Sony NEX-3 mit 2,8/24 mm Nikkor AI und Serie E 2,8/28mm

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 40 Jahre alten Weitwinkel-Objektiven an der Sony NEX-3, einer spiegellosen APS-C-Systemkamera mit 14 Megapixeln.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern. Das 50mm-Normalobjektiv wurde im Verlauf der Bauzeit von Kameras mit Nikon-Bajonett mehrfach überarbeitet, diesmal zeige ich ein Exemplar der letzten Bauform mit manuellem Fokus und ein ein Exemplar der zweiten Bauart mit Autofokus.

Die „guten“ Nikon-Objektive hießen alle „Nikkor“, einfachere Baumuster wurden als „Serie E“ ab 1979 für einige Jahre gefertigt, als Nikon mit der EM erstmals eine preiswerte Spiegelreflexkamera baute, um gegen die inzwischen zum Marktführer gewordenen Canon AE-1 mithalten zu können. Serie E-Objektive sind größtenteils in Kunststoff gefaßt, die Montage erfolgte mehr durch Kleben denn durch Schrauben, so konnte vieles vollautomatisch zusammengesetzt werden, um die inzwischen erheblich gestiegenen japanischen Lohnkosten ausgleichen zu können. Außerdem wurde bei dieser Objektivlinie vor allem bei den Zooms nur eine Einschichtvergütung aufgebracht.

Nikkor 2,8/24 Ai

Das gezeigte Objektiv wurde etwa 1977 gebaut, es hat sowohl das „Hasenohr“ zur Kopplung an die Meßsucher älterer Nikon-Kameras als auch den Ai-Blendenmitnehmer. Es basiert auf seinem Vorgänger, dem Non-Ai-Nikkor 24mm von 1967. Die optische Rechnung blieb gleich, lediglich die Vergütung wurde deutlich verbessert. 1982 erschien die AiS-Version für Kameras mit Programmautomatik, wieder konnte die optische Rechnung unverändert übernommen werden.

Das 24er-Nikkor ist das erste Nikon-Objektiv mit „CRC/Close Range Correction = Floating Elements“, eine Linsengruppe wird beim Fokussieren leicht gegenüber den anderen Elementen verschoben, so daß die Abbildungsfehler bei allen Entfernungseinstellungen auskorrigiert sind (ohne diese Elemente ist ein Objektiv nur für eine Entfernung auskorrigiert und wird beim Fokussieren auf andere Entfernungen schlechter, was sich besonders bei lichtstarken Weitwinkelobjektiven an den Bildrändern bei Offenblende bemerkbar macht).

Beim Adaptieren an andere Kamerasysteme ist übrigens das genaue Auflagemaß wichtig, denn wenn der Adapter etwas zu kurz ist, muß für „Unendlich“ näher fokussiert werden und die Floating Elements korrigieren die Objektivfehler falsch, somit wird das Bild bei Offenblende nicht so gut sein, wie es bei korrekter Fokusstellung wäre. Ist der Adapter „zu kurz“, also vom Hersteller so gefertigt, daß „über Unendlich hinaus“ fokussiert werden kann, muß er durch Unterlegen von dünnen Korrekturblechen aus dem Werkzeugbau so korrigiert werden, daß seine Länge exakt stimmt und für unendliche Motive das Objektiv auch auf Unendlich scharf gestellt ist. Nur dann kann das Nikkor 2,8/24 seine Bildleistung auch bei allen Blenden und Entfernungen ausspielen.

Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt das 24er-Nikkor komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 54mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 64mm und wiegt 265 Gramm. Das Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt.

Das Filtergewinde beträgt Nikontypisch 52mm, die originale Streulichtblende wird eingeschraubt. Obwohl sich das Gewinde nicht mitdreht, ist sie rund und darum nicht so wirkungsvoll wie eine heutige blütenförmige Blende. Für die Beispielaufnahmen habe ich eine Weitwinkelstreulichtblende aus dem Zubehörhandel benutzt, da sich der Bildwinkel auf den eines 35mm-Objektivs verkleinert.

Der Fokusring ist recht breit und mit geriffeltem Gummi überzogen, er läuft seidenweich, bei meinem Exemplar leider inzwischen etwas zu leicht. Mit ca. 140° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern war damals nur aufgrund der CRC-Elemente möglich, weil es noch keine Ansphären gab. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen, wie erwähnt trägt er das „Hasenohr“ für die Offenblendenmessung bei älteren Nikon-Kameras. Übrigens: hat ein Hasenohr eines originalen Nikon-Objektivs nicht nur einen Schlitz, sondern drei, so ist es ein Ai-Objektiv. Hat der Mitnehmer nur einen Schlitz, so ist es ein Non-Ai-Objektiv, das ohne Modifikation des Blendenrings nicht an die meisten Nikonkameras angesetzt werden kann. Nachdem Ai eingeführt war, wurden neue Nikkore einige Zeit weiterhin mit dem Hasenohr ausgeliefert, danach konnte es noch lange durch den Nikon-Service an Ai-Nikkoren nachgerüstet werden.

