Apple iPad Generation 9

Hier stelle ich einen Tablettcomputer vor, der ein eingebautes Kameramodul besitzt.

Spezifikationen

  • Das im Herbst 2021 vorgestellte Apple iPad (Generation 9) ist 251 x 174 x 8 mm groß und wiegt 490 g.
  • Der ca. 1/4,3“ große CMOS-Sensor der hinteren Kamera löst maximal 3264 x 2448 Pixel  = 8 Megapixel auf (Pixelpitch ca. 1µm). Automatisch werden ca. 25 bis 800 ASA eingestellt. Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich.
  • Der ca. 1/5,8“ große CMOS-Sensor der vorderen Kamera löst maximal 4032 x 3024 Pixel  = 12,2 Megapixel auf (Pixelpitch ca. 0,7µm). Automatisch werden ca. 20 bis 2000 ASA eingestellt. Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich.
  • Bilder werden als JPEG oder HEIC im internen Flash-Speicher abgelegt.
  • Die Objektive sind Festbrennweite mit fester Blende 1:2,4/3,3mm (5 Elemente) bzw. 1:2,4/1,65mm, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 31 bzw. 14 mm
  • Das Motiv wird über einen 10,2“ Monitor mit 2160x1620 Pixeln und Multitouch-Funktion ausgewählt.
  • Autofokus durch Kontrasterkennung auf den Bildsensoren
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/15s bis 1/50.000 sek., Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • kein eingebauter Blitz und keine LEDs zur Erhellung des Motivs der Rückkamera, für die Frontkamera wird das Display kurzzeitig auf maximale Helligkeit und weißen Bildschirm geschaltet
  • Weißabgleich automatisch
  • kombinierte optische und elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch fest eingebauten Lithium-Akku
  • je nach Modell nur WLAN oder zusätzlich Mobilfunk-Antenne (nur für Datenmodus, keine Sprachanrufe möglich)

Besonderheiten

Apple ist ein Hersteller von Computern, Smartphones, Tabletts und elektronischen Gadgets (z. B. iPod oder HomePod). 2007 stellte der damalige CEO Steve Jobs das erste iPhone vor, das erste ernstzunehmende Smartphone mit Touch-Bedienung des Displays und ohne „richtige“ Tastatur, sondern mit Bildschirmtastatur. Eine 2-Megapixel-Kamera war eingebaut, diese konnte mit den damaligen Kompaktkameras aber nicht mithalten. 2010 erschien das erste iPad, 2012 das erste iPad mini.

Das gezeigte iPad ist die neunte Generation des iPads mit 10“-Display. Es wurde 2021 als preiswerte „Budget“-Version vorgestellt. Sein Design basiert auf den Vorgängermodellen, auch die verbaute Technik ist ebenfalls teilweise alt (der Homebutton mit Touch-ID zur Entsperrung des Gerätes per Fingerabdruck wurde bereits im iPhone 5s aus dem Jahr 2013 eingesetzt), die Kameramodule hingegen wurden entscheidend verbessert, erstmals wurde im günstigstem iPad eine optische Stabilisierung der Kameramodule verbaut. Die Frontkamera für Selfies und Videotelefonie wurde in der Auflösung erheblich aufgewertet, statt 1,2 Megapixel ist ein Modul mit 12 Megapixel verbaut, außerdem hat es einen Bildwinkel von 122°, es entspricht somit einem 14mm Superweitwinkel-Kleinbildobjektiv. Der Prozessor wurde gegenüber den Vorgängern beschleunigt, ist aber trotzdem „nur“ der A13 Bionic aus dem iPhone 11 von 2019. Er enthält 6 Prozessorkerne, 4 Grafikprozessorkerne und 8 NPU-Kerne für Künstliche-Intelligenz-Anwendungen.

Das iPad (Generation 9) waren preiswerter als die „normalen“ iPads der Pro- bzw. Air-Linie, darum wurden sie gerne von Bildungseinrichtungen in größeren Stückzahlen gekauft. Die „besseren“ iPads kosteten meist fast das Doppelte, die Spitzenmodelle sogar das Vierfache, hatten aber ein moderneres Design und schnellere Prozessoren sowie bessere Kameramodule.

