Minolta Dimâge RD 3000

         

Die RD 3000 war im Jahr 1999 Minoltas zweite digitale Spiegelreflexkamera. Während das Vorgängermodell RD 175 noch klar als Kombination aus einer analogen Kamera mit Digitalrückwand zu erkennen ist, steckt die RD 3000 in einem Gehäuse aus einem Guss – was sie allerdings nicht unbedingt hübscher macht. Der Body hat eine ziemliche Tiefe und ist, zumindest von der einen Seite betrachtet, ein quaderförmiger Klotz. Die andere Seite ist deutlich schlanker, damit man die Kamera bequem in die Hand nehmen kann. Hier ist auch eine Handschlaufe angebracht, was die Handhabung der Kamera erstaunlich ergonomisch macht. Dabei hilft auch das Bedienkonzept mit einem Einstellrad unterhalb des Auslösers, dessen Funktion durch gleichzeitiges Drücken einer der vielen Tasten (für Weißabgleich, Belichtungsmodus, Bildqualität, Einzel-/Serien-/Selbstauslöser-Aufnahmen, Belichtungskorrektur, Blitzmodus, Blitzstärke) festgelegt wird. Die gesamten Einstellungen erfordern nur das LCD-Statusdisplay, der Farbbildschirm bleibt dabei aus.

Einzigartig an der RD3000 ist das optische System. Das fängt beim Sucher an, der nicht über das übliche Pentaprisma realisiert wurde, sondern über ein Spiegelsystem. Dadurch fehlt nicht nur der charakteristische Spiegelreflex-Höcker oben auf der Kamera, der Suchereinblick sitzt zudem seitlich versetzt am Rand des Kameragehäuses. Das ist angenehm, weil man beim Blick in den Sucher nicht mit der Nase an den Kamerabody stößt.

Wesentlich entscheidender ist allerdings die Aufteilung des Objektivabbildes mit Hilfe eines halbdurchlässigen Spiegels auf zwei CCD-Sensoren von jeweils 1,5 Megapixeln. Der eine ist nur für die grünen Farbanteile zuständig, der andere für die blauen und roten. Die kamerainterne Software setzt die beiden Teilbilder dann zu einem Foto von insgesamt 2,7 Megapixeln zusammen. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, wobei die Bilder im Vergleich zu den meisten Consumer-Kameras eine auffallend zurückhaltende Farbsättigung haben. Der große Haken daran ist allerdings, dass die Optikeinheit die maximale Blende unabhängig vom Objektiv auf f/6,7 beschränkt. Das versucht die Kamera mit einem von 200 auf 800 einstellbaren ISO-Wert zu kompensieren, allerdings zum Preis deutlich erhöhten Bildrauschens.

Minolta hat die RD 3000 auf der Grundlage der analogen SLR-Kameras der Vectis-Familie entwickelt, namentlich S-1 und S-100. Diese waren für das wenig erfolgreiche APS-Film-System entwickelt worden. Das Objektiv-Bajonett und der Blitzschuh wurden unverändert übernommen, so dass die RD 3000 den größten Teil des Vectis-Zubehörs übernehmen kann. Die Objektive wirken filigran und durch die Materialkombination von glattem Plastik und strukturlosem Gummi wenig hochwertig. Der Bajonettanschluss ist komplett aus Plastik und unterstreicht diesen Eindruck noch zusätzlich. Dafür sind die Objektive von der optischen Leistung her durchaus brauchbar.

Aufgrund ihrer Größe und ihrer optischen Eigenschaften galt die RD 3000 vor allem als professionelle Studiokamera für Portrait- oder Objektfotografie. Sie schlägt sich zwar auch im Außeneinsatz ganz gut, allerdings ist sie für Anwendungen, bei denen es um Reaktionsschnelle geht, schlicht viel zu langsam. Der Autofokus ist mit rund 2 Sekunden sehr träge und dazu kommt noch die reduzierte Blende, was jedes Objektiv extrem „langsam“ macht. Die Bildspeicherung dauert zwar eine kleine Ewigkeit, allerdings ist die Kamera bereits nach einem kurzen Moment wieder aufnahmebereit.

Interessant war die Kamera natürlich für Aufsteiger von der Vectis S1 oder S100 und für diese gab es die Kamera als nackten Body zu kaufen. Ebenfalls attraktiv war ein Maxipaket mit Blitz und gleich vier Objektiven: Zwei Festbrennweiten von 17 und 50 mm, sowie zwei Zooms mit 22 – 80 und 80 – 240 mm Brennweite. Umgerechnet musste man dafür ca. 4000 Euro investieren und lag damit noch unterhalb des Preises, den die Mitbewerber für einen Body ohne Objektive verlangten.

Trotzdem sah die RD 3000 gegenüber beispielsweise der Nikon D1 und der etwa 6 Monate später verfügbaren Canon D30 mit ihren schlanken Gehäusen ziemlich alt aus. Eineinhalb Jahre nach Ihrem Erscheinen wurden die Restbestände der RD 3000 für rund 1500 Euro günstig abverkauft und es dauerte dann noch bis 2004, bis Minolta mit der Dynax 7D die nächste digitale Spiegelreflexkamera auf den Markt brachte.


Anmerkung zu den Bildern: Leider habe ich erst hinterher gemerkt, dass da offenbar Dreck auf dem Sensor ist. Wie bei allen Bildern gilt aber auch hier: Nichts ist retuschiert, beschnitten, geradegerückt oder sonstwie optimiert. Alle Bilder sind original wie aus der Kamera - Ausnahme ist die 90°-Drehung bei Hochkantaufnahmen.

Beispielbilder

Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015
Karlsruhe, Epplesee, 06.12.2015

Kommentar von AL:
"Kann mich heute noch ärgern die Kamera verkauft zu haben! Nicht alles Neue ist besser!"

Kommentar von Dirk:
"Habe sie als Ergänzung zur spritzwassergeschützten Vectris gekauft, deren Objektive ebenfalls Regen vertragen und im Außeneinsatz praktischer waren als die AF-Objektive."

Kommentar von Dirk:
"In Ihrer Zeit sicher genial: keine Brennweitenverlängerung, somit echtes Weitwinkel. Bildqualität für ihre Zeit überragend, ISA 800 durfte damals mit dieser Qualität einmalig gewesen sein. Vectis-Zubehör passt perfekt. I-Tüpfelchen: Normale AA-Akkus oder Batterien. Nachteil: CF-Card nur bis 256MB nutzbar. 512 gehen auch, aber wohl ohne Anzeige."

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