Fuji X-E2 und Sony NEX-7 mit Rikenon 1,7/50

In diesem Erfahrungsbericht verwende ich ein etwa 40-45 Jahre altes manuell zu fokussierendes Objektiv mit Pentax-K-Bajonett an zwei spiegellosen APS-C-Systemkameras, der Sony NEX-7 mit 24 Megapixeln und der Fuji X-E2 mit 16 Megapixeln. Insbesonders interessiert mich der Unterschied zwischen den Kameras, der durch die unterschiedlichen Sensoren und Farbpixel-Verteilungen entsteht, die Sony nutzt ein schachbrettartiges Bayer-Pattern und die Fuji das herstellerspezifische X-Trans-Muster.

Ricoh wurde 1936 in Japan gegründet. Seit 1938 stellt die Firma Kameras her, die erste war eine zweiäugige „Rolleiflex“-ähnliche Rollfilmkamera. Seit 1950 baut Ricoh Bürogeräte, darunter Kopierer und Faxgeräte. Um etwa 1980 herum stellte Ricoh die eigene Kamera-Produktion ein, seitdem wurden die Spiegelreflexkameras und Objektive von Cosina als Auftragsproduktion gefertigt. 2011 wurde Pentax, damals eine Marke von Hoya, zugekauft. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Kameraproduktion mit dem Namen Ricoh schrittweise eingestellt, im Jahre 2021 gab es nur noch die Edelkompakten der GR-Linie, wetterfeste Kameras der G- bzw. WG-Linie und die 360°-Rundumkameras der Theta-Serie.

Cosina wurde 1959 gegründet, stellt seit 1966 Kameras her, die aber kaum unter dem eigenen Namen vertrieben wurden, sondern größtenteils als Auftragsproduktion von anderen Unternehmen verkauft wurden, darunter Foto Quelle/Revue, Porst, Vivitar, Exakta (BRD), Soligor, Ringfoto, alfo, uvm. Aber auch namhafte Kameraproduzenten ließen sich von Cosina ihre Einsteiger-Spiegelreflexkameras bauen. Seit 1999 fertigt Cosina die „Voigtländer“-Kameras und Objektive, die in Europa von Ringfoto vertrieben werden.

Rikenon P 1:1,7 50mm

Das Objektiv wurde für die Ricoh-Spiegelreflex-Kameras der 1980er-Jahre mit Programmautomatik gebaut. Es hat 6 Elemente in 5 Gruppen, ist also eines der vielen japanischen Doppelgauss-Objektive, die fast immer gute Abbildungsleistungen haben. Es nutzt das weitverbreitete PK-Bajonett, das Pentax entwickelte und an andere Hersteller lizensierte..

Es gilt folgende Warnung: Die Rikenon-P-Objektive haben einen Schalter im Objektiv, der die Vorwahl der kleinsten Blende an die Kamera mitteilt; allerdings ist dieser Kontakt inkompatibel zur Pentax-Methode. Und die Position des Kontaktes befindet sich an einer ungünstigen Stelle, beim Ansetzen an eine Pentax-AF-Kamera verhakt sich der Stift in einer Bajonettschraube der Kamera, das Objektiv läßt sich dann nur mit roher Gewalt oder durch aufwendige Zerlegung von Body und Objektiv wieder von der Kamera trennen. Die Benutzung der Rikenon-P-Objektive an Kamera-Adaptern ist jedoch fast immer gefahrlos, man sollte aber darauf achten, daß sich der gefederte Stift des Objektivs nicht doch im Adapter verhaken kann.

Der  recht schmale und geriffelte Entfernungsring läuft weder zu stramm noch zu leicht, macht aber inzwischen leise kratzende Geräusche, der Einstellweg ist mit ca. 100° nicht sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,6 Metern recht klang. Die Blende rastet stufig, der Blendenring läßt sich in der kleinsten Stellung für Automatikbetrieb an entsprechenden Ricoh-Spiegelreflexkameras verriegeln. Es sind 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 63 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 30 mm und wiegt 145 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 5 mm länger. Zusätzlich zur roten Ansatzmarke in Bajonett ist auf dem Objektivtubus eine weiße Halbkugel eingelassen, sie wird beim Montieren des Objektivs an der Kamera mit dem Entriegelungsknopf zur Deckung gebracht.

Das gesamte Objektiv macht einen keinen sehr wertigen Eindruck, es ist fast vollständig aus Kunstoff gefertigt und deshalb sehr leicht, nur das Bajonett besteht aus Metall. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise nicht mehr so günstig zu bekommen wie zwischen 2000 und 2010, je nach Zustand und Lieferumfang wird es für 15 bis 50 Euro verkauft.

Rikenon P 1:1,7 50mm an Fuji X-E2

Das Objektiv ist am Cropsensor der X-E2 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe, ab Blende 8-11 kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 16 Megapixel werden ausgereizt, sie entsprächen ca. 38 Megapixel bei Vollformat.

Rikenon P 1:1,7 50mm an Sony NEX-7

Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe, ab Blende 8-11 kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 24 Megapixel werden ausgereizt, sie entsprächen ca. 58 Megapixel bei Vollformat.

Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Zeitautomatik, und bei Blende 8, gespeichert als RAW-Datenformat, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Das Objektiv ist erwartungsgemäß bei Offenblende „weich“, bei Arbeitsblende 5,6-8 ist es wie fast jedes japanische Doppelgauß-Normalobjektiv sehr gut, auch in den Bildecken der APS-C-Cropsensoren. Die Abbildungsunterschiede zwischen den verschiedenen Sensor-Farbpattern sind vernachlässigbar, jedoch macht sich bei beiden Systemkameras das Fehlen eines Bildstabilisator im Gehäuse bemerkbar. Dank Hervorhebung scharfer Bildkanten und starker Sucherlupe lassen sich die Systemkameras mit manuellen Objektiven hervorragend scharfstellen.

Ich werde das Objektiv eher nicht mehr verwenden, in meinem Fundus habe ich mechanisch wesentlich bessere Objektive, die vollständig aus Metall gefertigt sind.

Christian Zahn

 

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