Sound Vision CMOS-PRO

Kein „Erfahrungsbericht“, sondern die Erinnerung an die Photokina 1998, wo ich die Sound Vision CMOS-PRO Kamera in Aktion gesehen habe. Den Prospekt habe ich seinerzeit gerne mitgenommen und jetzt im Keller wiedergefunden.
17 Jahre später, frage ich mich, ob dieses Konzept eines 960x800 Pixel Monochrom CMOS-Sensors wirklich das brachte, was sich die Macher vorstellten. Denn in einem Text ist die Rede von: Der Klick auf „Sichern“ speichert das Foto unkomprimiert als TIFF in seiner echten Auflösung von 960x800 Pixel, es kann aber auch 200 Prozent hochskaliert als 1920x1600 Pixel 3 MP!) Foto an Photoshop übergeben werden...“ Aha, „Mogelpackung“ = Interpolation.
Was mit jedem beliebigen digitalen Foto in gewissen Grenzen möglich ist – Hochrechnen/Interpolieren –, sollte bei der CMOS-PRO zu einem besseren Ergebnis führen. Warum?
Bei der Mehrzahl der in Kameras eingesetzten Sensoren, sitzt vor jeder einzelnen Fotodiode, jedem Pixel ein nach bestimmten Mustern angeordneter Farbfilter: 2x Grün und je 1x Rot und Blau für vier Pixel. Daraus errechnet die Kamerasoftware für jeden einzelnen Pixel die tatsächliche Farbe. Das alles mit einem Foto per One-Shot-Sensor. Also auch eine Interpolation.
In der CMOS-PRO sitzt ein in Großbritannien hergestellter 10,8x8,64 mm großer CMOS Three-Shot-Sensor. Das fertige Foto besteht aus drei Einzelaufnahmen, die durch einen Rot-, Grün- und Blaufilter belichtet und zu einem Bild verrechnet werden. Und das soll – zumindest theoretisch – von der Farbqualität besser sein als die eine Aufnahme durch die so genannte Bayer-Matrix. Und das aus drei Einzelaufnahmen bestehende Bild 200% hochinterpoliert ist die bessere Grundlage als die Einzelaufnahme.
Womit der Verwendungszweck der CMOS-PRO klar ist: unbewegte Farb-Aufnahmen im Studio und das auch nur bei ständiger Verbindung der Kamera mit dem Rechner über Kabel. In der Apple Macintosh-Welt SCSI, in der Windows-Welt über die parallele LPT1-Druckerschnittstelle. Wird Schwarzweiß fotografiert, darf sich das Motiv auch bewegen!
Vom Klicken auf die Aufnahmeschaltfläche im Photoshop Plug-in bis zum fertigen Foto vergehen 23,5 Sekunden. Die Belichtung durchs Rotfilter benötigt 4,5 Sekunden, die durchs Grün- und Blaufilter je 7 Sekunden. Nach weiteren 5 Sekunden sind die drei Einzelaufnahmen zu einem Foto verrechnet und selbiges wird auf dem Monitor angezeigt.
Gesteuert wird die CMOS-PRO über den PC/Mac und ein Photoshop Plug-in. Neudeutsch spricht man von „Tethering“
Die Kamera ist ein 14x10x4,4 cm großer Kasten, der für Objektive mit C-Mount vorgesehen ist. In der Vergangenheit wurde der C-Mount für 16 mm Filmkameras benutzt, um die Objektive wechseln zu können. Der Anschluss hat sich aber auch in die Neuzeit gerettet und wird bei Videokameras weiterverwendet. Für den C-Mount gibt es eine riesige Zahl Objektive unterschiedlichster Brennweiten: Vom Fisheye über Makrozwischenringe und Mikroskop-Adapter bis hin zum Tele. Außerdem bietet Sound Vision Adapter für Kleinbildkameraobjektive, zum Beispiel von Nikon.
Sound Vision wird von Bob Caspe geführt. Caspe gründete auch die Firma Leaf, die bis heute digitale Rückteile für Mittel- und Großformat-Kameras produziert. Auf der Photokina 1992 setzte Leaf den Maßstab für digitale Bilderfassung. Caspe verkaufte Leaf später an Scitex. Seine Erfahrung floss auch in die neue CMOS-PRO Kamera. Die Sound Vision Inc. wurde 1995 gegründet.
Die Firma war Pionier in der CMOS-Technik und die SVMini 203 war die erste Digitalkamera der Welt mit einem CMOS- statt eines CCD Sensors. Reste der Sound Vision CMOS PRO Internet-Seite sind gesichert.
Die Sound Vision CMOS-PRO soll 1995 US$ gekostet haben, wobei ein 12,5 und 50 mm Objektiv im Preis inbegriffen gewesen sein soll.
Ralf Jannke
PS.: In dieser rein theoretischen Abhandlung fiel der Name „Leaf“.

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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 23.10.2023 |
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