Die verborgenen Informationen in EXIFs von JPEGs und RAWs - Ein kleiner Praxisbericht von Christian Zahn

Was sind EXIfs?

Das Exchangeable Image File Format (abgekürzt EXIF) wurde um 1998 von der JEITA (Japan Electronic and Information Technology Industries Association) zum Abspeichern von Metadaten in Bilddateien standarisiert. Seit dem gibt es Kameras, die diese Daten in ihre Bilder schreiben, um unsichtbare Zusatzinformationen im Bild ablegen zu können.

Neben dem genormten Teil (dessen Spezifikation sich mehrfach änderte, aktuell ist die V2.31 Revision 04-2016) gibt es auch einen herstellerspezifischen umdokumentierten Teil, in dem jede Kamera ablegen kann, was sie möchte und das auch ohne offengelegte Dokumentation. Trotzdem hat die Usergemeinde viele der undokumentierten herstellerspezifischen Einträge (TAGs genannt) entschlüsseln können.

Programme zum Anzeigen:

Die Perl-Bibliothek „ExifTool“ läuft auf jedem Computersystem, auf dem die Programmiersprache „Perl“ installiert ist (dazu zählen alle auf Unix basierenden Betriebssysteme, also auch Mac OS X) und wird als „freie Software“ in vielen Programmen integriert ausgeliefert (z. B. dem GraphicConverter oder dem Firefox). Außerdem existieren etliche GUIs (also ausführbare Programme mit Menüsteuerung), die diese Bibliothek per Maus benutzbar machen.

Hinweis: alle Programme von Adobe (inkl. Lightroom und Photoshop) löschen die MakerNotes aus den Bildern, die aus LR oder PS exportierten Dateien beinhalten nur noch die genormten EXIFs und zusätzlich im XMP-Format abgelegte Adobe- und IPTC-Tags.

Genormte EXIF-TAGs

Oben ein Bildschirmfoto von GraphicConverter bei der Anzeige eines Sony alpha-100-ARWs

Da digitale Bilder nur Computerdateien sind, werden die einzelnen Tags als Datenpaar aus ID (2 Byte) und einem Wert abgelegt. Der Wert kann eine Zahl, ein Textstring oder ein Bitflag sein. Der in der folgenden Tabelle genannte Name ist nicht in der Datei vorhanden, das jeweilige Anzeigeprogramm hat aber eine Liste, in der die ID und der anzuzeigende Name abgelegt sind.

Als Beispiel seien die folgenden aufgezählt:

ID (hex.)

Name

Bedeutung 

9000

ExifVersion

Version des Exif-Standards 

010F

Maker

Name des Kameraherstellers 

0110

Model

Name des Kamera-Modells 

0112

Orientation

Bild-Ausrichtung Hochformat / Querformat 

9003

DateTimeOriginal

Aufnahmedatum 

Des weiteren finden sich dort die Aufnahmeblende, die Belichtungszeit, die ASA-Zahl, die Belichtungsmessung, der Fotograf, der Künstler, ein Benutzerkommentar, eine Bildbeschreibung uvm. Nicht alle Kameras unterstützen alle Tags, bei manchen kann man z. B. den Copyright-Tag nicht frei eingeben, sondern er wird mit „Copyright Ricoh-User“ oder ähnlichem gefüllt. Bei Sony oder Olympus-Kameras wird der Kommentartag fast immer mit einem festen Text beschrieben.

Die GPS-Angaben sind ebenfalls genormt und enthalten neben der Ost-West - und Nord-Süd - Angabe auch Felder mit dem Namen des aktuellen Landes, des Ortes und der Sehenswürdigkeit in der Nähe, sofern die Kamera das bereits eingebettet hat oder ein Tool an Computer diese Angaben nachträglich hinzugefügt hat. Außerdem ist in einem genormten Tag das in jedem Bild enthaltene niedrigaufgelöste Vorschaubild abgelegt, das zur schnellen Bildanzeige auf dem Kamera- oder Computerbildschirm dient, ohne die gesamte Datei vom Speichermedium lesen zu müssen.

