Sony SELP1650 PZ OSS  an alpha 5000

Hier stelle ich ein AF-Objektiv des Sony NEX / E-Bajonettsystems vor. Es wurde als Setzoom zusammen mit etlichen Kameragehäusen verkauft, einzeln wurde es so gut wie nicht gekauft. Der Brennweitenbereich ist gegenüber üblichen Kitzooms erweitert, statt 18-55mm (entsprechend 28 bis 80 mm bei Kleinbild) bietet es 16-50mm, entspricht somit einem 24-70mm Zoom, hat also am „kurzen Ende“ einen größeren Bildwinkel, es „paßt mehr Motiv aufs Bild“.

Sony E 3,5-5,6 / PZ 16-50 OSS

Dieses Objektiv trägt zusätzlich die interne Kennung SELP1650, was für „Sony E-Lens PowerZoom“ steht. Das „PZ“ in der ausgeschriebenen Objektivbezeichnung meint ebenfalls PowerZoom, also elektrische Brennweitenverstellung. Einige Sony-Kameras mit E-Bajonett haben einen Zoomhebel eingebaut und können die Brennweitenverstellung steuern, dieses Feature wandte sich vor allem an Aufsteiger von Kompaktkameras, die ein manuelles Zoomen nicht gewöhnt waren.

An Bodys ohne den eingebauten Zoomhebel läßt sich das SELP1650 mit einem recht schwergängigem Schieber am Objektiv in der Brennweite verstellen, sogar mit unterschiedlichen Zoomgeschwindigkeiten. Je weiter der Schieber aus der Ruhelage bewegt wird, desto schneller wird die Brennweite verstellt. Losgelassen kehrt der Schieber per Federkraft in die Mittellage zurück.

Zusätzlich kann der im Objektiv eingebaute Encoderring ebenfalls zum Zoomen verwendet werden, auch hier gilt: Schnelles Drehen zoomt schnell, langsames Drehen ermöglicht feinfühlige Brennweitenverstellung. Trotzdem fühlt sich die elektrische Verstellung prinzipbedingt völlig anders an als die von anderen Objektiven her bekannte mechanische Verstellung. Es gibt aufgrund des Endlos-Encoders beispielsweise keine haptische Rückmeldung der beiden Endstellungen bei 16 bzw. 50mm.

Das Objektiv ist in Ruhestellung (also Kamera ausgeschaltet) wesentlich kürzer als in Arbeitsstellung, ein von Kompaktkameraobjektiven her bekanntes Verhalten. Die optische Konstruktion besteht aus 9 Elementen in 8 Gruppen, darunter 4 asphärische Flächen und ein ED-Glaselement. Die Blende hat 7 Lamellen. Die Abmäße betragen Durchmesser 65mm und Länge ab Bajonett 30mm (nicht aufnahmebereit). Eingeschaltet ist es fast doppelt so lang.

Bajonett und äußere Teile sind aus schwarz eloxiertem Aluminium, der Encoderring ist fein geriffelt. Der Zoomhebel und die Fassung der Frontlinse sind Kunststoffteile. Das Filtergewinde ist mit 40,5mm recht exotisch und eigentlich viel zu klein, es dreht sich weder beim Zoomen noch beim Fokussieren mit. Eine Streulichtblende wurde nicht mitgeliefert, es gab sie auch nicht als Nachkaufteil. Die Zubehörindustrie hatte kurz nach Verkaufsstart passende Blenden im Angebot, man sollte nur darauf achten, daß die gekaufte Blende im Weitwinkelbereich nicht vignetiert. Die hier gezeigte Blende muß z. B. bei 16mm zusammengefaltet werden, da sie ansonsten die Bildränder abschattet. Es ist meist besser, einen Filtergewindeadapter von 40,5mm auf z. B. 55mm einzuschrauben und eine  große Streulichtblende zu nutzen, da diese meist aufgrund des größeren Durchmessers bei 16mm nicht vignettierten.

Die UVP der Sony Alpha 5000 mit dem 16-50 OSS betrug etwa 500 Euro. Ich erwarb mein Exemplar Herbst 2023 für 100 Euro zusammen mit dem Set-Objektiv. Das gezeigte Exemplar sieht fast unbenutzt aus, der Vorbesitzer hatte lediglich ca. 1900 Aufnahmen gemacht. Ende 2023 wurde das Objektiv gebraucht für 50 bis 100 Euro je nach Zustand und Lieferumfang angeboten und verkauft.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei ASA-Automatik, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. In alle Beispiele sind 100%-Auschnitte einmontiert.

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, es ist äußerlich größtenteils aus Metall. Die feine Riffelung des Encoderrings neigt zum Verschmutzen bzw. Verstauben, die feinen Rillen lassen sich nur schwer reinigen, ein Tuch kommt nicht hinein, die Verwendung einer feinen Bürste ist nötig. Passend zu verschiedenfarbigen Kameras war das SELP1650 in Schwarz und Silber erhältlich.

Das Kitzoom „deklassiert“ jede Kamera, seine Auflösung reicht im Randbereich nicht einmal für die 14 Megapixel der NEX-3 und schon gar nicht für die 24 Megapixel der NEX-7, es ist bei 100%-Ansicht und Offenblende sichtbar randunscharf. Abgeblendet um 2 bis 3 Stufen wird es besser, aber in den Ecken immer noch nicht wirklich gut. Außerdem verzeichnet es deutlich, die Kamera korrigiert diesen Fehler genauso wie die chromatischen Aberrationen und die Vignettierung. Bei der alpha 5000 läßt sich die Verzeichniskorrektur für das SELP1650 nicht abschalten, dieser Menüeintrag ist deaktiviert. Die zeitgenössischen Tests bescheinigtem dem 16-50 besonders im Weitwinkelbereich abfallende Auflösung zu den Bildrändern, mancher Tester sprach sogar von „dezentriert montiertem Exemplar“, das er erhalten habe.

Sony hat das Objektiv „sparsam“ konstruiert, bei 16mm reicht der Bildkreis fast nicht für APS-C, die Ecken sind sehr dunkel. Da aber die Pixel der Bildecken in der Helligkeit angehoben werden, bekommt der JPEG-Fotograf nichts von den Objektivfehlern mit, nur aus ARWs entwickelte Fotos zeigen die wahren Zustände, im Weitwinkelbereich ist das Objektiv mit ca. 8% Verzeichnung schon fast ein „Fisheye“.

Der Bildstabilisator des 16-50 ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient (2 bis 3,5 Blendenstufen erreicht er meist problemlos).

Fazit: ein nur bei sehr geringen Ansprüchen an die Schärfe der Bildecken ausreichendes Objektiv, Fotografen mit Ambitionen sollten möglichst ein besseres Zoom nutzen. Viele Altglasschätze mit fester Brennweite aus der analogen Zeit „performen“ an der Alpha 5000 besser als das SELP1650.

Christian Zahn

PS.: Weit über 90 Prozent meiner Produktfotos von Kameras und Objektiven werden mit meiner Sony Alpha 3000 und dem Kitzoom SONY E-Mount 3.5-5.6/18-55 OpticalSteadyShot aufgenommen. Zumindest mein Exemplar scheint deutlich besser zu sein, als das von Christian Zahn hier präsentierte 16-50 mm Sony Zoom … Auch wenn das 18-50 nicht so schön kompakt ist.

Ralf Jannke

 

 

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