Olympus PEN F mit Tokina RMC 2,8/28 von Christian Zahn
In diesem Bericht geht es um ein etwa 45 Jahre altes Manuellfokus-Weitwinkelobjektiv für das Minolta MD-System, adaptiert an die spiegellose 20-Megapixel mFT Systemkamera Olympus Pen F. Das Objektiv wurde vom Hersteller auch mit anderen Bajonettanschlüssen verkauft.
RMC Tokina 1:2,8 28 mm
Das Tokina RMC 2.8/28 wurde etwa von 1979 bis 1985 hergestellt (sofern die ersten beiden Zahlen der Seriennummer für das Produktionsjahr stehen, wovon auszugehen ist). Es ist ein „Hidden Champion“, das wesentlich besser ist, als man anfangs glauben mag. Die Schärfe auf Film dürfte zu Zeiten von 100 und 400 ASA-Filmen mehr als ausreichend gewesen sein, bei heutigen Vollformat-Sensoren schwächelt es an den Bildecken. An der Vollformatkamera Z5 ist der Effekt sichtbar, die Viertelformatkamera Pen F schneidet die Problemzonen einfach weg.
Einen großen Nachteil hat das Tokina jedoch: es ist extrem streulichtempfindlich, nicht nur direkt auf die Frontlinse strahlende Sonne oder helle Lichtquellen „vagabundieren“ im Inneren des Objektivs herum, wodurch die Bilder flau werden. Auch seitlich auftreffendes Licht vom bedeckten Himmel kann bei dunklen Motiven bereits als unerwünschtes Streulicht das Bild wie mit einem Nebel überziehen. Ohne Streulicht ist das Bild sofort erheblich schärfer und kontrastreicher. An der mFT-Kamera habe ich eine sehr groß dimensionierte Gummiblende für ein Normalobjektiv verwendet, diese hat die Frontlinse für die Beispielaufnahmen gut „abgeschirmt“.
„RMC“ in der Bezeichnung steht für die Tokina-Mehrschichtvergütung (Rainbow Multi Coating).
Der mit geriffeltem Gummi überzogene Entfernungsring geht bei meinem Exemplar inzwischen ein wenig zu stramm, das dürfte auf Alterung des Schmiermittels zurückzuführen sein. Die Materialpaarung ist Aluminium-in-Aluminium, darum ist das Schmiermittel essentiell nötig, um die Friktion der Verstellung zu gewährleisten.
Der Entfernungs-Einstellweg ist mit ca. 240° sehr feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,3m ist gut. Die Blende rastet leider nur in ganzen Stufen. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge von 40mm ab Bajonett und wiegt 240 Gramm. Beim Fokussieren wird das Objektiv ca. 4mm länger. Es ist größtenteils aus Metall gebaut. Die originale Streulichtblende fehlt mir, wie üblich tut es eine preiswerte aus dem aktuellen Zubehörhandel. Allerdings sollte sie möglichst „eng“ sein oder sogar blütenförmig, denn wie erwähnt ist das Objektiv extrem streulichtempfänglich.
Der originale Deckel ist ein Aufstülptyp, er klemmt sich in das Filtergewinde. Da der Kunststoff des Deckels gealtert ist, hält er nicht mehr gut, er sollte zur Sicherheit durch einen preiswerten 52mm-Snap-In-Deckel aus der Zubehörindustrie ersetzt werden.
Die optische Leistung entspricht bis auf die Streulichtempfindlichkeit durchaus den Originalhersteller-Weitwinkel-Objektiven der 1980er Jahre, das Objektiv ist am mFT-Sensor der Pen F und Offenblende an den Bildrändern nur leicht unscharf und vignettiert wenig, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe und beseitigt die Vignettierung.
Das 2,8/28 RMC Tokina ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand, Bajonettanschluß und Lieferumfang liegt es zwischen 5 und 50 Euro.
Die beiden Beispielaufnahmen entstanden freihand bei 200 ASA und Blende 8, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer 3 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Wie erwähnt it das Tokina RMC 2,8/28 ein „verborgener Diamant“, es ist besser, als sein Preis vermuten läßt. Allerdings schränkt seine extreme Streulichtempfindlichkeit die praktische Verwendbarkeit stark ein, nicht nur im Bild sichtbare Lichtquellen verflauen das Bild, auch außerhalb des Bildes auftretende helle Stellen legen sich wie ein Nebel über Teile des Motivs oder gar das gesamte Bild. Die Nutzung einer großen Streulichtblende ist dringend angeraten.
Christian Zahn Dezember 2025
Neuen Kommentar schreiben
| Autor: | Christian Zahn |
| Mail senden | |
| Erstellt: | 1.12.2025 |




Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!