Kodak DCS200, Gastbeitrag Chris Peacock

Nach der monströsen DCS100 von 1991 brachte 1992 die zweite DSLR der Welt, die Kodak DCS200 zwei Dinge mit, die heutige DSLRs haben:

Autofokus und Bildspeicherung in der Kamera

Die Kodak DCS100 basierte auf der Non-Autofokus Spiegelreflexkamera Nikon F3. Die vom 1280 x 1024 Bildpunkte = 1,3 Megapixel Sensor Kodak-Digitalback generierten Fotos/Dateien mussten aus der 750 g schweren DSLR per Kabel in eine ca. 5 kg schwere Einheit übertragen werden, die zu Transport und Verwendung einen Schulterriemen hatte. Diese Einheit enthielt die entsprechende Dekodierungselektronik, einen Blei-Akku, eine 200 MB Festplatte und zur Bildkontrolle einen Bildröhren(!)-Monitor.

STOPP! Chris Peacock wies darauf hin, dass die Bildanzeige auf einem LCD-Monitor stattfindet. Er hat Recht. Nach ein paar weiteren Blicken ins Internet ist klar: Es ist schon von der Bauform ein LCD-Monitor. Ein Röhrenmonitor wäre "nach hinten" größer ausgefallen.

Das Digicammuseun.de besitzt keine DCS100. Es gibt aber diese beiden Beiträge:

Kodak DCS200 1992

Im Unterschied zur DCS100 bot die Kodak DCS200 Autofokus und Bildspeicherung in der Kamera. Nach Nikons erster in großer Serie ab 1986 produzierter Autofokus-SLR F501 waren die F801 (1988) und der verbesserte Nachfolger F801s (1991) — in den USA N8008 und N8008s — die ersten Nikon Semi-Profi AF-SLRs. Die Nikon F3AF von 1983 mit nur zwei speziell dafür gefertigten Autofokus Nikkoren wirkte mehr wie ein in nur kleiner Serie gebauter funktionierender Prototyp. Langer Rede kurzer Sinn, Kodak "digitalisierte" die Nikon N8008s zur DCS200.

Wir haben der Kodak DCS200 diese beiden Praxisbeiträge gewidmet:

Wie an die mit der Kodak DCS200 aufgenommenen Fotos kommen?

Heutiges Problem ist gar nicht unbedingt eine noch funktionierende DCS200 zu haben, sondern an deren Fotos zu kommen. Ohne Software und den passenden Rechner geht nichts!

Ein "Problem", das heute/schon lange keins mehr ist.

Speicherkarte aus der Kamera in den Kartenleser, und ruck zuck sind die Fotos im Rechner.

Die DCS200 hat aber keine Speicherkarte sondern eine im Gehäuse fest installierte Festplatte. Das Speichervolumen kann duch Montage einer zweiten Festplatte am DCS200-Gehäuse erweitert werden, aber das Problem bleibt: Wie an die Fotos/Dateien kommen?

Es geht nur über Kabel und einen SmallComputerSystemInterface – SCSI – ausgerüsteten/fähigen Computer.

Auch wenn es für Windows PCs entsprechende SCSI-Erweiterungskarten gab, Apple Macintosh Desktop- und Labtop-Computer dieser Zeit hatte SCSI-Architektur serienmäßig!

Das war aber erst der halbe Weg, um an die Fotos der Kodak DCS200 zu kommen …

Ohne die Kodak-Software geht nichts! Und um die hatte Chris Peacock erfolgreich bei uns angefragt.

Und wie schickt man heute den Inhalt einer 1,44 MegaByte-Diskette? Eine "winzige" Datenmenge … 

Na ganz einfach: Zippen und die *.zip an eine Mail hängen oder per Dropbox oder ähnliches – dachte ich.

Weit gefehlt! Was Apple sich bei seinem damaligen Datensystem bis Mac OS 9.x gedacht hat, hat sich mir nie erschlossen. Ums Verrecken waren die Mac-Dateien nicht in eine verwertbare Zip-Datei zu bekommen. Bzw. es gab Fehlermeldungen zuhauf. Auch alte Mac-Komprimierungsformate hatte ich probiert, Disketten-Images, nichts funktionierte. Immer fehlte irgendetwas. Es endete schließlich mit dem Versand einer auf meinem Powermac G3 kopierten Diskette nach Großbritannien. Unfassbar. Aber nach Installation des Photoshop Kodak-Plugins auf sein Powerbook G3 Lombard mit Mac OS 9 konnte Chris Peacock Fotos seiner DCS200 auslesen und dekodieren.

