Panasonic Lumix DMC-TZ20
Diesmal stelle ich eine digitale Kompaktkameras mit einigen Besonderheiten vor.
Die Lumix TZ20 ist baugleich mit der TZ22, diese war in Europa erhältlich, die TZ20 in anderen Ländern. Sie ist eine „Reisekamera“ mit extremem Brennweitenbereich und eingebautem GPS-Empfänger.
Die Kamera entstand in Kooperation mit Leica, die sie fast baugleich als V-Lux 30 verkauften. Deren Vorgängerin V-Lux 20 habe ich hier bereits vorgestellt.
Spezifikationen:
- Die 2011 vorgestellte Panasonic TZ20 ist 105 x 58 x 33 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 219 g.
- Der 1/2,33“ CCD-Sensor löst maximal 4320 x 3240 Pixel = 14 Megapixel auf (15,1 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,4µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. QuickTime-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln und Stereoton möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) gespeichert.
- Das Leica DC Vario-Elmar ist ein 4,3-68,8mm/1:3,3-5,9 16-fach Zoom (12 Elemente in 10 Gruppen, darunter ein ED-Glas und 3 asphärische Flächen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 24-384mm.
- Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 460.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt, der Monitor ist berührungsempfindlich.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Motivverfolgung (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manuellen Modus, Motivprogramme, Matrixmessung oder mittenbetont integrale Belichtungsmessung. Belichtungszeiten 60s bis 1/2000 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch
- optische Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku
Besonderheiten
Die Panasonic Lumix DMC-T20 wurde in Kooperation mit Panasonic gebaut. Das 16fach Zoom mit asphärischen Elementen und einem Element aus ED-Glas mit besonders geringer Dispersion (geringe Farbstreuung) wurde unter Einhaltung von Qualitätskriterien der Fa. Leica Camera AG und mit Leica-Messmitteln seriengeprüft. „Elmar“ ist eigentlich eine traditionelle Bezeichnung von Leica für eine bestimmte Art von Festbrennweiten. „TZ“ bedeutet „Traveller-Zoom“, die Kamera ist also eine sogenannte „Reisekamera“ mit einem Brennweitenbereich von 24mm (für „Viel-Drauf“ bei Parties, in Fachwerkstraßen usw.) und enormen Tele (für Tiere im Zoo, Schiffe am Strand usw.). „Lumix“ heißen fast alle Digitalkameras von Panasonic, „DMC“ steht möglicherweise für „Digital Media Camera“.
Die TZ22 ist „Made in Japan“, eine Auslagerung der Produktion in Billiglohnländern erfolgte erst bei späteren Modellen.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku DMW-BCG10E, der unter anderem auch in der Lumix TZ6, TZ7, TZ10, TZ30, ZX1, ZX2 und der Leica V-Lux 20, 30 sowie 40 verwendet wird.
Die Kamera hat einen Schiebeschalter für die Umschaltung zwischen Aufnahme und Bildwiedergabe. Auch der Hauptschalter ist kein Taster, sondern ein Schiebeschalter. Neben den Auslöser und dem darum angeordneten Zoomring befindet sich das Moduswahlrad. Auf der Rückseite gibt es je eine Taste für Display, Quickmenu und Displayumschaltung. Das Steuerkreuz mit mittlerer Menu/OK-Taste hat Zweitfunktionen für Belichtungskorrektur, Selbstauslöser, Blitzfunktionen und Makromodus. An der Oberseite gibt es den Auslöser mit Zoomhebel und einen dedizierten Videostartknopf, der jederzeit aktiv ist.
Schiebeschalter als Hauptschalter und Umschalter zwischen Aufnahme und Wiedergabe gab es bei Panasonic etliche Jahre in diversen Kompaktkameramodellen, etwa um 2014 herum wurden sie durch die von fast allen anderen Mitbewerbern her bekannten Tastern ersetzt, möglicherweise aus Kostengründen.
Das Display ist fest eingebaut, seine 460.000 Subpixel waren gerade noch klassentypisch. Es ist berührungsempfindlich, so kann z. B. der aktive Autofokuspunkt durch Tippen festgelegt werden. Das lässt sich auch abschalten, weil man allzuleicht den AF-Punkt durch versehentliches Berühren des Displays ungewollt verstellen kann.
Es ist auch möglich, einen virtuellen „Zoomhebel“ einzublenden, statt den mechanischen um das Objektiv zu nutzen. Da ich diverse Panasonic-Kameras mit mehr oder minder schwergängigem Zoomhebel im Bestand habe (mal läßt sich die Kamera nur in den Weitwinkelbereich zoomen, die Televerstellung reagiert nicht mehr, mal funktioniert der Hebel überhaupt nicht mehr oder nur mit sehr starkem Druck o. Ä.), ist es erfreulich, daß sich bei einem defektem Zoomhebel die TZ20 trotzdem noch zoomen läßt. Allerdings prinzipbedingt nicht intuitiv durch mehr oder minder starkes Drehen am Hebel, sondern etwas umständlich durch „Fingertipper“.
