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Ultra-Lichtstärke

03. Dezember 2017, Ralf Jannke - Wissen

Kein Druckfehler in der Bildunterschrift!

Das zweitlichtstärkste Objektiv der Welt“ lautete die Überschrift von einem Blogbeitrag im März 2017. Vorgestellt wurde das niederländische, eigentlich für die Röntgenfotografie vorgesehene 0,75/50 mm RAYXAR. Es geht noch lichtstärker! Nicht absolut, aber wenn man die Brennweite gegen die Lichtstärke aufrechnet. Gäbe es ein 0,6/120 mm Tele, würde das mit einem 2-fach Telekonverter in der Brennweite verdoppelt, einem 1,2/240 mm entsprechen.

Und so ein Objektiv muss mal geplant gewesen sein. Ob es je gebaut wurde, kann ich nicht sagen. Ich fand in einem alten Magazin dieses 1,2/240 mm ZOOMAR (obwohl es kein Zoomobjektiv ist). Es wiegt irre 11 kg und ist 32,4 cm lang. Es sollte für Kameras bis 6x9 cm Format einsetzbar sein, z.B. eine Pentax 6x7. Aber irgendwie passt das nicht: Brennweite, Wahnsinns-Lichtstärke und so große Filmformate. Ich fand es trotzdem interessant!

Ralf Jannke, Dezember 2017


Vom Verkäufer generalüberholt…

11. Oktober 2017, Ralf Jannke - Wissen

Immer wieder erscheint dieser werbewirksame Zusatz in Anzeigen einer bekannten Online-Auktionsplattform

Aber was bedeutet „generalüberholt"?

Der komplette Wechsel von Verschluss und Spiegelmechanik einer Profi-DSLR beginnt bei Größenordnung 500 Euro. Und dazu ggf. noch ein Tausch des Sensors? Beides hochkarätige Reparaturen, die nur der Hersteller selbst oder von ihm autorisierte Fachwerkstätten durchführen können.

Oder bei einem hochwertigen Objektiv der Austausch einer verkratzten Rück- oder Frontlinse, einer defekten (verölten) Blende, die Reparatur eines eingedrückten Filtergewindes…

DAS wäre eine Generalüberholung von Kamera oder Objetiv!

Was soll der aus dieser Sicht fragwürdige Zusatz "Vom Verkäufer generalüberholt" Oder machen Anbieter genau das? Und wenn das so wäre, warum schreiben die Anbieter es dann nicht?

Verfügt der Anbieter wenigstens über Messgeräte, um alle Verschlusszeiten zu überprüfen? Kann er Autofokus und Belichtung professionell kontrollieren und justieren, das Auflagemaß bestimmen, sprich messen, dass ein Bajonett nicht verzogen ist und gerichtet werden muss. Ein eingedrücktes Filtergewinde am Objektiv so richten, dass wieder ein Filter aufschraubbar ist. Dafür gibt es Anleitungen und frei verfügbare Spezialwerkzeuge. Was dann aber immer noch keine „Generalüberholung“ ist! Wäre dem so, würde es ein Anbieter vermutlich auch genau so schreiben!

Warum nicht der seriöse Anzeigentext "Professionell gereinigte(r) Mattscheibe, Spiegel und – am wichtigsten – Sensor, eine wieder befestigte lose oder gleich komplett ausgetauschte Belederung“? Wobei die Kamera-„Belederung“ schon lange aus Kunststoff ist…

DIESEN Anzeigentext würde ich gelten lassen! Aber nicht diesen Unsinn "Vom Verkäufer generalüberholt"


Ein Ärgernis: "Aufgeblasene Bedienungsanleitungen"

15. September 2017, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Wer kauft "aufgeblasene Bedienungsanleitungen"?

Zum Beispiel ich, für 4 Euro auf dem Flohmarkt. Aus Neugier…

Aber was sind "aufgeblasene Bedienungsanleitungen“? 

