Polaroid i533 – Christian Zahn

Spezifikation

  • Die 2006 vorgestellte Polaroid i533 ist 90 x 62 x 30 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 130 g.
  • Der 1/2,5“ CCD-Sensor löst maximal 2560 x 1920 Pixel  = 5 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 400 ASA einstellbar. Kurze AVI-Videos sind  möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,2-18,8mm/1:2,8-5,2 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite dürfte bei etwa 35-105mm liegen 
  • Das Motiv wird über einen 2,5“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik. Vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 8s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Polaroid i533 wurde vor der Insolvenz von Polaroid (2008) vorgestellt. Allerdings erfolgte der Vertrieb nicht durch Polaroid selbst, sondern durch Plawa. Produziert wurde die Kamera von einem chinesischen OEM/ODM-Hersteller, wobei sich die Individualisierung auf das Aufbringen von Gummitampondrucken auf der Vorderseite mit den Schriftzug „Polaroid Digital Camera i533“ und einer Zierblende mit dem damaligen Firmenlogo beschränkte. Die Menüführung ist ohne Anpassungen geblieben.

Informationen zur Kamera sind 2020 im Netz wenig verfügbar, das große deutsche Portal „Digitalkamera.de“ listet sie nicht, die meisten Treffer landen in Verkaufsportalen für Neu- oder Gebrauchtware. Bei iFixit.com finden sich von Benutzern angelegte Reparaturanleitungen, dort ist auch das Innenleben erkennbar: Zoran Bildprozessor, Hynix Speicher, Analog Devices AD-Wandler, diverse Chips von „AT“ (?), Blitzelko, Bildsensor, Display, Zoomobjektiv sowie eine fest eingelötete Pufferbatterie oder ein Pufferakku.

Die Plawa Feinwerktechnik GmbH & Co. KG in Uhingen hat seit 1969 Diarahmen und Filmspulen produziert, seit etwa 2000 wurden Digitalkameras unter dem lizensierten Markennamen "Polaroid" vertrieben, seit ca. 2005 ebenfalls unter dem Markennamen "Agfa". 2008 erwarb Plawa die Namensrechte der insolventen “Unomat", 2012 wechselte Plawa dann von der inwischen wenig Gewinn bringenden Fotosparte zu Küchenmaschinen. 2014 erfolgte die Insolvenz; etwa 2015 wiederauferstanden. Im Jahr 2020 wurden per Firmenwebshop vermutlich die Lager-Restbestände an übriggebliebenen Digitalkameras und Zubehör der Marken Agfa, Polariod und Plawa angeboten.

Mehr zu Plawa hier. Bitte bis "Nachtrag – Plawa ION 300" durchrollen…

Die Kamera hat lediglich eine Vollautomatik, sie kennt nur zwei Blendeneinstellungen: Offenblende und verdoppelte Blende. D. h., bei Weitwinkelstellung nutzt die Kamera die Blendenzahlen 2,8 und 5,6; bei Telestellung 5,2 und 10,4. Alles andere regelt die Kamera durch Belichtungszeit und Empfindlichkeits-Anpassung.

Die Stromversorgung erfolgt mit überall erhältlichen Mignonzellen. Akkus und Batterien sind verwendbar.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Der UVP der Polaroid i533 ist mir nicht bekannt. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Polaroid i533 ist größtenteils aus Kunststoff. Lediglich die Zierblende um das Objektiv sowie ein Zierring am Objektiv sind aus Metall.

Die Kamera gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden.  

Der Sensor schlägt sich für das Alter (und die Tatsache, daß es ein OEM-Produkt ist) recht wacker. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie). Der Autofokus zielt kompaktkameratypisch auf das nächstliegende Objekt, damit Personen vor Hintergrund scharf dargestellt werden. Gezielte Einflussnahme auf die Schärfenebene ist ein Geduldsspiel, zumal Belichtung und Scharfstellung nur gleichzeitig passieren. Immerhin ist ein Speichern dieser Parameter durch angedrückten Auslöser und Verschwenden der Kamera auf das Motiv möglich. Die Geschwindigkeit der Kamera (Autofokus, Bildspeicherung, Einschaltzeit, usw.) ist nicht allzuhoch.

Die Bildqualität der i533 ist heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, nur als ausreichend. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. Bei 5 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 reicht es für „dokumentarische“ Aufnahmen. 

Fazit: eine digitalkamerahistorisch wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet. Fast jedes aktuelle Smartphone erzeugt (auf 5 Megapixel heruntergerechnet) bessere Bilder als die i533, das fehlende Handyzoom-Objektiv kann fast immer durch Bildausschnittswahl emuliert werden.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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