Das Display sitzt hinter einer Schutzscheibe, die aber nur aus transparentem Kunstoff ist, der seinerseits gerne verkratzt. Wie üblich sollte eine Schutzfolie aus dem Zubehörhandel aufgeklebt werden.
Im Menu ist die Touchfunktion nicht konsequent umgesetzt, zwar kann eine der vier Kacheln des Hauptmenus angetippt werden, aber die restliche Menüsteuerung erfolgt nur mit Hilfe des Steuerkreuzes. Bei der Wiedergabe kann bildweise „gewischt“ werden.
Da manche „Tippsymbole“ extrem klein sind, gehört zum Lieferumfang der Kamera ein kleiner Bedienstift. Dieser kann aber an der Kamera nirgendwo befestigt werden und dürfte bei den meisten Fotografen schnell verloren gegangen sein.
Die Kamera hat eine „Clipboard“-Funktion, ein zum Beginn der Wanderung am Wegesrand aufgenommenes Schild mit einer Wanderkarte kann in den internen Speicher abgelegt und auf Knopfdruck jederzeit angezeigt werden, ohne mühselig durch die danach entstandenen Bilder „scrollen“ zu müssen.
2011 war „3D-Fotografie“ wieder einmal recht angesagt, die TZ20 nimmt in einem speziellen Modus zwei Bilder kurz hintereinander auf und speichert sie als MPO-Datei, die z. B. auf damaligen Fernsehern von Panasonic angezeigt werden kann. Wie für Kompaktkameras üblich: es gibt unzählige Motivprogramme und Bildeffekte, die mehr oder minder sinnvoll sind. Darunter findet sich z. B. ein Hochgeschwindigkeits - Videomodus für Zeitlupen, neckische Fotorahmen uvm.
Eher unüblich für eine Kompaktkamera sind die Stellungen „A“, „S“ und „M“ auf dem Moduswahlrad, die TZ20 kennt Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, Blendenautomatik mit Zeitvorwahl und eine völlig freie Wahl von Zeit und Blende mit optionaler Empfindlichkeitsautomatik. In den drei Aufnahmemodi A, S und M dient die „Exposure“-Taste zum Verstellen von Zeit bzw. Blende, in allen andern Modi hat sie keinerlei Funktion.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Leider sitzt die Blitzröhre sehr nah am hervorstehendem Objektiv, so daß bei Weitwinkelaufnahmen die linke untere Bildecke vom Blitz nicht aufgehellt werden kann. Insbesondere bei Nahaufnahmen fällt das sehr störend auf, z. B. beim Beispielbild für die Verzeichnung.
Das Objektiv beginnt bei damals durchaus respektablem Weitwinkel von 24mm und reicht bis in den Supertelebereich von 384mm. Ohne Bildstabilisator wäre es nicht möglich, im Telebereich unverwackelte Aufnahmen anzufertigen, die Stabilisierung erfolgt durch den Power O.I.S benannten Optical Image Stabilisator mittels beweglichen Elementen im Objektiv.
Es gibt ein Quick-Menu für die schnelle Einstellung der wichtigsten Aufnahmeparameter. Die meisten der darin eingestellten Werte bleiben auch nach Abschalten der Kamera aktiv.
Die Kamera hat einen GPS-Empfänger eingebaut, der etwa alle 5 Minuten die aktuelle Position holt und in die EXIFs der danach folgenden Bilder bzw. Videos schreibt. Außerdem kennt die Kamera weltweit circa eine Million von Sehenswürdigkeiten, so daß z. B. am Kölner Dom nicht nur die GPS-Position, sondern auch der Ort und die Sehenswürdigkeit im Display angezeigt wird. GPS kann beim Abschalten der Kamera automatisch deaktiviert oder auf Wunsch auch weiter aktualisiert werden, so daß die aktuelle Position nach dem Kameraeinschalten sofort zur Verfügung steht (das kostet natürlich Akkuenergie). Die automatische GPS-Abschaltung in ausgeschaltetem Zustand wird im Menu als „Flugmodus“ bezeichnet, die dauerhafte GPS-Positionierung als „Ein“.
Ist GPS eingeschaltet und aktiv, leuchtet im „Antennenbuckel“ auf der Kameraoberseite eine grüne LED.
Das GPS-Rollover im Jahr 2019 hat die Kamera überstanden, auch 2024 werden korrekte GPS-Zeiten eingetragen.
Die Datenbank für „Points Of Interest“, also Sehenswürdigkeiten, ist sehr umfangreich. Am Marktplatz in Dorsten-Wulfen - Barkenberg wird von der TZ20 das Schwimmbad in die EXIFs mit folgenden Daten eingetragen:
„Staat = Germany“, „Bundesland = Nordrhein-Westfalen“, „Stadt 1 = Recklinghausen“, „Stadt 2 = Dorsten“, „Sehenswürdigkeit = Freizeitbad Wulfen“, wobei Stadt 1 in Deutschland wohl auch auch als „Landkreis“ dient.
