Pentax SMC 55mm an Sony NEX-7, Fuji X-E2 und Pentax K-30

In diesem Erfahrungsbericht verwende ich ein fast 60 Jahre altes manuell zu fokussierendes Objektiv mit Pentax-K-Bajonett an zwei spiegellosen APS-C-Systemkameras, der Sony NEX-7 mit 24 Megapixeln und der Fuji X-E2 mit 16 Megapixeln sowie einer digitalen Pentax-Spiegelreflexkamera mit 16-Megapixeln. Insbesonders interessiert mich der Unterschied zwischen den Kameras, der durch die unterschiedlichen Sensoren und Farbpixel-Verteilungen entsteht, die Sony nutzt ein schachbrettartiges Bayer-Pattern und die Fuji das herstellerspezifische X-Trans-Muster. Außerdem vergleiche ich die Präzision der Fokussierung mittels Fokus-Peaking direkt auf den Sensoren der Systemkameras mit dem Phasen-AF der dSLR.

Die Asahi Optical Corporation (deren Kameras unter dem von Pentacon Dresden erworbenem Markennamen Pentax {PENtaprisma conTAX} vertrieben wurden) hatte als einer der letzten Spiegelreflexkamerahersteller erst 1975 das universelle, weil lizenzfreie M42-Gewinde aufgegeben und ein eigenes Bajonett eingeführt. Dieses hieß nach der ersten Kamera, die es verwendete, dann einfach PK bzw. Pentax-K-Bajonett. Asahi lizensierte dieses Bajonett bereitwillig an andere Hersteller (für Objektive UND Gehäuse!), so daß in der Folge unzählige Anbieter mit diesem Bajonett auf dem Markt erschienen.

SMC Pentax 1:1,8/55

Im Laufe der Jahre hat die Asahi Optical Corporation etliche Normalobjektiv-Versionen gebaut, beim Wechsel vom M42-Schraubgewinde auf das PK-Bajonett entfiel der zuvor verwendete Objektivtypname „Takumar“ (bezieht sich übrigens auf den Vornamen des Bruders des Asahi-Firmengründers). „SMC“ weist auf die Mehrschichtvergütung hin und bedeutet „Super Multi Coating“. 55mm ist eine heutzutage „krumme“ Brennweite für ein Normalobjektiv, sie weicht recht weit von der Formatdiagonale 43,26 mm ab. Pentax hat schon seit ca. 1950 Normalobjektive mit 58 bzw. 55mm gebaut, erst mit dem Wechsel auf das PK-Bajonett wurden auch „übliche“ 50er produziert.

Das 55er wurde im Jahr 1975 zusammen mit der Pentax K bzw. Pentax KX vorgestellt.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft seidenweich, der Einstellweg ist mit ca. 300° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45 Metern erfreulich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die rechteckige Streulichtblende wird von außen auf des Objektiv geklemmt, leider ohne Verdrehsicherung. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 39 mm und wiegt 225 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 10 mm länger. Zusätzlich zur roten Ansatzmarke in Bajonett ist auf dem Objektivtubus eine weiße Halbkugel eingelassen, sie wird beim Montieren des Objektivs an der Kamera mit dem Entriegelungsknopf zur Deckung gebracht.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Der originale Frontdeckel ist kein Snap-In-Typ, sondern ein Aufstülp-Typ. Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang, Version und Bajonett (M42 oder PK) liegt es zwischen 20 und 100 Euro.

SMC 55mm an Fuji X-E2

Das Objektiv ist am Cropsensor der X-E2 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 16 Megapixel werden ausgereizt.

SMC 55mm an Sony NEX-7

Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 24 Megapixel werden auch an den APS-C-Bildrändern ausgereizt, auf Kleinbild hochgerechnet entsprächen sie ca. 58 Megapixel.

SMC 55mm an Pentax K-30

Das Objektiv ist am Cropsensor der K-30 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 16 Megapixel werden ausgereizt.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Zeitautomatik (X-E2 bzw. NEX-7) bzw. manuellem Modus (K-30), mit eingeschaltetem Bildstabilisator (sofern im Gehäuse eingebaut) und bei Blende 8, gespeichert als RAW-Datenformat, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Objektiv ist erwartungsgemäß bei Offenblende „weich“, bei Arbeitsblende 5,6-8 ist es wie fast jedes japanische Doppelgauß-Normalobjektiv ausgezeichnet, auch in den Bildecken der APS-C-Cropsensoren. Die Abbildungsunterschiede zwischen den verschiedenen Sensor-Farbpattern sind vernachlässigbar, jedoch macht sich bei beiden Systemkameras das Fehlen eines Bildstabilisator im Gehäuse bemerkbar. Die Pentax K-30 hat diesen eingebaut, darum ist die Trefferquote unverwackelter Aufnahmen bei dieser Kamera bei meinem Vergleichstest höher gewesen.

Dank Hervorhebung scharfer Bildkanten und starker Sucherlupe lassen sich die Systemkameras mit manuellen Objektiven hervorragend scharfstellen.

Die K-30 unterstützt das Scharfstellen mit ihren AF-Sensoren bei Offenblende und blendet bei jeder Aufnahme automatisch ab, so daß eigentlich die Fokus-Trefferquote recht hoch sein müßte. Aber das Aufleuchten der Fokusmarke im Sucher der Pentax-dSLR unterliegt einer gewissen Hysterese, d. h., die Programmierer haben das System so eingestellt, daß die Fokusbestätigung auch etwas „vor“ bzw. „hinter“ der ideale Schärfenebene aufleuchtet, da es ansonsten im Sucher nur so kurz leuchten würde, daß man es fast nie sehen könnte, wenn man am Fokusring des Objektives dreht. Darum lag der Fokuspunkt bei mancher Aufnahme nicht 100% dort, wo ich ihn haben wollte.

Im Gegensatz zu den Adaptern für die Systemkameras, bei denen etwas über Unendlich fokussiert werden kann, liegt dank nativem Bajonett bei der K-30 Unendlich am Anschlag des Entfernungsrings, allerdings ist bei der Benutzung dieser Stellung die maximale Schärfe dann auch wirklich im Unendlichen bzw. bei recht entfernt liegenden Bilddetails.

An der Pentax kann das Objektiv nur im manuellen Modus benutzt werden, jedoch ermöglicht die „grüne Taste“ eine Belichtungsmessung vor der eigentlichen Aufnahme.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben