Canon EOS 400D Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die EOS 400D.

Spezifikationen

  • Die 2006 vorgestellte Canon EOS 400D ist 127 x 94 x 64 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 510 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,2 x 14,8 mm) mit Pixelpitch 5,8µm löst maximal 3.888 x 2.592 Pixel = 10 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Live-View ist nicht möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder Servo-AF (schaltet selbsttätig zwischen AF-S und AF-C um) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Selektivmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku NB-2LH
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus

Besonderheiten

  • Die Canon EOS 400D ist nach der 300D (2003 vorgestellt, 6 Megapixel) und der 350D (2005, 8 Megapixel) die dritte digitale Einsteiger-Spiegelreflexkamera von Canon. Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Akkus auf, er kann auch an der 350D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für die Klappe eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff.
  • Der verwendete Akku kann auch in der 350D benutzt werden. Seine Kapazität ist leider sehr gering (mit nur 720mAh reicht er laut Hersteller für 350-500 Bilder, in der Praxis mit IS-Objektiven jedoch für deutlich weniger Aufnahmen), Ersatzakkus sollten bei Fototouren immer reichlich mitgeführt werden.
  • Die Canon-Nomenklatur der Kameragehäuse ist folgende: Einstellige Modellnummern sind Profimodelle (z. B. EOS-1D Mark III) oder Semiprofi-Modelle (analoge EOS 3, digitale EOS 5D), zweistellige Modell sind für ambitionierte Amateure oder als preiswertes Zweitgehäuse für Profis gedacht (EOS 50D), dreistellige Modelle sind Einsteiger-Geräte (EOS 450D), vierstellige Kameras sind sehr preiswerte Bodys für Einsteiger, die meist nur das Setobjektiv (z. B. ein 18-135) mitkaufen (EOS 4000D).
  • „EOS“ ist zum einen die Göttin der Morgenröte als auch die Abkürzung von „Electro-Optical System“, das zusammen mit der analogen filmbasierten EOS 650 in Jahre 1987 eingeführt wurde und im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Kamera-Bajonetten keinerlei mechanische Übertragung erforderte, sondern nur elektrische Kontakte benötigte. Sowohl der AF-Motor als auch der Blendenantrieb sitzen darum in jedem Objektiv.
  • Die 400D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive.
  • Die Mattscheibe zeigt ca. 95% des aufgenommenen Bildfeldes, das Okular hat Dioptrienkorrektur und einen Augensensor, der das rückseitige Display beim Ans-Auge-Nehmen der Kamera abschaltet. Der Augensensor kann auch zum Aktivieren des AFs benutzt werden.
  • Das Autofokus-Modul ist baugleich mit der EOS 30D, der AF-Auswerteprozessor jedoch nicht. Trotzdem fokussiert die 400D praktisch genauso schnell und präzise wie die 30D, also erheblich flotter und sicherer als ihr Vorgänger 350D.
  • Der Tiefpaßfilter vor dem Sensor ist beweglich gelagert, er kann bei jedem Kamera-Ein- und Ausschalten oder jederzeit manuell per Menu in hochfrequente Bewegungen versetzt werden, um anhaftenden Staub abzuschütteln. Außerdem kann ein Staub-Referenzbild aufgenommen werden, das der Kameraprozessor analysiert und zukünftig in jedem RAW Informationen zum Staub-Wegrechnen absichert (das funktioniert aber nur, sofern der verwendete RAW-Konverter am Computer diese Funktion unterstützt).
  • Zur Puffern der Kameraparameter und der Uhr ist im Kamera-Akkufach eine kleine Lithiumbatterie des Typs CR2016 vorhanden. Wenn die Kamera beim Akkuwechsel die Uhrzeit immer wieder vergißt, muß diese Batterie ersetzt werden.
  • Die Bilder können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten. Auch die zum Kameravorstellungszeitpunkt noch nicht verfügbaren Karten mit 32GB funktionieren einwandfrei.
  • Merkwürdigerweise kann bei der Benutzung von Motivprogrammen nur das JPEG-Bildformat aufgezeichnet werden, die Verwendung des RAW-Formats ist den Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten. Letzterer Modus ermittelt durch die Auswertung aller AF-Sensoren die Schärfentiefe des Motivs und wählt die dafür notwendige Blende.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System.
  • Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann. Der gezeigte Zusatzgriff ist nicht von Canon, er ist ein preiswerter China-Nachbau, kommt dem Original aber sehr nahe.
  • Die Kamera schreibt etliche interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, z. B.: den kompletten Objektivnamen, die Sensor-Breite und -Höhe, die Kameratemperatur, den Kameratyp (Profi, Semiprofi, Midrange usw.), den Namen des Besitzers (sofern mit einem Canon-Computerprogramm eingegeben), die Seriennummer, den Firmwarestand, die Staubentfernungs-Parameter, fast die kompletten Bildparameter, etliche Kameraparameter wie Tastenbelegung, Monitorstatus uvm.
  • Die Anzahl der Kamera-Auslösungen kann nur der Canon-Service ermitteln, da sie weder in jedem Bild gespeichert sind noch mit Hilfe eines freien Programms per USB aus der Kamera ausgelesen werden kann.
  • Der Monitor sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese aber nur aus Kunststoff ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben.
  • Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.
  • Die Kamera war neben dem gezeigten Schwarz auch in Silber erhältlich, das Set-Objektiv ebenfalls.
  • Die UVP der EOS 400D betrug ca. 900 Euro. Preislich lag sie somit unterhalb der Mitbewerber (Nikon D80, Sony alpha 100, Pentax K10D).
  • Ich erwarb mein deutlich gebrauchtes Exemplar mit (geschätzten) über 20.000 Auslösungen Anfang 2019 für ca. 90 Euro inkl. dem 18-55 Setobjektiv (ohne IS) und einem nicht originalen Akkugriff, der aber recht gut nachgebaut ist.
  • Später erwarb ich ein 18-135 STM, das exzellente 55-250 STM IS und ein ausgezeichnetes 10-22 USM. Das gezeigte 1,8/50 STM war ein „Beifang“ zu einer analogen EOS (es wird an Canon-Crop ein lichtstarkes und sehr scharfes 80mm-Portraitobjektiv).

