Der lange in Canon-Kameras eingesetzte Akku BP-511

Ich hatte vor längerer Zeit über meinen „Akku-Zoo“ berichtet. Dabei ging es um die unzähligen verschiedenen Lithium-Akku-Bauformen, die die Industrie in ihren Digitalkameras eingesetzt hat. Dabei gab es aber auch einige, deren „Lebensdauer“ recht lang war, weil sie durchaus ein Jahrzehnt oder länger in diversen Modellen zum Einsatz kam.

Hier geht es um einen Akku, den Canon von etwa 1998 bis 2009 in diversen Kameras nutzte.

Zum Thema Lithium-Akku, den verschiedenen Bau-Arten und deren Pflege empfiehlt sich unter anderem die Wikipedia

Canon BP-511

Der BP-511 ist einer der frühen Lithium-Akku-Typen, er basiert auf zwei einzelnen Rundzellen, was man dem Gehäuse von außen deutlich ansieht. Ursprünglich wurde er für die stromhungrigen Amateur-Video-Camcorder entwickelt, bei denen die Nickel-Cadmium-Akkus entweder dauernd leer waren oder zu sehr großen und schweren Akkupacks geführt hatten. Die Lithium-Akku-Technik hat einen größeren Energiegehalt je Kubikzentimeter Bauraum, so daß um etwa 1998 / 2000 die ersten Canon-Camcorder mit den BP-511 verkauft wurden. Leider ist es mir nicht möglich gewesen, den allerersten Camcorder zu recherchieren, in dem dieser Akkutyp verbaut wurde, er wurde in Dutzenden Videokameras verwendet, deren Nummernschema nicht auf das Bau-Alter schließen läßt. Auch die Aufschlüsselung der Akku-Typenbezeichnung ist mir nicht klargeworden, wofür „BP“ und „511“ steht, weiß ich leider nicht genau. „BP“ könnte schlicht „Battery Pack“, also Akku aus zusammengesetzten Einzelzellen bedeuten.

Der Akku hat 4 Kontakte, davon sind zwei für die Stromübertragung gedacht („Plus“ und „Minus“), zwei weitere Kontakte („B“ und „D“) dienen zur Überwachung des Akkus während des Ladevorgangs (im Inneren ist ein kleiner temperaturabhängiger Widerstand eingebaut, wird der Akku zu warm, erkennt das originale Ladegerät diese Tatsache und bricht den Ladevorgang ab).

Das originale Canon-Ladegerät ist „clever“, es zeigt den Ladezustand mittels einer einzigen LED mehrstufig an, bei Null bis 25% Kapazität blinkt die LED einmal, bei 25-50% zweimal, bei 50-75% dreimal und bei 100% am Ladeende leuchtet die LED dauerhaft. Auf der Ladegerätoberseite wird das erklärt.

Im Lauf der Jahre wurde die Akkutechnologie verbessert, darum haben frühe Exemplare des BP-511 eine geringere Kapazität (1100 mAh), die letzten originalen Canon-Akkus eine größere (1395 mAh). Die Bezeichnung wurde leicht geändert, es gibt den BP-511A, den BP-512, BP-514 und den BP-508. Der BP-514 hat eine „geschlossene“ Bauform ohne Einkerbung an der Oberseite, er paßt darum nicht in alle Kameras, weil manche die Aussparung oben zwischen den beiden Rundzellen benötigen.

Der BP-511 in frühen Digital-Kompaktkameras

Die erste kompakte Digitalkamera, die den BP-511 zur Energieversorgung einsetzte, war die Powershot G1 vom November 2000, die erste Bridgekamera die PowerShot Pro90 IS vom März 2001. In beiden Kameras hätten 4 Mignonzellen eine zu geringe Bildzahl bei höherem Gewicht bedeutet, darum setzten die Entwicklungsingenieure einen bereits bewährten Lithiumakku ein.

Der BP-511 in dSLRs

In etlichen digitalen Spiegelreflexkameras baute Canon den bewährten BP-511 ein, die erste war die D30 vom August 2000.

Dann ging es mit der D60 sowie der 10D, 20D, 30D, 40D bis zur 50D weiter. Für alle Kameras gab es auch optionale Batteriegriffe, die unter die Kamera geschraubt werden konnten und zwei BP-511 - Akkus aufnehmen konnten, um die Zahl der Aufnahmen ohne Akkuwechsel zu verdoppeln.

Auch in eine Amateur-dSLR wurde der BP511 verwendet: Weil die „Volks-dSLR“ EOS 300D (erste digitale Spiegelreflexkamera mit Verkaufspreis von nur 1000 Euro) eigentlich eine per Firmware „kastrierte“ 10D in einem Kunststoffgehäuse war, wurde der gleiche Akku verwendet. Canons erste „preiswerte“ Vollformat-dSLR EOS 5D nutzt ebenfalls den BP-511.

Damit beim Akkuwechsel Datum und Uhrzeit in der Kamera weiterlaufen, befindet sich in all den genannten Kameras ein Fach für eine Lithium-Knopfzelle, meist eine CR2023.

Das Ende des BP-511

Die beiden stromführenden Kontakte des BP-511 liegen frei, darum kann es beim Tragen in der Hosentasche zu Kurzschlüssen kommen, z. B. durch einen ebenfalls in der Tasche befindlichen Schlüsselbund. Kurzschlüsse von Lithiumakkus sind gefährlich, weil es durch dann die Überhitzung zur Entzündung des Akkupacks kommen kann. Brennende Lithiumakkus können nicht mit Wasser gelöscht werden, da das Lithium mit Wasser reagiert und einfach weiterbrennt.

Darum haben die EU und amerikanische Behörden etwa 2009 ein Verbot des Inverkehrbringens von neu entwickelten Geräten mit Akkus, deren Kontakte freiliegen, in Kraft gesetzt. Zum Verbotszeitpunkt bereits produzierte bzw. im Handel befindliche Geräte durften weiterverkauft werden, ein Verbot für den Verkauf der entsprechenden Akkus wurde nicht erlassen, darum können auch heute noch Ersatzakkus erworben werden.

Alle Anbieter versenkten die stromführenden Kontakte so, daß nur sehr dünne Metallteile mit ihnen in Berührung kommen können, mit einer Schere oder einem Schlüssel, aber auch mit nassen Fingern ist es nicht möglich, einen Kurzschluss herbeizuführen.

2009/2010 ersetzten alle Kamerahersteller ihre Akkutypen, bei Canon endete der Einsatz des BP-511 nach etwa einem Jahrzehnt, bei Nikon war es der EN-EL3, der auslief. Bei beiden Anbietern gab es danach einen Akkutyp, der lange Zeit verwendet wurde, Nikon wechselte auf den EN-EL15, Canon auf den LP-E6.

Christian Zahn, Dezember 2024

Aus den Weihnachtsferien ein kleiner aktueller Nachtrag zum BP-511

Sicherstes Zeichen dafür, dass ein BP-511 hinüber ist, ist sein Ladeverhalten. Wenn ein in der Kamera blinkender BP-511 = leer, Auslöser gesperrt – auf dem Original Canon Ladegerät innerhalb zwei Minuten vom hektischen Blinken 3x pro Sekunde zügig auf Blinken 2x pro Sekunde übergeht und nach den dann rund zwei Minuten "vollgeladen" signalisiert ­– gleich entsorgen!

Ralf Jannke, Dezember 2024

 

 

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