Olympus Camedia C-7070 Wide Zoom Praxisbericht von Christian Zahn

Ralf hat die C-7070 bereits hier und hiervorgestellt. Sein Exemplar hat allerdings einen defekten Zoomhebel. Hier nun eine Kamera mit OVP und mit Bildbeispielen im Telebereich.

Spezifikation

  • Die 2005 vorgestellte Olympus Camedia C-7070 Wide Zoom ist 116 x 87 x 66 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 520 g.
  • Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) löst maximal 3072 x 1728 Pixel  = 7 Megapixel auf (7,4 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 2,3µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 400 ASA einstellbar. QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF oder ORF (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 16 GB) oder xD-PictureCards (max. 2GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5,7-22,9mm/1:2,8-4,8 4-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 27-110 mm. 
  • Das Motiv wird über einen Realbildsucher mit Dioptrienkorrektur angezeigt, der aber nicht das gesamte aufgenommene Bild darstellt. Zusätzlich ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 130.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Live-View ist möglich. Zusätzlich ist ein LCD-Status-Schulterdisplay vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, zusätzlich aktiver Infrarot-Autofokus mittels Sende- und Empfangsdiode
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus, Motivprogramme, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integral. Belichtungszeiten 15s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 9, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Olympus-TTL-Kontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • optionaler Hochformtatauslöser für zwei Akkus
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

  • Viele digitale Kamera von Olympus hießen „Camedia“, vermutlich ein Kofferwort aus „Camera“ und „Media“.
  • Die C-7070 ist eine semiprofessionelle Kompaktkamera, von der Größe und der Handhabung her schon fast eine Bridgekamera. Die Griffwulst, in der der Akku Platz hat, ist deutlich ausgeformt. Der verwendete Akku paßt auch in etliche Olympus dSLRs des FourThirds-Systems, z. B. die E-500 und E-520.
  • Es gab einen optionalen Hochformatgriff, der zwei Akkus für doppelte Laufzeit aufnimmt. Dieser ist heutzutage sehr selten zu finden, er paßt auch an die Camedia C-8080.
  • Als weiteres Zubehör gab es einen Telelekonverter und sogar ein Unterwassergehäuse.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden, alle Blitze des FT- / mFT- und E-Systems lassen sich benutzen.
  • Die Kamera bietet neben der Aufnahme im Liveview-Modus auch die Möglichkeit, das Display stromsparend abzuschalten und das Motiv mit einem optischen Realbildsucher (mit Dioptrienkorrektur) anzuvisieren. Die wichtigsten Aufnahmeparameter inkl. Restbildanzeige werden dann auf dem LCD-Display oben auf der Kamera angezeigt. Neben dem Sucher sind zwei LEDs für Blitz- und Fokuskontrolle angebracht, so wie es früher bei filmbasierten Kompaktkameras üblich war. Der Realbildsucher hat allerdings keine Parallaxmarken und zeigt nicht den gesamten aufgenommenen Bildausschnitt. Gerade im Nahbereich ist es deswegen sinnvoller, mit dem LiveView-Modus zu arbeiten und „direkt durch das Objektiv“ zu sehen.
  • Das Haupt-Display kann nach oben geklappt werden und zusätzlich um 270° gedreht werden (auch für „Selfies“), es hat eine Kratzerschutzscheibe vor dem eigentlichen Bildschirm und kann zusätzlich gegen die Kamerarückseite gedreht werden, um es noch weiter zu schützen.
  • Der Autofokus arbeitet hybrid: neben der üblichen Kontrastermittlung durch den Bildsensor gibt es die von den filmbasierten Kompaktkameras her bekannte aktive Infrarottechnik: Eine IR-Diode sendet einen Strahl auf das Motiv, die Laufzeit bis zum Eintreffen des reflektierten Licht in der daneben angeordneten IR-Empfangsdiode wird gemessen, daraus kann die Motiventfernung errechnet werden.
  • Die Kamera hat viele Tasten und Knöpfe, mit denen auch bei abgeschaltetem Haupt-Display Bildparameter mit Hilfe des Daumenrades und des Statusdisplays eingestellt werden können.
  • Das Objektiv beginnt bei damals durchaus respektablem Weitwinkel von 27mm, reicht allerdings nur bis in den gemäßigten Telebereich von 110mm. 
  • Die Bildparameter wie ASA-Wert, Farbsättigung, Scharfzeichnung, Kontrast, Rauschminderung, Belichtungskorrektur usw. können recht fein eingestellt werden und bleiben danach dauerhaft gespeichert, sofern die kamerainterne Pufferzelle geladen ist, auch beim Akkuwechsel.
  • Die Kamera kann die Bilder als JPEG in verschiedenen Größen und Kompressionsstufen aufzeichnen, außerdem können unkomprimierte TIFFs sowie das Olympus-RAW-Format ORF gespeichert werden. Bei den letzten beiden Formaten ist die Kamera jedoch sehr behäbig, je nach verwendeter Speicherkarte dauert es bis zu 10 Sekunden, bis die Kamera für das nächste Bild bereit ist.
  • Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis etwa 16 GB (wobei diese Kartengröße beim Verkaufsstart der C-7070 nur angedacht war, üblich waren maximal 256 MB-Karten bzw. Microdrives mit 340 MB). Außerdem hat die Kamera Olympus-typisch ein xD-PictureCard-Fach (kompatibel mit allen meinen Karten von 16 MB bis 2 GB).
  • Die xD-Picture-Card war der stabilere Nachfolger der von Olympus und Fuji eingesetzten SmartMedia-Karte, genau wie diese hat die Karte keinen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und beschreibt die Flash-Zellen direkt und kümmert sich auch um das Wear-Levelling. Da es verschiedene xD-Picturecard-Typen gibt, sind nicht alle Karten in allen Kameras nutzbar. Frühe Consumer-Compactkameras von Olympus erkennen z. B. meist nur Karten bis maximal 512 MB. Später mußte Olympus einsehen, daß SD-Karten die bessere und billigere Alternative waren und „beerdigte“ die xD-PictureCard, genau so wie es Sony mit seinen MemorySticks machen musste.
  • Für die Schnittstellen gibt es kein gerne verlorenes Spezialkabel, sondern Videobuchse, USB-Buchse und Netzteilbuchse sind standarisierte Steckverbindungen.
  • Der UVP der Olympus Camedia C-7070 Wide Zoom betrug etwa 700 Euro.
  • Ich habe Anfang 2020 im Set mit zwei Akkus und fast dem gesamten Originalzubehör nebst Verpackung etwa 40 Euro bezahlt. Der Vorbesitzer war eine chemische Fabrik, die mit der Kamera Werksaufnahmen erstellt hat, wobei die 7070 wohl als „Zweit-Kamera“ bzw. als „Backup“ diente, denn wirklich benutzt sieht sie nicht aus. Oder sie wurde nur schonend im Prüf-Labor eingesetzt. Die Zahl der Verschluß-Auslösungen steht Olympus-typisch nicht in den EXIfs und die von den mFT-Kameras der Pen/OM-D/E-Serie her bekannten Tastendruck-„Verrenkungen“, um ins Sevicemenu zu gelangen, funktionieren nicht bei der 7070.

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Camedia C-7070 Wide Zoom ist größtenteils aus Metall gefertigt. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff bzw. Gummi. 

Die Kamera gehört zur Klasse der semiprofessionellen Kompaktkameras.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht weggerechnet, bei 27mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar.

Der Sensor schlägt sich sehr gut. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Allerdings hat der Sensor maximal 400 ASA, was nur etwa 2 Blendenstufen über der Nennempfindlichkeit liegt und in Verbindung mit den recht großen Sensor (Pixelpitch 2,3 µm) ist das Bild durchaus erträglich.

Die Bildqualität der C-7070 ist auch heutzutage als gut zu bezeichnen. Bei 7 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 / ISO 80 sind die Aufnahmen sehr ansehnlich.

Leider ist die Kamera bei Benutzung des RAW-Formates sehr behäbig, eine „Serienbildrate“ von 1/7 (d. h. alle sieben Sekunden ein Bild) ist heutzutage nur für statische Motive zu gebrauchen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (eine Olympus Camedia 5050, 7070 oder 8080 muß in jede Digitalkamerasammlung!), heutzutage zum dokumentarischen Bildermachen durchaus noch geeignet. 7 Megapixel reichen bei vielen Motiven völlig aus, vor allem, wenn es nur um „Web“-Auflösungen geht.

Christian Zahn, Herbst 2020

Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.

Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.

 

 

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