Apple iPhone 12 Pro Max Nachtmodus

Nachdem ich das iPhone 12 Pro Max hier bereits ausführlich vorgestellt habe, konzentriere ich mich auf den Nachtmodus, mit dessen Hilfe beeindruckende Aufnahmen in der Dämmerung und der Dunkelheit möglich sind. Über die dahinterstehende Technologie bin ich in einem weiterem Artikel tiefer eingegangen.

Deep Fusion Nachtmodus

Diesen Modus gibt es seit dem iPhone 11, seitdem sind alle Smartphones von Apple mit genügend Rechenleistung dafür ausgestattet.

Die Rechenleistung ist beeindruckend, der Sechskern-Haupt-Prozessor des iPhone 12 Pro Max wird mit maximal 3100 MHz getaktet. Zusätzlich werden zur Bildverbesserung auch die 4 Kerne des Grafikprozessors und eine 16-kernige „Neural Engine“ mitbenutzt. Die Auswertesoftware kann tief in die „Trickkiste“ greifen, um das aufgenommene Bild zu verbessern.

Bei Aufnahmen, die höhere und hohe Sensorempfindlichkeiten erfordern, werden vom iPhone 12 Pro Max viele Bilder mit veränderten Aufnahmeparametern in kürzester Zeit gemacht, quasi eine mehrere Belichtungsstufen durchlaufende Belichtungsreihe, außerdem vermutlich jede dieser Stufen mehr als einmal. Bei jeder dieser Aufnahmen ist das Bildrauschen anders, so daß durch Zusammenrechnen dieser Aufnahmen das Rauschen erheblich gemindert wird. Außerdem wird durch KI-Berechnung versucht, nicht vorhandene bzw. im Rauschen „untergegangene“ Bilddetails zu ermitteln und diese somit wiederherzustellen. Apple nennt diese Bildbearbeitung „Nachtmodus“. Durch die Belichtungsreihe ensteht gleichzeitig eine HDR-Aufnahme, so daß die tiefen Schatten und die hellen Spitzlichter Zeichnung erhalten und nicht „absaufen“ oder „ausbrennen“.

Eine Aufnahme im Nachtmodus dauert je nach Helligkeit der Szene zwischen einer und mehreren Sekunden. Es nicht unbedingt erforderlich, ein Stativ einzusetzen, Apple weist auf seiner Webseite jedoch darauf hin, daß ein Stativ die Aufnahmen verbessert. Mit Hilfe der Lagesensoren des iPhones dreht die Deep-Fusion-Software wenn nötig die Aufnahmen bzw. verschiebt sie, so daß alle Bilder deckungsgleiche Motivdetails aufweisen. Wenn das Telefon während der Aufnahme zu stark bewegt wurde, bricht das iPhone die Aufnahme ab und weist darauf hin, daß es ruhiger gehalten werden muß.

Man sollte darauf achten, daß das iPhone den Nachtmodus auch wirklich benutzt. Bei der originalen Apple-Kamera-App erscheint dann ein kleiner Halbmond in einem gelben Oval, zusätzlich werden die Sekunden eingeblendet, die die Aufnahme dauern wird. Die Dauer der Sequenz kann von Hand verkürzt oder verlängert werden.

Bei meiner Fremd-Kamera-App wird der Nachtmodus nicht explizit gekennzeichnet, es reicht, den „Smart“ - Schalter zu setzen, die diversen DeepFusion-Techniken werden von der Apple-Engine dann selbsttätig zu- oder abgeschaltet.

Sollte bei der originalen Kamera-App die „Lauter“-Taste als Auslöser mit Serienbildfunktion aktiviert sein, dann schaltet sich der Nachtmodus beim Drücken dieser Taste aus, das iPhone nimmt dann Dutzende von Aufnahmen in einer Sekunde mit identischen Parametern auf, aber alle werden jeweils als einzelnes Bild abgespeichert, ein Zusammenrechnen erfolgt nicht.

Die EXIF-Angaben über Empfindlichkeit und Belichtungszeit sind vermutlich diejenigen, die ein ausgewogenes Bild einer Einzalufnahme entsprechen, mit den Werten der aufgenommen Bilder werden sie wohl weniger zu tun haben.

Nachtmodus Beispielbilder

Alle Aufnahmen entstanden freihändig (ohne Stativ!) bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe der Apple Kamera-App von iOS16, gespeichert als JPEG bzw. Apple ProRAW, bearbeitet mit Photoshop CS6. Unbearbeitetes RAW sowie ein durch AdobeCameraRAW optimiertes RAW sind bei etlichen Beispielbildern um das mittige originale Apple-JPEG plaziert, um die Unterschiede zwischen den drei Bildern deutlich zu machen.

Wie man deutlich erkennt, verbessert der Nachtmodus die Aufnahmen erheblich. Das bei höheren Empfindlichkeiten extreme Rauschen der Sensoren wird durch schnell hintereinander angefertigte Mehrfachaufnahmen vermindert, indem diese überlagert werden. Zwar ist die effektive Auflösung geringer als bei der Grundempfindlichkeit der Sensoren, aber erheblich größer als die der aus dem einzelnen RAW erzeugten Bilder. Außerdem sind die DeepFusion - Aufnahmen meist schärfer als die Einzelaufnahmen aus einen RAW.

Wie zu erwarten, ist die nicht stabilisierte Superweitwinkelkamera den beiden anderen Modulen mit optische Stabilisierung unterlegen, obwohl die Deep-Fusion-Software die Lagesensoren des iPhones verwendet, um die Verschiebungen der einzelnen Aufnahmen zu erkennen. Das Teleobjektiv ist beim Nachtmodus ein wenig schlechter als das „normale“ Weitwinkelobjektiv, denn 7,5 = 64 mm erzeugen freihändig stärkere Verwacklungen, so daß die Stabilisierung des Kameramoduls seine Grenzen eher überschreitet als das weitwinkligere Objektiv.

Und helle Lichtpunkte im Bild werden von den Saphirglas-Abdeckungen der Kameramodule reflektiert, so daß es zu grünlichen Lichtpunkten bzw. Halos kommt. Allerdings sind Lichtpunkte wesentlich weniger im Bild sichtbar, wenn das iPhone freihändig im Nachtmodus verwendet wird, weil die Lichtreflexe in den einzelnen Aufnahmen an verschiedenen Stellen im Bild erscheinen, so daß sie von der Bildaufbereitung weggerechnet werden können.

Im Vergleich zu Aufnahmen, die ohne den Nachtmodus entstanden sind, ist das Rauschen vermindert und die effektive Auflösung deutlich erhöht. Zum Vergleich eine High-ISO-Aufnahme ohne Nachtmodus-Verbesserung.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben