Kodak Easyshare DX6490

Hier zeige ich eine Bridgekamera der 2000er Jahre. Sie wurde nicht von Kodak gefertigt, sondern lediglich unter ihrem Logo vertrieben. Als Besonderheit hat sie einen Anschluß für Studioblitze und ein 10-fach-Zoomobjektiv.

Spezifikationen

  • Die 2003 vorgestellte Kodak EasyShare DX6490 ist 100 x 80 x 81 mm groß und wiegt 337 g.
  • Der 1/2,5“ CCD-Sensor löst maximal 2304 x 1728 Pixel  = 4 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit beträgt 80-800 ASA. Bilder werden als JPEGs auf SD-Karten bis 2 GB gesichert. Videos sind mit 320x240 Pixel möglich.
  • Das Objektiv ist ein Schneider Kreuznach Variogon 1:2,8-3,7/6,3-63 mm Zehnfachzoom (38-380mm mm @KB) mit 11 Elementen in sieben Gruppen, darunter zwei Ansphären.
  • Das Motiv wird über einen 0,44“ Videosucher mit 180.000 Subpixeln angepeilt, zusätzlich ist ein 2,2“-Display mit 153.000 Subpixeln zur Bildanzeige sowie für die Menüführung und Live-View vorhanden.
  • Entfernungseinstellung durch hybriden Autofokus durch Phasenerkennungssensoren oberhalb des Objektivs und anschließende Kontrastermittlung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik bzw. Motivprogramme, Belichtungszeit 16s bis 1/1700s. 100-Zonen-Mehrfeld-Meßmethode
  • interner Blitz, Leitzahl 12
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • optionales Easy-Dock
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

EasyShare hießen etliche Kodak-Digitalkompaktkameras, sie haben alle einen DockingStation-Anschluß und eine „Share“-Taste zum Verbreiten der aufgenommenen Bilder ins Internet per eMail bzw. in sozialen Netzwerken. Dazu ist aber ein angeschlossener Computer mit Internet-Zugang erforderlich, die Kamera selbst kann es nicht, sondern die mitgelieferte Software kümmert sich um die Verbreitung der Bilder. Die Kamera kann lediglich Bilder zum Drucken und Teilen markieren.

Kodak war ein Pionier der Digitalkameratechnologie, bereits 1975 entwickelte ein Kodak-Ingenieur eine der ersten Digitalkameras, sie speicherte ihre SW-Bilder auf eine Compact-Cassette. 1991 verkaufte Kodak die erste kommerziell erhältliche Digitalkamera, die auf der Nikon F3 basierende DC-100 mit 1,3 Megapixel-Sensor. 1996 stellte Kodak mit der DC20 die erste wirklich preiswerte Massenkamera vor, die später erschienen andere digitalen Kameras von Kodak waren dann selten innovativ, sondern eher „me-Too“-Geräte, die lediglich zugekaufte Auftragsproduktionen waren. Auch die EasyShare DX6490 ist eine solche Kamera „Made in China, Designed in Japan for Eastman Kodak Company“. So steht es auf dem Typenschild!

Ein Jahr nach der DX6490 erschienen die DX7590, die weitgehend baugleich ist, aber einen Sensor mit 5 Megapixeln aufweisen kann sowie jeweils ein höherauflösendes Display und Videosucher.

Die Stromversorgung erfolgt mit einem Lithium-Akku KLIC-5001, der auch in einigen anderen Kodak-Digital-Kameras verwendet wurde und in wenigen digitalen Sanyo-Camcordern der Xacti-Serie. Mit 3,7 Volt und 1700 mAh hat er eine recht große Kapazität, die aufgrund des Videosuchers auch benötigt wird, da sich dieser nicht automatisch abschaltet, wenn die Kamera abgesetzt wird.

Als Speichermedium dienen SD-Karten bis 2 GB. Die Klappe ist eigentlich viel zu groß für die kleinen Karten, möglicherweise weil das Baukasten-System des Auftragsfertigers auch Kameras mit Compact-Flash-Schacht ermöglichte.

Die DX6490 hat einen internen Blitz, die Blitzbelichtungssteuerung erfolgt vermutlich nicht TTL mittels Vorblitzen, sondern durch einen externen Sensor oberhalb des Objektivs. Der Blitz muß von Hand aus- und eingeklappt werden, je nach Betriebsart blitzt er ausgeklappt immer mit oder nur, wenn es die Kamera für nötig hält.

