Sanyo Xacti VPC-J2EX
Die Kamera mit der Gürtelschnalle
Kein Marktsegment bei digitalen Kameras war derart überlaufen wie die Kompaktkameras mit dreifachem Zoom im silbernen Gehäuse. Da musste man sich schon etwas einfallen lassen, um aus dem unüberschaubaren Angebot herauszustechen – vor allem wenn man nicht einen der etablierten Namen wie Canon oder Nikon aufs Typenschild schreiben kann. Im Falle der Firma Sanyo haben sich Marketing- und Designabteilung offenbar einen Wettstreit um die verrückteste Idee geliefert und bemerkenswerterweise haben es diese Ideen alle bis ins fertige Produkt geschafft.
Das fängt schon mit dem Namen an. „Xacti“ soll angeblich eine Synthese aus „Exact“ und „Active“ sein. Dieses schöne Kunstwort wird noch aufs herrlichste ergänzt mit einem veritablen Buchstabengewimmel: „VPC-J2EX“ hat sicher auch eine Bedeutung, die aber die Aufmerksamkeitsspanne des durchschnittlichen Kunden vermutlich deutlich überstrapaziert. Nur so viel: Es gab auch ein Vorgängermodell mit einer 1 anstelle der 2 im Namen.
Die nächste Idee war eine hochglanzpolierte, rechteckige Umrandung des Schiebers, der im abgeschalteten Zustand das Objektiv schützt. Die Form hat allerdings fatale Ähnlichkeit mit einer Gürtelschnalle. In die Umrandung integriert ist eine elliptische LED, die in verschiedenen Farben leuchten kann und dies auch gleich beim Einschalten vorführt. Dazu trompetet einem eine Einschaltfanfare entgegen und eine weibliche Stimme verkündet „Still Image Mode“. Ob diese Multimedia-Attacke in der Ausstellung beim Elektronikmarkt die Kundschaft eher begeistert oder irritiert hat, möchte ich nicht beurteilen.
Was allerdings ganz klar ist: Das ganze Brimborium lenkt eher davon ab, dass die VPC-J2EX eine technisch aufwendige und durchaus tüchtige Vertreterin ihrer Klasse ist. Das Objektiv ist wie bei den Minolta-X-Modellen periskopartig hinter einem Umlenkprisma versteckt und muss dadurch beim Einschalten nicht erst ausfahren. Sanyo nutzt diese Bauform allerdings weniger für ein besonders kompaktes Gehäuse, sondern vor allem für extrem kurze Ein- und Ausschaltzeiten. Generell ist die Kamera rundum flott zu bedienen.
Das Moduswahlrad bietet zwei Aufnahmemodi. Während sich diese bei den meisten Kameras durch die Anzahl manueller Eingriffsmöglichkeiten unterscheiden, hat sich Sanyo für einen Modus mit und einen ohne zugeschalteten Bildschirm entschieden. Mit LEDs beleuchtete Symbole oberhalb des Bildschirms zeigen jederzeit an, ob man sich im Einzelbild-, Serienbild- oder Videomodus befindet. Das ist eine schöne Lösung und macht die Ansage des Modus umso verzichtbarer.
Das Menü ist hübsch gemacht, könnte aber mit seinen vielen Symbolen Einsteiger überfordern. Daher kann man eine Hilfefunktion aktivieren, bei der das jeweils gewählte Symbol mit einer Sprechblase beschriftet wird. Eine weitere hübsche Funktion versteckt sich im Setup: Man kann eine Diashow ablaufen lassen, bei der man nicht nur die Dauer der Bildanzeige, sondern sogar noch Übergangseffekte einstellen kann.
Die Bildresultate können sich durchaus sehen lassen, vorausgesetzt die Kamera hat den Fokus richtig erwischt. In dieser Disziplin konnte zumindest mein Exemplar bei meinen Experimenten nicht punkten. Die gelungenen Bilder sind farblich ausgewogen und ziemlich scharf.
Beispielbilder
Kommentar von Uwe:
"Sagenhaft, mit ihrem Minimalmotivabstand von sage und schreibe einem Zentimeter ein Klassiker für TTV-Fotografie: thru-the-viewfinder = Durch-den-Sucher-Fotografie also. Auf Flickr gehören meine entsprechenden Bilder, gemacht durch den Sucher eines absoluten Kameraklassikers, der Minolta SRT 101, zu den absolut populärsten meiner dort veröffentlichen Bilder. Die Sanyokamera konnte tatsächlich auf die Suchermattscheibe der alten Spiegelreflexkamera fokussieren. Eine absolute Sensation, da es doch eine der frühen Digicams handelt. Auch bei Benutzung des damals noch digicam-typischen optischen Zoom-Suchers machte die Kamera ordentliche Bilder."
17 Besucher von digicammuseum.de haben/hatten diese Kamera.
10 benutzen sie immer noch.
76% der Kameras funktionieren noch einwandfrei.
Sie besitzen dieses Modell oder hatten es früher einmal? Bitte beantworten Sie ein paar kurze Fragen dazu!
Info
Zoom-Kamera
Markteinführung: Oktober 2003
Neupreis: 450 €
Geschätzter Wert: 9 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 9 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 8 € (Erklärung)
Brennweite (KB): 37 - 104 mm
Sensor: CCD mit 3.3 MP, 1/2,7"
Exponat
In der Sammlung seit: 10.10.2015
Inventar #10280
Erhalten von: Flohmarkt Karlsruhe
Preis: 3 €
Zustand: starke Gebrauchsspuren
Kommentar von Tom:
"Macht immer noch super Bilder, aber auch ich habe Focus Problene bei schlechtem Licht . Sonst war es eine gute Kamera für Objekt Fotografie."