Denver KCA-1351 Blue Digital Kids Camera
Hier stelle ich eine Kinder-Digitalkamera vor, sie gehört in Bezug auf die Bildqualität in die Box der Trash-Objekte allerübelster Sorte, obwohl die Kamera 2024 noch verkauft wurde. Die Bildqualität reicht nur für Betrachtung der Aufnahmen auf dem Display der Kamera!
Spezifikationen:
- Die möglicherweise 2023 vorgestellte Denver KCA-1351 Blue ist 92 x 61 x 42 mm groß und wiegt 80 Gramm.
- Die Sensorauflösung steht nicht in der Anleitung, aber alle aufgeführten Bildgrößen von 2 bis 40 Megapixeln werden als interpoliert bezeichnet, er wird vermutlich nur 640 x 480 Pixel = 0,3 Megapixel haben (so steht es auch in den EXIFs). Die Empfindlichkeit ist unbekannt, sie könnte ggf. ca. 150 ASA betragen. Bilder werden als JPEG auf microSD/SDHC-Karten (max. 32 GB) oder in einen kleinen internen Flash-Speicher abgelegt. Videos sind eigentlich auch nur mit etwa 640x480 Pixeln möglich, werden aber als FullHD mit 1920x1080 oder HD 1280x720 große AVI-Videos hochinterpoliert gespeichert.
- Das Objektiv ist eine Festbrennweite, die optischen Daten sind unbekannt, die Brennweite könnte 5mm betragen, die Blende 1:2,8
- Das Motiv wird über einen 2,4“ TFT LCD Monitor angezeigt
- Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus
- Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende
- kein Blitz, keine Aufhell-LED
- Weißabgleich automatisch
- ohne Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch eingebauten Lithium-Akku (Laden über USB-C-Anschluß)
Besonderheiten
Der Importeur Denver A/S sitzt in Hönnerup (Dänemark), hergestellt wird die Kamera in China. Es gibt eine blaue Version für Jungen und eine pinke Farbvariante für Mädchen. Im Portfolio finden sich weitere elektronische Produkte wie Überwachungskameras, MP3-Player, Smartwatches, Bluetooth-Speaker, digitale Bilderrahmen, Mobilfunktelefone, Elektroroller, Uhrenradios usw.
„KCA“ dürfte „Kids CAmera“ bedeuten. Die 1351 ist eine Zahl ohne Bezug zur Kameraauflösung.
Die Verpackung ist wertiger als die Kamera selbst. In einer Pappschachtel, die an die Verpackung eines iPhones erinnern möchte, befindet sich eine Karton-Innenschale, in der die Kamera während des Transportes geschützt wird. Unter ihr ist die Tragekordel und die mehrsprachige Bedienungsanleitung sowie das mitgelieferte USB-Kabel verborgen.
Die Stromversorgung der Kamera erfolgt mit einem per USB-C geladenem eingebauten Lithium-Akku, der nicht wechselbar ist, gespeichert werden die Bilder entweder in einen internen Speicher oder auf maximal 32 GB große microSD-/SDHC-Karten. Der Kartenschacht ist nicht abgedichtet, Staub und Dreck können leicht eindringen.
Die Kamera ist vermutlich aus billigsten Komponenten zusammengebaut: ein 2,4“-Farbdisplay mit geringstmöglicher Auflösung, ein Fixfokus-Objektiv mit lediglich der Offenblende, einem rein elektronischem Verschluss und einem Webcam-Bildsensor.
Auf das Bild können verschiedene Bildeffekte auf das Foto angewendet werden, diese sind dann fest im Bild vorhanden und können später nicht geändert werden. Es gibt Staucheffekte, bunte Farbfilter, lustige Teilbildchen (Feuerwehrmann, Prinzessin, Krone, usw., lustige Rahmen usw.), Mehrfacheffekte und Spiegelungen.
Eine Audiowiedergabe ist vorhanden, MP3-Dateien können über den eingebauten Lautsprecher recht krächzend abgespielt werden, ein Kopfhörer kann nicht angeschlossen werden.
Das gesamte Gehäuse ist aus glattem Plastik gefertigt, die Kamera ist winzig, damit sie für Kinderhände nicht zu groß ist. Der chinesische Hersteller hat die Bezeichnung auf dem „Objektiv“ etwas falsch aufgebracht, dort steht „HD CHIL DREN DIGITAL CAMERA“ mit Leerstelle im Wort „Children“.
Die Bedienelemente sind auf das Mindestmaß reduziert, der Auslöser ist gleichzeitig „OK“-Knopf, der Einschalter dient auch zum Navigieren eine Ebene nach oben und die Cursortasten haben alle eine Zweitfunktion. Im eingeschaltetem Zustand leuchtet eine blaue LED durch ein Loch, das Gehäuse ist aber nicht völlig lichtdicht und leuchtet selbst auch mit. Hinter einem winzigem Loch befindet sich eine Resttaste, laut Anleitung soll sie gedrückt werden, wenn „sich die Kamera aufgehängt hat“.
Der Auslöser reagiert unüblich: Gedrückt passiert rein gar nichts, erst wenn der Auslöser losgelassen wird, ertönt ein Geräusch und die Aufnahme wird gemacht! Aber allzulange darf der Auslöser nicht gedrückt gehalten werden, denn dann löst die Kamera nicht aus. Das Objektiv kann nach oben geklappt werden, es zielt dann nach hinten, gleichzeitig wird das Bild um 180° gedreht aufgenommen, so daß es korrekt aufrecht steht.
