Fujifilm MV-1 Kurzbericht

Hier stelle ich eine digitale Kamera vor, die möglicherweise gar nicht von Fuji ist. Ralf Jannke hat sie hier auch schon gezeigt. Auch Boris Jakubaschk hat die MV-1 gewürdigt.

Spezifikationen

  • Die vermutlich 2003 vorgestellte Fujifilm MV-1 ist 40 x 105 x 76 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 175 g.
  • Der vermutlich 1/1,7“ CCD-Sensor (7,6 x 5,7 mm) löst maximal 1.280 x 1.024 Pixel  = 1,3 Megapixel auf (auf 2 Megapixel hochinterpolierbar). Die Sensorempfindlichkeit ist mir nicht bekannt. Videos sind mit möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen ausklappbaren 1,5“ TFT LCD Monitor angezeigt.
  • Das Objektiv ist eine 1:3,0/10mm (45mm @KB) Festbrennweite
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung vermutlich Blendenautomatik, Belichtungszeiten sind mir nicht bekannt, vermutlich rein elektronischer Verschluß. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung über 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Kamera ist keine „echte“ Fuji. Vielleicht war Fujifilm auch gar nicht bekannt, daß auf dieses chinesische Billigteil ihr Name aufgedruckt wurde. Jedenfalls gab es sie unter dieser Bezeichnung nur in Italien und in Deutschland (hierzulande als Prämie für Punktesammler einer Tankstellenkette, für immer noch 120 Euro Zuzahlung!)

Die Kamera ist die chinesische Billigkopie einer Sanyo Xacti Videokamera, die das Hochformat-Design vorgab. Allerdings steckt als Aufnahmesensor in der MV-1 nur ein billigster Webcam-Sensor mit rein elektronischem Verschluß. Konsequenterweise ermöglicht die auf CD mitgelieferte Software auch, die Kamera als Webcam an einen Windows-Computer anschließen zu können.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Migonzellen.

Das Objektiv liegt ziemlich tief, somit ist keine Streulichtblende erforderlich bzw. möglich, ein mechanischer Objektivschutz ist ebenfalls nicht vorhanden.

Das Display ist sehr klein, es dürfte nicht sehr hochauflösend sein. Da das Display bei jeder Benutzung der Kamera ausgeklappt werden muß und das Flachbandkabel im Displayscharnier mechanisch stark beansprucht wird, ist es bei meinem Exemplar gerissen, ein Fotografieren mit der Kamera somit leider unmöglich. Dieser Schaden tritt bei Klapp- und Schwenkdisplays auch bei teureren heutigen Digitalkameras bei intensiver Benutzung des Schwenkmechanismus auch auf, allerdings ist in der China-MV-1 um das empfindliche Kabel keinerlei Schutz angebracht gewesen und der Fehler somit „vorprogrammiert“.

Das Kameradesign weicht vom allgemein üblichen Querformat ab, die Kamera ist höher als breit. Die Kamera hat den Auslöser auf der Vorderseite unterhalb des Objektivs angeordnet, die „Zoom“-Wippe auf der Rückseite betätigt nur einen Digitalzoom mit Pixelvermatschung, da kein optisches Zooobjektiv eingebaut ist.

Für die Schnittstellen sind keine Spezialkabel erforderlich, USB- und Netzteilbuchse entsprechen der Norm.

Als Speichermedium dienen SmartMedia-Karten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera.

Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte recht anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtung erfolgt mit ziemlicher Sicherheit nicht TTL, sondern durch eine klassische Blitzmessung mit eigener Meßzelle oder vielleicht völlig ohne Belichtungsmessung mit immer „Vollast“ abfeuernder Blitzleuchte.

Die UVP der MV-1 Zoom betrug ca. 180 Euro, in Deutschland gab es sie für 120 Euro Zuzahlung für „treue Punktsammler“ einer Tankstellenkette. Ich bekam das gezeigte Exemplar im Frühjahr 2021 vom Betreiber dieser Webseite geschenkt.

Beispielaufnahmen

Da mein Exemplar ein defektes Display hat, kann ich leider keine Beispielbilder zeigen. Ralf Jannke hat ein funktionierendes Exemplar, seine Beispielbilder zeigen die erwartungsgemäß „unterirdische“ Bildqualität mit „Rolling Shutter“-Effekten und matschigen Bildern.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der MV-1 besteht aus billigsten Plastikteilen. Alles, was metallisch schimmert, ist lediglich silber lackierter grauer oder schwarzer Kunststoff.

Ein Urteil über die Bildqualität hat Ralf Jannke in seinem Bericht gefällt, man kann nicht von „Qualität“ in Zusammenhang mit der MV-1 sprechen. Auch 2003 gab es für wenig mehr Geld schon Kameras, deren Bilder auch heute noch ansehnlich sind.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil „Chinakracher“ für das „Gruselkabinett“), zum Verkaufszeitpunkt und heutzutage zum ernsthaften Bildermachen völlig ungeeignet.

Christian Zahn

 

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