Nikon Coolpix L4 Kurzbericht von Christian Zahn

Spezifikation

  • Die 2006 vorgestellte Nikon Coolpix L4 ist 87 x 61 x 35 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 115 g.
  • Der 1/2,5“ CCD-Sensor löst maximal 2272 x 1704 Pixel  = 4 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2,5µm. Die ISO-Automatik wählt 50 bis 200 ASA, eine manuelle Wahl ist nicht möglich. QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,3-18,8mm/1:2,8-4,9 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-114mm. 
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2“ TFT LCD Monitor mit 115.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/3000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch zwei Mignonzellen

Besonderheiten

  • „Coolpix“ heißen bei Nikon alle Kompakt-Digitalkameras. Die Serie „L“ steht für „Life“. Die Modelle L2, L3 und L4 wurden fast zeitgleich vorgestellt, die L4 hat 4 Megapixel, die L3 hat nicht 3, sondern 5 Megapixel und die L2 nicht wie zu erwarten nur zwei Megapixel, sondern als Spitzenmodell sogar 6 Megapixel. 
  • Die Kamera ist vermutlich keine „echte“ Nikon, sondern „Made in China“, was für eine Auftragsproduktion eines OEM-Hestellers spricht. Allerdings ist sie sehr stark auf Nikon zugeschnitten, die aus den damaligen Nikon-dSLRs bekannten Funktionen wie Hilfetaste mit Erklärungen, D-Lightning (Schattenaufhellung) oder Rote-Augen-Reduktion durch automatische Bildbearbeitung finden sich ebenso wie ein Nikon-typisches Menüdesign.
  • Neben der Speichermöglichkeit auf SD-Karte ist etwa 25 MB interner Flashspeicher vorhanden, dessen Größe ist allerdings vom Firmwarestand abhängig, da der Bildspeicher im „Betriebssystemspeicher“ der Kamera liegt.
  • Interessant ist, daß die Kamera im internen Speicher nicht nur alle eingestellten Bildparameter speichert, sondern auch die aktuelle Uhrzeit bei unzureichendem Batteriestand; sie setzt also nicht wie fast alle anderen Kompaktkameras auf das Herstelldatum als Startdatum und auf Defaultbildparameter zurück.
  • Mignon-Akkus als Stromversorgung waren zum Vorstellungszeitraum der L4 nur noch bei Einsteigerkameras üblich, gehobenere Kameras nutzten energiereichere Lithiumakkus. Im Menu der L4 kann zwischen Alkaline-Batterien, Einweg-Lithiumbatterien und „Coolpix-Akkus“ (=NiMH) ausgewählt werden, damit die Kamera die Batteriewarnung korrekt anzeigen kann.
  • Es gab einen Akkufach-Adapter zur Stromversorgung per Netzteil.
  • Es können kurze QuickTime-Videos aufgenommen werden, allerdings mangels Mikrofon nur ohne Ton.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.
  • Das Objektiv beginnt bei damals durchaus noch oft üblichem Weitwinkel von lediglich 38mm.
  • Der USB-Anschluß ist nur mittels proprietärem Kabel zu benutzen, da die USB- und die Videobuchse zusammengefaßt sind.
  • Der UVP der Coolpix L4 betrug etwa 160 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei ca. 1-10 Euro.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA-Automatik, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert, die Aufnahmeparameter sind ins Bild „eingetextet“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix L4 ist komplett aus Kunststoff, auch die metallisch schimmernden Teile. Echt metallisch sind lediglich die Gehäuseschrauben und ein Zierring um das Objektiv.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachen Kompaktkameras.

Der Sensor schlägt sich insgesamt recht gut. Kritische Gegenlichtsituationen müssen aber durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch die (umständlich über das Menu erreichbare) Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Die ISO-Automatik ist nicht abschaltbar, wobei die Kamera die höheren ASA-Werte nur selten anwendet.

Das Objektiv verzeichnet in Weitwinkelstellung stark, dieser Fehler wird nicht durch den Kameraprozessor „weggerechnet“.

Die Bildqualität der L4 ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei 4 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO50 sind die Aufnahmen zwar ansehnlich, da das Farbrauschen in Grenzen gehalten wird, aber 4 Megapixel ist nur noch selten ausreichend und Details sind bei 100%-Bildanzeige nur wenige vorhanden. 

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nur wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet.

Christian Zahn, Herbst 2020

Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.

Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.

 

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