Die Kamera schreibt einige interessante Dinge in die EXIFs: Neben den üblichen Angaben zu Kamera, Brennweite, Offenblende, aktuelle Blende, ASA-Wert, Aufnahmemodus, Belichtungszeit, Aufnahmezeitpunkt und den GPS-Daten finden sich die Firmwareversion, die Seriennummer, diverse Aufnahmeparameter, ein optimaler Babyname (sic!), das Land, der Ort, die Sehenswürdigkeit, der aktuelle Reisetag (sofern im Menu eingetragen) und die vergangene Zeit seit dem letzten Kamera-Einschalten.
In die EXIFs wird die Zahl der Auslösungen nicht geschrieben, aber es gibt eine oft gut funktionierende Möglichkeit, sie zu ermitteln:
Sofern der Vorbesitzer die Bildnummer nicht im Kameramenu zurückgesetzt hat, läßt sie sich aus dem Ordner sowie dem Bilddateinamen ermitteln: Die Kamera beginnt mit der Ordnernummer 100 und zählt diesen alle 1000 Aufnahmen hoch, somit entspricht der Ordner 104 Auslösung 4000 bis 4999. Diese Zahl findet sich auch im Dateinamen jedes Bildes. Im Bild-Dateinamen „P1040786“ muß die fünfte Stelle gelöscht und die zweite Stelle um Eins vermindert werden, daraus resultiert dann „P004786“, somit hat die Kamera vermutlich 4786 Aufnahmen gemacht.
Die HDMI-Buchse entspricht der Norm, für USB und Video sind Panasonic-Spezialkabel erforderlich, da diese beiden Schnittstellen zu einer Kombibuchse zusammengefaßt sind. Die optionale Dauerstromversorgung erfolgt mit Hilfe eines Akkudummys.
Der UVP der Panasonic TZ20 betrug etwa 430 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei ca. 30-70 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich bekam das gezeigte Exemplar Ende 2024 geschenkt.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 bzw. 160 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Panasonic TZ20 ist größtenteils aus Metall, jedoch wie allgemein üblich nur as hauchdünnem Aluminiumblech. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff. Die Kamera war in Schwarz, Silber, Blau, Rot und Braun erhältlich.
Die Kamera gehört zur Klasse der gehobenen Kompaktkameras mit Superzoom. Sie läßt sich gerade noch gut halten, eigentlich ist die Kamerahülle zu glatt für gutes Handling, und der angedeutete „Griff“ funktioniert nur für Rechtshänder halbwegs. Einhandbedienung ist möglich, aber das Festhalten mit der zweiten Hand ist sicherer.
Die objektivseitigen sicherlich vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden vermutlich durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 24mm ist die Verzeichnung der JPEGs erstaunlich gering, jedoch je nach Motiv immer noch störend sichtbar. Im Weitwinkelbereich bis zum leichten Tele ist die Auflösung des Objektivs gut, im langen und längstem Teleberich fällt die Bildschärfe aber stark ab, ein Superzoom-Objektiv ist immer mit Kompromissen behaftet, die auch softwareseitig durch Bildbearbeitungtricks des Kameraprozessors nicht beseitigt werden können. Nachschärfen am heimischen Computer hilft den Bilder aber ungemein, aktuelle „KI“-Schärfetools holen aus den Aufnahmen mehr heraus als die Kamerainterne Bildaufbereitung.
Der Sensor (in Verbindung mit der Bildverarbeitung) schlägt sich relativ gut. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. In der Einstellung „Fein“ sind leider bereits Kompressionsartefakte erkennbar, die Datenreduktion hat den Faktor 1:9, was für hohe Qualität an der untersten Grenze liegt. Faktor 1:5 wäre besser, läßt sich aber nicht einstellen.
Die Bildqualität der TZ20 ist auch heutzutage als noch gut zu bezeichnen. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorythmus sichtbar an Zeichnung.
Die optische Bildstabilisierung arbeitet erstaunlich gut, oftmals sind eigentlich „unmögliche“ Aufnahmen mit 384mm Brennweite freihand möglich. Sicherheitshalber sollte man in Grenzbereich 3 bis 5 Aufnahmen des gleichen Motivs machen, ein Bild davon ist meistens sehr scharf und unverwackelt.
Die Kamera kommt möglicherweise in meinen aktuellen Digitalkamera-Kanon (sie ersetzt dann die Modell-Vorgängerin V-Lux 20, deren Zoomhebel inzwischen schwächelt) und ich werde sie dann zukünftig auf längeren Wanderungen nutzen, auf denen nur sehr wenig Gepäck mitgenommen werden soll. Wichtig ist nur, daß 2-3 Ersatzakkus in der Jackentasche sind, da das Display und der GPS-Empfänger kräftig „am Akku saugen“ und dieser nicht allzugroße Kapazität hat. Allerdings muß ich die TZ20 noch einmal bei „Schönwetter-Sonne“ ausprobieren, an einem bedecktem Spätherbsttag hat mir die gebotene Bildqualität nicht wirklich zugesagt, „geblitzte“ Motive zuhause sind besser gewesen.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (24-384mm Brennweite und GPS), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen mit Einschränkungen noch geeignet. 14 Megapixel reichen bei vielen Motiven völlig aus.
Christian Zahn, Dezember 2024
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 18.12.2024 |
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