Fuji FinePix M603 Zoom Erfahrungsbericht

Hier stelle ich eine Digitalkamera mit der Fuji-Sensorspezialität Super CCD vor.Ralf hat dieses Modell bereits beschrieben. Auch Boris zeigt die Fuji FinePix M603 Zoom. Hier nun meine Erfahrungen mit dieser Kamera.

Spezifikationen:

  • Die zur photokina 2002 vorgestellte Fuji Finepix M603 Zoom ist 65 x 93 x 31 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 240 g.
  • Der 1/1,7“ CCD-Sensor (7,6 x 5,7 mm) löst maximal 2.832 x 2.128 Pixel  = 6 Megapixel auf (3,3 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 3,7µm. Manuell sind 160 bis 1600 ASA einstellbar. AVI-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf xDPictureCards (max. 2 GB) oder CompactFlash-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen 2,5“ TFT LCD Monitor mit 118.000 Subpixeln anvisiert, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Das Objektiv ist ein 8,7- 17,4 mm/1:3,2 (38-76 mm @KB) zweifach Zoom
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Programmautomatik. 64-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 1/4 bis 1/2000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über Lithiumakku

Besonderheiten

Die Kamera ist das letzte Modell in der Reihe der Fuji-Kameras im „Hochkant“-Design, d. h., die Kamera ist bei üblicher Haltung höher als breit. Das erste Modell dieser Kameralinie war die MX-600 von 1998, einige der Kameras wurden fast baugleich von Leica verkauft, z. B. die MX-1700 Zoom als Digilux Zoom (Baujahr 1999).

Teile der Technik stammen aus der kurz zuvor vorgestellten Finepix S602, z. B. der Sensor und der Bildprozessor. Als Stromversorgung dient ein Lithiumakku NP-60, der in der Kamera aufgeladen wird (mitgeliefert wird ein Netzteil, keine Ladeschale). Optional war sowohl ein Akku-Ladegerät als auch ein Akku NP-120 mit fast doppelter Kapazität zu erwerben. Der Platz im Kameragehäuse ist groß genug, um den NP-120 unterbringen, der dünnere NP-60 hingegen hat reichlich „Luft“ bis zum Deckel.

Das Objektiv wird wie bei Kompaktkameras üblich mit einer Zoomwippe elektrisch verstellt, sie ist aber genauso wie der Auslöser seitlich rechts an der Kamera angebracht. Das ist ungewohnt, man will die Kamera zunächst mit dem rechtem Daumen bedienen, bis man  die Daumenmulde an der hinteren linken unteren Ecke entdeckt, die als Daumentaste dient. Dort gegriffen ist die Kamera durchaus einhändig bedienbar, aber doch recht „wackelanfällig“. Im Lieferumfang ist deswegen ein Handgriff enthalten, der in das Stativgewinde eingeschraubt wird. Merkwürdigerweise ist der Griffteil dann aber rechts unterhalb der Kamera, entweder man umgreift mit der linken Hand die Kamera und bedient den Auslöser mit dem linken Zeigefinger oder man greift den Griff mit der linken Hand und die rechte Hand umschließt sowohl Kamera als auch die Greifhand. Beide Haltungen wirken nicht durchdacht, es wäre sinnvoller gewesen, das Griffstück so zu gestalten, daß es mit der linken Hand ergriffen werden könnte.

Der Schriftzug „Super EBC“ auf der Objektiv-Umfassung steht für „Electro Beam Coating“, was auf die Mehrschichtvergütung der Linsen hinweist. 2002 war ein zweifach-Zoomobjektiv eigentlich für eine Kamera in der 700-Euroklasse nicht mehr zeitgemäß, üblich war längst ein dreifach- oder gar vierfach-Zoom.

Die Kamera wurde im Fuji-Kamerawerk in Japan produziert, der recht hohe Verkaufspreis deckte die Herstellkosten im „Heimatland“.

Die Kamera hat ein rückseitiges Display, das zwar für damalige Verhältnisse sehr groß war, aber mit 114.000 Subpixeln nicht zu den höchstauflösenden Panels gehört. Es gab bereits Displays mit 200.000 Subpixeln (z. B. in der FinePix S602), die allerdings eine kleinere Diagonale hatten. Weil das Panel nicht durch eine Scheibe geschützt ist, kann es leicht beschädigt werden. Allerdings ist im Lieferumfang eine klappbare Abdeckung enthalten, die außerdem in der hellen Sonne als Lichtschacht dient, so daß das Motiv auch draußen recht gut erkennbar ist.

Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Zwar gibt es Direkttasten für Blitz und Makromodus, aber alle anderen Einstellungen erfordern den „Ausflug“ ins Menu. Und manche Einstellungen sind erst möglich, nachdem man von „Auto“ auf „Manuell“ in einem Untermenü umgeschaltet hat, in „Auto“ kann außer der Bildgröße nichts voreingestellt werden, im „Manuell“-Modus sind verschiedene Parameter wie Empfindlichkeit oder Belichtungskorrektur veränderbar, jedoch nicht Belichtungszeit oder Blende, diese beiden wichtigen Parameter stellt die Kamera immer selbst ein. Die Umschaltung entspricht also eher einem Wechsel von Vollautomatik auf Programmautomatik, auch wenn die Bezeichnung etwas anderes erhoffen läßt.

Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten bis 2 GB oder xD-PictureCards bis 2GB. Die M603 ist eine der ersten Kameras, die diese damals neue xD-Karten einsetzte, zuvor hatte Fuji die dünneren und wesentlich größeren SmartMediaKarten verwendet. Obwohl zu Anfang nur XD-Karten bis 128 MB erhältlich waren, können auch die erst viel später erschienenen 2GB-Karten verwendet werden.

CompactFlash- und xD-PictureCards können gleichzeitig eingesteckt werden, per Menu wird festgelegt, auf welche Karte die Kamera schreiben soll. Der CF-Slot entspricht der CF-II-Norm, somit passen auch IBM Microdrive oder Adapter SD-auf-CF.

Die Farbmatrix des Sensors ist kein klassisches Bayer-Pattern, sondern es kommt die Fuji-Spezialität „SuperCCD“ zur Anwendung. Näheres zu dieser Technik findet sich in Ralfs Beitrag zur Fuji Finepix E550. (Link:https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/fuji-finepix-e550/)  Hier nur kurz: Der Sensor hat 3 Millionen farbempfindliche und 3 Millionen helligkeitsempfindliche Pixel. Sie sind nicht wie allgemein üblich quadratisch und schachbrettartig angeordnet, sondern die sechseckigen Pixel sind wie Bienenwaben angeordnet, d. h. in jeder zweiten Zeile um jeweils eine halbe Zeile versetzt. Daraus interpoliert die Kamera die maximalen 6 Megapixel, allerdings nur bis maximal 400 ASA. Bei 800 und 1600 ASA werden mehrere Pixel zu einem „größeren virtuellen Pixel“ zusammengefaßt, die Bildgröße sinkt dann auf magere 1280x960 Pixel.

(Bild:https://www.digicammuseum.de/fileadmin/user_upload/Geschichten/Fuji_FinePix_E550/Produktfotos/SuperCCD_new.jpg)

Achtung: Nach Anwahl der 800 bzw. 1600 ASA schaltet die Kamera selbsttätig auf die niedrigere Auflösung. Wechselt der Fotograf dann wieder auf 400 ASA oder niedriger, schaltet die Kamera auf die höhere Auflösung zurück. Beim Umschalten erfolgt ein Hinweis im Display.

Die Kamera schreibt einige interessante Dinge in die MakerNotes der EXIFs, darunter: die Bildqualität, den Status der Belichtungs-, Fokus- und Verwackelungswarnung uvm.

Für die Schnittstellen sind teilweise Spezialkabel erforderlich, so nutzt z. B. die Netzteilbuchse einen übliche Hohlsteckerbuchse, auch Video nutzt eine übliche Klinkenbuchse. Die USB-Buchse erfordert ein Spezialkabel, denn sie kombiniert USB, Video und Netzteil, weil sie als Anschluß für die optional zu kaufende Dockingstation dient.

Die UVP der Finepix M603 Zoom betrug ca. 750 Euro. Ich bekam mein Exemplar Anfang 2024  vom Editor dieser Zeilen geschenkt. Der Gebrauchtpreis ist schwer einzuschätzen, es werden aktuell nur wenige Exemplare gehandelt, teilweise zu enorm überhöhten Preisen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als JPG, bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden nicht korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Finepix M603 Zoom ist trotz des hohen Verkaufspreises eigentlich ein preiswertes Einsteigermodell, es besteht größtenteils aus Kunststoff, nur wenige silbern glänzende Teile sind aus Metall. Die Daumenauflage ist rutschfest überzogen. Die verwendeten Materialen sind nach über 20 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen anderer Kamerahersteller ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „Edelkompakten“, die durch ein gefälliges Aussehen und „innere Werte“ überzeugen wollen.

Das Zoomen ist durch die Zoomwippe leider nicht präzise durchführbar, zumal die Kamera den Befehlen etwas „nachhinkt“. Oft muß man nach Loslassen einer der beiden Tasten kurz in die Gegenrichtung zurücktippen.

Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 38 mm sichtbar, bei den meisten Bildern dürfte sie kaum stören.

Die Bildqualität ist aufgrund des „Zwergensensors“ heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, bei höheren ASA-Zahlen rauscht es, die JPEGs der Kamera verlieren durch den Entrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung. Der Super-CCD mit 2x3 Megapixeln kann die 6 Megapixel nur hoch-interpolieren, die kameraintern erzeugten 3-Megapixel-Bilder sind sichtlich schärfer. Test von diversen Fotozeitschriften bescheinigten der Kamera eine Bildqualität, die in etwa den Ergebnissen aus anderen 4-Megapixel-Kameras entsprach, beim Vergleich mit anderen 6-Megapixel-Kameras unterlag sie meistens. „Schräge Treppenlinien“ sind in den Bildern durch das Hochinterpolierten je nach Motiv erkennbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil Super-CCD-Kamera im Hochkant-Design mit serienmäßigen Lichtschacht), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen mit Beschränkung auf 160 ASA und statische Motive gerade eben noch geeignet.

Christian Zahn

 

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