Der Bildsensor hat vermutlich nur 640x480 Bildpunkte, die Bilder können aber vom Bildprozessor auf 2 bis 40 (sic!) Megapixel „aufgeblasen“ werden, eine native Speicherung der Sensorbildgröße ist nicht vorgesehen. Zwar deutet der Kameranamen einen Sensor mit 1,3 Megapixeln an, aber die „Bildqualität“ zeigt deutlich, daß die Bilddaten diese Auflösung nicht hergeben. Je größer die Bilder abgespeichert werden, desto höher wird die Kompression. Haben 2 Megapixel-Aufnahmen eine Netto-Dateigröße von etwa 200 KB (ca. 1:40), so haben 40-Megapixel-Bilder nur etwa 2 MB Nettogröße (1:80).
Am besten wirken die Bilder auf dem Display der Kamera, am Computer sehen sie übel aus. Auch die eingeblendeten Rahmen und Bildeffekte sind vermutlich aus 640x480 „großen“ Dateien hochinterpoliert.
7344x5504 Pixel große Aufnahmen zeigen bei 100%-Ansicht das Ergebnis der Pixel-Vervielfachung: ca. 12x12 Pixel große Klötze! Somit ist das nur eine Hochinterpolation, damit mit 40 Megapixeln in der Werbung angegeben werden kann! Zwar schreibt der Importeur sowohl in der Anleitung als auch in der Online-Präsentation, daß alle Auflösungen nur interpoliert sind, aber die „wahren Werte“ stehen nicht einmal in der Bedienungsanleitung und auch nicht in der Produktbeschreibung, die online einsehbar ist. Onlineshops nennen meist auch nur „40 Megapixel Interpoliert“. Somit kann der Kunde kaum die Fähigkeiten der Kamera beurteilen, die Bewertungen der Shops sind meist aussagekräftiger, denn Kunden haben nach dem Kauf schnell erkannt, wie „gut“ die Kamerabilder wirklich sind.
Der Zoom ist rein digital, die Bildqualität sinkt wie zu erwarten nochmals deutlich ab.
In die EXIFs werden einigen Angaben eingetragen, die aber möglicherweise nicht korrekt sind, weil die Bildprozessor-Firmware nicht angepaßt wurde. Es wird eine Offenblende von 1:2,8 aufgeführt, die Brennweite soll 5mm betragen, die Belichtungszeit beträgt immer 1/50s, als Empfindlichkeit steht immer 153 ASA. Als Softwarestand ist „MAX1.0“ eingetragen. Der Benutzerkommentar lautet „ViviLnkAEFG“, das weist auf einen Dashcam-Bildprozessor hin. Die EXIF-Bildbreite und -Höhe ist immer mit 640x480 angegeben, egal wie hochinterpoliert die Bilder gespeichert werden.
Die Kamera hat auch fünf einfache Videospiele eingebaut, dabei geben die Cursortasten ein rhythmische Videospiel-Geräusch ab, solange sie gedrückt werden. Die Spielfigur bewegt sich aber immer nur ein Feld weiter, obwohl der Ton weiter ertönt. Für jeden Schritt muß die Richtungstaste erneut gedrückt werden. Als Videospiel ist die Kids Camera besser denn als Kamera, die Spiele versprühen den Retrocharme aus der 8-Bit-Videospielzeit der 1990er Jahre ala Nintendo Game Boy.
Der UVP der Denver Kids Camera betrug etwa 20-40 Euro (diese Preisspanne ergab eine Recherche im September 2024 in verschiedenen Online-Shops). Der Gebraucht-Zeitwert dürfte mit 0-1 Euro anzusetzen sein. Ich erwarb die neue und unbenutzte originalverpackte Kamera in einem Ramschladen im September 2024 für 7 Euro.
Die Beispielfotos stammen direkt aus der Kamera, die EXIF-Werte für Brennweite, Blende, Empfindlichkeit und Belichtungszeit sind ggf. nicht korrekt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Denver Kids Camera ist fast komplett aus Kunststoff, möglicherweise sind auch die Linsen des Objektivs nicht aus Glas. Vor dem Objektiv sitzt eine unvergütete Plastikscheibe. Die gezeigte blaue Version ist für Jungen gedacht, für Mädchen gab es eine Version in Pink. Aus Metall ist das merkwürdigerweise eingebaute Stativgewinde, es hat in einer Kinderkamera eigentlich keine Funktion, welches Kind nutzt ein Stativ?
Die Kamera gehört eigentlich zur Klasse der Billigst-Digitalkameras.
Die Bildqualität ist unterste Schublade, denn es wird vermutlich nur eine Webcam eingebaut sein. Außerdem waren 0,3 Megapixel im Jahr 2024 längst nicht mehr zeitgemäß, es erstaunt mich, daß solch niedrig auflösende Sensoren überhaupt noch zu bekommen waren. In den meisten Fällen wurden die Aufnahmen nur auf dem niedrigauflösendem Monitor betrachtet, die wenigsten werden von den Eltern aus der Kamera herausgeholt und ausgedruckt worden sein. Ein abgelegtes Smartphone der Eltern dürfte eine bessere und preiswerte Wahl sein. Einziges Argument für die Denver Kids Camera: Ihre Größe ist kindgerechter als ein flaches Mobiltelefon. Und geht die Kamera kaputt, ist nicht viel Geld verloren gegangen.
Die Verzeichnung des einfachen Objektivs wird vom Bildprozessor nicht korrigiert und ist recht deutlich sichtbar.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (höchstens als Beispiel für die Kinderkameras der 2020er Jahre), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.
Christian Zahn, September 2024
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Ralf Jannke |
Mail senden | |
Erstellt: | 1.10.2024 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!