Polaroid PDC 2070 Kurzbericht, Christian Zahn

Hier stelle ich eine Kamera vor, die lediglich den Markennamen Polaroid trägt, mit diesem ehemaligem Hersteller von Sofortbildern und dazu gehörenden Kameras aber nicht allzuviel zu tun hat. Auch Ralf Jannke hat dieses Modell bereits beschrieben (Link:https://www.digicammuseum.de/gechichten/erfahrungsberichte/polaroids-pdc-2070-3030-5070/). Er bezeichnet die Kamera als „im Ritter-Sport-Format - Quadratisch-Praktisch-Gut?“.

Spezifikationen

  • Die 2002 vorgestellte Polaroid PDC2070 ist 82 x 76 x 40 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 140 g.
  • Der 1/2“ CCD-Sensor löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2,14 Megapixel auf. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 2/7,45mm Festbrennweite, die kb-äquivalent etwa 40mm entspricht.
  • Das Motiv wird über einen 1,2“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt, zusätzlich ist ein Durchsichtsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus.
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende. Belichtungszeiten ca. 1/8 bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Polaroid PDC 2070 wurde vor der Insolvenz von Polaroid (2008) vorgestellt. Produziert wurde die Kamera von einem chinesischem OEM/ODM-Hersteller mit dem Namen WWL (World Wide Licenses). „PDC“ steht für Polaroid Digital Camera. In Deutschland erfolgte der Vertrieb ggf. durch die inzwischen ebenfalls insolvente Plawa Feinwerktechnik GmbH.

Die Kamera hat lediglich eine Vollautomatik, wobei der Blitz automatisch zugeschaltet wird.

Die Stromversorgung erfolgt mit überall erhältlichen Mignonzellen. Akkus und Batterien sind verwendbar. Egal welche Akkus oder Batterien verwendet werden, die Batteriewarnung der Kamera kommt immer nach recht wenigen Aufnahmen, und die als „leer“ bezeichneten Batterien sind z. B. in einer Taschenlampe oder einem Radio noch lange verwendbar.

Das Display ist extrem klein und grobauflösend, es kann lediglich zur Bildausschnittswahl herhalten, die Schärfenbeurteilung ist darauf nicht möglich.

Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, er zeigt aber wie üblich weniger an, als später auf dem aufgenommenen Bild sein wird.

Die EXIFs sind nicht sehr ausführlich, sie umfassen nur das Mindeste, das im damaligen Standard vorgesehen war. Immerhin werden die wahren (also „krummen“ Belichtungszeiten angegeben, nicht wie üblich „gerundete“.

Als Speichermedium dienen die damals bereits allmählich veralteten SmartMedia-Karten, für die es inzwischen schwierig geworden ist, noch Kartenlesegerät zu bekommen, sie werden wie die Karten nicht mehr produziert.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt möglicherweise TTL mittels Vorblitz oder es gibt ggf. gar keine Blitzbelichtungsmessung.

Der UVP der Polaroid PDC2070 ist mir nicht bekannt. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen. Ich bekam die Kamera 2025 vom Editor dieser Zeilen geschenkt, weil er es doppelt hatte. Vielen Dank!

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel beschnitten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Lediglich Bild Nr. 3 ist halb „aufgehübscht, um die Möglichkeiten aufzuzeigen, die im Bild stecken, der Fotograf aber ohne Nachbearbeitung nicht bekommt.

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Polaroid PDC 2070 ist größtenteils aus Kunststoff. Lediglich das Stativgewinde ist aus Metall. Die Halteklammern des Batteriefaches sind 2025, also mehr als20 Jahre nach Herstellung der Kamera wie üblich gebrochen, so daß ein Kabelbinder die Klappe hält.

Die Kamera gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden.

Der Sensor schlägt sich wie zu erwarten gar nicht gut, alles ist „unterste Schublade“; Nachbearbeitung der Fotos mit EBV hilft etwas, die flauen Kontraste und die komischen Farben zu verbessern, als „Gut“ können die Ergebnisse jedoch immer noch nicht durchgehen.

Die Bildqualität der PDC2070 ist heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, leider nur als ausreichend bis mangelhaft. Auch zum Herstellzeitpunkt gab es Kameras mit 2 Megapixeln, die bessere Bilder erzeugten. Aber ggf. ist der Sensor bzw. die nachgeschaltete Elektronik gealtert, so daß die Fotos früher schärfer und farbtreuer waren.

Fazit

Eine digitalkamerahistorisch recht wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet. Als „Kinderkamera“, die zum „Kaputtmachen“ nicht zu schade ist, könnte sie dienen, aber die exotische Speicherkarte SmartMedia macht das schwierig bis unmöglich. Fast jedes aktuelle Smartphone erzeugt bessere Bilder.

Christian Zahn, September 2025

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben