Nikon Coolpix A10 Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine preiswerte Einsteiger-Kompaktkamera vor. Vermutlich ist sie eines der letzten Modelle dieser Klasse von Nikon.

Spezifikationen

  • Die 2016 vorgestellte Nikon Coolpix A10 ist 96 x 59 x 30 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 160 g.
  • Der 1/2,3“CCD-Sensor (6,2 x 4,6 mm) löst maximal 4.608 x 3.456 Pixel  = 16 Megapixel auf (16,4 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,3µm. 80 - 1600 ASA sind automatisch oder manuell einstellbar. AVI-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 128 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 4,6-23 mm/1:3,2-6,5 5-fach Zoom (6 Elemente in 5 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 26-130 mm.
  • 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung mit Hilfe des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, Matrixmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/2000 sek. (kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss), Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignon-Zellen

Besonderheiten

  • Die Coolpix A10 dürfte eine der letzten Nikon-Einsteiger-Kompaktkameras sein. Im Gegensatz zu den Vorgängern, die nur jeweils für 1 bis 2 Jahre gebaut bzw. verkauft wurden, ist die A10 aktuell (Anfang 2021) nach 5 Jahren immer noch als Neuware erhältlich. Vermutlich werden nur die letzten lagernden Exemplare angeboten, die Fertigung dürfte längst eingestellt sein, da inzwischen Einsteiger-Kompaktkameras „dank“ der Smartphones kaum noch verkauft werden können.
  • Die Stromversorgung erfolgt durch zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, es können sowohl Alkalien-Batterien als auch NiMH-Akkus benutzt werden.
  • Die Kamera ist recht klein und leicht. Sie ist mit hoher Sicherheit keine „echte“ Nikon, sondern eine OEM/ODM-Auftragsproduktion, da sie „Made in China“ ist. Der Aufdruck „Nikkor 5x Wide Zoom“ dürfte vermutlich reines Marketing sein, das Objektiv vom Auftragsfertiger mit Sicherheit auch für andere Kunden verbaut worden sein. Die Offenblende ist unveränderlich, da bei dem extrem geringen Pixelpitch jede weitere Abblendung zu deutlicher Beugungsunschärfe führen würde. Statt dessen ist ein automatisch einschwenkender ND-Graufilter (-2,7 Blendenstufen) vorhanden. Bei dessen Einsatz schreibt die Kamera dann vermutlich die echten Blendenzahlen multipliziert mit dem ND-Faktor in die EXIFs.
  • Das Kameramenü wurde an das Nikon-übliche Design angelehnt, langjährigen Nikon-Benutzern ist es ohne Handbuch sofort vertraut. Wie bei vielen Nikon Kompaktkameras ist um den Einschalttaster ein per LED hinterleuchteter grüner Ring angeordnet.
  • Die Coolpix A10 kann neben den normalen SD-Karten bis 2 GB und den SDHC-Karten bis 32 GB auch SDXC-Karten bis etwa 128 GB nutzen. Ein geringer interner Speicher von ca. 15 MB ist ebenfalls vorhanden.
  • Das Display löst mit 230.000 Subpixeln für das Jahr 2016 völlig unzureichend auf, allerdings war bei den niedrigen Verkaufspreis wohl kein besseres Display möglich. Eine Schärfenbeurteilung ist schwierig, es muß stark in das Bild hineingezoomt werden, um verwackelte Aufnahmen zu erkennen. Während der Aufnahme wird nicht das gesamte Bild gezeigt, sondern nur ca. 95% der Bildfläche!
  • Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, gegen Verwacklungen werden nur elektronische Tricks wie Erhöhung der Sensorempfindlichkeit usw. angewandt.
  • Die Belichtungsmessung erfolgt mit Matrixmessung, bei Einsatz des digitalen Zooms schaltet sie zunächst auf mittenbetonte Integralmessung um, bei stärkerem Digitalzoom sogar auf Spotmessung.
  • Für die kombinierte USB-/Video-Buchse sind Spezialkabel erforderlich. Das Stativgewinde entspricht mit 1/4“ der Norm, es dürfte jedoch nur von den wenigsten Benutzern der Kamera gebraucht worden sein.
  • Die Coolpix A10 beherrscht keine Anfertigung von Schwenkpanoramas oder Stitch-Panoramas, was 2016 längst allgemein üblich war. Dafür gibt es eine Gesichtserkennung inkl. Lächel-Erkennung.
  • In den EXIFs der JPEGs werden einige Informationen in den MakerNotes abgelegt, darunter der Digital-Zoomfaktor, die Bildkompressionsqualität, der Autofokus-Modus, die Zahl der erkannten Gesichter, das gewählte AF-Feld, uvm.
  • Die Kamera war in verschiedenen Farben erhältlich, neben dem gezeigten Violett (mit offiziell als „Lineart“ bezeichneter Strichzeichnung) auch in Schwarz, Silber und Rot. Verschiedenfarbig ist lediglich die Frontseite, Kameraboden und -Rückseite sind immer schwarz.
  • Der UVP der Coolpix A betrug etwa 90 Euro (inkl. Bereitschaftstasche und 2 Batterien). Im Sommer 2017 durfte ich das gezeigte Exemplar für ca. 2 Monate leihweise benutzen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 bis 800 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix A10 ist fast komplett aus Kunststoff, auch das Stativgewinde.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten und günstigsten Einsteigerkameras. Alles, was nicht per Software realisierbar ist, wurde weggespart.

Der Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung) schlägt sich überhaupt nicht gut. Der Pixelpitch ist viel zu klein, darum muß bereits bei 80 ASA die Rauschunterdrückung eingreifen, trotzdem gibt es sichtbares Rauschen (z. B. im Himmel) und es entsteht „Bildermatsch“. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Auch bei 80 ASA kommt es zu sichtbaren Artefakten des Schärfungsalgorhythmus des Bildprozessors.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil vermutlich Nikons letzte Einsteiger-Kompaktkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet. Fast jedes Smartphone macht zumindest gleichwertige, zumeist sogar bessere Aufnahmen.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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