Links das unbearbeitete Foto aus der Kodak DCS200, rechts die von Chris editierte Version …

Versuch, dem Rauschen noch etwas beizukommen …

Ein bisschen ging noch an Verbesserung – auf Kosten von paar Details. Aber leicht dahergesagt/geschrieben: Ich müsste erst in die Photoshop-Historie gehen, um nachzuschauen, ob die damalige Photoshop-Version Lab-Modus und Gauß'schen Weichzeichner überhaupt anbot. Nach einigen Pre-Betaversionen erblickte Photoshop 1.0 offiziell 1990 das Licht der Welt. Um das Rauschen zu minimieren, wurde das Foto in den Lab-Modus konvertiert, um dann die Kanäle a und b mit dem Gauß'schen Weichzeichner weichzuzeichnen … Danach wird wieder in den RGB-Modus zurück-konvertiert – fertig.

Nur zwei Fotos? Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Chris berichtete, dass die DCS200 nach einigen Fotos anfing zu "spinnen". Genauer die Festplatte zu beschädigen. Immer wenn die Batterien zur Neige gingen. (Chris hat die DCS200 nicht mit NiMH-Akkus betrieben, sondern mit gewöhnlichen Alkaline-Batterien.) So verlor ich enttäuschenderweise die späteren „künstlerischeren“ Bilder, die ich gemacht hatte, und hatte nur noch die, die ich von meinem Auto – nicht die Fotos, die ich wirklich teilen wollte, nicht sehr einfallsreich! Und das Foto vom Cricket-Spielfeld. Es sieht so aus, dass meine DCS 200 gerne Batterien "zerstört". Wenn die Batterien nicht absolut top sind, werden keine Bilder geschrieben und ich habe dann normalerweise nur ein Foto zum Übertragen in den Mac, obwohl die Kamera anzeigt, dass ich mehrere aufgenommen habe."

Nach seiner Beschreibung bin ich mir sehr sicher, dass es an der Energiewahl Batterie statt Akku lag. Offensichtlich nützt die höhere Spannung von sechs 1,5 Volt Batteriene, zusammen 9 Volt, nichts. Bei derartigen Experimenten genügt eine schwache Batterie, um den Betrieb zügig lahmzulegen! Ich hatte bei meinen Rundgängen sechs 1,2 Volt NiMH-Akkus der Größe Mignon/AA mit 2300 mAh im Einsatz – siehe oben. An Spannung "nur" 7,2 Volt, die aber offensichtlich stabil! Bei einem erneuten Einsatz meiner Kodak DCS200 würde ich heute die AA-Akkus mit der aktuell höchst möglichen Kapazität einlegen – mittlerweile werden 2800 mAh geboten. Oder einen Batteriehalter wählen, der sechs 1,2 Volt Akkus der Größe "Baby" aufnimmt. Die gibt es mit 4500 mAh! 

Was Chris vorne als "Beschädigung" der Festplatte beschrieb, ist real vermutlich "nur" eine Datenbeschädigung. Und die ist fatal. Was viele nicht wissen: Sowohl die Kodak DCS100 als auch die DCS200 tragen die Bilder in eine immer größer werdende Datenbank ein. Die einzelnen Bilder können nur mit dem Kodak-Plugin einzeln ausgelesen und dekodiert werden. Wird die Datenbank im laufenden Betrieb der Kamera korrupt, beschädigt, ist offensichtlich bis auf ein – vermutlich das erste – Foto, alles verloren. Vielleicht wird Chris Peacock seine Versuche mit der DCS200 wiederholen. Mit besserer Energieversorgung!

Wenn man das Alter von Sensor und Elektronik bedenkt – 30 Jahre (!) – verbietet sich eine strenge Bewertung. Die Farben waren/sind gar nicht so schlecht, aber das Rauschen. Oben der Versuch, da noch etwas Verbesserung zu erreichen …

Chris Peacock, Ralf Jannke Mai 2022

NACHTRAG

Was das Rauschen der ganz frühen Kodak DCS DSLRs angeht, sollte man sich unbedingt das Youtube Video "Unsung Cameras Of Yesteryear: The Kodak NC2000 (Featuring Rob Galbraith)" anschauen!

 

 

 

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