Nikon D1X, die vermutlich meist unterschätzte und zweite selbst produzierte DSLR der Firmengeschichte. Und ihr Vorgänger, die D1, sowie das Update dazu: D1H

Selbst 14 Jahre nach ihrer Vorstellung 2001 muss sich die Nikon D1X 2015 nicht verstecken, wenn es ums Bildermachen geht. Lediglich die Frequenz von 3 B/s ist für Action etwas lahm, aber was Sensor-Empfindlichkeit und Auflösungsvermögen angeht, bin ich mit der D1X nicht total veraltet! Etwas im Menü versteckt, lassen sich die serienmäßigen ISO 800 weiter auf ISO 1600 oder 3200 verstärken, wobei ISO 3200 nur etwas für einen absoluten Notfall sind. Was aber irgendwie (zumindest bei mir) untergegangen ist, das ist die Möglichkeit die Auflösung ohne sichtbare Qualitätsverluste auf 10 MP zu steigern. Gründe genug, sich ein Exemplar der parallel zur 2,7 MP D1H von Nikon selbst produzierten, zweiten Nikon DSLR der Geschichte zu sichern.

Als 6 Megapixelkamera deklariert, besitzt der Sensor der D1X ein „merkwürdiges“ Seitenverhältnis, was die Anzahl der Fotodioden angeht. Der CCD-Sensor hat eine Netto-Auflösung von 4024 x 1324 Pixel = 5,3 MP in einem Verhältnis von 3:1. Daraus interpoliert die Kamerasoftware (Firmware) 3008 x 1960 Pixel = 6 MP, mit denen die D1X auch deklariert ist.

Auch bei der Polaroid PDC 2000/3000 wird dank der speziellen Sensor-Architektur die Auflösung von 1600 x 600 auf 1600 x 1200 Pixel (2 MP) hoher Qualität hochgerechnet.

Um auf 6 MP zu kommen, muss die D1X-Kamerasoftware nur die vertikale Auflösung hochrechnen, was mit 150 % Vergrößerung sehr moderat ausfällt. Beim Runterrechnen der horizontalen 4024 auf 3008 Pixel gibt es sogar einen kleinen Qualitätsgewinn. Wer schon mal mit Photoshop & Co Bilder hochskaliert (interpoliert) hat, weiß, dass bei perfektem Ausgangsmaterial 200 % Vergrößerung kein Problem sind. Was mit 150 % bei der D1X der Fall ist!

Die D1X-Fotos im Nikon Rohdatenformat NEF aufgezeichnet, ist sogar noch mehr möglich!

10 Megapixel mit der 6 MP Nikon D1X

Ich hatte die NEF-Dateien mit Adobe Lightroom geöffnet, konvertiert und mich hinterher über 10 MP TIFF-Dateien „gewundert“. Auch Raw Therapee und Nikons eigene Software Capture NX generieren 10 MP Fotos. Bei 4016 x 2616 Pixel = 10 MP liegt die vertikale Vergrößerung dann mit gerundet 200 % „im grünen Bereich“. Nur Adobe RAW belässt es in der Grundeinstellung bei der physikalischen Auflösung 3008 x 1960 Pixel = 6 MP.

Zurück zur Kamera

Auf die technischen Einzelheiten der D1X möchte ich nicht intensiv eingehen, alles ist in der deutschen Bedienungsanleitung nachzulesen.

Vor aktuell im Oktober 2015 aufgenommenen Nikon D1X-Fotos noch eine Handvoll Archivbilder, fotografiert 2002 mit der parallel zur D1X vorgestellten 2,7 MP D1H. Die für Reportage- und Sportfotografie vorgesehene 5 B/s schnelle D1H durfte ich seinerzeit über das Magazin "digifoto" ein paar Tage leihen und habe sie in die vertraute Basketballhalle mitgenommen. Die Fotos entstanden mit dem 1,8/85 mm AF Nikkor auf der D1H.

Testfotos 2002 mit der Nikon D1H

Åke Danielssons Autowaldfriedhof Kyrkö Mosse bei Ryd/Südschweden Herbst 2015

Zu den Bildern nur soviel: Bei jedem (Süd-) Schwedentrip „muss“ ein Besuch des im Kyrkö Moor (Kyrkö Mosse) unweit der schwedischen Kleinstadt Ryd mitten im Wald gelegenen Autofriedhofs drin sein. Dort dürfen rund 100 sich selbst überlassene Autowracks mit Kenntnis und Duldung der Behörden bis 2050 verrotten.

Im Oktober 2015 ging die Nikon D1X, bestückt nur mit dem 4/16-35 VR Nikkor mit. Durch den kleineren ca. 15 x 23 mm großen APS-C- oder wie es bei Nikon heißt DX-Sensor entspricht das Zoom dann einem 4/24-53 mm Zoom. An dem trüben Herbsttag wurde alles mit ISO 500 oder 800 fotografiert, wobei die Stabilisierung des Zooms eine weitere wichtige Hilfe bedeutete. Ich bin kein Fan sperriger Stative.

