Sony NEX-3 Nikon Serie E 36-72 und 35-70

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 40 Jahre alten Standard-Zoomobjektiven an der Sony NEX-3, einer spiegellosen APS-C-Systemkamera mit 14 Megapixeln. Ralf Jannke hat das Serie E 36-72 mm Zoom auf der Vollformat Nikon Z6 ausprobiert.

Nikon hat das F-Bajonett zusammen mit der Nikon F im Jahr 1959 vorgestellt, von Anfang an waren die Objektive mit Springblende ausgestattet, die Innenmessung kam jedoch erst später zusammen mit den entsprechenden Meß-Suchern. Die „guten“ Nikon-Objektive hießen alle „Nikkor“, einfachere Baumuster wurden als „Serie E“ ab 1979 für einige Jahre gefertigt.

Nikon Serie E Zoom 1:3,5 / 36-72 mm

Das gezeigte Objektiv erschien 1982 und wurde meines Wissens nur kurze Zeit gebaut.

Das Objektiv ist bei 72mm Zoomstellung ca. 65mm lang, in Weitwinkelstellung verlängert es sich auf 95mm, hat einen Durchmesser von etwa 66mm und wiegt 375 Gramm. Das Objektiv ist als preiswertes Serie E - Objektiv teilweise aus Kunststoff gebaut.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Mir fehlt die originale, wie üblich nutze ich einen China-Ersatz, bei der Verwendung an der Cropkamera genügt eine Normal-Blende, eine Weitwinkelblende ist an der NEX-3 nicht erforderlich.

Der kombinierte Zoom- und Fokusring ist breit und mit einer gummierten Riffelung versehen, er läuft recht leicht, so daß sich die Zoomposition beim Tragen der NEX-3 von allein verstellt, weil das Objektiv nach vorn kippt. Steht das Objektiv mit dem Bajonettdeckel auf dem Tisch, sollte man es nicht am Zoomring anheben, da es erst länger wird, bevor man es dann letztlich hochhebt. Mit ca. 30° ist der Fokus-Einstellweg viel zu kurz, die Naheinstellgrenze von 1,2 Metern ist viel zu lang. Eine Markierung für die Infrarotfotografie und Tiefenschärfekurven sind vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, er ist etwas hakelig.

Die Zoomkonstruktion ist recht merkwürdig: Das Objektiv ist in der Telestellung am kürzesten, dann ist die hintere Linsengruppe am weitesten vom Sensor entfernt; beim Zoomen in die Weitwinkelstellung wird das Objektiv länger und die Hinterlinse nähert sich dem Sensor immer mehr. Wie viele in den 1980er Jahren gefertigte Objektive ist es ein Schiebezoom, bei dem mit einer Handbewegung sowohl Brennweite als auch Entfernung eingestellt werden können.

Die Brennweitenangabe erscheint etwas seltsam: 36-72mm sind „krumme Werte“, zum Herstellzeitpunkt üblich waren 35-70mm. Aber auch Nikons erstes Normal-Zoom, das 1963 erschiene 43-86mm Nikkor, hat aus heutiger Sicht merkwürdige Brennweiten.

Die Offenblende ist mit 1:3,5 lediglich 1/3 Blendenstufe lichtstärker als die übliche Offenblende 1:4, der Unterschied fällt in der Praxis kaum ins Gewicht.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gespeichert wurde als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Das Objektiv liefert keine besonders gute Schärfe, es kann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 nicht völlig ausreizen. Bei Offenblende sind die Bildränder unscharf, abgeblendet werden sie nur recht gut. Chromatische Aberrationen treten deutlich auf, beim Abblenden verschwinden sie größtenteils, lassen sich aber gut durch den RAW-Konverter beseitigen. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr preiswert erhältlich, je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und 80 Euro.

