Plawa DC 4 Kurzbericht
Hier stelle ich eine digitale Billig-Kompaktkamera vor, die eher eine Webcam denn eine richtige Kamera für Fotos ist. Da mein Exemplar defekt ist, kann ich keine Beispielbilder zeigen, verlinke aber auf eine fremde Webseite mit Fotos.
Ralf Jannke hat den „Hersteller“ Plawa ganz am Ende seines Beitrags „AGFA Digitalkameras, ein nachdenklich stimmendes Kapitel“ mit dem Kapitel „Nachtrag – Plawa ION 300“ gewürdigt. Auch in seinem Beitrag „Digitalkamera-Horrorkabinett: AGFAPHOTO 505-X, Medion Micromax“ taucht der Name Plawa wieder auf.
Spezifikationen
- Die ca. 2006 vorgestellte Plawa DC4 ist 99 x 62 x 29 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 80 g.
- Der CMOS-Sensor unbekannter Größe löst maximal 1600 x 1200 Pixel = 2 Megapixel auf, die Bilder können in der Kamera auf 4 Megapixel hochinterpoliert werden. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. AVI-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) oder einen kleinen internen Flash-Speicher (ca. 16 MB) aufgenommen.
- Das Objektiv ist ein Fixfokus-Objektiv unbekannter Brennweite mit fester Blende, die kb-äquivalente Brennweite dürfte bei etwa 35mm liegen
- Das Motiv wird durch einen optischen Durchsichtsucher anvisiert, außerdem ist ein ca. 0,8 Zoll großes LCD-Display vorhanden, das Live-View bietet und die Menüsteuerung übernimmt
- Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
- Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik, da feste Blende. Vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1/6s bis 1/5000 sek., rein elektronischer Verschluss, Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 2 Mignonzellen
Besonderheiten
Informationen zur Kamera sind 2021 im Netz nur wenig verfügbar, das große deutsche Portal „Digitalkamera.de“ listet sie nicht, die meisten Treffer landen in Portalen für Bedienungsanleitung- oder Treiber-Downloads.
Die Plawa Feinwerktechnik GmbH & Co. KG in Uhingen hat seit 1969 Diarahmen und Filmspulen produziert, seit etwa 2000 wurden Digitalkameras unter dem lizensierten Markennamen "Polaroid" vertrieben, seit ca. 2005 ebenfalls unter dem Markennamen "Agfa". 2008 erwarb Plawa die Namensrechte der insolventen “Unomat", 2012 wechselte Plawa dann von der inwischen wenig Gewinn bringenden Fotosparte zu Küchenmaschinen. 2014 erfolgte die Insolvenz; etwa 2015 ist die Firma wiederauferstanden. Im Jahr 2021 wurden per Firmenwebshop vermutlich die Lager-Restbestände an übriggebliebenen Digitalkameras und Zubehör der Marken Agfa, Polariod und Plawa angeboten.
Die Kamera hat lediglich eine Zeitlautomatik, da die Objektivblende nicht verändert werden kann. Weil die gesamte Technik auf Bauteilen für Webkameras beruht dürfte, hat die DC4 auch keinen mechanischen Verschluss, sondern die Belichtungszeiten werden rein elektronisch vom Bildsensor realisiert. Konsequenterweise lag der Kamera auch eine Software bei, die sie unter Windows als Webcam nutzbar macht.
Die Typenbezeichnung „DC4“ ist natürlich eine Mogelpackung, „Digital Camera 4 Megapixel“ stimmt nicht, die 2 Megapixel des Sensors lassen sich zwar auf 3 Megapixel (2048x1536) und 4 Megapixel (2304x1728) kameraintern hochinterpolieren, aber die DC4 müßte eigentlich DC2 heißen.
Die Menüführung ist sehr ungewöhnlich, teilweise muß zum Bestätigen einer Option nicht auf eine Taste neben dem Display gedrückt werden, sondern auf den Auslöser!
Die Stromversorgung erfolgt mit drei fast überall erhältlichen Mikrozellen. Akkus und Batterien sind verwendbar.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz oder es findet gar keine Blitzdosierung statt.
Der UVP der Plawa DC4 ist mir nicht bekannt. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen. Ich bekam mein defektes Exemplar geschenkt.
Beispielaufnahmen
Es gibt leider keine, da mein Exemplar defekt ist und nach Einlegen der Batterien keinerlei Reaktion zeigt. Es sind aber einige wenige Beispielaufnahmen im Internet sind verfügbar und zeigen keine besonders guten Aufnahmen.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der DC4 ist größtenteils aus Kunststoff. Lediglich die Zierblende um das Objektiv sowie ein Zierring am Objektiv sind aus Metall. Das Gehäuse ist sichtlich für ein größeres Display gedacht gewesen, um das winzige eingebaute LCD-Panel ist ein doppelt so großer schwarzer Rahmen angebracht worden. Und wie bei vielen Digitalkameras üblich, die Rundzellen zur Stromversorgung benutzen: Die Haltenasen der Batteriefachklappe sind winzig und brechen schnell ab, wenn der Kunststoff im Alter versprödet. Der Vorbesitzer hatte sich mit Tesafilm beholfen.
Vermutlich war die Batterielaufzeit nicht allzu hoch, da nur Mikrozellen verwendet werden, für Mignonzellen mit höherer Kapazität war im schlanken Kameragehäuse kein Platz.
Die Kamera gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden. Sie ist „Made in China“.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil OEM-Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet. Fast jedes aktuelle Smartphone erzeugt bessere Bilder als die DC4.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 15.11.2021 |
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