Auf dem Blendenring sind übrigens zwei Skalen, die eine sieht der Fotograf, die zweite wird bei etlichen Nikon-Kameras in den Sucher eingespiegelt.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gewählt wurde Blende 5,6, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert überraschenderweise bei Blenden bis ca. 11 keine sehr gute Schärfe über die gesamte Bildfläche, die Ränder sind sichtbar unschärfer als die Mitte. Den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 wird nicht ausgereizt. Chromatische Aberrationen treten sehr deutlich auf, lassen sich aber bei der Bildaufbereitung gut beseitigen. Im Beispiel 2 sind Ausschnitte mit und ohne Korrektur der CAs zu sehen.

​​​​​​​Nikon Lens Serie E 2,8/28

Das 2,8/28mm Serie E gilt als eines der besseren Objektive dieses Typs und erschien 1980. Obwohl es weit vor der Nikon FA bzw. der Nikon FG erschien, ist es bereits vom Ais-Typ und somit für Programmautomatik geeignet. Wie fast alle Nikon-Objektive bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 35mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 60mm und wiegt nur 150 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Das Gewinde rotiert nicht mit. Mir fehlt die originale Streulichtblende, somit nutze ich eine preiswerte aus dem Zubehörhandel. Da der Bildwinkel an APS-C in etwa einem Normalobjektiv entspricht, ist an der NEX-3 keine Weitwinkel-Streulichtblende erforderlich, sondern eine für 50mm Brennweite.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas rauh. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 45° Einstellweg ist der Fokus gerade noch gut genug einstellbar, die Naheinstellgrenze ist 0,3 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen. Er hat keinen Mitnehmer für die älteren Non-Ai-Kameras, da Nikon nicht annahm, daß sich Besitzer dieser hochwertigen Bodys die einfachen Serie-E-Objektive kaufen würden.

Ich hatte das Objektiv bereits am digitalen Vollformat getestet und festgestellt, daß das Objektiv keine gute Schärfeleistung bietet. Meine Hoffnung war, daß es am kleineren APS-C-Sensor der NEX-3 besser zu gebrauchen ist, weil die Bildränder nicht benutzt werden, aber ich wurde wieder enttäuscht.

Mein Exemplar liefert keine gute Schärfe, es kann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 bei weitem nicht ausreizen. Selbst bei Verkleinerung ist erkennbar, daß der linke Bildteil wesentlich unschärfer als der Rest ist. Ich erhielt das Objektiv 2011 zusammen mit einer EM geschenkt, mit der ich es auf SW-Film nutzte. 2019 testete ich es an der dSLR Nikon D800 mit 36 Megapixel, damals war es über die gesamte Bildfläche ab 5,6 abgeblendet gleichscharf. Vermutlich hat sich im Innern eine der geklebten Linsen leicht verschoben, obwohl ich mich an keinen „Unfall“ erinnern kann.

Das gezeigte 28mm-Serie E werde ich zukünftig überhaupt nicht mehr einsetzen, da es defekt ist, muß es in die „Gruschelkiste“. Das 24er nutze ich zukünftig ebenfalls nicht mehr an der Sony, merkwürdigerweise „performt“ es an der NEX-3 wesentlich schlechter als sein optisch völlig baugleicher Nachfolger AF-Nikkor 2,8/24, das die gleiche Neigung zu deutlichen CAs hat.

Jedoch liegt das wohl weniger am Objektiv, sondern mehr am Sensor der Sony NEX-3 bzw. dem Tiefpaßfilter davor, denn auch andere Objektive, die z. B. an der Fuji X-E2 kaum CAs aufweisen, zeigen diesen optischen Fehler an der NEX. Siehe z. B. meinen Test des 15mm Super Wide Heliars an beiden Kameras.

Fazit

Das gezeigte 28mm-Serie E werde ich zukünftig überhaupt nicht mehr einsetzen, da es defekt ist, muß es in die „Gruschelkiste“. Das 24er nutze ich zukünftig ebenfalls nicht mehr an der Sony, merkwürdigerweise „performt“ es an der NEX-3 wesentlich schlechter als sein optisch völlig baugleicher Nachfolger AF-Nikkor 2,8/24, das die gleiche Neigung zu deutlichen CAs hat.

Jedoch liegt das wohl weniger am Objektiv, sondern mehr am Sensor der Sony NEX-3 bzw. dem Tiefpaßfilter davor, denn auch andere Objektive, die z. B. an der Fuji X-E2 kaum CAs aufweisen, zeigen diesen optischen Fehler an der NEX. Siehe z. B. meinen Test des 15mm Super Wide Heliars an beiden Kameras.

Christian Zahn

 

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