Panasonic Lumix DMC-TZ55 von Christian Zahn
Diesmal stelle ich eine weitere digitale „Reise-Kompaktkamera“ vor, die Lumix TZ55 mit großem Brennweitenbereich.
Spezifikationen:
- Die 2014 vorgestellte Panasonic TZ55 ist 107 x 62 x 32 mm groß und wiegt 224 g.
- Der 1/2,33“ CCD-Sensor löst maximal 4608 x 3456 Pixel = 15,9 Megapixel auf (16,1 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,3µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 3200 ASA einstellbar. HD-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca. 64 GB) gespeichert.
- Das Lumix DC Vario ist ein 4,3-86mm/1:3,3-8 20-fach Zoom (12 Elemente in 10 Gruppen, 6 asphärische Oberflächen sowie 2 Elemente aus ED-Glas), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 24-480mm.
- Das Motiv wird über einen klappbaren 3“ TFT LCD Monitor mit 460.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Motivverfolgung (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manuellen Modus, Motivprogramme, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integrale Belichtungsmessung. Belichtungszeiten 60s bis 1/2000 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch
- optische Bildstabilisierung
- Eingebaute WLAN-Antenne für Verbindung zu Smartphone / Tablet-Computer
- Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku 3,7V 1250 mAh
Besonderheiten
Die Panasonic Lumix DMC-T55 ist eines der vielen Reisezoom-Kameras von Panasonic, die Linie begann 2006 mit der TZ1 (6 Megapixel, 35-350mm-Objekiv). Im Gegensatz zu den meisten anderen Kompaktkameralinien, auch von anderen Herstellern, ist die TZ-Serie bislang noch nicht „ausgestorben“, sondern Panasonic hat Ende 2024 eine TZ99 vorgestellt, die ab Anfang 2025 verkauft wird.
„TZ“ bedeutet „Traveller-Zoom“, die Kamera ist also eine sogenannte „Reisekamera“ mit einem Brennweitenbereich von 24mm (für „Viel-Drauf“ bei Parties, in Fachwerkstraßen usw.) und sehr „langem“ Tele (für Tiere im Zoo, Schiffe am Strand usw.). „Lumix“ heißen fast alle Digitalkameras von Panasonic, „DMC“ steht möglicherweise für „Digital Media Camera“.
Die TZ55 ist „Made in China“. Die TZ56 ist mit der TZ55 völlig baugleich, sie wurde nur in anderen Ländern verkauft, der Unterschied in der Typenbezeichnung diente gegen Grauimporte. Während die TZ55 in Fernost/Arabien mit entsprechenden Menüsprachen vertrieben wurde, lag das Verkaufsgebiet der TZ56 in Europa. Ein „Umflashen“ der TZ55 in eine TZ56 ist nicht möglich, aus einer Arabisch/Chinesisch-Englisch/Französisch bedienteren TZ55 kann keine deutschsprachige TZ56 werden.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku DMW-BCM13E, der unter anderem auch in der Lumix TZ60, TZ70, FT5, ZS40 und ZZ50 verwendet wird.
Die zuvor Panasonic-typischen Schiebeschalter für den Hauptschalter und die Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe sind nicht mehr vorhanden, die TZ55 nutzt die von allen anderen Kameraherstellern her bekannten Drucktaster für alle Funktionen. Auch die Kooperation mit Leica scheint beendet gewesen zu sein, viele Vorgängermodelle trugen auf dem Objektiv einen Aufdruck „Leica Vario-Elmar“ oder ähnlich, auf der TZ55 steht nur noch „Lumix DC Vario“.
Auch der in einigen Vorgängermodellen eingebaute GPS-Empfänger ist entfallen, seine Funktionalität übernimmt ein per WLAN gekoppeltes Smartphone.
Auf der Oberseite befindet sich der Ein/Aus-Taster, die WLAN-Verbindungstaste, der Auslöser mit dem darum herum angebrachtem Zoomhebel sowie das Moduswahlrad. Die Rückseite wird vom klappbarem Display dominiert, daneben befinden sich die Videostarttaste, 4 Tasten für Display, Bildwiedergabe, Belichtung, und Quickmenu sowie das Steuerkreuz mit zentraler OK/Menutaste. Die vier Richtungen des Steuerkreuzes haben Doppelbedeutungen für Belichtungskorrektur, Blitz, Selbstauslöser und Makromodus.
Das Display ist nach vorn klappbar eingebaut, seine 460.800 Subpixel galten schon damals als niedrigauflösend. Das Display sitzt hinter einer Schutzscheibe, die aber nur aus transparentem Kunstoff ist, der seinerseits gerne verkratzt. Wie üblich sollte eine Schutzfolie aus dem Zubehörhandel aufgeklebt werden.
Die Speicherung erfolgt auf SD-/SDHC/SDXC-Karten bis ca. 64 GB oder den ca. 90 MB großen internen Speicher, der wie üblich ein „Abfallprodukt“ des Firmware-Flachbausteins ist und deswegen je nach Firmwareversion größer oder kleiner ausfallen kann.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Leider sitzt die Blitzröhre sehr nah am hervorstehendem Objektiv, so daß bei Weitwinkelaufnahmen die linke untere Bildecke vom Blitz nicht aufgehellt werden kann. Insbesondere bei Nahaufnahmen fällt das sehr störend auf, z. B. beim Beispielbild für die Verzeichnung.
Das Objektiv beginnt bei damals durchaus „normalem“ Weitwinkel von 24mm und reicht bis in den Telebereich von 480mm. Ohne Bildstabilisator wäre es nicht möglich, im Telebereich unverwackelte Aufnahmen anzufertigen, die Stabilisierung erfolgt durch den Power O.I.S benannten Optical Image Stabilisator mittels beweglichen Elementen im Objektiv.