Zoom-Nikkor 1:3,5-4,8 / 35-70 mm

Das gezeigte Objektiv erschien 1997 zusammen mit der FE-10 bzw. FM-10 und wurde nicht von Nikon selbst hergestellt. Sowohl die beiden Kameras als auch das Zoomobjektiv waren eine Auftragsproduktion und wurden von Cosina hergestellt, die FM-10 ist eine modifizierte CS-1. Auch das im Set immer mitvekaufte Kitobjektiv 35-70mm ist von Cosina gefertigt, wurde aber auf Vorgabe von Nikon mit einem Metallbajonett statt Kunststoffbajonett versehen. Auch andere Hersteller haben zum Ende der Manuellfokus-Ära bei Cosina Kameras und Objektive bauen lassen, so Olympus die OM-2000 oder Canon die T60. Im Lieferumfang war immer eine Version des 35-70mm-Objektives mit zur Kamera passendem Bajonett.

Die FM-10 war eigentlich als preiswerte Nikon für den Verkauf in Schwellenländern gedacht, war aber später offiziell in den USA erhältlich. In Europa wurde sie nicht angeboten, jedoch durch Drittfirmen grau-importiert. Ab 2006 war sie die letzte filmbasierte manuellfokussierte Kamera, die Nikon vertrieb (neben dem AF-Modell F6). Im Herbst 2018 war sie noch nicht offiziell abgekündigt, aber auf der Nikon-USA Seite als "momentary out of inventory" gelistet". 2022 findet sie sich im Nikon-Web-Katalog im „Discontinued“-Archiv.

Das Zoom-Nikkor 35-70 ist bei 50mm Zoomstellung ca. 65mm ab Bajonettauflage lang (bei Brennweite 35 verlängert es sich um ca. 6mm), hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 185 Gramm. Das Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gebaut, sichtbar aus Metall ist lediglich das Bajonett und der Blendenantriebshebel. Beim abgebildeten Exemplar ist der angeklebte Frontring leider bereits beim Vorbesitzer abgefallen.

Das beim Fokussieren mitdrehende Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Mir fehlt die originale, wie üblich nutze ich einen China-Ersatz. Auch hier genügt eine Normal-Blende.

Der Fokusring ist breit und mit einer gummierten Riffelung versehen, er läuft weder zu leicht noch zu schwer. Allerdings ist er weit vom seidenweichen Lauf der echten Nikkore entfernt, sondern etwas „kratzig“. Mit ca. 90° ist der Einstellweg recht kurz, die Naheinstellgrenze von 0,5 Metern ist gut. Der Makrobereich ist nicht mit einer Entfernungsangabe versehen. Zwei Markierungen für die Infrarotfotografie sind für 35 und 50mm vorhanden, Tiefenschärfekurven fehlen.

Der ebenfalls gummiüberzogene Zoomring läuft recht leicht, aber auch von leisen kratzenden Geräuschen begleitet.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen, die Blende hat nur 6 Lamellen.

Alle Aufnahmen entstanden wie oben beschrieben.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert keine gute Schärfe, es kann den 14-Megapixel-Sensor der NEX-3 nicht ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder etwas unscharf, aber auch abgeblendet sind sie in Weitwinkelstellung nicht besonders gut. Chromatische Aberrationen treten sichtbar auf, beim Abblenden verschwinden sie größtenteils, sie lassen sich durch den RAW-Konverter am Computer aber gut korrigieren. Die Verzeichnung ist deutlich bemerkbar.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr preiswert erhältlich, je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 5 und 35 Euro. Meist wird es zusammen mit einer Nikon FM10 bzw. FE10 verkauft, wobei die Käufer wohl mehr auf die Kamera als auf das mitverkaufte Objektiv Wert legen.

Fazit

Beide Zoomobjektive haben sich bereits an der Vollformatkamera Nikon Z5 nicht bewährt, an der NEX-3 schneiden sie trotz „Ausblenden“ der schlechteren Bildränder ebenfalls nicht besonders gut ab, so daß ich sie zukünftig an digitalen Kameras wohl nicht mehr verwenden werde.

Christian Zahn

 

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