Canon EOS 50D Kurzbericht

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die semiprofessionelle EOS 50D.

Spezifikationen

  • Die 2008 vorgestellte Canon EOS 50D ist 146 x 108 x 74 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 790 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,5 x 15 mm) mit Pixelpitch 4,7µm löst maximal 4.752 x 3.168 Pixel = 15 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 12800 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (für auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 920.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Zusätzlich ist ein beleuchtbares SW-LCD-Schulterdisplay für viele Aufnahmeparameter vorhanden. Live-View ist inkl. Autofokus möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 Kreuz-AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/8000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • maximal 6,3 Bilder/Sekunde
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku BP-511
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus

Besonderheiten

  • Die Canon EOS 50D ist die letzte zweistellige Canon-dSLR, die ein massives Metallgehäuse hat, ihre Nachfolger bekamen nur ein in der „dreistelligen“ Klasse zuvor bereits längst übliches Kunststoffgehäuse. Wer nach der 50D Metall als Gehäusematerial bei Canon kaufen wollte, mußte zu „einstelligen“ Canon-Kameras greifen, die allerdings erheblich teurer waren.
  • Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Lithium-Akkus auf, er kann auch an den Modellen 30D und 40D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für diese eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff. Mit dem Griff mitgeliefert wurde eine Halterung für 6 Mignon-Zellen.
  • Der BP-511-Akku kann in etlichen anderen Canon-Kameras genutzt werden, auch hier ist die 50D die letzte Kamera, die diesen Akkutyp verwendet, mit der 60D wurde ein neuer und leistungsfähigerer, aber inkompatibler Akku herausgebracht.
  • Das Gehäuse wurde als „wetterfest“ bezeichnet, da es einen gewissen Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit bietet, es ist aber nicht tauchfähig und auch nicht spritzwassergeschützt.
  • Die 50D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive. (EF-S bedeutet Electro Focus Shortback)
  • Zur Puffern der Kameraparameter und der Uhr ist im Kamera-Akkufach eine kleine Lithiumbatterie des Typs CR2016 vorhanden. Wenn die Kamera beim Akkuwechsel die Uhrzeit immer wieder vergißt, muß diese Batterie ersetzt werden.
  • Die Bilder der 50D können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis 32 GB. In den CF-Schacht Typ II passen auch Adapter auf SDHC-Karten bis 32 GB. Schnelle Speicherkarten werden vollumfänglich ausgenutzt, mit UDMA-fähigen CF-Karten sind etliche Aufnahmen in Folge möglich, bis die Schreibleistung sinkt.
  • Die Verwendung des RAW-Formats ist nicht mehr nur den den Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten, sondern kann auch in den Motivprogrammen genutzt werden. Bei den Vorgängern inkl. 40D war das noch nicht möglich.
  • Das AF-Modul ist im Vergleich zur Konkurrenz mit nur 9 AF-Punkten „bescheiden“ (die relativ zeitgleich erschienene Nikon D300 hat 51 AF-Felder und auch die D90 immerhin 11), wer in der Canon-Welt mehr Flexibilität benötigte, mußte zu einer „einstelligen“ dSLR greifen, z. B. der EOS 7D mit 19 Feldern.
  • Der Bildsensor ist wie üblich eine Canon-Eigenentwicklung, die Auflösung wurde gegenüber der 40D von 10 auf 15 Megapixel gesteigert, außerdem wurde der Abstand zwischen den Mikrolinsen vor jedem Pixel verkleinert, so daß daß Rauschverhalten trotz kleineren Pixeln verbessert werden konnte.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System. Auch bei der 50D kann der interne Blitz nicht als Sender für die TTL-Ansteuerung weiterer Systemblitzgeräte dienen, dieses bei anderen Kameraherstellern längst übliche Feature hat Canon erst später „eingebaut“, so daß zum Aufbau eines Drahtlos-Blitzsetups immer mindestens zwei System-Blitzgeräte erforderlich sind.
  • Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, es gibt ein Finger-Rad, ein abschaltbares hinteres Drehrad und einen kleinen Joystick. Der Hauptschalter ist ungewöhnlich gestaltet: Er sitzt griffungünstig an der Kamera-Rückseite zwischen Display und Drehrad, das er zusätzlich ein- und ausschaltet. Erstmals ist eine vom Anwender konfigurierbare Funktionstaste auf der Rückseite vorhanden. Auch für das Livebild wurde eine extra Taste vorgesehen. Die Abblenddtaste sitzt wie bei den Vorgängern etwas ungünstig um das Bajonett.
  • Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann.
  • Das Kameramenü ist ausufernd, die Kamera kann fein auf die Aufnahmesituation konfiguriert werden. Erstmals in einer Canon-dSLR ist ein Schnellmenu eingebaut, durch Druck auf den „Joystick“ wird ein von anderen Herstellern längst übliches Kurzmenü angezeigt. Die gesamte Menüstruktur wurde aufgrund der hohen Displayauflösung verfeinert, so haben viele Elemente einen leicht dreidimensionalen Eindruck.
  • In den Custom Functions kann die Belichtungsmessung bei Aufnahmen mit großen Kontrasten beeinflußt werden, es gibt dort zwei nicht selbsterklärende Unterpunkte:
