Canon EOS 1000D Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die EOS 1000D.

Spezifikationen

  • Die 2008 vorgestellte Canon EOS 1000D ist 126 x 98 x 62 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 450 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,2 x 14,8 mm) mit Pixelpitch 5,8µm löst maximal 3.888 x 2.592 Pixel = 10 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Live-View ist möglich, Videos jedoch nicht.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder Servo-AF (schaltet selbsttätig zwischen AF-S und AF-C um) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 7 AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 35-Zonen-Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Selektivmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku LP-E5
  • Anschluß für elektrischen Fernauslöser
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus

Besonderheiten

  • Die Canon EOS 1000D ist erste digitale Einsteiger-Spiegelreflexkamera von Canon in der vierstelligen Klasse. Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Akkus auf, Sowohl der Griff als auch die Akkus können auch an der 450D und 500D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für diese Klappe eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff.
  • Die Canon-Nomenklatur der Kameragehäuse ist folgende: Einstellige Modellnummern sind Profimodelle (z. B. EOS-1D Mark III) oder Semiprofi-Modelle (analoge EOS 3, digitale EOS 5D), zweistellige Modell sind für ambitionierte Amateure oder als preiswertes Zweitgehäuse für Profis gedacht (EOS 40D), dreistellige Modelle sind Amateur-Geräte (EOS 500D), vierstellige Kameras sind sehr preiswerte Bodys für Einsteiger, die meist nur das Setobjektiv (z. B. ein 18-135) mitkaufen (EOS 4000D).
  • „EOS“ ist zum einen die Göttin der Morgenröte als auch die Abkürzung von „Electro-Optical System“, das zusammen mit der analogen filmbasierten EOS 650 in Jahre 1987 eingeführt wurde und im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Kamera-Bajonetten keinerlei mechanische Übertragung erforderte, sondern nur elektrische Kontakte benötigte. Sowohl der AF-Motor als auch der Blendenantrieb sitzen darum in jedem Objektiv.
  • Die 1000D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive.
  • Die 1000D liegt technisch zwischen der 400D und der 450D (bis auf die Zahl der AF-Sensoren, da liegt sie mit nur 7 unter den beiden genannten Kameras, die jeweils 9 AF-Felder haben), preislich jedoch deutlich unter beiden.
  • Die Mattscheibe zeigt ca. 95% des aufgenommenen Bildfeldes, das Okular hat Dioptrienkorrektur. Es ist kein Glas-Pentaprisma, sondern lediglich ein leichtes und preiswertes Pentaspiegel-System eingebaut. Auch der in vielen digitalen EOS-Kameras eingebaute Eye-Start-Sensor fehlt.
  • Live-View mit frei verschiebbarer Sucherlupe (max. 10 fache Vergrößerung) ist möglich, zum Auslösen klappt allerdings erst der Spiegel herunter, um eine Belichtungsmessung durchzuführen, dann klappt der Spiegel wieder hoch und es wird ausgelöst. Falls Live-View nicht funktioniert: das muß im System-Menu erst freigeschaltet werden, dann kann durch Druck auf die „Set“-Taste in der Mitte des Steuerkreuzes auf Live-View umgeschaltet werden (ansonsten kann man mit dieser Taste die Bildqualität umschalten).
  • Der Tiefpaßfilter vor dem Sensor ist beweglich gelagert, er kann bei jedem Kamera-Ein- und Ausschalten oder jederzeit manuell per Menu in hochfrequente Bewegungen versetzt werden, um anhaftenden Staub abzuschütteln. Außerdem kann ein Staub-Referenzbild aufgenommen werden, das der Kameraprozessor analysiert und zukünftig in jedem RAW Informationen zum Staub-Wegrechnen absichert (das funktioniert aber nur, sofern der verwendete RAW-Konverter am Computer diese Funktion unterstützt).
  • Die Bilder können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen erstmals bei Canon in einer dSLR SD/SDHC-Karten. Auch die zum Kameravorstellungszeitpunkt noch nicht verfügbaren Karten mit 32GB funktionieren einwandfrei.
  • Merkwürdigerweise kann bei der Benutzung von Motivprogrammen nur das JPEG-Bildformat aufgezeichnet werden, die Verwendung des RAW-Formats ist den „kreativen“ Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten. Letzterer Modus ermittelt durch die Auswertung aller AF-Sensoren die Schärfentiefe des Motivs und wählt die dafür notwendige Blende.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Er kann leider nicht als Master für drahtlos angesteuerte Systemblitze dienen, diese Funktion hat Canon nur bei teureren Gehäusen eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System.
  • Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann. Der gezeigte Zusatzgriff ist nicht von Canon, er ist ein preiswerter China-Nachbau, kommt dem Original aber sehr nahe.
  • Die Kamera schreibt etliche interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, z. B.: den kompletten Objektivnamen, die Sensor-Breite und -Höhe, die Kameratemperatur, den Kameratyp (Profi, Semiprofi, Midrange usw.), den Namen des Besitzers (sofern mit einem Canon-Computerprogramm eingegeben), die Seriennummer, den Firmwarestand, die Staubentfernungs-Parameter, fast die kompletten Bildparameter, etliche Kameraparameter wie Tastenbelegung, Monitorstatus uvm.
  • Die Anzahl der Kamera-Auslösungen kann mit Hilfe eines freien und kostenlosen Programms per USB aus der Kamera ausgelesen werden.
  • Der Monitor sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese aber nur aus Kunststoff ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben.
  • Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.
  • Die Kamera war neben dem gezeigten Schwarz auch in Silber erhältlich, das Set-Objektiv 18-55 IS ebenfalls.
  • Die UVP der EOS 1000D betrug ca. 550 Euro (mit Setobjektiv 650 Euro). Preislich lag sie somit im Rahmen des Umfeldes der Mitbewerber.
  • Ich erwarb mein sehr wenig gebrauchtes Exemplar mit lediglich 2.500 Auslösungen im Herbst 2018 für ca. 100 Euro inkl. einem 22-55 USM (ohne IS) und einem nicht originalen Akkugriff, der aber recht gut nachgebaut ist.
  • Das Objektiv war von mir als „kleinstes“ Einsteigerzoom für dSLRs verortet worden, erst nach Kauf wurde mir klar, daß es ein Setobjektiv für die analoge EOS IX Lite (für APS-Filmpatronen) war und sogar vollformattauglich ist, aber recht stark verzeichnend. Darum kaufte ich recht bald ein sehr preiswertes 18-55 (ohne IS).

