Apple Quicktake 150 Kurzbericht

Hier stelle ich eine sehr frühe digitale Kamera vor. Sie entstand in Kooperation zwischen Kodak und Apple. Ralf hat die QuickTake 150 bereits in einen Bericht gewürdigt und ein paar "frische", 2023 mit der QT 150 aufgenommene Beispielfotos gezeigt.

Spezifikationen

  • Die 1995 vorgestellte Apple QuickTake 100 ist 135 x 155 x 55 mm groß und wiegt ohne Batterien 500 g.
  • Der CCD-Sensor unbekannter Größe löst maximal 640 x 480 Pixel  = 0,3 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit beträgt ca. 85 ASA. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als RAW-Datei im internen 1 MB-Flash-Speicher abgelegt.
  • Das Objektiv ist ein Fixfokusobjektiv unbekannter Brennweite, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 50 mm
  • Das Motiv wird über einen winzigen Fernrohrsucher angepeilt, ein SW-Statusdisplay mit Restbildanzeige usw. ist vorhanden, die Anzeige der aufgenommenen Bilder ist an der Kamera unmöglich.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik. Belichtungszeiten 1/30 bis 1/750 sek., Selbstauslöser mit 10 sek. Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch drei Mignon-Zellen

Besonderheiten

Apple ist ein Hersteller von Computern, Smartphones, Tabletts und elektronischen Gadgets (z. B. iPod oder HomePod). In Kooperation mit Kodak entstand 1994 die QuickTake 100, eine der ersten bezahlbaren Digitalkameras (unter 2000 DM). (Die Fertigung erfolgte vermutlich durch Chinon, damals ein Kodak-Tochterunternehmen.) Kodak wollte sich zuerst das ertragreiche Geschäft mit analogen Filmen nicht durch Digitaltechnik beschneiden, brachte die Kamera dann aber etwas später leicht modifiziert als DC40 doch noch auf den Markt. Noch etwas später stellte Apple die Quicktake 150 vor, die praktisch baugleich aber statt nur 8 hochauflösende Bilder durch höhere Kompression 16 Bilder in den internen Speicher aufnehmen kann.

Ein Sonderzubehör zur QuickTake 100 war eine aufsteckbare Nahlinse (bei der QuickTake 150 gehörte sie zum Lieferumfang).

Mit der QuickTake 100/150 wurde die digitale Bildrevolution begründete, erstmals konnten sich nicht nur Firmen oder Superreiche eine digitale Kamera leisten (bei Anschaffungspreisen von weit über 10.000 DM für die Vorgängergeräte!). Schadensgutachter, Makler und andere Freiberufler konnten dank der QuickTake 150 auf das Anfertigen von Polaroid-Sofortbildern und das anschließende Einscannen verzichten, sondern sofort digitale Daten in den Rechner einlesen. Für diesen Personenkreis war die Beschränkung auf 8 bzw. 16 Aufnahmen auch zweitrangig; für eine Fototour war die QuickTake nicht gedacht, denn das Auslesen der Bilder unterwegs mit einem der damals noch recht schweren Laptops/Notebooks war umständlich.

Die QuickTake 150 speichert entweder 16 Aufnahmen mit 640x480 Pixeln oder 32 Bilder mit 320x240 Pixeln im Rohformat ab. Die Computersoftware „entwickelt“ sie dann zu damals üblichen Bildern im TIFF, PICT oder BMP-Format. An der Kamera können entweder alle Bilder gemeinsam gelöscht werden oder das jeweils letzte Bild einzeln. Die Löschtaste ist versenkt angebracht, sie wird mit einem spitzen Gegenstand eingedrückt.

Die Bilder können an der Kamera nicht betrachtet werden, das SW-Display zeigt nur die gewählte Bildauflösung, die Restbildanzeige und die Zahl der aufgenommenen Bilder an sowie einige Angaben zum Kamerastatus (Blitz und Selbstauslöser).

Die Stromversorgung erfolgt durch drei fast überall erhältliche Mignonzellen. Apple verkaufte die Kamera mit drei NiCd-Akkus und einem passenden Ladegerät. Alternativ kann die Kamera stationär per Hohlsteckerbuchse mit 7,5 Volt (bei satten 2 Ampere = 15 Watt Spitzenleistung!) mit Spannung versorgt werden.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Eine Blitzbelichtungsmessung erfolgt wahrscheinlich nicht. Der Verschluß ist deutlich hörbar, es handelt sich vermutlich um einen elektromagnetisch angetriebenen Klappenverschluss.

In den Bilder sind keine EXIF-Daten eingebettet, das gab es 1995 noch nicht.

Für die serielle Schnittstelle ist ein Spezialkabel erforderlich (es entspricht aber einem Mac-typischen seriellen Kabel). Die Kamera wurde entweder mit der Mac-Software und dem passenden seriellen Kabel ausgeliefert oder mit der PC-Software und dem seriellen PC-Kabel.

Die Apple-Software läuft nur auf historischer Rechentechnik (Macintosh mit Motorola- oder PowerPC-CPU, serieller Schnittstelle und System 7 bis 8). Die Windows-Software arbeitet unter Windows 3.1 bis 98, auch das ist inzwischen selten gewordene Hardware.

Beide Programmversionen geben keine heute übliche JPEGs aus, sondern laden erst die RAW-Files (Endung *.qtk under Windows) aus der Kamera, um sie dann als TIFF, PICT oder BMP abzuspeichern. Heutzutage können die RAW-Dateien nur noch mit dem GraphicConverter (Mac) gelesen werden, die üblichen Programme wie Lightroom und Co. können damit nichts anfangen.

Die nach der QuickTake 150 gebaute Apple QuickTake 200 ist keine Kodak-Kamera im „Flunder“-Design, sondern eine umgelabelte Fuji DS-7 mit wechselbaren 2 MB-5Volt-Smartmediakarten.

Der UVP der Apple QuickTake 150 betrug etwa 1300 DM. Ich erhielt das gezeigte Exemplar Anfang 2023 vom Editor dieser Zeilen geschenkt..

Beispielaufnahmen

Ich zeige keine eigenen Aufnahmen aus der QuickTake 150, mein historischer Computer mit der passenden Schnittstelle und der Apple-Software startet nicht mehr. Die beiden Beispielbilder stammen aus dem Vorgänger QuickTake 100, der Unterschied dürfte marginal sein.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der QuickTake 150 ist komplett aus Kunststoff. Der Sucher ist winzig, man muß genau das Auge vor ihm positionieren, ansonsten sieht man das Motiv nicht. Immerhin wird es in annähernd natürlicher Größe gezeigt.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen Digitalkameras. Das Design ist gewöhnungsbedürftig, außer auf die Unterseite läßt sich die fast überall abgerundete Kamera nicht hinstellen oder ablegen. Immerhin ist eine mehr oder minder bequeme Einbandbedienung möglich.

Die Bilder sind aus heutiger Sicht eine Katastrophe; den 640x480-Pixel-Bildern sieht man deutlich Kompressions- und Interpolationsartefakte an, auch die Schärfe ist nicht gut und man erkennt leichtes Farbrauschen. Damals war es das Beste, was man für diesen Preis bekommen konnte, und man war damit hoch zufrieden. Ein angefertigtes Polaroid-Sofortbild kostete frühere mehrere DM pro Stück und mußte noch gescannt werden, um im Computer bearbeitet zu werden.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr wichtige Kamera (sie oder die QuickTake 100 muß in jede Kamerasammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen völlig ungeeignet.

Christian Zahn

 

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