Gemeint sind Kamerabücher, in denen die in Papierform gedruckt oder als PDF zur neu gekauften Kamera auf CD sowieso beiliegenden Bedienungsanleitungen ein zweites Mal unter die Leute gebracht werden sollen – für Geld, versteht sich. Viel Geld!

Dazu werden mit den serienmäßigen Kamerabedienungsanleitungen als Grundlage selbige mit Fotos und Prosa zur Fotolehrbuch-Bedienungsanleitung aufgepeppt. Um diese dann dann zu Preisen Größenordnung 30, 40, 50, ja 80 Euro an den Mann/die Frau zu bringen.

Ich hatte aus Neugier für 4 Euro vom Flohmarkt ein derartiges „Werk“ mitgenommen, dessen Neupreis beim 10-fachen lag. Ich hatte geglaubt, dass die Ära, wo das Buch zur Kamera gleich mit unter dem Weihnachtsbaum landete, in Smartphonezeiten eigentlich vorbei ist.

Was sollen derartige Bücher?

Fehlt die Bedienungsanleitung (BA) zur Kamera, gibt es so gut wie kein Modell, wo ich sie nicht kostenlos als PDF aus dem Internet runterladen kann. Manche Kamera bietet die BA sogar eingebaut in Menüs oder einen „Beginner“- o.ä. Modus samt Beispielbildchen und einfachen Erklärungen gleich mit!

Aber wer liest schon Bedienungsanleitungen? 

Und wer keine Bedienungsanleitungen (mehr) liest, braucht eines garantiert nicht - teure Kamerabücher. Und doch werden derartige Bücher immer noch produziert. Bücher, die sich nicht selten als Paradies für versierte „Copy and Paste“-Anwender erweisen und ein schönes Betätigungsfeld für "Ghostwriter" (Auftragsschreiber) sind. Das Haupthonorar dürften dann namhafte Autoren/Redakteure einstreichen, deren Name dann das Werk ziert.

Und wenn man schon das Buch zur Kamera XYZ001 schreiben lassen – äh geschrieben hat, kann man Text, Textbausteine und vielleicht auch Bilder gleich auch für Buch XYZ002, XYZ003, und so weiter mit verwenden. Die Fake-Buchtitelseiten waren schnell erstellt. Ein versierte Bearbeiter, Illustrator montiert noch gekonnter und phantasievoller. Wenn den Autor "seine" Buchtitelseite überhaupt interessiert…

Einige einer Handvoll derartiger Bücher/Buchbeschreibungen entnommene Passagen mit Schlagwörtern wie „Purismus, Genussfotografie, brillant, Lifestyle, ultimativ oder Kreativität“ mal ins Textfeld der Internetseite: BlaBlaMeter – wie viel Bullshit steckt in Ihrem Text? eingegeben, bringt auch prompt einen „Bullshit-Index“ von 0,58, oder: „Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist - und wenn ja: wer soll das verstehen?“

Oder meine Frage vom Anfang: „Wer kauft so etwas (zum Neupreis)?" 

Können Sie es beantworten?


Digitalkamera Sammelwert-Ermittlungen

10. August 2017, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Meine Frage an Boris Jakubaschk, was die erste in Serie und nicht mal 1000 Exemplaren gefertigte Digital-SLR der Welt, die extrem seltene 1,3 MP Kodak/Nikon F3/DCS100 nach seinen Berechnungen denn wert wäre, beantwortete er mit einem Preis von ca. 600 Euro. 

Der unwillkürliche Gedanke, dass mit diesem extrem niedrig erscheinenden Schätzpreis der Versuch unternommen werden soll, für wenig Geld an wertvolle Kameras zu kommen, ist ganz schnell widerlegt.

2016 wechselte eine komplette (!) Kodak DCS100 in England für 300 Pfund, ca. 350 Euro den Besitzer. Begleitet vom Geheul einiger Sammler, dass das doch nicht sein dürfte. Warum eigentlich? Ich selbst hätte 2016 eine nur 20 km weg von meinem Wohnort angebotene DCS100 für 1500 Euro zumindest anschauen können, was ich leider versäumt habe. Niemals hätte ich aber 1500 oder auch nur 1000 Euro dafür bezahlt! Im Fall, dass sie sich noch als funktioniernd - "tote" Akkus wären verzeihbar - erwiesen hätte und vor allen Dingen komplett MIT Software ausgestattet gewesen wäre, hätte ich maximal 800 Euro geboten...

