Canon EOS 500D

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die EOS 500D. In Amerika wurde sie als Rebel T1i verkauft, in Japan als KISS X3.

Spezifikationen

  • Die 2009 vorgestellte Canon EOS 500D ist 126 x 98 x 62 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 480 Gramm.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,5 x 15 mm) mit Pixelpitch 4,7µm löst maximal 4.752 x 3.168 Pixel = 15 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 12800 ASA einstellbar. FullHD-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf SD-/SDHC-Karten (max. ca. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (für auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Pentaspiegelsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 920.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Live-View ist inkl. Autofokus möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 Kreuz-AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • maximal 6 Bilder/Sekunde
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku LP-5
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus

Besonderheiten

Die Canon EOS 500D ist ein „Zweitaufguß“ der semiprofessionellen 50D. Ähnlich wie bei der zweiten Tasse der Tee „etwas dünner“

als der in der ersten Tasse wird, so ist auch die 500D gegenüber der 50D „abgespeckt“ worden, zwar sind Sensor und Bildprozessor gleich, aber die 500D hat nur ein Fingerrad (das hintere Drehrad fehlt) und das Schulterdisplay ist ebenfalls nicht eingebaut, seine Funktion übernimmt das hintere Display. Das Autofokusmodul entspricht nicht demjenigen der 50D, sondern kommt aus deren Vorgänger 40D. Auch die Serienbildrate und die Verschlußlebensdauer ist niedriger. Außerdem ist die „Hülle“ nicht als Metall, sondern aus stabilem Kunststoff.

Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Lithium-Akkus auf, er kann auch an den Modellen 450D und 1000D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für diese eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff. Mit dem Griff mitgeliefert wurde eine Halterung für 6 Mignon-Zellen. Der abgebildete Griff ist nicht von Canon, aber er ist dem originalen so gut nachempfunden, daß der Unterschied kaum auffällt.

Der LP-E5 Akku kann auch in den anderen genannten Kameras verwendet werden, er ist mit 1080 mAH relativ klein dimensioniert. Eine Netzteilbuchse ist nicht eingebaut, es muß ein Akkudummy verwendet werden, im Akkufach ist dazu eine mit einem Gummi verschlossene Öffnung vorhanden, durch die das Kabel nach Außen geführt wird. Eine identische Aussparung ist ebenfalls im Batteriegriff vorhanden.

Die 500D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive. (EF-S bedeutet Electro Focus Shortback)

Die Bilder der 500D können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen SD-/SDHC-Karten bis 32 GB.

Die Verwendung des RAW-Formats ist nicht nur den den Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten, sondern kann auch in den Motivprogrammen genutzt werden. Bei etlichen Vorgängern (inkl. der 30D und der 40D) war in den Motivprogrammen nur JPEG möglich.

Im Liveview erfolgt das automatische Fokussieren immer über Kontrastermittlung des Bildsensors, die Kamera „pumpt“ dann solange vor und zurück, bis die maximale Schärfe gefunden ist. Dieser Vorgang wird nicht durch Antippen des Auslösers gestartet, sondern durch die „Stern“-Taste hinten am Gehäuse. Der Fokussiervorgang ist behäbig, es kann durchaus zwei Sekunden dauern, bis die Schärfe stimmt.

Das AF-Modul ist im Vergleich zur Konkurrenz mit nur 9 AF-Punkten „bescheiden“, wer in der Canon-Welt mehr Flexibilität benötigte, mußte zu einer „einstelligen“ dSLR greifen, z. B. der EOS 7D mit 19 Feldern.

Der Bildsensor ist wie üblich eine Canon-Eigenentwicklung, die Auflösung wurde gegenüber der 400D von 10 bzw. der 450D von 12 Megapixeln auf 15 Megapixel gesteigert, außerdem wurde der Abstand zwischen den Mikrolinsen vor jedem Pixel verkleinert, so daß das Rauschverhalten trotz kleineren Pixeln verbessert werden konnte.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System. Auch bei der 500D kann der interne Blitz nicht als Sender für die TTL-Ansteuerung weiterer Systemblitzgeräte dienen, dieses bei anderen Kameraherstellern längst übliche Feature hat Canon erst später „eingebaut“, so daß zum Aufbau eines Drahtlos-Blitzsetups immer mindestens zwei System-Blitzgeräte erforderlich sind.

Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, es gibt ein Finger-Rad und ein mehrfach belegtes Steuerkreuz. Der Hauptschalter ist im Gegensatz zu den Profimodellen konventionell platziert: Er sitzt um das Modusrad herum. Für das Livebild wurde eine extra Taste vorgesehen. Die Abblenddtaste sitzt wie bei den Vorgängern etwas ungünstig um das Bajonett angeordnet an der linken Seite, sie kann somit nicht einhändig mit einem rechten Finger betätigt werden.

Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann.

Das Kameramenü ist ziemlich ausufernd, die Kamera kann relativ fein auf die Aufnahmesituation konfiguriert werden. Es ist ein Schnellmenu eingebaut, durch Druck auf die „Info“-Taste wird ein Kurzmenü angezeigt, dessen Einstellungen durch Druck auf „OK“ veränderbar sind. Die gesamte Menüstruktur wurde aufgrund der hohen Displayauflösung gegenüber den Vorgängermodellen verfeinert, so haben viele Elemente einen leicht dreidimensionalen Eindruck.

In den Custom Functions kann die Belichtungsmessung bei Aufnahmen mit großen Kontrasten beeinflußt werden, es gibt dort zwei nicht selbsterklärende Unterpunkte:

- C.FN II-6 Tonwertpriorität verlagert im eingeschalteten Zustand die Belichtungsmessung von 18% Neutralgrau in die hellen Bildpartien und die Gradation wird weicher (so beschreibt es das Handbuch für „Normalanwender“ recht rätselhaft). Damit ist gemeint, daß die Kamera bei hohen Kontrasten versucht, daß die hellen Motivstellen nicht überbelichtet werden; dabei werden die dunklen Motivteile allerdings mehr oder minder stark unterbelichtet. Das kann allerdings bei Aufnahmen im RAW-Modus am Computer durch Aufhellung der Schatten gut korrigiert werden.

- C.FN II-7 automatische Belichtungsoptimierung ist in vier Stufen einstellbar (Standard, Gering, Stark, ausgeschaltet). Je nach Einstellung dieser Funktion versucht die Kamera, die dunklen Bildteile korrekt zu belichten, die hellen Bildanteile werden dann mehr oder weniger stark überbelichtet. „Standard“ ist ab Werk voreingestellt, ist in den Motivprogrammen immer aktiv und bedeutet, daß die 500D sich automatisch selbst um die entspreche Stärke der Korrektur bemüht.

Beide Funktionen arbeiten gegenläufig, wobei die Kamera nicht warnt, daß die eigentlich sinnlose Kombination von C.FN II-3 „eingeschaltet“ und C.FN II-4 „stark“ ausgewählt ist. Nach meiner Erfahrung legt die dann Kamera Wert auf die Schatten und ignoriert die Lichter, die sie dabei gnadenlos „ausbrennen“ läßt.

Die Kamera schreibt viele interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, in den MakerNotes finden sich unter anderem: Selbstauslöser, Blitzmodus, Bildqualität und -Größe, Objektiv inkl. kleinster und größter Brennweite und Blende, Kamera-Temperatur, Blitzleitzahl, Kamerafirmwarestand, Seriennummer, Name des Besitzers und des Copyright-Inhabers (sofern mit einem Computer-Programm erstellt, kann nicht im Kamera-Menu verstellt werden), alle Bild-Aufnahmeparameter, der gewählte AF-Punkt und die in der Fokusebene liegenden AF-Punkte uvm.

Die Canon-RAW-Software und die meisten käuflichen RAW-Konverter geben nur die nominellen 4.752 x 3.168 Pixel aus, freie Konverter können die gesamten 4770 x 3177 Sensorpixel auslesen. Die „fehlenden“ Randpixel werden üblicherweise zur Korrektur der Objektivverzeichnung verwendet.

Die Anzahl der Kamera-Auslösungen mußte der Canon-Service ermitteln, da sie nicht wie bei vielen Kameras diverser anderer Hersteller in jedem Bild gespeichert sind. Mit Hilfe eines freien Programms kann heutzutage per USB die Zahl der Auslösungen ausgelesen werden. Meines Wissens gibt es dieses Programm jedoch nur für Windows. Für aktuelle Apple-Computer bzw. Tablets ist eine kostenpflichtige App eines von Canon unabhängigen Herstellers verfügbar, mit deren Hilfe auch der Kamerabesitzer sowie die Copyright-Angaben in der Kamera verändert werden können.

Der Verschluss der 500D war auf etwa 100.000 Auslösungen konzipiert, es sind jedoch bereits Exemplare mit nur 5.000 Auslösungen zum Service gegangen als auch Kameras mit bestätigten 300.000 Auslösungen bekannt.

Der Monitor sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese Scheibe aber nur vom Service zu tauschen ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben. Die Auflösung mit 920.000 Subpixeln war erheblich feiner als bei den Vorgängern.

Der Sucher wurde gegenüber dem Vorgänger etwas verbessert, aber er zeigt immer noch nicht das ganze aufgenommene Bild, sondern nur etwa 95% davon. Ein Okularverschluß fehlt weiterhin, statt dessen ist am Kameragurt die Canon-typische Gummiabdeckung angebracht, die gegen die Augenmuschel getauscht wird. Das ist notwendig, weil die Belichtungsmessung im Prisma sitzt und eventuell Fremdlichteinfall beim Einsatz auf einem Stativ stören kann. Das Prisma ist aus Kosten- und Gewichtsgründen kein verspiegeltes Pentaprisma aus Glas, sondern nur aus einzelnen Spiegelelementen zusammengesetzter Pentaspiegel.

Die Mattscheibe kann vom Anwender nicht getauscht werden, allerdings gibt es Berichte von Anwendern, die sie auf eigene Gefahr nach Ablauf der Garantiezeit gegen eine Mattscheibe mit Schnittbildkeil zum besseren manuellem Scharfstellen gewechselt haben.

Die EOS 500D gewann den EISA-Award „Best Product 2009-2010“ in der Kategorie „SLR Camera“. Dieser Preis wurde von einer Vereinigung internationaler Fotozeitschriften verliehen. Canon hat auf den Award nach Erhalt der Auszeichnung mit einem Aufkleber auf dem Karton jeder verkauften Kamera hingewiesen.

Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.

Die UVP der EOS 500D betrug ca. 800 Euro ohne Objektiv, zusammen mit dem 18-55 IS kostete sie ca. 900 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 50-150 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang. Ich erwarb mein kaum gebrauchtes erscheinendes Exemplar mit lediglich knapp über 10.000 Auslösungen zusammen mit allem Originalzubehör, OVP und dem Setobjektiv 18-55 IS Anfang 2022 für unter 100 Euro inkl. 1 Jahr Gebrauchthändlergarantie.

Beispielfotos

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Alle Aufnahmen entstanden bei Programm- und ASA-Automatik, das Objektiv war das 1,8/50 STM, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. in alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter einmontiert.

Das Gehäuse der EOS 500D ist größtenteils aus Kunststoff, nur das darunterlegende Chassis ist aus einem Metallteil. Immerhin ist das Stativgewinde und das Bajonett aus Metall. Viele Teile sind „beledert“. Die verwendeten Materialien sind nach fast 15 Jahren noch gut erhalten, der bei anderen Canon-Kameras berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „dreistelligen“ etwas gehobenen Amateur-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang oberhalb der „vierstelligen“ Einsteigermodelle angesiedelt waren. So muß die 500D mit 9 AF-Sensoren auskommen, immerhin sind sie alle „Doppelkreuz“-Sensoren, die auch diagonale Muster sehr gut erkennen können.

Sowohl die Serienbildrate als auch die AF-Trefferqoute ist auch heutzutage gerade noch als gut zu bezeichnen. Die Treffsicherheit des AF-Systems ist gegenüber der 400D / 450D verbessert worden.

Der Sensor der 500D neigt zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen, er ist in dieser Beziehung etwas schlechter als der in der 400D, zumal die Mehrfeld-Belichtungssteuerung eher die dunklen Bildpartien korrekt belichtet denn die hellsten Bildpartien, so daß bei Motiven mit großem Kontrastumfang öfter per Belichtungskorrektur eingegriffen werden muß. Ich habe eine globale Belichtungskorrektur von -2/3 Blendenstufen eingestellt.

In den dunkleren Bildpartien rauscht der Sensor der 500D nur wenig sichtbar, die Schatten können erträglich per EBV aufgehellt werden. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des relativ großen Pixelpitchs aber gut beherrschbar. 800 und 1600 ASA sind recht problemlos, darüber wird es immer unansehnlicher, 12800 ASA sind ein reiner Notbehelf, bei dieser Empfindlichkeit kann die kamerainterne Bildaufbereitung die „Hofpixel“ nicht mehr unterdrücken, so daß rote und blaue Pixel in einfarbigen Flächen erkennbar werden.

Die Bildqualität der 500D ist auch heutzutage noch als gut zu bezeichnen, sofern der Kontrastumfang der Motive nicht allzugroß ist. Bei 15 Megapixeln und ISO100 bis 800 gibt es an den Bildern nur wenig auszusetzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (eine Amateur-dSLR von Canon gehört in jede Digitalkamerasammlung), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gut geeignet, sofern man bis maximal 800 ASA fotografiert. 15 Megapixel reichen auch heutzutage noch für viele Anwendungen aus.

Christian Zahn

 

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