Zusätzlich zum internen Blitz kann ein Studioblitz oder ein externer Aufsteckblitz angesteuert werden. Zwar ist aus Platzgründen kein Norm-Blitzschuh verbaut, aber unter einer Abdeckung befindet sich eine handelsübliche PC-Buchse zum Anschluß von Blitzkabeln. Laut Bedienungsanleitung „verträgt“ der Anschluß und die Schaltung dahinter Synchronspannungen von bis zu 500 Volt, es kann somit jeder Blitz mitgezündet werden, auch Geräte aus den 1950er Jahren oder einen Metz-60 Stabblitz von 1979. Allerdings muß die Kamera beim Einsatz in der manuellen Belichtungsart betrieben werden und auf den Blitz müssen die Kamera-Einstellungen von Empfindlichkeit und Blende übertragen werden. Der Blitz muß sich dann selbst steuern, um die Belichtung korrekt durchzuführen.

Als Hinweis: „PC-Buchse“ bedeutet nicht, daß dort ein Personal-Computer angeschlossen werden kann. Sondern die beiden Buchstaben stehen für die beiden deutschen Verschlußhersteller Deckel, München und Gauthier, Calmbach, die ihre Verschlüsse unter den Markennamen Prontor und Compur vertrieben. Die beiden Konkurrenten einigten sich auf einen gemeinsamen Blitzanschluß, der von fast allen anderen Verschluß- und Kameraherstellern übernommen wurde und inzwischen als ISO-Norm 519 weltweit gilt.

Der Autofokus arbeitet hybrid, zuerst ermittelt ein über dem Objektiv angebrachter Phasenerkennens-Sensor die ungefähre Entfernung, auf das das Objektiv torfokussiert wird. Die Feineinstellung erfolgt dann wie im Kompaktkameras üblich durch Kontrasterkennung des aus dem Bildsensor ausgelesenem Bildes und Verstellung der Fokussierung in kleinen Schritten, bis die maximale Schärfe gefunden wurde.

Die höhere Fokusgeschwindigkeit als bei reinen Kontrasterkennungssystemen der Mitbewerber beruht darauf, daß das Objektiv bereits auf den ungefähren Fokuspunkt voreingestellt ist und nicht zwischen Unendlich und dem minimalem Makrobereich „herumeiern“ muß.

Als Sucher dient ein 0,44“ großes LCD-Display mit 180.000 Subpixeln, zusätzlich ist ein rückseitiges 2,2“-Display mit 153.000 Subpixeln eingebaut. Zwischen beiden muß manuell mit einer Taste neben dem Sucher umgeschaltet werden, obwohl seitlich vom Sucher ein Sensor angebaut ist, der eine automatische Umschaltung erlauben würde; der Sensor schaltet den Sucher nur wieder ein, sobald die Kamera ans Auge genommen wird und sich im Standby befindet. Der Videosucher hat Dioptrienkorrektur und einen gummierten Rand gegen Kratzer an Brillengläsern. Das Display ist durch eine transparente Scheibe gegen mechanische Schäden geschützt.

Beide Anzeigen galten damals als hochauflösend, aus heutiger Sicht sind sie grobgerastert, da sie nur etwa 240x200 Farbtripel haben. Der Bildausschnitt kann sicher gewählt werden, eine Schärfenbeurteilung ist kaum möglich. Allerdings ist die Trefferquote des Hybrid-AF sehr hoch, so daß der Kamera vertraut werden kann.

Als Schnittstelle gibt es wie erwähnt die Kodak-eigene DockingStation-Buchse. An dieser Station sind eine Netzteil-, eine USB sowie diverse Video-/Audiobuchsen vorhanden. Im Lieferumfang der Kamera war eine Adapterplatte, damit die für alle EasyShare-Modelle gedachte Station die DX6490 sicher halten kann. Auf dem Adapter klebt ein Hinweis, daß man dieses durchsichtige Plastikteil nicht wegwerfen soll, sondern für die extra zu kaufende DockingStation benötigt. Es gab auch ein Dock mit eingebautem Thermotransfer-Drucker.

An der Kamera befindet sich eine Netzteilbuchse und eine USB-/Videobuchse, letztere erfordert ein Spezialkabel. Der Videoanschluß ist eine übliche Rundsteckerbuchse und der Blitzanschluß nutzt die handelsübliche PC-Buchse.