Maker-Notes

Die Maker-Notes sind die undokumentierten Tags der Hersteller. Davon gibt es im Lauf der Jahre viele Versionen, da sich die Kameras weiterentwickelt haben und somit immer mehr Zusatzinformationen im Bild abgelegt werden müssen.

In RAW-Files legen die Kameras die Bildparameter ab, die der Fotograf in den entsprechenden Menüs eingestellt hat (z. B. Schärfe, Klarheit, Sättigung, Rauschkorrektur usw) sowie viele Informationen, die die Objektive zum Aufnahmezeitpunkt der Kamera mitteilen (darunter Verzeichnung, Vignettierung, chromatische Aberrationen, Bildfeldwölbung uvm.).

Diese Informationen können die Computer-RAW-Konverter der Hersteller oder von Fremdanbietern auswerten, um die entsprechenden Bildfehler zu korrigieren. Manche Konverter (wie Darktable oder Raw Photo Decoder) ermöglichen es, die Korrekturparameter bei der Bildentwicklung ein- oder auszuschalten.

Ebenso hat die Usergemeinde etliche der Maker-Notes entschlüsselt, einige jedoch nicht. Darum sollte immer die neuste Version der Exit-Tool-Bibliothek genutzt werden, um auf dem neuesten Stand zu sein.

Nachfolgend einige Maker-Notes von ausgewählten Kameras aus meiner Sammlung bzw. aus dem Bekanntenkreis, ausgelesen mit dem GraphicConverter Version 9.7.5, außergewöhnliche Tags sind fett hervorgehoben.

Maker-Notes der Nikon D800

Die Maker-Notes beinhalten zunächst eine Versionsnummer (bei der D800 V2.10), dann folgen Angaben zu Bildqualität, Weißabgleich, Fokusmodus, Blitzeinstellung, Blitztyp, Belichtungskorrektur, Blitzbelichtungskorrektur, die Kameraseriennummer (was manchem Dieb überführt hat, der mit einer gestohlenen Kamera gemachte Bilder online gestellt hatte!), den Farbraum, den VR-Modus des Objektivs, den D-Lighnting-Status, Angaben zur Bildoptimierung (Schärfe, Kontrast, Farbe, usw.), Vignettierungskontrolle, Verzeichnungskorrektur, HDR, das verwendete Objektiv, Auto-ISO on/Off, Rauschreduktion, die Version der Kamerainternen Objektivdatenbank, die Bildgröße in Bytes (damit können z.B. nachträgliche Veränderungen festgestellt werden, sofern der Bearbeitende es vergißt, diesen Tag anzupassen), die in Nikon Capture NX durchgeführten Bearbeitungsschritte (sofern es ein am Computer bearbeitetes RAW war), die Anzahl der Auslösungen (diesen Tag werten alle Onlinetools aus, die die Auslösungen durch ein hochgeladenes Bild ermitteln), Angaben zur Blitzsteuerung inkl. Angaben zur den drei drahtlosen Kanälen), Angaben zu Mehrfachbelichtungen, die letzte Einschaltzeit der Kamera (somit kann aus der Differenz zum aktuellen Bild die Einschaltdauer errechnet werden), Angaben zum AF inkl. aktivem AF-Feld, die Ordnernummer und die Bildnummer im Ordner auf der Speicherkarte, Angaben zum AF-Feintuning,