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Auf die Angabe von Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitten habe ich verzichtet, da sie zu stark vom Objektiv abhängen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS 400D ist größtenteils aus Kunststoff, lediglich „innere“ Teile bestehen aus Metall sowie der Blitzschuh und das Stativgewinde. Viele Teile sind „beledert“ bzw. mit einem Gummi beschichtet. Diese Gummierung löste sich bereits beim Erstbesitzer teilweise, bei meinen Fotorundgängen „rubbelte“ noch mehr davon ab. Laut Canon besteht die Kamera aus 1508 einzelnen Teilen (jede Schraube und Unterlegscheibe usw. mitgezählt).

Die Kamera gehört zur Klasse der „dreistelligen“ Einsteiger-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „zweistelligen“ Semi-Profimodelle angesiedelt waren. So gibt es nur ein Fingerrad, ein rückseitiges Daumenrad fehlt.

Die rückseitigen Tasten des Steuerkreuzes haben Doppelfunktionen, beim Tragen der Kamera um den Hals werden sie allzuleicht betätigt, darum hatte sich bei meinen Fotorundgängen mehrfach statt gewünschten 100 die maximalen 1600 ASA eingestellt, weil genau in Höhe dieser Taste ein Jackenknopf lag.

Der Sensor der 400D neigt nur wenig zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. Kritische Gegenlichtsituationen werden meist recht gut gemeistert, erfordern aber öfters Belichtungskorrektur durch den Fotografen. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des großen Pixelpitchs aber noch beherrschbar.

Die Bildqualität der 400D ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen. Bei 10 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern nur wenig auszusetzen. Da mir die Akkukapazität jedoch zu klein ist, benutze ich lieber die EOS 1000D, die außerdem technisch leicht verbessert ist.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von Dutzenden Canon-dSLRs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet, sofern mit 100-400 ASA aufgenommen wird.

Christian Zahn, Februar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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