Die Kamera schreibt nur wenige Daten in den MakerNotes-Teil der EXIFs in jedes aufgenommene Bild, darunter die genaue Modellbezeichnung, etliche Bildparameter, die wahren und nicht gerundeten Werte von Brennweite, Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit und einiges mehr. Die Empfindlichkeit wird nicht in die genormte Stelle der EXIFs eingetragen, sie findet sich nur in den MakerNotes.

Die Kamera hat relativ viele Bedienelemente, das Modusrad ist gleichzeitig der Hauptschalter. Die aktuelle Einstellung wird als Einschaltkontrolle hinterleuchtet.

Mittig im Modusrad ist ein kleiner Joystick angebracht, der zur Menüsteuerung benutzt wird und als Bestätigung bzw. Auswahlknopf zusätzlich gedrückt werden kann. Weitere Tasten sind mit „Delete, Share, i (Info), Menu und Review“ bezeichnet, neben dem Videosucher gibt es eine Taste zum Umschalten zwischen dem Sucher und dem rückseitigem Display. Gezoomt wird mit einem vertieft eingelassenem Hebel. Auf der Oberseite sitzt der Auslöser, Der Blitzentriegelungsknopf und drei Tasten für Blitzmodus, Makromodus sowie Selbstauslöser. Vorn unterhalb des Auslösers sitzt ein Daumenrad zur Parameterverstellung.

Das Kameramenu ist sehr „übersichtlich“, es hat nur wenige Einstellmöglichkeiten für Bildparameter oder Systemeinstellungen. Kodak-typisch ist es recht bunt gestaltet, die Bildqualität z. B. wird nicht mit „Normal, Fein, Superfein“ bezeichnet, sondern durch einen bis drei Sternchen gekennzeichnet.

Das Objektiv ist ein Superzoom-Zehnfachzoom. Allerdings fehlt für die sinnvolle Nutzung der auf KB-umgerechneten Telebrennweite von 380mm ein Bildstabilisator, unverwackelte Aufnahmen „am langen Ende“ sind nur an hellen Tagen mit viel Licht möglich. Die Bezeichnung "Schneider Kreuznach Variogon“ am Objektiv dürfte nicht stimmen, in der Olympus C-750 Ultra Zoom vom Sommer 2003 ist es ebenfalls eingebaut und dort "Olympus Lens" benannt.

Der als Schutz dienende Snap-On-Deckel muß manuell abgenommen und wieder aufgesetzt werden. Wird er vergessen, fährt das Objektiv aus, die die Haltekordel lang genug ist und der Deckel auf dem ausfahrendem Teil des Objektivs befestigt ist.

Auf der Oberseite ist ein Aufkleber angebracht, der Hersteller wies auf den „Kodak Color Science Chip“ hin, damit ist der Bildbearbeitungsprozessor gemeint, bei dem besonderes Augenmerk auf Matrixbelichtungsmessung und automatischen Weißabgleich gelegt wurde.

Der UVP der Kodak EasyShare DX6490 betrug 550 Euro. Im Jahr 2023 ist ihr Zeitwert auf ca. 1 bis 10 Euro gefallen. Das gezeigte Exemplar hat im Gegensatz zu vielen Modellen meiner Sammlung „richtig arbeiten“ müssen, wenn ich dem Bildzähler trauen kann, sind mehr als 5000 Aufnahmen mit ihr angefertigt worden.

Vermutungen zum Hersteller bzw. Designer

Im oberen Text hatte ich schon einige Vermutungen zum Entwickler der einzelnen Komponenten angestellt, ich fasse diese hier mit Vergleichs-Aufnahmen anderer Kameras zusammen

Das Zehnfach-Zoom-Objektive hat eine besondere Bauweise, hinter der Frontlinse sitzt eine Blende, die internes Streulicht verringert. Diese Art findet sich in etlichen Kameras anderer Hersteller.

Das als „Schneider Kreuznach Variogon Lens“ gelabelte Objektiv wurde von Olympus in einigen seiner Superzoom-Kameras verbaut, z. B. der Camedia C-750 von Sommer 2003 oder der C-765 von Mitte 2004. Olympus hat sich aber nicht gescheut, Fremdobjektive als eigene auszugeben, so ist in der Camedia C-2100L ein Canon-Objektiv verwendet worden, trägt aber den Aufdruck „Olympus Lens“. In der Minolta DiMAGE Z1 von Sommer 2003 scheint das 38-380mm-Objektiv der EasyShare ebenfalls eingebaut zu sein, vermutlich sogar zusammen mit dem Hybrid-AF.