Die Bildqualität ist aufgrund der sehr kleinen Sensoren relaitiv schlecht, bei höheren Empfindlichkeiten sinkt die Bildqualität aufgrund des winzigen Pixelpitchs von ca. 1,0 bzw. 0.7 µm deutlich ab.

Der Sechskern-Prozessor des iPads taktet maximal 2660 MHz, er ist somit erheblich leistungsfähiger als die in Systemkameras eingebauten Bildprozessoren. Die Auswertesoftware kann darum erheblich mehr digitale „Tricks“ anwenden, um das aufgenommene Bild zu verbessern. Im Gegenzug waren 8 Megapixel Auflösung der Hauptkamera 2021 nicht mehr zeitgemäß.

Sofern das Motiv geeignet ist und sich vom Hintergrund relativ gut abhebt, kann in vielen Apps, die Bilder anzeigen, z. B. auf ein Gesicht länger gedrückt werden, das Betriebssystem stellt dann den Hintergrund frei und das Ergebnis kann in jede beliebige andere Anwendung hineinkopiert werden. Bei vielen Apps können außerdem weitere Informationen zum gezeigten Motiv ermittelt werden, z. B. kann bei einem Vogel- oder Pflanzenbild die vom iPad bestimmte Art mit weiteren Vergleichsbildern angezeigt werden. Ebenso werden viele Sehenswürdigkeiten erkannt, entweder durch Bildanalyse oder anhand der eingebetteten Standortdaten.

Als Foto-Auslöser dient entweder eine Schaltfläche auf dem Touchdisplay, eine der beiden mechanischen Lautstärketasten an der Schmalseite oder ein in der Kopfhörerbuchse eingesteckter elektrischer Fernauslöser.

Das Display ist scharf und hochauflösend, es löst feiner auf, als das menschliche Auge bei normalem Betrachtungsabstand zu erkennen vermag. im Kameramodus ist die Betrachtung des Motivs aufgrund der enormen Displaygröße sehr gut möglich, allerdings ist die Handhabung etwas unpraktisch: wegen Größe und Gewicht muß das iPad mit beiden Händen gehalten werden, so daß beim Drücken einer der Auslösetasten leicht Vewacklungen entstehen können. Es empfiehlt sich, immer mehr als eine Aufnahme von jedem Motiv zu machen, damit mindestens eine scharfe unverwackelte Aufnahme gelingt. Außerdem sollte der Serienbildmodus zugeschaltet sein, so daß die Auslesetaste nicht mehrfach betätigt werden muß.

Die mitgelieferte Kamera-App von Apple (Version aus iOS 15 bzw. 16) hat nur recht wenige Einstellmöglichkeiten, es können Bilder im 4:3 bzw. im 1:1 - Format aufgenommen werden oder FullHD-Videos sowie Panoramas und Zeitraffer- bzw. Slowmotion-Videos. Per Tippen auf eine Stelle auf dem Touchdisplay kann der Autofokus-Punkt festgelegt werden. Optional können automatisch mehrere Aufnahmen zu einem „HDR“-Bild zusammengerechnet werden.

Kostenpflichtige Apps von Drittanbietern haben erheblich mehr Funktionen, bei diesen kann z. B. teilweise die JPEG-Kompression eingestellt oder sogar TIFF-Bilder gespeichert werden. Auch können manche die Lagesensoren als künstlichen Horizont anzeigen.

Die Apple-Kamera-App erreicht im Serienbildmodus eine enorme Bildrate, bei gedrücktem Auslöser werden pro Sekunden ca. ein Dutzend Aufnahmen angefertigt.

Die Bildstabilisierung arbeitet sowohl optisch mittels beweglich gelagerten Linsen und zusätzlich bei Langzeitbelichtungen elektronisch, indem mehrere Bilder kurz hintereinander aufgenommen werden und die scharfen Bilddetails der Einzelaufnahmen zu einem Gesamtbild zusammengerechnet werden.

