Canon EOS 30D Kurzbericht von Christain Zahn

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die semiprofessionelle EOS 30D.

Spezifikation

  • Die 2006 vorgestellte Canon EOS 30D ist 144 x 106 x 74 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 700 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,5 x 15 mm) mit Pixelpitch 6,4µm löst maximal 3.504 x 2.336 Pixel = 8 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (für auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Zusätzlich ist ein SW-LCD-Schulterdisplay für viele Aufnahmeparameter vorhanden. Live-View ist nicht möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/8000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • maximal 5 Bilder/Sekunde
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku BP-511
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus

Besonderheiten

  • Die Canon EOS 30D ist nach der 30D (2000 vorgestellt, 3 Megapixel), der 60D (6 Megapixel), der 10D (6 Megapixel) und der 20D (8 Megapixel) bereits die fünfte semiprofessionelle digitale Spiegelreflexkamera von Canon. Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Akkus auf, er kann auch an den Nachfolgemodellen 40D und 50D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für die Klappe eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff.
  • Der BP-511-Akku kann in allen oben genannten Kameras genutzt werden sowie auch in etlichen Canon-Kompaktkameras der „G“-Serie, z. B. der G5 (Link auf entsprechenden Praxisbericht).
  • „EOS“ ist zum einen die Göttin der Morgenröte als auch die Abkürzung von „Electro-Optical System“, das zusammen mit der analogen filmbasierten EOS 650 in Jahre 1987 eingeführt wurde und im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Kamera-Bajonetten keinerlei mechanische Übertragung erforderte, sondern nur elektrische Kontakte benötigte. Sowohl der AF-Motor als auch der Blendenantrieb sitzen darum in jedem Objektiv.
  • Die 30D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EFs - Objektive.
  • Zur Puffern der Kameraparameter und der Uhr ist im Kamera-Akkufach eine kleine Lithiumbatterie des Typs CR2016 vorhanden. Wenn die Kamera beim Akkuwechsel die Uhrzeit immer wieder vergißt, muß diese Batterie ersetzt werden.
  • Die Bilder der 30D können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten. Auch die zum Kameravorstellungszeitpunkt noch nicht verfügbaren Karten mit 32GB funktionieren einwandfrei.
  • Merkwürdigerweise kann bei der Benutzung von Motivprogrammen nur das JPEG-Bildformat aufgezeichnet werden, die Verwendung des RAW-Formats ist den Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten. Letzterer Modus ermittelt durch die Auswertung aller AF-Sensoren die Schärfentiefe des Motivs und wählt die dafür notwendige Blende.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E—TTL-II - System.
  • Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, es gibt ein Finger-Rad, ein abschaltbares hinteres Drehrad und einen kleinen Joystick. Der Hauptschalter ist ungewöhnlich gestaltet: Er sitzt griffungünstig an der Kamera-Rückseite zwischen Display und Drehrad, das er zusätzlich ein- und ausschaltet.
  • Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann.
  • Der gezeigte Zusatzgriff ist nicht von Canon, er ist ein preiswerter China-Nachbau, kommt dem Original aber sehr nahe.
  • Die Anzahl der Kamera-Auslösungen kann nur der Canon-Service ermitteln, da sie weder in jedem Bild gespeichert sind noch mit Hilfe eines freien Programms per USB aus der Kamera ausgelesen werden kann. Der Verschluss war auf etwa 100.000 Auslösungen konzipiert, es sind jedoch bereits Exemplare mit nur 5.000 Auslösungen zum Service gegangen als auch Kameras mit bestätigten 500.000 Auslösungen bekannt.
  • Der Monitor und das Schulterdisplay sitzen hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese aber nur aus Kunststoff ist, haben die Besitzer häufige zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben.
  • Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.
  • Die UVP der EOS 30D betrug ca. 1400 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 30-80 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang. Ich erwarb mein deutlich gebrauchtes Exemplar mit (geschätzten) über 100.000 Auslösungen Ende 2019 für ca. 30 Euro.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Auf die Angabe von Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitten habe ich verzichtet, da sie zu stark vom Objektiv abhängen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS 30D ist größtenteils aus Metall. Lediglich die Klappen des Kartenfachs und des Akkufachs sind aus Kunststoff. Viele Teile sind „beledert“. Die verwendeten Materialien sind nach über 15 Jahren gut erhalten, der bei anderen Canon-Kameras berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „zweistelligen“ Semiprofi-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „einstelligen“ Profimodelle angesiedelt waren. So muß die 30D mit 9 AF-Sensoren auskommen, von denen nur der zentrale als Kreuzsensor ausgeführt ist.

Sowohl die Serienbildrate als auch die AF-Trefferqoute ist (für damalige Verhältnisse!) als gut zu bezeichnen, allerdings nicht als „Spitze“. So hat z. B. der damalige Konkurrent Nikon bereits 2005 die D200 mit 11 AF-Feldern, 10 Megapixeln Auflösung und maximal 6 Bildern/Sekunde vorgestellt, deren AF-Treffsicherheit m. M. n. besser war als die der Canon 30D.

Der Sensor der 30D neigt häufig zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. (Erst der Sensor der Nachfolgerin 40D hat nach meiner Erfahrung mehr Kontrastumfang). In den dunkleren Bildpartien rauscht der Sensor der 30D sichtbar, die Schatten können jedoch noch erträglich per EBV aufgehellt werden. Kritische Gegenlichtsituationen werden meist recht gut gemeistert, erfordern aber öfters Belichtungskorrektur durch den Fotografen. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des großen Pixelpitchs aber beherrschbar.

Die Bildqualität der 30D ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen, nur als ausreichend. Das „Ausbrennen“ der hellen Stellen tritt mir zu häufig auf. Bei 8 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern jedoch nur wenig auszusetzen, wenn der Kontrastumfang der Aufnahmeszene moderat war. Nach den ersten Testaufnahmen 2019 habe ich die 30D schnell durch eine 40D ersetzt. Nach dem erneuten Testrundgang für diesen Bericht kommt meine 30D wieder in den Originalkarton und in den „Ruhestand“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (eine Semiprofi dSLR von Canon gehört in jede Digitalkamerasammlung), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur noch mit starken Einschränkungen geeignet. Ich empfehle, besser gleich die 40D zu benutzen.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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