Digitalkamera Sammelwert-Ermittlungen

Zwei Jahre zur "Untermiete" im digicammuseum.de

12. Mai 2017, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Was erst zaghaft begann, wurde dann ab Sommer 2015 und das ganze 2016 zur “Shopping-Tour“ historischer, alter, mehr oder weniger wertvoller Digitalkameras. Von der primitivem Knipse über die bessere Einsteigerkamera, die noch bessere Prosumerkamera bis hin zur semi- bis voll professionellen Systemkamera mit (DSLR) oder ohne Spiegel (DSLM). Kaum etwas war vor mir sicher :-)

Jetzt, 2017, ist "die Shopping-Kurve stark abgeflacht", weitgehende Sättigung eingetreten. Es fehlen aus meiner Sicht noch rund 10 Kameras, um die Sammlung komplett zu haben. Wobei Kameras, wie die erste in Serie von knapp 1000 Exemplaren gefertigte DSLR der Welt, die Kodak/Nikon F3 DCS 100 so wie die analog aufzeichnenden Stillvideokameras Canon RC-701, RC-760 und die Nikon QV-1000(c) illusorisch sind. Da werden nicht selten für nicht funktionierende Kameras vierstellige Dollar-/Euro-Preise gefordert: Zum Beispiel für diese erste und "ganz saubere" Digital-Nikon KODAK DCS-100, DM3 MONOCHROME 1999,95 Dollar Startpreis. Die "CAMERA IS ENTIRELY UNTESTED" – "Die Kamera ist komplett UNGETESTET".

Zwei Jahre zur "Untermiete" im digicammuseum.de

Smartphone-Kameras

22. April 2017, Boris Jakubaschk - Wissen

Diese Woche gelesen: Pro Tag werden weit mehr als zwei Milliarden digitale Bilder aufgenommen und über Social-Media-Plattformen geteilt. Auch wenn davon vermutlich 95% Selfies von entenschnabelsimulierenden Teenagern sind - digital zu fotografieren ist so populär wie nie.

Nur leider haben die klassischen Digitalkameras nichts davon. Im letzten Jahr wurde mit etwa 25 Millionen verkauften Exemplaren ein neuer Tiefstand erreicht. Vor acht Jahren waren es noch gut viermal so viele. Demgegenüber ist die Zahl der verkauften Smartphones geradezu atemberaubend - beinahe 1,5 Milliarden waren es vergangenes Jahr. Auf jede Digitalkamera kommen also mehr als 50 Smartphones!

Grund genug, einmal genauer anzuschauen, wie viel Leistung in Kameras steckt, die gerade einmal einen halben Kubikzentimeter groß sein dürfen. In diesem Beitrag habe ich Hersteller, Technik und die weitere Entwicklung unter die Lupe genommen.


Fremde Federn

19. April 2017, Boris Jakubaschk - Wissen

Dass einstmals klangvolle Namen aus analogen Fotografiezeiten wie Rollei, Voigtländer oder Praktica heute zur Veredelung einfachster Digitalknipsen fragwürdiger Provenienz benutzt werden, ist bekannt und wurde auch hier schon ein paar Mal thematisiert.

Aber auch andere verblichene Hersteller sind vor derlei Namensübertragungen nicht gefeit – solange die Namensrechte nur schön billig sind. Ein typischer Fall ist die Firma Commodore, ein großer Player aus den Anfangstagen der Büro- und Homecomputer, Entwickler legendärer Spielemaschinen wie dem C-64 und dem Amiga und kurzzeitig sogar weltgrößter PC-Produzent. Anfang der 90er Jahre agierte Commodore jedoch zunehmend glücklos und legte 1994 eine ziemlich glanzlose Bruchlandung hin. Seither tauchte der Name immer wieder auf allerhand Gerätschaften auf, so auch auf der Pencam in der Abbildung – die ich gemeinsam mit einem „echten“ Commodore 64 aus dem Jahr 1983 abgelichtet habe.