Die eigentliche Kameraoptik sitzt hinter einer glatten vergüteten Schutzscheibe, diese ist bündig mit dem Gehäuse eingebaut. Da man das iPad dauernd in der Hand hält, faßt man allzuoft darauf. Das Problem läßt sich mit einer Schutzhülle elegant umgehen, außerdem schützt diese die recht kratzempfindliche Rückseite aus eloxiertem Aluminium.

Das Objektiv hat keine Blende, es wird immer mit der Offenblende aufgenommen. Ein mechanischer Verschluss ist ebenfalls nicht vorhanden, die Verschlußzeiten werden rein elektronisch gebildet, „Rolling-Shutter“-Effekte sind leider die Folge. Die Kamerasteuerung nutzt als Belichtungssteuerung eine Kombination aus Zeit- und ISO-Automatik, die Belichtungsmessung kann entweder eine Mehrfeld-Matrixmessung oder eine an die AF-Fokusstelle gekoppelte Spotmessung sein.

Es ist kein Blitz eingebaut, auch keine LED zur Erhellung des Motivs, bei dunkler Umgebung rauschen die Aufnahmen darum sehr stark. Lediglich die Frontkamera wird bei Selfies durch das kurzzeitig mit maximaler Helligkeit aufleuchtende und komplett mit Weiß ausgefüllte Display beleuchtet, so daß immerhin das eigene Gesicht nicht „absäuft“.

Es gibt einen Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern am heimischen Rechner oder mit der von Apple mitgelieferten „Fotos“-App die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Nur bei den iPads mit Mobilfunk-Antenne ist ein GPS-Empfänger eingebaut, dann werden Aufnahmen überall auf der Welt mit den aktuellen Standortdaten versehen. Die Versionen ohne Mobilfunk nutzen jedoch bei der Aufnahme die WLAN- und die Bluetooth-Schnittstelle, um in der Umgebung nach bekannten Geräten zu suchen, deren Standort im Apple-Netzwerk bekannt ist, somit können auch bei diesen Modellen Standortdaten während der Aufnahme in die Bilder eingebettet werden. Die Positionergenauigkeit dieser Methode ist prinzipbedingt geringer als bei echtem GPS.

Im „Home“-Button unterhalb des Displays ist ein Fingerabdrucksensor zum Entsperren des Gerätes eingebaut, des weiteren gibt es eine Standby-Taste und zwei Lautstärketasten. Die gesamte weitere Bedienung erfolgt über das Touch-Display.

Die originalen Schutzhüllen und viele von Fremdanbieter habe einen kleinen Magneten in der Display-Abdeckung, dieser schaltet das iPad beim Auflegen der Abdeckung automatisch in Standby bzw. weckt es beim Abnehmen der Abdeckung auf. Die Abdeckung kann außerdem dreiteilig gefaltet werden und dient dann als Ständer.

Es sind nur zwei Schnittstellen eingebaut, eine 3,5mm-Stereoklinkenbuchse mit weiteren Sonderkontakten für Kopfhörer, Mikrophon und Fernbedienung sowie die Lightning iPod-/iPhone-Schnittstelle mit USB, digitalem Ton-Ein- und -Ausgang sowie Akku-Lademöglichkeit.

Der Akku ist fest montiert und läßt sich vom Benutzer nicht auswechseln. Somit ist für längere Touren keine Mitnahme eines geladenen Zweitakkus möglich, sondern es muß eine USB-Powerbank benutzt werden, über die der iPad-Akku unterwegs wieder aufgeladen werden kann.

Da ein WLAN-Modul vorhanden ist, kann zu mit einer mit WLAN-Sender ausgestatteten Spiegelreflex- bzw. System-Kamera eine Verbindung aufgebaut werden, um diese fernzusteuern oder bereits unterwegs die ersten Bilder aus der Kamera zu laden und per Internet zu verbreiten (sofern ein Mobilfunk-Modul verbaut ist). Auch bei dieser Funktion ist der große Bildschirm von Vorteil gegenüber den kleineren Displays in Mobiltelefonen.

