videoaufnahmen statt 1280x720 Pixeln und die Menügestaltung.

Zur Markteinführung hatte die Kamera kurzzeitig den schnellsten Autofokus und die beste Bildqualität des 4/3-Systems.

Der verwendete Akku BLS-1 paßt in etliche andere Olympus Systemkameras, darunter die erwähnte Pen-E-P2.

Als Speichermedium dienen SD/SDHC/SDXC-Karten. Ich habe nur Karten bis 16 GB getestet, größere waren mir damals zu teuer.

Der Gehäuseblitz ist eingebaut, er klappt nur durch manuelles Entriegeln aus dem Gehäuse. Der Miniblitz ist zwar nicht sehr leistungsstark (nur etwa Leitzahl 7 bei ISO 100), kann aber als Master für drahtlos gezündete Blitze dienen. Außerdem kann die Kamera problemlos auf ISO 800 oder 1600 gestellt werden, dann entspricht die Leitzahl 20 bzw. 28!

Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden (kompatibel zu allen Systemblitzen des Olympus/Panasnic/Leica mFT-Systems). Aufstecksucher und externer Blitz lassen sich nicht gleichzeitig einsetzen.

Die Kamera hat recht viele Tasten und Knöpfe. Es gibt ein Moduswahlrad, eine Daumenwalze und etliche Tasten. Das Steuerkreuz ist als dreh- und drückbares Rad ausgelegt. Etliche Tasten können per Menu mit anderen Funktionen belegt werden.

Der AccessoryPort nimmt sowohl den erwähnten Videosucher auf, als auch den Bluetooth-Adapter „PenPal“, kleine Makro-LED-Leuchten, einen Stereo-Audio-Eingang mit Klinkenbuchse usw.

Im Laufe der Bauzeit von 2010 bis 2020 hat Olympus drei verschiedene Sucher gebaut, die Auflösung wuchs von einer Million Subpixel auf weit über 2 Millionen Subpixel. Den VF-1 (ViewFinder 1) erwarb ich 2011 zur Edelkompakten Olympus ZX-1, die den identischen Systemanschluß hat. Er ist um 90° nach oben schwenkbar, die Umschaltung zwischen Sucher und Display erfolgt manuell durch Tastendruck am Sucher.

Zum 17mm „Pancake“-Objektiv gab es auch einen optischen Aufstecksucher ohne elektrische Funktionen.

Das Display ist kein TFT-LCD-Typ, sondern ein selbstleuchtendes OLED-Display, das keine Hintergrundbeleuchtung benötigt. Leider neigt es aufgrund der Technologie zum „Einbrennen“ von lange angezeigten Bildelementen und zum Dunklerwerden im Lauf der Zeit. In der Edelkompakten XZ-1 (Link:https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/olympus-xz-1-c-zahn/) setzte Olympus es ebenfalls ein, danach wurden wieder übliche TFT-LCD-Panels in alle andern Olympus-Kameras eingebaut.

Das Display ist vor mechanischer Beschädigung durch eine Kunststoffscheibe geschützt, diese sollte durch eine weitere Folie vor Kratzern geschützt werden.

Das Display  ist berührungsempfindlich, so kann z. B. im LiveView auf eine Displaystelle getippt werden, darauf stellt die Kamera scharf und löst sofort danach aus, in der Bildwiedergabe können die Bilder „zur Seite gewischt“ werden usw. Das Kamera-Menu kann aber nicht per Touch-Display bedient werden und „Zwei-Finger-Gesten“, z. B. zum Zoomen, sind auch nicht möglich.

Neben der Vollautomatik und etlichen üblichen Motivprogrammen (inkl. erklärendem Vorschaubild) gibt es die Olympus-Art-Filter, darunter die Simulation einer alten Lochkamera, den allseits bekannten „Miniatureffekt“ durch teilweise künstliche Unschärfe im Bild und den Modus „körniger Film“, der einen gepushten SW-Film mit etwa 3200 ASA simuliert und zusätzlich neben verschiedenen Tönungen auch einen „unsauberen“ Vergrößerungs-Maskenrahmen erzeugen kann. Die Art-Filter-Bilder werden immer als JPEG abgespeichert, das unbearbeitete Original-Bild wird je nach Einstellung ebenfalls als JPEG oder ORF gesichert.

Der Panoramamodus setzt die Aufnahmen nicht bereits in der Kamera zusammen, zwar werden die Bildübergänge durch Hilfsrahmen angezeigt, die Montage erfolgt aber am Computer durch die mitgelieferte Olympus-Software. Diese Software ist auch für die Firmware-Updates von Kamera und Objektiven erforderlich, der direkte Download der Update-Dateien im Browser ist nicht möglich.

Das Objektivbajonett ist das mFT-Systembajonett, Objektive von Leica/Panasonic und anderen Anbietern sind kompatibel.

Man kann auch ohne angesetztes mFT-Objektiv fotografieren, um mit „dummen“  Adaptern etliche alte Manuellfokusobjektive oder aktuelle neue Manuellfokusobjektive ohne CPU zu verwenden. Sowohl Belichtungsmessung als auch Bildstabilisation sind dabei aktiv, allerdings kann man die benutzte Blende nicht einstellen, die entsprechenden Stellen der EXIFs enthalten immer nur Nullen.

Die Kamera hat einen kleinen Griff vorne, er kann abgeschraubt und durch einen anderen ersetzt werden (beim Bild oben fehlt er ganz).

Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.

Olympus-typisch ist das Systemmenü sehr umfangreich, der Fotograf kann die Kamera sehr genau an seine Arbeitsweise anpassen, teilweise sind diese Anpassungen in verschiedenen Benutzer-Settings abspeicherbar und aufrufbar.

Die Kamera speichert in den MakerNotes der EXIFs viele interessante Dinge, darunter die Kameraseriennummer, die Objektivseriennummer, die Seriennummer des Aufsteckblitzes (sofern von Olympus), die Firmware-Version von Kamera, Objektiv und Blitz, die Sensordiagonale, viele Angaben zur Belichtung und weiteren Bildparametern, die Objektivkorrekturdaten für Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberration usw,, den Status der Gesichtserkennung, die Anzahl der Zoomstufen des Objektivs, die Anzahl der Fokusstufen des Objektivs, den Status der Bildstabilisierung und die aktuelle Sensortemperatur.

Im ORF (Olympus Raw Format) werden die Sensordaten immer leicht verlustbehaftet komprimiert abgespeichert, wobei fast die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Olympus View als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 4032 x 3024 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können 4056 x 3040 Pixel ausgeben.

Für die USB- und die Video-Schnittstelle (gleichzeitig Drahtauslöser-Anschluß) muß ein gerne verlorenes Spezialkabel benutzt werden, da sie zu einer Kombibuchse zusammengefaßt wurden. Allerdings hat Olympus diese Buchse für viele Jahre unverändert benutzt.

Der UVP der Olympus Pen E-P3 betrug etwa 1000 Euro mit Set-Objektiv 14-42. Ich erwarb mein nur sehr wenig gebrauchtes Exemplar Anfang 2012 im mit den beiden Set-Objektiven 14-42 und 40-150 für ca. 800 Euro. Der Vorbesitzer hatte lediglich ca. 1000 Aufnahmen mit ihr gemacht.

Im Herbst 2012 erwarb ich die erste digitale OM-D, die E-M5, danach verkaufte ich die Pen E-P3 ohne Objektive für etwa 400 Euro.

Beispielfotos

Alle folgenden Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet, Aufnahmeparameter und 100%-Ausschnitte habe ich niemals nicht eingebettet, die die Bildqualität stark vom verwendeten Objektiv abhängt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Kamera orientiert sich am Design der analogen PEN-Kameras aus den 1960er Jahren, Olympus baute damals sogar Spiegelreflexkameras für das Halbformat (17x24mm Hochformat auf normalem Kleinbild, somit bis zu 72 Aufnahmen je Filmpatrone).

Das Gehäuse der Olympus Pen E-P3 ist größtenteils aus Metall. Es macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Nur wenige Anbauteile sind aus Kunststoff. Das Stativgewinde sitzt leider sehr nah an der Akku- und Speicherkartenfachklappe, so daß bei Stativeinsatz die Kamera zum Akkuwechsel vom Stativ abgenommen werden muß.

Ohne angeschraubten Handgriff liegt die E-P3 nicht gut in der Hand, da sie fast völlig glatt ist. Mit Griff wird die Haltung wesentlich besser.

Die Kamera gehört zur Klasse der spiegellosen Systemkameras. Die Bedienung ist Olympus-typisch, das Systemmenü ausufernd und teilweise etwas unlogisch (zusammengehörende Dinge werden manchmal an verschiedenen Stellen des Menüs eingestellt). Die wichtigsten Bildparameter sind jedoch schnell per Quick-Menu veränderbar, das Systemmenü muß nur für tiefergreifende Einstellungen benutzt werden.

Ich bin kein Fan von „Kamera-in-Vorhalte“-Aufnahmen an den ausgestreckten Armen, darum benutzte ich die Pen EP-3 im Freien fast ausschließlich mit dem Aufsteck-Videosucher, lediglich zum Einsatz eines Aufsteckblitzes nahm ich ihn ab.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor weggerechnet, dies geschieht sowohl im LiveView in Echtzeit als auch bei den erzeugten JPEGs. Die Objektivkorrekturparameter werden in die EXIFs der RAWs eingebettet, die meisten Konverter wie AdobeCameraRaw, Lightroom usw. wenden diese automatisch an. Lediglich „freie“ Konverter wie Darktable lassen sich auf Wunsch ohne Objektivkorrekturen benutzen, die je nach Objektiv enormen Verzeichnungen (besonders in der Weitwinkelstellung) werden dann schonungslos sichtbar.

Bei dann hohen ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. 800-1600 ASA ist noch gut benutzbar, die maximalen 12.800 ASA sollten nur als Notbehelf betrachtet werden.

Die Bildqualität der Pen E-P3 ist heutzutage als sehr gut zu bezeichnen, Bei kritischen Gegenlichtsituationen neigen helle Bildpartien nur wenig zum „Ausbrennen“. Bei 12 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO 200 gibt es an den Bildern nichts auszusetzen. Auch 800 ASA stellen noch kein Problem dar. 12 Megapixel sind für viele Anwendungen mehr als ausreichend. Trotz des recht kleinen Sensors (mFT entspricht in etwa der Negativfläche des analogen Pocket-Systems) sind die Bilder ansprechend, die Olympus-typische Farbabstimmung überzeugte mich immer wieder.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von vielen Olympus Systemkameras), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen  dank eingebautem Stabilisator gut geeignet.

Christian Zahn

 

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