Ein Klick aufs jeweilige Foto bringt das Bild auf 750 Pixel Seitenlänge...

Akkus hatte ich nur zwei dabei, wobei der in der D1X trotz Temperaturen um 6 Grad problemlos durchgehalten hat. Es scheint generell wichtig zu sein, die Akkus nicht einfach nur stur zu laden, sondern immer auch mal mit dem Ladegerät MH-16 zu konditionieren („Refresh“). Was dann allerdings ein paar Stunden benötigt. Am besten über Nacht.

Ralf Jannke

PS.: Für 125 Euro für die D1X hatte ich eine Menge Spaß mit der alten Nikon DSLR. Das Einzige, was an der sichtlich gebrauchten und 14 Jahre alten Kamera nicht funktioniert, das ist der Hochformatauslöser. Damit kann man leben.

Mit der D1X in die Basketballhalle

Nikon D1X mit 1,8/85 AF-S Nikkor ISO 800. Das quadratische Foto ist ein 1:1/750 x 750 Pixel Ausschnitt aus der D1X.

ISO 1600 mit der Nikon D1X

Nikon D1X 2,8/70-200 VR Nikkor ISO 1600. Das quadratische Foto ist ein 1:1/750 x 750 Pixel Ausschnitt aus der D1X.

Dass die Nikon D1X nach ISO 800 ganz bewusst nur über das Menü auf ISO 1600/3200 weiter verstärkt werden kann, ist wirklich sinnvoll! OK, die ISO 1600 wären (waren) für jede Tageszeitung brauchbar. Und mich interessierte eben, wie eine fast 15 Jahre alte Digitalkamera heute noch mithalten kann. Mit dem Regler Luminanzrauschen in Adobe Lightroom lässt sich bei ISO 1600 einiges "glattbügeln", ohne dass zu viele Details verloren gehen. "Müsste" ich mit der D1X dauerhaft in der Sporthalle fotografieren, käme noch ein 2/135 mm Objektiv dazu, um die ISO 800 beibehalten zu können! Und unterm Basketballkorb tut es auch das gute alte 1,4/50 mm und dann in Richtung ISO 400/500...

Nachtrag: Nikons erste eigene Profi-DSLR, die D1 von 1999

Dass mein Gesamtarchiv eine "hierarchische Ordnung" hat, wäre etwas übertrieben ;-) Aber es ist so gut wie fast alles da, was ich seit 1997 filmlos, digital so fabriziert habe... Und so findet sich immer wieder etwas, was ins Digicammuseum "gehört". So natürlich auch Nikons erste selbst produzierte DSLR, die D1. Die mich vor 8 Jahren in den Norden begleitet hat. Wobei man ihr das Alter schon anmerkte. Was mich aber nicht daran hindern konnte, auch die hohen Empfindlichkeitseinstellungen des 1999 2,7 MP-CCD-Sensors auszuprobieren.

Reproduktion des Nikon D1-Prospekts

Herbststimmung 2007, eingefangen mit der Nikon D1

Wenn man genau hinsieht, ist im 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitt der 2,7 MP Nikon D1 Aufnahme, die bei ISO 1600 entstand, ein ganz leichtes "Banding" zu erkennen. Das ist eine streifenförmige Störung.

Gut beherrschbar: ISO 800 mit der Ur-D1.

Jetzt geht's in die ISO-Vollen

In der auf 750 Pixel Seitenlänge reduziert und mit Adobe Lightroom soweit wie möglich entrauscht, kann man es noch ansehen. Deshalb im Anschluss nuch 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitte der mit ISO 6400 aufgenommenen Nikon D1-Fotos: unbehandelt und mit Lightroom entrauscht.

Luminanz- und Farbrauschen – oberer 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitt der unbehandelten Aufnahme – lassen sich mit Adobe Lightroom (Screenshot Mitte) einigermaßen reduzieren, das Banding bleibt: unterer 1:1 Ausschnitt. Abgesehen davon, wenn das ein entscheidendes Foto gewesen wäre, hätte vermutlich keine Tageszeitug gezögert es zu drucken. Und wenn es nur in SW gewesen wäre. Zum Abschluss noch eine von 2000 auf 1200 Pixel Pixel Seitenlänge nach SW konvertierte Aufnahme. Bzw. der 1:1/750 x 750 Pixel-Auschnitt davon: 

Kommentare (1)

  • Johann Brückler
    Johann Brückler
    am 30.01.2018
    Lieber Ralf !
    Hab diesen von dir gestalteten Beitrag mit großem Interesse gelesen.
    Entdeckt habe ich ihn, weil ich auf E-Bay oft alte Nikon Digis anschaue
    und mich dann immer interessiert was diese wirklich damals
    leisteten. Unglaublich ! Von der D1 bis zur D1X ein Quantensprung, wie er heute
    höchstens alle 8 Jahre einmal vorkommt.
    Danke recht herzlich für diesen sehr detalierten Beitrag.
    Besonders die D1X muß damals dem Profi wie ein Weltwunder
    vorgekommen sein .
    L.G. Hans aus Kärnten

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