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Auf die Angabe von Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitten habe ich verzichtet, da sie zu stark vom Objektiv abhängen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS 1000D ist größtenteils aus Kunststoff, lediglich „innere“ Teile bestehen aus Metall sowie der Blitzschuh, das Bajonett und das Stativgewinde. Viele Teile sind mit einem gummi-artigem Kunststoff beschichtet. Diese Gummierung löste sich bereits beim Erstbesitzer teilweise, bei meinen Fotorundgängen „rubbelte“ noch mehr davon ab.

Die Kamera gehört zur Klasse der „vierstelligen“ Einsteiger-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „dreistelligen“ Amateurmodelle angesiedelt waren. So gibt es nur ein Fingerrad vorne; rückseitiges Daumenrad, Augensensor oder Empfänger für eine IR-Fernbedienung fehlen.

Die rückseitigen Tasten des Steuerkreuzes haben Doppelfunktionen.

Der Sensor der 1000D neigt nur wenig zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. Kritische Gegenlichtsituationen werden meist recht gut gemeistert, erfordern aber öfters Belichtungskorrektur durch den Fotografen. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des großen Pixelpitchs aber noch beherrschbar.

Die Bildqualität der 1000D ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen. Bei 10 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern kaum etwas auszusetzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von Dutzenden Canon-dSLRs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet.

Christian Zahn, Februar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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