Der UVP des Apple iPad (Generation 9) betrug 379 Euro (mit 64 GB internem Speicher und WLAN, es gab auch erheblich teurere Versionen mit bis zu 256 GB und Mobilfunkanbindung). Im Herbst 2022 erhöhte Apple die UVPs, die günstigste Variante kostete danach 429 Euro.

Beispielfotos

Panoramen

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe der originalen bzw. einer Kauf-Kamera-App (mit manueller Fokuspunktwahl und Spotbelichtungsmessung), gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the iPad“. Belichtungszeiten- und Blenden-Angaben sowie 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt. Die Panoramas entstanden mit der Apple Kamera-App.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse des iPad ist eine Kombination aus einem Edelstahlrahmen mit Aluminium-Rückteil und gläserner Frontseite. Das Glas ist versiegelt und recht kratzunempfindlich, Stürze hält es allerdings nicht immer gut aus und zerspringt dann wie „normales“ Glas. Die Aluminium-Rückseite ist glasperlenmattiert und leider sehr empfindlich für Kratzer. Das iPad war neben dem gezeigten Grau/Schwarz auch in Silber erhältlich, dabei bleibt die Vorderseite aber ebenfalls schwarz.

Der eingebaute Akku ist die Schwachstelle aller Apple-Smartphones und -Tablets, im Lauf der Benutzung läßt seine Kapazität immer mehr nach. Er kann aber vom Hersteller oder unabhängigen Werkstätten gegen einen neuen ausgetauscht werden.

Die Handhabung als Kamera-Ersatz ist aufgrund des Gewichts und der Größe recht unpraktisch, im Gegenzug ist aber der Bildschirm sehr groß, so daß Ausschnittswahl und Fokuspunkt-Setzen sowie Schärfenkontrolle sehr gut möglich sind.

Eigentlich ist die Frontkamera die interessantere, weil sie beeindruckende 14mm-KB-Äquivalenz aufweist. Aber sie ist recht randunscharf, rauscht ziemlich stark und da sie für Selfies bzw. Videotelefonie gedacht ist, muß bei Ihrer Verwendung das iPad weit über den Kopf gehoben werden, damit der eigene Körper nicht in Bild auftaucht, somit ist die Bildausschnittswahl schwierig.

Die Kameramodule gehören zur Klasse der in Tablets eingebauten Bildaufnahmegeräte. Sie arbeiten immer mit Offenblende, die aufgrund des extrem kleinen Sensors trotzdem eine recht hohe Schärfentiefe ergibt. Helle Stellen „brennen“ relativ schnell aus, da die winzigen Sensoren relativ geringe Kontrastumfänge haben.

Die Hintergrundunschärfe der Aufnahmen kann je nach Kamera-App durch Softwaretricks erzeugt werden, diese Funktion heißt „Portraitmodus“ und erzeugt teilweise verblüffend gute Ergebnisse, teilweise jedoch auch heftige Bildfehler.

Die Bilder sind schon bei niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar und die Bilder werden durch die Rauschunterdrückung recht detailarm.

Das rückseitige Objektiv hat entweder nur geringe Verzeichnung oder diese wird durch den Prozessor „weggerechnet“, die Aufnahmen sind fast perfekt. Bei der Selfiekamera kann die Verzeichniskorrektur in den System-Einstellungen zu- oder abgeschaltet werden. Da aber wie erwähnt die Ausschnittswahl und Handhabung umständlich ist, habe ich keine vernünftige Aufnahme meines Testblattes „hinbekommen“.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch unwichtiges Tablet (weil eines von vielen), heutzutage zum Bildermachen eher ungeeignet, die Kameras sind eher für Videotelefonate und Archivierung von Dokumenten geeignet als für die bildmäßige Fotografie. Die Kameramodule zeitgleich verkaufter Apple iPhones waren erheblich besser.

Christian Zahn

 

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