  • - C.FN II-3 Tonwertpriorität verlagert im eingeschalteten Zustand die Belichtungsmessung von 18% Neutralgrau in die hellen Bildpartien und die Gradation wird weicher (so beschreibt es das Handbuch für „Normalanwender“ recht rätselhaft). Damit ist gemeint, daß die Kamera bei hohen Kontrasten versucht, daß die hellen Motivstellen nicht überbelichtet werden; dabei werden die dunklen Motivteile allerdings mehr oder minder stark unterbelichtet. Das kann allerdings bei Aufnahmen im RAW-Modus am Computer durch Aufhellung der Schatten gut korrigiert werden.
  • - C.FN II-4 automatische Belichtungsoptimierung ist in vier Stufen einstellbar (Standard, Gering, Stark, ausgeschaltet). Je nach Einstellung dieser Funktion versucht die Kamera, die dunklen Bildteile korrekt zu belichten, die hellen Bildanteile werden dann mehr oder weniger stark überbelichtet. „Standard“ ist ab Werk voreingestellt, ist in den Motivprogrammen immer aktiv und bedeutet, daß die 50D sich automatisch selbst um die entspreche Stärke der Korrektur bemüht.
  • Beide Funktionen arbeiten gegenläufig, wobei die Kamera nicht warnt, daß die eigentlich sinnlose Kombination von C.FN II-3 „eingeschaltet“ und C.FN II-4 „stark“ ausgewählt ist. Nach meiner Erfahrung legt dann die Kamera Wert auf die Schatten und ignoriert die Lichter, die sie dabei gnadenlos „ausbrennen“ läßt.
  • Die Kamera schreibt viele interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, in den MakerNotes finden sich unter anderem: Selbstauslöser, Blitzmodus, Bildqualität und -Größe, Objektiv inkl. kleinster und größter Brennweite und Blende, Kamera-Temperatur, Blitzleitzahl, Kamerafirmwarestand, Seriennummer, Name des Besitzers (sofern mit einem Canon-Programm erstellt, kann nicht im Kamera-Menu verstellt werden), alle Bild-Aufnahmeparameter, der gewählte AF-Punkt und die in der Fokusebene liegenden AF-Punkte uvm.
  • Die Canon-RAW-Software und die meisten käuflichen RAW-Konverter geben nur die nominellen 4.752 x 3.168 Pixel aus, freie Konverter können die gesamten 4770 x 3177 Sensorpixel auslesen. Die „fehlenden“ Randpixel werden üblicherweise zur Korrektur der Objektivverzeichnung verwendet.
  • Die Anzahl der Kamera-Auslösungen mußte der Canon-Service ermitteln, da sie nicht wie bei vielen Kameras diverser anderer Hersteller in jedem Bild gespeichert sind. Mit Hilfe eines freien Programms kann heutzutage per USB die Zahl der Auslösungen ausgelesen werden. Meines Wissens gibt es dieses Programm jedoch nur für Windows.
  • Der Verschluss der 50D war auf etwa 100.000 Auslösungen konzipiert, es sind jedoch bereits Exemplare mit nur 5.000 Auslösungen zum Service gegangen als auch Kameras mit bestätigten 500.000 Auslösungen bekannt.
  • Der Monitor und das Schulterdisplay sitzen hinter einer Kratzschutzscheibe mit Fluorit-Beschichtung. Da diese Scheibe aber nur vom Service zu tauschen ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben. Die Auflösung mit 920.000 Subpixeln war erheblich feiner als bei den Vorgängern.
  • Im Live-Modus kann die Kamera nicht normal fokussieren, ein leichter Druck auf den Auslöser bleibt ohne Reaktion. Erst die hinten angeordnete „AF-On“-Taste läßt den Spiegel wieder herunterklappen, damit die AF-Sensoren nun fokussieren können, danach klappt der Spiegel wieder hoch und es kann der Bildausschnitt wieder auf dem Sucher betrachtet werden. Per Systemmenü kann die Autofokusermittlung auf Kontrast-AF umgeschaltet werden, der direkt den Bildsensor auswertet. Dieser Modus ist allerdings erheblich langsamer.
  • Der Sucher wurde gegenüber dem Vorgänger etwas verbessert, aber er zeigt immer noch nicht das ganze aufgenommene Bild, sondern nur etwa 95% davon. Ein Okularverschluß fehlt weiterhin, statt dessen ist am Kameragurt die Canon-typische Gummiabdeckung angebracht, die gegen die Augenmuschel getauscht wird. Das ist notwendig, weil die Belichtungsmessung im Prisma sitzt und eventuell Fremdlichteinfall beim Einsatz auf einem Stativ diese verfälschen kann.
  • Die Mattscheibe kann vom Anwender getauscht werden, wie bei Canon üblich gab es unter anderem eine mit aufgebrachten Gitterlinien für Architekturaufnahmen. Fremdfirmen stellten sogar Mattscheiben mit Schnittbildkeil und Mikroprismenring für die manuelle Scharfstellung mit alten Objektiven her, da die 50D bei Objektiven „ohne Chip“ die AF-Sensoren nicht auswertet und sich auf reine Belichtungsmessung beschränkt.
  • Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.
  • Die UVP der EOS 50D betrug ca. 1300 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 100-150 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang. Ich erwarb mein kaum gebrauchtes Exemplar mit lediglich knapp über 10.000 Auslösungen Mitte 2021 für 120 Euro inkl. 1 Jahr Gebrauchthändlergarantie.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Auf die Angabe von Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitten habe ich verzichtet, da sie zu stark vom Objektiv abhängen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS 50D ist größtenteils aus Metall (eine relativ leichte Magnesium-Legierung). Lediglich die Klappen des Kartenfachs und des Akkufachs sind aus Kunststoff. Viele Teile sind „beledert“. Die verwendeten Materialien sind nach über 15 Jahren gut erhalten, der bei anderen Canon-Kameras berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „zweistelligen“ Semiprofi-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „einstelligen“ Profimodelle angesiedelt waren. So muß die 50D mit 9 AF-Sensoren auskommen, immerhin ist der mittlere ein „Doppelkreuz“-Sensor, der auch diagonale Muster sehr gut erkennen kann.