Die Art und Bauform des Objektiv-Deckels der EasyShare und der Camedia sind gleich, ebenso der Deckel, den Minolta der Z1 beilegte. Sie könnten aus der selben Spritzform stammen, in der nur ein herstellerspezifischer Einsatz für das jeweilige Logo montiert war.

Somit kann ich den wahren Hersteller des Objektivs nicht sicher verorten, es könnte vielleicht letztlich von Minolta stammen.

Der hybride Autofokus wurde bereit Mitte 2003 in Kameras von Ricoh und Fujifilm eingesetzt, z. B. der FinePix6002 Zoom oder der Caplio G3. Wie erwähnt, hat auch die DiMAGE Z1 möglicherweise einen solchen Autofokus, die Kontrasterkennungs-Baugruppe der EasyShare sieht dem entsprechenden Modul der Fuji FinePix aber meiner Meinung nach ähnlicher aus.

Auch hier: endgültig klären kann ich den Urheber des AF-Systems nicht.

Der Akku findet sich außer in Kodak EasyShare-Kameras nur in Camcordern von Sanyo. Da dieser Hersteller damals eine eigene Akkusparte hatte (die Sanyo-eneloops z. B. dürften jedem Kamerabegeistertem bekannt sein), könnte der Akku von Sanyo selbst entwickelt und an Kodak lizensiert worden sein.

Fazit: Viele Komponenten stammen von verschiedenen Anbietern, den eigentlichen Designer und Auftragsfertiger kann ich nicht mit letzter Sicherheit angeben, vieles spricht aber für Minolta als wichtigstem Zulieferer. Ob Minolta auch für die Entwicklung aller anderen Bauteile inkl. Bildprozessor verantwortlich gezeichnet hat und ob der Sensor wie bei vielen anderen Kameras von Sony bezogen wurde, vermag ich leider nicht zu beurteilen, zu wage ist alles. Zerlegen möchte ich die Kamera nicht, um die Beschriftung der verbauten ICs zu betrachten und ein präziseres Teil abgeben zu können.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet und es sind 100%-Ausschnitte „Out of the Cam“ einkopiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Kodak EasyShare DX6490 ist komplett aus Kunststoff, selbst metallisch aussehende Zierelemente sind nur verchromter Kunststoff. Das Staivgewinde ist ein Metallteil.

Dank ausgeprägtem Handgriff, in dem der Akku Platz findet, liegt die Kamera gut in der Hand. Das muß sie auch, denn trotz 380mm Supertele hat die Kamera keinen eingebauten Bildstabilisator.

Die Kamera gehört zur Klasse der Bridgekameras. Kodak konnte sich nicht entscheiden, an wen sich das Modell wenden soll, den einfachen Knipser, der keine überbordende Menüs benötigt oder den ambitionierten Amateur, der eine Studioblitzanlage anschließen möchte.

In der Grundeinstellung „Normal“ sind die Bilder recht weich, „knackige Schärfe“ erfordert die Einstellung „Scharf“ oder Nachbearbeitung am Computer.

Das Objektiv verzeichnet in der Weitwinkelstellung recht deutlich, je nach Motiv bereits störend. Die Bildqualität ist aufgrund des extrem kleinen Bildsensors schon bei 80 ASA nichts besonderes, die Bildaufbereitung muß auch dann bereits feinste Bilddetails „glattbügeln“, um das Rauschen zu beseitigen. Daß 800 ASA bei voller Auflösung nicht sinnvoll nutzbar sein würden, war dem Hersteller klar, die Bildgröße wird dann automatisch erheblich verringert. 400 ASA sind bei voller Bildgröße schon ziemlich unansehnlich.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch relativ uninteressante Kamera (höchstens aufgrund des hybriden Fokussiersystems sammlungswürdig), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen größtenteils ungeeignet, 4 Megapixel ist für manche Anwendungen zwar durchaus genug, aber aufgrund des extrem kleinen Sensors genügen die Aufnahmen heutigen Ansprüchen meist nicht mehr, denn aktuelle Smartphones erzeugen fast immer bessere Aufnahmen.

Christian Zahn

 

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