Adapteritis – Ansteckend, aber harmlos!

Die Adaption von Objektiven unterschiedlichster Hersteller auf spiegellose Systemkameras ist ja nichts Neues

Spannend wird's aber, wenn der Adapter-Anbieter versucht das Protokoll, die natürlich nicht offengelegte Steuersoftware des jeweiligen Herstellers zu "knacken". Die Software, die für die reibungslose Kommunikation zwischen Objektiv und Kameragehäuse sorgt. Und das nicht nur für die Blendensteuerung, sondern – noch wichtiger – für den Autofokus! Sigma, Tamron, Tokina versuchen seit Jahren ihre Objektive mit beispielsweise Canon, Nikon-DSLR-Anschluss und mittlerweile auch die spiegellosen Sonys so perfekt wie möglich auf die Original-Kameras abzustimmen. Was gut bis sehr gut gelingt.

Adapter, die das Gleiche ermöglichen, gibt es mittlerweile von mehreren Herstellern. Aber die „Fremdobjektiv-Bauer“ haben einen jahrelangen Vorsprung!

Leider beschränken sich Informationen über diese „Wunder-Adpter“ gewöhnlich in besseren "Unboxing-Videos“. Dort wird gezeigt, wie der Adapter X ausgepackt, auf die Kamera Y montiert und dann das Objektiv Z ins Bajonett geklinkt wird. Gefolgt vom Fokustest vom Blümelein im Vordergrund auf irgendetwas weiter Entferntes und wieder zurück. Unglaublich spannend ;-)

Es findet sich verschwindend wenig darüber, ob denn beispielsweise ein Canon EF-Objektiv auf der spiegellosen Fuji X nicht nur korrekt aufs eine oder andere Blümchen in verschiedenen Entfernungen fokussiert, sondern ob die Kombination X-Y-Z auch schnelle und unregelmäßig bewegte Motive im vorausberechnenden Nachführ-Autofokus-Betrieb (AF-C) im Fokus halten kann.

Was übrigens auch auf die Systemkonverter aus eigenem Herstellerhaus zur spiegellosen Canon EOS wie die Nikon Z zutrifft. Ist die Kombination Hersteller-DSLR-Objektiv-Hersteller-Adapter-Hersteller-DSLM in der Lage ein Motiv genauso zuverlässig zu verfolgen wie das jeweilige DSLR-Objektiv auf der DSLR?

Diese Frage, ob Canon- oder Nikon Premiumlinsen adaptiert auf eine fremde Kamera bewegte Motive sicher fokussieren, kann ich mangels lichtstarker Canon-/Nikon-Objektive nicht beantworten. Eine Sache konnte aber ohne großen Aufwand getestet werden. 

Der oben im Foto auf der Fuji X-T20 montierte Fringer EF-FX PRO bzw. die Fringer Herstellerseite listet zahlreiche kompatible Canon Original-Objektive sowie viele Linsen von Samyang, Sigma, Tamron, Tokina und Yongnuo.

Aber: Was ist mit den oben gezeigten alten Canon-Objektiven, die gar nicht auf der Liste stehen?

Passiert da einfach nichts, oder wird vielleicht der Kamera-Prozessor "abgeschossen"? Versuchskaninchen waren das Canon EF 70-210mm F4.0 von 1987 (kein USM-Antrieb!), das Canon EF 35-135mm f/4-5.6 USM von 1990 und das Canon EF 28-80mm f/3.5-5.6 USM von 1991.

Von den drei Zooms kann ich berichten, dass sie sowohl auf der Fuji X-T20 wie der Fuji X-T30 fokussiert werden. Die Kombinationen erwachen auf der X-T20/X-T30 sofort zum Leben und gehen ab wie "Schmitz Katz". Was am aktivierten Pre-AF der jeweiligen Fuji lag. Das 4/70-210 natürlich entsprechend geräuschvoll, dank des Mikro- und eben nicht Ultraschall-Motors. Mit den wenigen Fokusversuchen im Garten und auf den geschätzt 30 m entfernten geklinkerten Schornstein will ich aber niemanden belästigen.

Aufgrund der Kürze der Zeit – ich hatte den Adapter nur für 30 min – ging es mir nur ums reine Funktionsprinzip. Mit welcher Wiederholgenauigkeit und tatsächlichen Geschwindigkeit oder besser Zeit, in der das anvisierte Motiv sicher im Fokus ist, kann ich nicht sicher beurteilen. Nachführ-Autofokus (AF-C) habe ich gar nicht erst probiert. Auf was auch? Ich hatte die 3x3 AF-Feld-Marix. Wie weit das vom Fringer auf den Viltrox übertragbar ist - Fragezeichen! 