Der große Gegenspieler von Commodore war während vieler Jahre die Firma Atari. Populär waren vor allem das Kassetten-Telespiel „VCS“, das bereits Ende der 70er Jahre erschien und der Atari ST, der vor allem in Schüler- und Studentenkreisen als preiswerte Alternative zu Apples Macintosh beliebt war. Auch Atari überlebte das Ende der Homecomputer-Ära nicht, feierte aber als Spielehersteller kurz darauf Wiederauferstehung. Der Name stand daher nicht für andere Produkte zur Verfügung. Trotzdem habe ich eine Kamera, die auf den schönen Namen „Acari Megashot 6.0“ hört und bei der Schriftart des Namenszuges deutliche Anleihen beim unfreiwilligen Namensgeber nimmt. Technisch ist die Acari übrigens mit der Pencam fast identisch, tut aber so, als wäre sie fast schon eine richtige Kamera. Die Acari habe ich mit einer VCS-Konsole abgelichtet.

Vor allem in Deutschland war noch ein weiterer Hersteller mit seinen Homecomputern in den 80er Jahren omnipräsent: Die Schneider Rundfunkwerke waren zuvor eher mit üppig dimensionierten Stereoanlagen mit fantastischen Wattzahlen aufgefallen. 1984 übernahmen sie aber den Deutschlandvertrieb der Computer des britischen Herstellers Amstrad. Die Modelle CPC-464 und CPC-6128 waren eine willkommene Abwechslung in dem ansonsten vom C-64 weitgehend beherrschten Markt. Später gab es von Schneider auch noch einige Jahre lang recht erfolgreiche PC-Kompatible. Auch Schneider existiert nicht mehr, wodurch sie zum Namensspender für diese simple Kamera wurden, die Ralf aufgetrieben hat.


Wie zwei Nichtsportler über Sportnoten diskutierten...

22. März 2017, Boris Jakubaschk - Wissen, Ausprobieren

Wenn mir einst als Jugendlicher jemand erzählt hätte, dass ich eines Tages längliche Diskussionen über die Feinheiten von Sportzensuren führen werde, hätte ich ihn wohl herzlich ausgelacht. In den letzten Tagen kam es dann doch dazu - und das kam so:

Seit einem knappen halben Jahr gibt es die Bewertungsfunktion für Kameras in der Sammlung. Und mit dabei ist schon seit Anfang an eine Bewertung der Sporttauglichkeit. Mein mühsam handgeklöppelter Maßstab bezog so allerhand mit ein, was ich für sportrelevant hielt - neben einem telelastigen Zoom, einer hohen Lichtstärke am Tele-Ende, einem hohen maximal nutzbaren ISO-Wert und einer hohen Serienbildgeschwindigkeit sollte auch die Kamera generell flott reagieren.

Von Anfang an war jedoch einer höchst unzufrieden mit den Ergebnissen - Ralf Jannke, auf dessen Urteil ich allein schon deshalb viel gebe, weil er es als passionierter Sportfotograf ja eigentlich wissen muss. Und ich umgekehrt halte mich von sportlichen Ereignissen vorzugsweise fern und kam erst recht nie in die Verlegenheit, eines zu fotografieren.

Am Ende konnte ich ihn überreden, eine "Konkurrenzformel" zu entwickeln. Ein paar Tage hat er getüftelt, dann war sein Algorithmus fertig. Und seit heute ist dieser die Grundlage für die Anzeige der Sporttauglichkeit im Museum. Entscheidend ist nach der neuen Formel allein die Güte des Autofokus-Systems. Denn was helfen alle anderen Features einer Kamera, wenn bei sich schnell bewegenden Protagonisten der Fokus an der falschen Stelle sitzt?