Maker-Notes der Nikon D3300

Die Maker-Notes beinhalten zunächst eine Versionsnummer(bei der D3300 V2.11), dann folgen Angaben zu Bildqualität, Weißabgleich, Fokusmodus, Blitzeinstellung, Blitztyp, Belichtungskorrektur, Blitzbelichtungskorrektur, die Kameraseriennummer (was manchem Dieb überführt hat!), den Farbraum, den VR-Modus des Objektivs, den D-Lightning-Status, Angaben zur Bildoptimierung (Schärfe, Kontrast, Farbe, usw.), Vignettierungskontrolle, Verzeichnungskorrektur, HDR, das verwendete Objektiv, Auto-ISO on/Off, Rauschreduktion, die Version der Kamerainternen Objektivdatenbank, die Kamerafirmwareversion, die Bildgröße in Bytes (damit können z.B. nachträgliche Veränderungen festgestellt werden, sofern der Bearbeitende es vergißt, diesen Tag anzupassen), die in Nikon Capture NX durchgeführten Bearbeitungsschritte (sofern es ein am Computer bearbeitetes RAW war), die Anzahl der Auslösungen (diesen Tag werten alle Onlinetools aus, die die Auslösungen durch ein hochgeladenes Bild ermitteln), Angaben zur Blitzsteuerung inkl. Angaben zur den drei drahtlosen Kanälen), Angaben zu Mehrfachbelichtungen, die letzte Einschaltzeit der Kamera (allerdings nur mit Nullen gefüllt, also ohne Funktion), Angaben zum AF inkl. aktivem AF-Feld, die Ordnernummer und die Bildnummer im Ordner auf der Speicherkarte

Maker-Notes der Pentax K-x

Die Maker-Notes beinhalten zunächst eine Versionsnummer (bei der K-x V5.1.0.0), dann folgen Angaben zur Bildqualität, zum AF-Punkt, zur Belichtungsreihe, zu Bildparametern wie Schärfe und Kontrast, die CPU-Firmwareversion, die DSP-Firmwareversion, der ermittelte Lichtwert, das Motivprogramm und die Belichtungsart, Einzel- oder Serienaufnahme, der Farbraum, Angaben zum Telekonverter, die Kameratemperatur zum Aufnahmezeitpunkt (könnte von RAW-Konvertern für Rauschunterdrückungsoptimierung genutzt werden), Angaben zum kamerainternen Stabilisator, die Auslöseverzögerung in Sekunden, die vom Bildstabilisator genutzte Brennweite, die Anzahl der Auslösungen (diesen Tag werten alle Onlinetools aus, die die Auslösungen durch ein hochgeladenes Bild ermitteln), Status der Gesichtserkennung, Angaben zum Weißabgleich, Angaben zum Heimat- und Zielort, Schwarzpunkt, Weißpunkt, Angaben zur ISO-Automatik, Angaben zum Objektiv, das Kameraherstelldatum, den Status des Kamerabatterie in Volt (Leerlaufspannung und zum Aufnahmezeitpunkt unter Last), die AF-Meßzeit, die Kameraseriennummer (was manchem Dieb überführt hat!)

Maker-Notes der Sony alpha 7

Die Maker-Notes beinhalten zunächst ein Vorschaubild, die Bildbewertung durch den Benutzer, Angaben zu Bildparametern wie Schärfe oder Sättigung, Angaben zur Objektivbildstabiliserung, Angaben zu Telekonverter, Bildeffekten, Vignettierungskorrektur, Verzeichnungskorrektur, CA-Korrektur, Blitz, Autofokusfeld, Belichtungsmodus, Auslesemodus, Kameraausrichtung, Kameravorstell-Jahr (nicht Baujahr!), Belichtungszeit in angenäherten Drittelstufen-Normwerten und tatsächlicher Zeit, Zoomposition, Akkutemperatur, Batteriekapazität in Prozent, Firmwarestand von Kamera und Objektiv, die Anzahl der Auslösungen (diesen Tag werten alle Onlinetools aus, die die Auslösungen durch ein hochgeladenes Bild ermitteln), die Kameraseriennummer 

Maker-Notes der Sony alpha 100

Da die Kamera noch von Minolta entwickelt wurde und von Sony nach der Übernahme von Konica-Minolta verkauft wurde, gibt es zwei Maker-Notes: einen kleinen Sony-Teil und einen ausführlichen Minolta-Teil.