Immerhin berichtete der Adapter-Besitzer, dass sein Canon EF 100-400/4.5-5.6L IS mit dem Fringer EF-FX PRO (mittlerweile ist man bei der Version PRO II) auf der Fuji X-T3 zuverlässig fokussiert wird. Dennoch wird er seine verbliebenen Canon Edel-Objektive 1,8/200 und 2,8/300 L USM verkaufen.

Neben dem Fringer EF-FX PRO/II gibt es noch den Fringer EF-FX/II. Letzteren ohne Blendenring, was bisweilen für Konfusion sorgt

Der Text auf der Herstellerseite sorgt aber für Klarheit! „Need to set aperture through camera body“ – „Die Objektivblende muss über das Kameragehäuse eingestellt werden“. Nicht anders, als bei meinen Fuji Kitzooms 3,5-5,6/15-45 mm und 4,5-6,7/50-230 mm. Die haben wie das hochwertige 1,8/85 mm Viltrox KEINE Blendenringe. Im Vergleich zum 2/50 mm und 3,5-4,8/55-200 mm Fuji, wo die Blende konventionell am Objektiv gewählt/verstellt werden kann. Exakt so funktionieren die Fringer Adapter. Der EF-FX PRO/II hat den komfortablen (professionelleren?) Blendenring, der Fringer EF-FX/II eben nicht. Was sich natürlich im Preis niederschlägt.

Es lässt sich aber feststellen, dass es bis zu einer sicheren Fokussierung im vorausberechnenden Nachführ-Autofokus-Betrieb (AF-C) wohl noch ein längerer Weg ist

So einen Adapter kauft man auf keinen Fall direkt in China, sondern beim deutschen (europäischen) Profidealer mit diskussionslosem Rückgaberecht per Fernabsatz! Für meine EOS-Linsen aus der dritten Reihe brauche ich keinen Canon EF-Bajonett/Fuji X-Adapter! Anders würde es aussehen, wenn ich an einem 4,5-5,6/100-400 Fuji interessiert wäre, was an den rund 1800 Euro fürs Fuji-Zoom scheitern würde. Ein gebrauchtes 100-400 mm Canon erste Version ist mit viel Geduld aber schon für unter 600 Euro zu haben! Mit dem Doppelnutzen für die vorhandenen Canons UND die Fujis. Zum Canon Zoom käme dann natürlich noch ein entsprechender Fringer oder Viltrox-Adapter.

Adapter-Firmware

Ganz wichtig: Hat man einen dedicated Adapter erworben, der einen Mikro-USB-Anschluss hat, unbedingt die Firmware kontrollieren. Und unbedingt dafür sorgen, dass immer die aktuellste Version installiert ist! Wie die Kamerahersteller sorgen auch die Adapter-Bauer dafür, dass erkannte Fehler in der Software – hoffentlich – korrigiert und Verbesserungen programmiert werden.

Bis zu einem hochwertigen Adapter mit Komplett-Elektronik begnüge/vergnüge ich mich einstweilen mit diesem einfachen 20 Euro-"Metallrohr", das an beiden Enden das richtige Bajonett (Canon EF/Fuji X) und eine richtige Irisblende hat. Die braucht es auch, denn ohne jegliche Elektronik bleibt die Blende des jeweils montierten EOS-Objektivs offen. Dieser vom Preis risikolose 20 Euro Adapter kommt natürlich direkt aus China! Ich möchte einfach mal ausprobieren, was die oben genannten Canon-Uraltobjektive nicht nur auf der EOS 1D/1Ds, D30/60 oder Kodak DCS ProSLR/c (13,5 MP Vollformat) bringen, sondern auf den modernen Fujis, die umgerechnet aufs Kleinbildformat eine Dichte von über 60 Megapixel haben!

Ralf Jannke, Februar 2020

Gerne nehmen wir Erfahrungen unserer Leser entgegen, die einen Fringer-, Viltrox- oder Metabones Adapter auf ihrer spiegellosen Systemkamera ausprobiert und laufen haben.

PS.: Gibt es hier auch noch alte Digitalkameras? Aber sicher! Demnächst aus den Jahren 1997, 2002 und 2007… Abgesehen davon, die in diesem Beitrag montierten Canon Zooms sind ja noch älter: aus 1987, 1990 und 1991! 

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben