Sony DSC-W630 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine weitere meiner zahlreichen Kompakt-Digitalkameras vor. Auch dieses Exemplar erhielt ich als Geschenk.

Spezifikation

  • Die 2012 vorgestellte Sony DSC-W630 ist 83 x 24 x 55 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 116 g.
  • Der 1/2,3“ (6,2x4,6mm) CCD-Sensor mit Pixelpitch 1,3µm löst maximal 4608 x 3456 Pixel  = 16 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 3200 ASA einstellbar. Videos werden mit 1280x720 Pixeln als MP4 aufgezeichnet. Bilder werden als JPEG auf MemoryStick Duo Pro (max. 32 GB) oder alternativ auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.400 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Das Objektiv ist ein 4,5-22,5mm/1:2,6-6,3 (25-125 mm @KB) 5-fach Carl Zeiss Vario Tessar Zoom
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik sowie diverse Motivprogramme. 49-Zonen-Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/6000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • optische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

DSC bedeutet Digital Still Camera. Super Steady Shot steht bei Sony für einen optischen Bildstabilisator; bei anderen Sony-Kameras steht „Steady Shot“ (ohne Super) für die ISO-Automatik gegen Verwackeln. „CyberShot“ nannte Sony die Kompakt- und Bridge-Kameras.

Da das Objektiv am langen Ende recht lichtschwach ist (1:6,3), sollte die eingebaute optische Bildstabilisation unbedingt eingeschaltet bleiben, um freihand ein unverwackeltes Bild zu ermöglichen. 25mm war damals für Einsteiger-Kompaktkameras ein starkes Weitwinkelobjektiv.

Das Objektiv trägt die Bezeichnung „Carl Zeiss Vario Tessar“, hat allerdings mit dem klassischen vierlinsigem Normalobjektiv nur den Namen gemeinsam. In wie weit Zeiss Oberkochen an der Entwicklung und Fertigung beteiligt war oder „nur“ die Erlaubnis gab, den guten Namen auf das Objektiv drucken zu dürfen, ist mir nicht bekannt.

Die Stromversorgung erfolgt mit dem bei Sony nur selten in anderen Kameras eingesetzten Lithium-Akku NP-BN. Optional kann ein Akkudummy zum Anschließen eines Netzteils benutzt werden.

Im Akkufach wird auch der MemoryStick Duo Pro eingesetzt. Diese nur von Sony eingesetzten Flash-Speicherkarten waren teurer, langsamer und mit geringerer Kapazität als die weiter verbreiteten SD-Karten; so daß um 2010 herum Sony dieses Kartenformat zunächst durch Dual-Card-Slots unterstützte und später ganz fallenließ. Im Fach der 2012 erschienenen DSC-W630 kann statt eines MemorySticks auch eine SD/SDHC-Karte eingesetzt werden.

Die Menüstruktur ist von etlichen anderen Sony-Kameras bekannt. Auch aktuelle Sony-Kameras der alpha-Serie haben ein ähnliches Menüdesign mit dunkler Schrift auf hellem Hintergrund.

In der W630 gibt es einen Guide-Modus, der Fotoanfänger durch Beispielsbilder durch die Motivprogramme führt. Außerdem ist der Systemspeicher so groß, das eine fast komplette Bedienungsanleitung inkl. Stichwortsuche in der Kamera Platz hat. Es gibt sogar eine eigene Taste, um diese Funktion aufzurufen.

Zur Umschaltung zwischen Bildaufnahme, Film-Modus und Panoramas gibt es einen Schiebeschalter.

Die W630 war eine der ersten Sony-Kompaktkameras, die ein Panorama direkt in der Kamera ohne Nachbearbeitung im Computer aufnehmen konnte. Dazu wird zunächst die Kameraorientierung und die Panorama-Richtung durch Druck auf eine der vier Steuerkreuztasten ausgewählt, der Kameraauslöser betätigt und die Kamera langsam in die ausgewählte Richtung bewegt. Der Kameraprozessor nimmt kontinuierlich auf, zeigt den Fortschritt auf dem Bildschirm an und fügt nach Beendigung der Aufnahme die Bilder zu einem Panorama zusammen. Diese Art der Aufnahme war damals bereits von Smartphones her bekannt, aber bis etwa 2011/12 waren die Prozessoren der Kompaktkameras nicht leistungsfähig genug, um die Rechenarbeit für die Panoramaerzeugung in der Kamera erledigen zu können.