Die Sony-Maker-Notes beinhalten das Dateiformat, den Kameratyp, den Kreativmodus, die Farbtemperatur, Angaben zu digitalen Effektenfiltern, den Szenenmodus, die Dynamik, die Bildstabilisierung und den Objektivtyp

Die Minolta-Maker-Notes beinhalten zunächst eine Maker-Note-Versionsnummer (bei der alpha 100 MLT0), dann Angaben zu aktivem AF-Punkt, AF-Status, Blitz, Lichtwert, Weißabgleich, AE-Messfeldern, ASA-Zahl, Fokusdistanz, Kameraseriennummer, Telekonverter, Belichtungsmodus, Blitz, AF-Art, Messfeldsteuerung, Belichtungsmess-Art, Blitzbelichtungsmessung, Belichtungsreihe, Anzahl der auf der Speicherkarte noch möglichen Aufnahmen, Eye-Start AF, Batteriestatus

Hinweis: Die Zahl der Auslösungen wird nicht ins Bild geschrieben, diesen Wert kann nur der Sony-Service aus der Kamera lesen

Maker-Notes der Fujifilm X-E2

Die Maker-Notes beinhalten zunächst eine Versionsnummer, bei der X-E2 V0130, eine interne Seriennummer (was manchem Dieb überführt hat!), Angaben zu Bildparametern wie Schärfe und Weißabgleich, den Rauschunterdrückungsmodus, Blitzbelichtungskorrektur, Motivprogrammen, Verschludert, Belichtungsreihe, Verwickelungswarnung, Film-Modus, Dynamikbereich, Bildstabilisierung

Hinweis: Die Zahl der Auslösungen wird nicht ins Bild geschrieben, diesen Wert kann nur der Fuji-Service aus der Kamera lesen.

Maker-Notes der Canon EOS 40D

Die Maker-Notes beinhalten Angaben zu Bildqualität, Makromodus, Aufnahmeparameter, Easy-Modus, Digital-Zoom, Sättigung, Kontrast, belichtngsmeßmethode, Objektiv, Blitz inkl. Leitzahl, ISO-Automatik, Name des Besitzers (diese Angabe kann nicht in der Kamera, sondern nur mit einem Canon-Computerprogramm per USB editiert werden), die Kameraseriennummer (was manchem Dieb überführt hat!), die Kameratemperatur, die Kamerafirmwareversion, etliche RAW-Parameter, aktiver AF-Punkt, etliche Kameraparameter wie AF-Lock-Status, AE-Lock-Status, Mattscheiben-Typ, Lifebild-Status

Hinweis: Die Zahl der Auslösungen wird nicht ins Bild geschrieben, diesen Wert kann nur der Canon-Service per USB aus der Kamera lesen bzw. es gibt freie Windows-Programme, die das ebenfalls anzeigen.

Maker-Notes der Olympus Pen-F

Die Maker-Notes beinhalten zunächst ein Miniaturbild, dann Angaben zur Kamera-ID, die Kameraseriennummer, die Sensordiagonale, Die Kamerafirmwareversion, Angaben zum Objektiv inkl. Seriennummer, die Objektivfirmware-Version, Angaben zum Telekonverter inkl. Firmwareversion und Seriennummer, Angaben zum Blitz inkl. Seriennummer, Angaben zu den Belichtungsparametern, zum AF-Feld, zur Belichtungsmessung, zum Panoramamodus, zur Bildstabilisierung, etliche RAW-Parameter, Verzeichnungskorrektur, Schattenaufhellung, Bildformat, Gesichtserkennung, Kameratemperatur, Anzahl der Zoomstufe und Fokus-Stufen des verwendeten Objektivs, Sensortemperatur 

Hinweis: Die Zahl der Auslösungen wird nicht ins Bild geschrieben, diesen Wert kann man jedoch über das Servicemenü der Kamera anzeigen lassen. Der Weg dorthin ist allerdings sehr kompliziert, er wird von unter anderem von Hermann Klecker (Link: www.klecker.de/index.php/de/olympus-ausloesungen-auslesen) beschrieben.

Christian Zahn, Herbst 2020

Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.

Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.

 

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