Olympus Camedia C-40 Zoom Praxisbericht von Christian Zahn

Die Camedia C-40 Zoom war für einige Zeit die kleinste 4-Megapixel-Kompaktkamera am Markt. Sie war 2002 meine erste Digitalkamera mit ernstzunehmender Auflösung statt den zuvor von mir genutzten Kameras mit lediglich 640x480 oder 1280x1024 Pixeln.

Spezifikationen

  • Die 2002 vorgestellte Olympus C-40 Zoom ist 68,5 x 87 x 43,5 mm groß und wiegt 190 g.
  • Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) löst maximal 2288 x 1712  = 4 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 3,0µm. Von der ISO-Automatik oder manuell werden 100 bis 400 ASA eingestellt. QuickTime-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder unkomprimiertes TIFF auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 7,25-20,4 mm/1:2,8-4,5 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-98 mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor mit 114.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden. Zusätzlich gibt es ein kleines SW-Schulterdisplay.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus, Motivprogramme, Matrixmessung oder Spotmessung, Belichtungszeiten 16s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignonzellen

Besonderheiten

  • Die digitalen Kompaktkameras von Olympus hießen anfangs „Camedia“, was vermutlich ein Kofferwort aus „Camera“ und „Media“ ist.
  • Die C-40 Zoom ist eine frühe Edel-Kompaktkamera. Als Stromversorgung dienen zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, wobei sowohl Alkaline-Batterien als auch NiMH-Akkus benutzt werden können. Im Marktumfeld hatten sich Lithium-Akkus längst durchgesetzt, im Nachfolger C-50 (der ein halbes Jahr nach der C-40 erschien) setzte Olympus dann auch die kleineren, allerdings zu Anfang teureren, Akkus ein.
  • Bei Markteinführung war die C-40 die kleinste und leichteste 4-Megapixel-Kamera. Allerdings ist sie erstaunlich dick, da die beiden Mignonzellen Platz im Gehäuse finden müssen. Das Gehäuse ist nur doppelt so breit wie dick, nur ca. 1,5 mal so hoch wie dick und nicht länglich wie bei Kompaktkameras üblich.
  • Wie damals üblich, lassen sich die „echten“ Sensorpixel auch kamera-Intern auf 3200 x 2400 Pixeln hochinterpolieren, was mit etwa 7,6 Megapixeln fast der doppelten „wahren“ Auflösung entspricht.
  • Merkwürdigerweise werden die vollen 2288 x 1712 Pixel nur als „SHQ“-JPGs, also in „Super High Quality“ gespeichert. Bilder, die in „HQ“ = „High Quality“, also in stärker komprimierten JPEGs oder unkomprimierten TIFFs aufgenommen werden, haben lediglich 2272 x 1704 Pixel.
  • Die Kamera hat einen optischen Realbildsucher, der allerdings ohne Parallaxenausgleich und ohne Parallax-Marken auskommen muß. Demzufolge weicht das aufgenommene Bild besonders im Nahbereich von Sucherbild ab. Zwar ist Live-View über das Display möglich, aber der Sensor und die Batterien erwärmen sich dadurch stark (mit verstärktem Bildrauschen) und die Akkulaufzeit wird drastisch reduziert. Man sollte also so oft wie möglich mit dem optischen Sucher arbeiten, zumal neben ihm zwei LEDs für Fokus- und Blitzkontrolle vorhanden sind und das Schulterdisplay über die Zahl der noch möglichen Aufnahmen informiert. Für eine längere Fototour sollten mindestens 4 Ersatz-Akkus mitgenommen werden.
  • Als Speichermedium dienen SmartMedia-Karten bis 128MB. Diese Karten sind theoretisch bis 256 MB verfügbar, jedoch wurden nur Karten bis 128 MB produziert, da Toshiba, Olympus und Fuji in der Zwischenzeit auf das stabilere, kleinere und weniger für statische Aufladungen empfindliche xD-PictureCard-Format umstellten.