Sowohl die Serienbildrate als auch die AF-Trefferqoute ist auch heutzutage als durchaus gut zu bezeichnen, allerdings nicht als „Spitze“. Die Treffsicherheit des AF-Systems ist gegenüber der 40D nochmals verbessert worden.

Der Sensor der 50D neigt zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen, er ist in dieser Beziehung etwas schlechter als der in der 40D, zumal die Mehrfeld-Belichtungssteuerung eher die dunklen Bildpartien korrekt belichtet denn die hellsten Bildpartien, so daß bei Motiven mit großem Kontrastumfang öfter per Belichtungskorrektur eingegriffen werden muß. Wie oben beschrieben kann das Verhalten der 50D bei Aufnahmen mit hohem Motivkontrast per Custom Function justiert werden, so daß das Ausbrennen minimiert, aber nicht vollständig verhindert wird.

In den dunkleren Bildpartien rauscht der Sensor der 50D nur wenig sichtbar, die Schatten können erträglich per EBV aufgehellt werden. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des relativ großen Pixelpitchs aber gut beherrschbar – siehe oben.

Die Bildqualität der 50D ist auch heutzutage noch als gut zu bezeichnen, sofern der Kontrastumfang der Motive nicht allzugroß ist. Bei 15 Megapixeln und ISO100 bis 800 gibt es an den Bildern nur wenig auszusetzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (eine Semiprofi dSLR von Canon gehört in jede Digitalkamerasammlung), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gut geeignet, sofern man bis maximal 800 ASA fotografiert. 15 Megapixel reichen auch heutzutage für viele Anwendungen aus.

Christian Zahn

 

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