Kompaktkamera (ALDI) Traveler DC 7900
Hier stelle ich eine der vielen Kompaktkameras vor, bei Aldi Süd verkauft wurde.
Spezifikationen
- Die 2007 vorgestellte Traveler DC 7900 ist 90 x 62 x 27 mm groß und wiegt 130 Gramm.
- Der vermutlich 2,5“-CCD-Sensor (5,7x4,3mm) löst maximal 3072 x 2304 Pixel = 7 Megapixel auf. Von der ISO-Automatik oder manuell werden 64 bis 400 ASA eingestellt. Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 6,1-18,3 mm/1:2,8-4,8 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 36-108 mm.
- Das Motiv wird über einen 2,4“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik oder Motivprogramme, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1/2s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 2 Mignonzellen
Besonderheiten
Die Traveler DC 7900 (Traveler = Reisender, DC = Digital Camera) war eine OEM-Auftragsproduktion, hergestellt in Taiwan oder China von Premier für die Supra GmbH, Kaiserslautern, vertrieben bei Aldi Süd, Mülheim. (Kameras bei Aldi Nord, Essen, wurden von Medion importiert.) Das Herstell-Land ist auf dem Typenschild nicht angegeben.
Das Menu ist nicht allzusehr angepaßt, immerhin gibt es ein Startbild mit Traveler-Logo und die Sprache läßt sich auf Deutsch umstellen.
Die Traveler benutzt fast überall erhältlichen Mignonzellen, sie ist auch kein „Batteriefresser“, sondern kommt mit einem Satz recht lange aus, auch wenn bei Akkus bald die gelbe Akkuwarnung angezeigt werden, lassen sich noch viele Bilder damit machen, auch mit Blitzeinsatz.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
Die Bedienelemente sind auf das Mindestmaß reduziert, die Oberseite ist mit dem im Modusrad eingesetztem Hauptschalter und dem Auslöser sehr übersichtlich, die Rückseite wird vom Display dominiert (auch wenn deutlich erkennbar ist, daß der Hersteller größere Panels verbaut hat, wenn der Kunde es wünschte und bezahlte, denn um das Display ist reichlich „Luft“). Die Zoomwippe, das Steuerkreuz mit Mitteltaste (wie in der Klasse allgemein üblich mit Doppelbelegung aller Richtungstasten) und 3 Knöpfe müssen für die Bedienung ausreichen, weitere Funktionen sind über das Menu erreichbar. Auch dieses ist sehr „aufgeräumt“, weil sich nicht allzuviel verstellen läßt.
Das Objektiv beginnt bei dem für Billigkameras damals durchaus noch normalem Weitwinkel von ca. 36mm und reicht nur bis 108 mm. Die Sensorgröße steht nicht im Handbuch, 1/2,5-Zoll habe ich aus den echten und den äquivalenten Brennweiten (somit dem Cropfaktor) ermittelt.
Als Speichermedium dient eine SD-Karte bis 2 GB. Größere SDHC-Karten akzeptiert die Kamera nicht. Mitgeliefert wurde eine 512MB-Karte. All das war 2007 eigentlich nicht mehr zeitgemäß und nur aufgrund des geringen Verkaufspreises verständlich.
Die Video-Aufzeichnung hat nicht mehr zeitgemäße 320x240 Pixel und wird über das Moduswahlrad aktiviert.
Die EXIFs sind wenig aussagekräftig, es gibt keinerlei „MakerNotes“ mit tiefer ins Detail gehenden Angaben, lediglich die im EXIF-Standard definierten Felder sind teilweise gefüllt, teilweise bleiben sie leer. Als Hersteller ist „Supra“ eingetragen, als Kameramodel „DC 7900“ und als Bildbeschreibung „DIGITAL CAMERA“. Traveler taucht nicht auf.
Die Bildnamen sind eingedeutscht, sie lauten „BILD1234.JPG“. Außer bei Kameras von Traveler habe ich das noch nicht gesehen.
Das Display ist völlig ungeschützt eingebaut worden, eine Kratzschutzfolie aus Glas oder Kunststoff sollte unbedingt angebracht werden. Die USB- und die Videoschnittstelle sind in einer Kombibuchse zusammengefaßt, darum sind Spezialkabel erforderlich. Die Videobuchse entspricht der Norm. Die Schnittstellen sind ebenfalls nicht durch eine Abdeckung geschützt und verschmutzen darum sehr leicht.
Die Kamera wurde in einem Komplettset bestehend aus Kamera, Aufbewahrungstasche, 4 Akkus, 512 MB-Speicherkarte, USB-Kabel, Videokabel und Akkuladegerät verkauft. Auf einer beigelegten CD gab es das Handbuch in mehreren Sprachen und einige Programme.
Im Jahr 2024 findet man über die Kamera im Internet nur wenig Informationen, zum einen bei diversen Anleitungssammel-Seiten die Anleitung zum Herunterladen sowie jede Menge Verkaufsangebote in diversen Verkaufsportalen für gebrauchte Exemplare.
Die UVP der DC 7900 lag bei knapp unter 100 Euro, es sollen entweder 99 oder 99,99 gewesen sein. Der realistische aktuelle Zeitwert dürfte um 1 Euro liegen, verkauft wurde die Kamera im letzten Quartal 2023 aber für 5 bis 50 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich erhielt das recht pfleglich benutzte Exemplar Ende 2023 (nur die Beschriftung des Objektivs ist etwas abgerieben), der Bildzähler stand auf knapp 3600 „Klicks“.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Alle Aufnahmen entstanden bei 64 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Das Gehäuse der Traveler DC 7900 fast komplett aus Kunststoff, auch das Stativgewinde ist ein eingeschraubtes Teil aus Plastik. Lediglich einige Zierelemente sind aus Metall. Neben dem gezeigtem silbernem Finish gab es auch eine Version in Schwarz.
Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten Kompaktkameras. Für den winzigen Sensor ist die Auflösung mit 7 Megapixel gerade noch vertretbar, bei 64 ASA ist jedoch bereits leichtes Farbrauschen sichtbar. Der der Kameraprozessor überschärft die Aufnahmen, so daß weiße „Geisterkanten“ entstehen. Insbesondere in den Bildecken sind starke chromatische Aberrationen sichtbar.
Bei höheren ASA-Werten (die Kamera geht bis 400 ASA) hingegen entstehen Fotos ohne viel Zeichnung und mit weggebügelten Details.
Die Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 37mm ist die Verzeichnung recht deutlich sichtbar.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur noch geeignet, sofern die Ansprüche gering sind, vielleicht als erste Kamera für ein Kind. Wie schon so oft hier gesagt und auch diesmal wiederholt: aktuelle Smartphones haben diese Kameraklasse zu recht „beerdigt“.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 18.01.2024 |
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