  • Die Kamera unterscheidet zwischen Original-Olympus-Smartmedia-Karten und solchen von „Fremdanbietern“. Nur mit Olympus-Karten sind einige Kamerafunktionen (z. B. die Panorama-Aufnahme) freigeschaltet. Zur Erkennung dient ein String im CIS (der „Card Information Structure“, einem Teil der Verwaltungssektoren der Speicherkarte). Dort muß im Block für den Herstellernamen „OLYMPUS“ stehen, was bei Billigkarten natürlich nicht vorhanden ist. Sollte eine Olympus-Karte versehentlich in einem Computer formatiert worden sein, ist dieser Text wahrscheinlich auch nicht mehr vorhanden. Zwar formatiert die Kamera die Karte auf Wunsch erneut, fehlt der String aber, schreibt die Kamera ihn natürlich auch nicht hinein!
  • Die auf CD mitgelieferte Olympus-Software rechnet die einzelnen Panorama-Aufnahmen der Kamera zusammen, auch diese Funktion ist nur möglich, wenn die Bilder von der Kamera als entsprechende Bilder gekennzeichnet wurden.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.
  • Die Kamera hat aus Platzgründen nur die notwendigsten Tasten und Knöpfe sowie ein Modusrad. Die meisten Funktionen müssen per Menu verstellt werden, lediglich für die Blitzfunktionen und den Makromodus gibt es je eine extra Taste.
  • Die Kamera wurde mit einer Infrarot-Fernbedienung ausgeliefert, mit ihr kann nicht nur ausgelöst, sondern auch gezoomt werden.
  • Der Hauptschalter ist gleichzeitig Objektivschutz, nach Bewegen des Schiebers in die Arbeitsstellung fährt das Objektiv aus der Ruhelage aus. Zum Abschalten muß der Schieber ein ganz kleines Stück (mit Rastung) aus der Arbeitsstellung bewegt werden, dann fährt das Objektiv ein und der Schieber kann komplett geschlossen werden. Hat man den Schieber zu Beginn des Abschalten zu weit geschoben, verhakt sich das Objektiv und bleibt auf halber Strecke stehen, dann muß man die Kamera wieder wie oben einschalten und den Abschaltvorgang erneut (diesmal bitte richtig!) durchführen.
  • Für die Bildbetrachtung muß die Kamera nicht wie beschrieben eingeschaltet werden, ein Druck auf die QuickView-Taste reicht aus.
  • Die Belichtungssteuerung ist sehr umfangreich: Neben der Vollautomatik gibt es Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik und sogar einen manuellen Modus.
  • Das Display ist nicht durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt, aus heutiger Sicht sind die 114.000 Subpixel viel zu grobgerastert und zur Bildschärfebeurteilung unzureichend.
  • Wie bei vielen Olympus-Digitalkameras gibt es im System-Menu einen Eintrag „Pixelkorrektur“, damit werden Hotpixel (dauerhaft leuchtende Bildpunkte) und Deadpixel („tote“ = defekte Pixel) erkannt und zukünftig herausgerechnet.
  • Die Kamera arbeitet sehr gemächlich, das Einschalten dauert mehrere Sekunden und der Autofokus läßt sich für jedes Bild durchaus eine Sekunde Zeit. Je nach Bildgröße und Bild-Qualität dauert das Speichern auch eine bis mehrere Sekunden, jedoch ist ein Pufferspeicher vorhanden, so daß durchaus zwei oder drei Aufnahmen in kurzer Zeit gemacht werden können. Ist der Puffer voll, muß allerdings gewartet werden, bis in ihm wieder Platz für eine neue Aufnahme ist.
  • Für Tierfotos, Sportfotos oder Aufnahmen von Kindern ist die Camedia C-40 nicht geeignet, sondern nur für möglichst unbewegliche Motive. Unter den Motivprogrammen findet sich darum auch kein „Sportmodus“, er hätte keinen Sinn.
  • Dafür machte sie dank manuellem Modus und 16 Sekunden maximaler Belichtungszeit gute Nachtaufnahmen, mit hübschen „Blendensternen“ an hellen Bild-Details. Bei solch langen Belichtungszeiten stört eigentlich das Sensorrauschen, deswegen nimmt die Kamera optional ein weiteres gleichlang aufgenommenes Bild mit geschlossenem Verschluss auf und rechnet dann die Hotpixel des zweiten Bildes aus der eigentlichen Aufnahme heraus.