In der Kamera ist eine Diaschaufunktion eingebaut, die alle oder nur ausgewählte Bilder mit Musik und Überblendeffekten am Display oder am Fernseher anzeigt. Mittels der Sony-Software können per Computer sogar eigene Musikstücke in den Kameraspeicher geladen werden.

Zum Anschluß der Kamera an USB oder den Fernseher wird ein Spezialkabel benötigt, da beide Schnittstellen zu einer Kombibuchse zusammengefaßt sind.

Das Display sitzt hinter einer Kratzer-Schutzscheibe. Da diese aber nur aus Kunststoff ist, sollte sie ebenfalls vor Kratzern geschützt werden.Bei der vorgestellten Kamera ist das durch Anbringen einer Schutzfolie gemacht worden.

Mit der W630 wurden zeitgleich auch die W610, W620, W630 und W650 auf den Markt gebracht. Sie unterscheiden sich nur in Sensorauflösung (14 bis 16 Megapixel), Brennweitenumfang, Ausstattungsdetails (und natürlich im Verkaufspreis).

An meiner Kamera hat der Vorbesitzer die Werbeaufkleber an der Frontseite nicht abgezogen. Dieses ist bei etlichen Kompaktkameras in meiner Sammlung nicht geschehen. Möglicherweise war es den Benutzern egal, daß die Aufkleber mit der Zeit unansehnlich werden oder sie waren ggf. sogar stolz auf die von weitem sichtbaren technischen Daten ihrer „Fotomaschine“.

Sony hat mit den Werbeaufkleber auf folgende Besonderheiten hingewiesen:

  • Zeiss-Objektiv
  • 360° Schwenkpanorama
  • HD-Movie mit 720p
  • 25mm Weitwinkelobjektiv

Die UVP der W630 betrug ca. 150 Euro. Ich bekam mein Exemplar als Geschenk für die Sammlung.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert bzw. es sind komplette 100%-Auschnitte.

Die Verzeichnung des Objektivs wird von der Kamera weggerechnet. Auch die Vignettierung bei Offenblende ist vermutlich korrigiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der W630 ist ein preiswertes Einsteigermodell, trotzdem besteht die Frontseite aus Metall. Allerdings handelt es sich aufgrund des geringen Gesamtgewichts nur um hauchdünnes Aluminiumblech. Die Kamerarückseite ist aus farblich passend verchromtem Kunststoff.

Wie damals üblich war die Kamera auch in anderen Farben erhältlich.

Der Sucher löst mit 230.000 Subpixeln nur recht schlecht auf, das Motiv ist erkennbar, eine Schärfebeurteilung ist jedoch kaum möglich, ohne in das Bild hereinzuzoomen. Zwar waren damals bereits deutlich höher auflösende Displays üblich, aber der niedrige Verkaufspreis der W630 erlaubte nur den Einbau von preiswerten Komponenten.

Die Bildqualität ist aufgrund des geringen Sensorgröße und des geringen Pixelpitchs nicht als wirklich gut zu bezeichnen, bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera zusätzlich durch den Entrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung.

Mein Exemplar hat vermutlich einen Sturz oder ein Anstossen des Objektivs an eine harte Ecke hinter sich, die Bildecken sind in Weitwinkelstellung deutlich unscharf und je mehr ich zoome, desto unschärfer werden die Aufnahmen auch in der Bildmitte. Ich hab nur wenige Testaufnahmen gemacht und dieses Exemplar dann „eingemottet“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen für dokumentarische Aufnahmen gerade noch geeignet, sofern das Objektiv in Ordnung ist.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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