Es gibt ein Quick-Menu für die schnelle Einstellung der wichtigsten Aufnahmeparameter. Die meisten der darin eingestellten Werte bleiben auch nach Abschalten der Kamera aktiv.
Die Kamera hat ein eingebautes WLAN. Die kostenlose iOS- bzw. Android-App ermöglicht die Fernsteuerung (inkl. Live-Bild) der Kamera, das Herunterladen der Bilder von der Kameraspeicherkarte auf das Handy bzw. Tablett und die Einbettung von GPS-Informationen des Mobilgerätes in die aufgenommenen Bilder.
Die Kamera schreibt einige interessante Dinge in die EXIFs: Neben den üblichen Angaben zu Kamera, Brennweite, Offenblende, aktuelle Blende, ASA-Wert, Aufnahmemodus, Belichtungszeit, Aufnahmezeitpunkt finden sich die Firmwareversion, die Seriennummer, diverse Aufnahmeparameter, ein optimaler Kindesname und dessen Alter (sic!, sofern im Kameramenu eingegeben), das Land, der Ort, die Sehenswürdigkeit, der aktuelle Reisetag (sofern im Menu eingetragen) und die vergangene Zeit seit dem letzten Kamera-Einschalten.
In die EXIFs wird die Zahl der Auslösungen nicht geschrieben, aber es gibt eine oft gut funktionierende Möglichkeit, sie zu ermitteln:
Sofern der Vorbesitzer die Bildnummer nicht im Kameramenu zurückgesetzt hat, läßt sie sich aus dem Ordner sowie dem Bilddateinamen ermitteln: Die Kamera beginnt mit der Ordnernummer 100 und zählt diesen alle 1000 Aufnahmen hoch, somit entspricht der Ordner 102 Auslösung 2000 bis 2999. Diese Zahl findet sich auch im Dateinamen jedes Bildes. Im Bild-Dateinamen „P1020786“ muß die fünfte Stelle gelöscht und die zweite Stelle um Eins vermindert werden, daraus resultiert dann „P002786“, somit hat die Kamera vermutlich 2786 Aufnahmen gemacht.
Keine Schnittstelle entspricht einer Norm, für USB und Video sind Panasonic-Spezialkabel erforderlich, da diese zu einer Kombibuchse zusammengefaßt sind. Auch das HDMI-Kabel verwendet eine Spezialbuchse. Panasonic legte kein Ladegerät bei, sondern lediglich einen USB-Netzadapter, der Akku wird in der Kamera geladen. Wer extern einen Zweitakku laden wollte, mußte sich ein passendes Ladegerät von der Zubehörindustrie kaufen.
Der UVP der Panasonic TZ55 betrug etwa 300 Euro. Der aktuelle Gebrauchtpreis liegt bei ca. 60-170 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich bekam das gezeigte Exemplar Ende 2024 geschenkt.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Panasonic TZ55 ist größtenteils aus Metall, jedoch wie allgemein üblich nur aus hauchdünnem Aluminiumblech. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff. Die Kamera war in Schwarz, Silber und als „Chocolate“ bezeichnetem Braun erhältlich. Schwarz und Silber entstanden durch entsprechende Eloxieren des Albgehäuses, die braune Farbe durch Aufspritzen einer gefärbten TPU-Schicht.
Die Kamera gehört zur Klasse der gehobenen Kompaktkameras mit Superzoom. Sie läßt sich gerade noch gut halten, eigentlich ist die Kamerahülle zu glatt für gutes Handling, und der angedeutete „Griff“ funktioniert nur für Rechtshänder halbwegs. Einhandbedienung ist möglich, aber das Festhalten mit der zweiten Hand ist sicherer.
Die objektivseitigen sicherlich vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden vermutlich durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 24mm ist die Verzeichnung der JPEGs erstaunlich gering.
Der Sensor (in Verbindung mit der Bildverarbeitung) schlägt sich gar nicht gut. Der Sensor neigt zum „Ausbrennen“ der hellen Motivdetails, bei kritischen Gegenlichtsituationen muß entweder durch geschickte Bildauswahl und danach Schwenken der Kamera usf das eigentliche Motiv oder per Belichtungskorrektur gegengesteuert werden. Bei allen ASA-Werten rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. In der Einstellung „Fein“ sind deutliche Kompressionsartefakte erkennbar, Details versinken im „Pixelmatsch“ bzw. dem bereits bei 100 ASA vom Kameraprozessor nicht beseitigbarem Rauschen.
Die Datenreduktion bei höchster Qualität hat den ungefähren Faktor 1:10, was für hohe Qualität an der untersten Grenze liegt. Faktor 1:5 wäre besser, läßt sich aber nicht einstellen.
Die Bildqualität der TZ55 ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorythmus sichtbar an Zeichnung und selbst bei 100 ASA ist Farb-Rauschen bei 100%-Ansicht vorhanden.
Die optische Bildstabilisierung arbeitet erstaunlich gut, oftmals sind eigentlich „unmögliche“ Aufnahmen mit 480mm Brennweite freihand möglich. Sicherheitshalber sollte man in Grenzbereich 3 bis 5 Aufnahmen des gleichen Motivs machen, ein Bild davon ist meistens sehr scharf und unverwackelt.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von etlichen Reisezoom-Kompakten), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher nicht mehr geeignet. Aktuelle Smartphones machen meist bessere Bilder, die TZ55 kann nur durch den enormem Telebereich ein wenig „punkten“.
Christian Zahn, Jahreswechsel 2024/2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 13.01.2025 |
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