  • Die Kamera speichert viele eingestellten Bildparameter im Flashspeicher. Der Scharfzeichnungsalgorhythmus der C-40 (und der C-4040) wurde gegenüber den vorher verkauften Camedias deutlich verändert, feinste Details werden nun nichtmehr „überschärft“, es kommt somit zu weniger Schärfungsartefakten an schrägen Kanten. Allerdings ist der gesamte Bildschärfe-Eindruck gegenüber den früheren Kameras (und denen der Konkurrenz im Jahre 2002) geringer, dafür sind die Aufnahmen besser für Nachbearbeitungen geeignet.
  • Für die Schnittstellen ist ein Spezialkabel erforderlich, da USB und Video-Ausgang zu einer Kombibuchse zusammengefaßt sind. Bei der C-40 kam diese Buchse das erste Mal bei einer Camedia zum Einsatz, die Form wurde mehrere Jahre in diversen Nachfolgemodellen beibehalten.
  • Die gesamte Optikbaugruppe wurde von Canon zugekauft, obwohl "Olympus Lens" auf der Vorderseite angegeben ist. Diese Baugruppe findet sich auch in der Toshiba PDR-M81 oder der Sanyo DSZ-AZ1.
  • Der UVP der Olympus Camedia C-50 betrug etwa 2100 DM.
  • Ich habe die vorgestellte Kamera im Sommer 2002 (also etwa ein halbes Jahr nach der Vorstellung) für nur noch ca. 580 Euro gekauft, die zusätzlich erforderliche Speicherkarte mit 128 MB kostete mich etwa 130 Euro extra. Im Lieferumfang der Kamera war nur eine „sparsame“ 16-MB-Karte enthalten.
  • Bis ca. 2006 nutzte ich die Kamera ausgiebig, dann ersetzte ich sie durch ein schneller arbeitendes Modell mit mehr Pixeln. Etwa 2009 gab ich sie für eine andere Digitalkamera bei einer „Trade-In-Aktion“ zu einem Kurs deutlich über Marktwert in Zahlung, darum kann ich hier nur ein einziges Bild von der Kamera zeigen, die mit der C-40 angefertigten Beispiel-Aufnahmen stammen aus meinem Bild-Archiv.
  • Aus Platzgründen habe ich fast immer nur in „HQ“ aufgenommen, dann paßten etwa 130 Bilder auf die 128-MB-Karte. Bei „SHQ“ waren es nur ca. halb so viel. Außerdem war von 2002 bis 2006 der Speicherplatz für die Langzeit-Aufbewahrung der Bilder begrenzt, ich habe damals auf CD-Rs mit jeweils 600 MB Kapazität gesichert. Mehrere-TB-große Festplatten gab es damals noch nicht.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als „HQ“-JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert bzw. es sind 100%-Ausschnitte.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus C-50 ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt. Lediglich die Frontseite und der Schutzschieber sind aus dünnem Aluminiumblech. Am Schieber ist ein Kunststoff-Zierelement mit einer Art Hologramm angebracht.

Die Kamera gehört zur Klasse der Edel-Kompaktkameras mit vielen Funktionen teurerer Bridgekameras.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden nicht durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 35mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar.

Der Sensor ist recht gut (da er mit 1/1,8“ nicht zur kleinsten Sorte von Kompaktkamera-Sensoren zählt). Bei 100 ASA ist jedoch bereits leichtes Farbrauschen (z. B. im blauen Himmel) sichtbar, aber noch tolerierbar. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor deutlich, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Ich habe die Kamera praktisch nur bei 100 ASA genutzt, darum gibt es kein entsprechendes Beispielbild.

In allen Bildern sind kaum Artefakte der kamerainternen Schärfung sichtbar (ich habe fast immer mit „normaler“ Einstellung aufgenommen). Darum fehlt es fehlt es (wie weiter oben beschrieben) in den Bildern an „letzter“ Schärfe. Auch muß bedacht werden, daß die Beispiel-Bilder in der höher komprimierten „HQ“-Qualität und nicht der besten „SHQ“-Stufe aufgenommen wurden.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Edelkompakte), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher nicht mehr geeignet. 4 Megapixel sind oftmals zu wenig.

Christian Zahn, Dezember 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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