Dycam Model 1
Erste Consumerkamera
1991 wurde mit der Dycam Model 1 die erste Kamera mit digitaler Bildspeicherung auf den Markt gebracht, die für Heimanwender bezahlbar und auch für die private Nutzung gedacht war. Etwa zeitgleich gab es die Kamera auch in Deutschland zu kaufen, allerdings als Lizenznachbau von Logitech und mit weißem Gehäuse.
Minimalistisches Bedienkonzept
Man kann bei der Dycam eigentlich nichts falsch machen: Sie hat nur eine einzige Taste. Entsprechend reduziert sich die Bedienung auf einen Blick durch den Sucher und den Druck auf den auf der Vorderseite angebrachten Auslöser. Die Kamera gibt dann einen Ton als ?Verschlussgeräusch? von sich. Anschließend sollte man rund zehn Sekunden später auf das akustische Feedback der Kamera hören. Diese teilt nämlich durch codierte Folgen hoher und tiefer Töne mit, welchen Status sie hat. Ein langer, hoher Ton zeigt an, dass die Kamera wieder aufnahmebereit ist. Hohe und tiefe Töne im Wechsel besagen, dass der Speicher nur noch für entsprechend viele Bilder ausreicht (hoch-tief-hoch bedeutet also: noch drei Bilder). Andere Signale signalisieren einen entladenen Akku (langer, tiefer Ton) oder eine defekte Firmware (drei mal tiefer Ton).
Über die Belichtungszeit entscheidet die Kameraelektronik ebenso wie über den Einsatz des Blitzes. Die Blende ist nicht veränderbar. Bilder bei hellem Tageslicht oder im Nahbereich mit Blitzlicht würde die Kamera überbelichten. Daher befand sich im Lieferumfang ein Objektivaufsatz mit 37mm Filtergewinde und dafür passend ein Graufilter.
Das Gehäuse wirkt mit seinem Hochkantformat exotisch, liegt aber recht gut in der Hand. Im Lieferumfang befindet sich ein Anschlussadapter für das Strom- und das Datenkabel. Der Adapter kann wahlweise in einer optional erhältlichen Dockingstation eingesetzt oder auch unten an der Kamera angeschraubt werden. Nur wenn die Kamera mit dem Adapter verbunden ist, wird der Akku aufgeladen. Außerdem kann die Kamera bei Verbindung mit dem PC auch über die Software ausgelöst werden.
Bildübertragung als abendfüllende Aufgabe
Da die Kamera keinerlei Anzeigen hat, wird man über das Bildresultat erst beim Herunterladen der Bilder auf einen PC informiert. Die Kamera verlangt dabei eine Hardwareausstattung, die heute nur noch für Schmunzeln sorgt: Es wird Windows 3.0 verlangt, ansonsten tut?s aber ein 286er-Prozessor, eine Hercules-Grafikkarte (schwarz-weiß, meist in Kombination mit einem Grünmonitor) und 1 MB RAM. Die Software bescheidet sich mit einem Megabyte auf der Festplatte - den Platz für die Bilder allerdings noch nicht eingerechnet.
Je nach PC-Ausstattung schleichen die Bilddaten unterschiedlich schnell über das serielle Kabel. Die Anleitung nennt für die Übertragung von 32 Bildern (mehr passen nicht in den Kameraspeicher) eine halbe Stunde bei einem 386er-PC als normal. Bei langsamerer Hardware dauert es entsprechend länger. Zur Übertragung dient eine Software, die die Bilder zuerst als Thumbnails anzeigt und dann übertragen und in verschiedenen Formaten speichern kann. In der Kamera und bei der Übertragung sind die Bilder unkomprimiert.
Exotische Technik
Dass ältere Digitalkameras keinen wechselbaren Bildspeicher haben, ist nicht ungewöhnlich. Die Abwesenheit eines Batteriefaches schon eher. Dabei verwendet die Dycam Model 1 zwei ganz gewöhnliche NiCd-Akkus im Format von Mignonzellen.
Die Kamera hat keinen Ausschalter und braucht daher permanent Strom. Die Akkus sind daher grundsätzlich nach ca. 36 Stunden leer - auch wenn die Kamera nicht benutzt wurde. Der Grund dafür ist, dass die Bilder in einem dynamischen Speicher von 4 MB Größe aufbewahrt werden. Ist der Akku komplett entladen, gehen auch die Bilder verloren. Ähnliches gilt auch für die Kamera-Firmware. Auch sie liegt in einem RAM-Speicher, der allerdings über eine fest eingelötete Lithium-Batterie mit Strom versorgt wird. Ihre Lebensdauer liegt bei etwa 10 Jahren, so dass die bis heute überlebenden Fotomans an dieser Stelle auf jeden Fall Ersatz benötigen. Ist die Firmware defekt, wird sie bei der nächsten Verbindung mit dem PC automatisch neu aufgespielt.
Der Bildsensor hat nur 0,1 Megapixel und liefert monochrome Bilder mit 256 Graustufen. Wesentlich mehr hätte allerdings auch die Rechen- und Speicherkapazitäten damaliger PCs schnell überfordert.
Die Pixel des Sensors sind nicht quadratisch, so dass auf dem Computer ein verzerrtes Bild angezeigt würde. Die Software dehnt das Bild daher in der Vertikalen von 240 auf 284 Bildpunkte durch Interpolation. Dabei geht natürlich noch ein wenig Bildschärfe verloren.
9 Besucher von digicammuseum.de haben/hatten diese Kamera.
1 benutzt sie immer noch.
89% der Kameras funktionieren noch einwandfrei.
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Info
Fixfokus-Kamera
Markteinführung: November 1990
Neupreis: 1200 €
Geschätzter Wert: 90 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 1 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 90 € (Erklärung)
Brennweite (KB): 55 mm
Sensor: CCD mit 0.09 MP, 1/2,7"
Exponat
In der Sammlung seit: 18.04.2013
Inventar #10184
Erhalten von: Norbert Körner
Preis: 40 €
Zustand: sehr gut, mit OVP