Nikon D800 Praxisbericht

Hier stelle ich eine professionelle Nikon-Spiegelreflexkamera vor. Sie war der Nachfolger der D700, hatte dreimal so viele Pixel, aber aufgrund der daraus resultierenden Datenmengen eine nur noch halb so große Serienbildrate.

Spezifikationen

  • Die 2012 vorgestellte Nikon D800 ist 146 x 123 x 82 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 1000 g.
  • Der Vollformat-CMOS-Sensor (36x24 mm) löst maximal 7360 x 4912 Pixel  = 36 Megapixel auf (36,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 4,9µm. Automatisch sind 100 bis 6400 ASA und manuell 50 bis 25600 ASA einstellbar. H264-FullHD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG, TIFF oder NEF (RAWs mit 3x14 Bit Farbtiefe) auf CompactFlash-Karten (max. ca. 256 GB) oder SD/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 1 TB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das Nikon-AF-Bajonett
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit superheller Mattscheibe angezeigt, zusätzlich ist ein 3,2“ TFT LCD Monitor mit 920.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Außerdem gibt es ein SW-LCD-Schulterdisplay zur Anzeige wichtiger Aufnahme- und Kameraparameter. Live-View mit Kontrast-AF auf dem Bildsensor ist möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Phasenkontrastsensor im Spiegelkasten, mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen. 51 Linien- bzw. Kreuzsensoren, aktives AF-Feld im Sucher dauerhaft schwarz markiert, bei Dunkelheit kurz rot aufleuchtend
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuelle Nachführmessung, 1005 Zonen-3D-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder an aktiven AF-Punkt gekoppelte Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/8000 sek., Belichtungskorrektur +/-5 Blenden, Selbstauslöser mit 2 bis 20 s Vorlaufzeit, Spiegelvorauslösung
  • manuell ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 12, der auch als Master für drahtlos gesteuerte Systemblitze dienen kann. Zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten und abgedeckte Buchse für Studioblitze
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • Bildstabilisierung nicht im Gehäuse, Objektive mit eingebauter eigener Bildstabilisation werden unterstützt
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku
  • 4/5/6 Aufnahmen pro Sekunde
  • optionaler Batteriegriff mit Hochformatauslöser
  • Anschluß für externen GPS-Empfänger

Besonderheiten

Die D800 ersetzte den Vorgänger D700 (Link auf Bericht) mit 12 Megapixeln. Leider ist die D800 aufgrund der großen Datenmengen mit maximal 4 Bildern pro Sekunde nur nach halb so schnell. Deshalb war gerade bei Sport- und Action-Fotografen die D700 weiterhin sehr beliebt, so daß die Gebrauchtpreise dieser Kamera nach ihrer Einstellung langsam wieder stiegen. Auch rauscht die D800 bei hohen ISO-Zahlen stärker als die D700, so daß Fotografen, die hohe Lichtempfindlichkeit benötigten, lieber bei der bewährten D700 blieben. Rechnet man jedoch die 36 Megapixel-Bilder auf 12 Megapixel herunter, ist die D800 der D700 beim Rauschen deutlich überlegen.

In einem Crop-Modus mit auf 24 Megapixeln verringerter Auflösung und 1,2facher „Brennweitenverlängerung“ erreicht die D800 in Verbindung mit dem Batteriegriff bis zu 5 B/sek, im DX-Cropmodus 6 B/s.

Viele Teile der D800 sind von der Profi-dSLR Nikon D4 (mit 16 Megapixeln) abgeleitet, das AF-Modul und der Belichtungsmesser sind identisch.

Die D800 wurde nur ca. 2 Jahre gebaut, dann wurde sie durch die D810 (mit identischer Auflösung) ersetzt. Ein neu entwickelter Bildsensor ohne Tiefpaßfilter sorgte für mehr Bildschärfe, er kann bis 51.200 ASA benutzt werden. Der Bildprozessor ist schneller, die D810 erreicht 5 Bilder/Sek, in Verbindung mit dem Batteriegriff sind 7 B/sek möglich. Gegen Verwicklungen bei Langzeitaufnahmen hilft neben der Spiegelvorauslösung ein elektronischer erster „Verschlußvorhang“. Die Video-Bildrate wurde auf 60 Fps gesteigert, das interne Mikrofon ist statt Mono in Stereo.

Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku EN-EL 15. Er wird auch in etlichen anderen Nikon-dSLRs und spiegellosen Systemkameras benutzt, erstmals in der Nikon 1 V1, aber auch in vielen Kameras der Z-Serie.

Unter die D800 kann ein Batteriegriff mit Hochformatauslöser geschraubt werden. Im Gegensatz zu früheren Nikon-Griffen dieser Art (z. B. bei der D200) verbleibt der Kamera-Akku an seinem Platz, der Griff nimmt nur einen weiteren Akku auf bzw. einen mit 8 Mignonzellen bestückbaren Mignonzellen-Batteriehalter. Im Systemmenü kann der Ladezustand beider Akkus getrennt eingesehen werden, auch steht dort die Zahl der mit dem jeweiligen Akku seit dessen letzter Ladung angefertigten Aufnahmen.

Der im EN-EL 15 eingebaute Chip gibt auch eine Aussage über dessen Allgemeinzustand (Skala von 0 bis 4, wobei 0 „Neu“ bedeutet und 4 „Akku nicht mehr benutzbar“). Im Laufe der Alterung sowie durch jedes Laden und Entladen sinkt bekanntlich die Kapazität von Lithium-Akkus, die Statusanzeige des im Akku eingebauten Ladecontrollers soll das widerspiegeln.

Die Bedienung erfolgt über eine große Zahl von Knöpfen, Drehrädern, Hebeln, Schaltern, Steuerkreuz uvm. Die Funktion von etlichen Tasten lassen sich im Menu umdefinieren, genauso die Drehrichtung und Lage von Finger- und Daumenrad zur Einstellung von Zeit bzw. Blende.

Im Sucher befindet sich unterhalb der eigentlichen Mattscheibe eine grün hinterleuchtete LCD-Anzeige. Dort finden sich Angaben zu Blitz, Belichtungszeit, ASA-Wert, Blende, Lichtwaage, etliche Bildparameter, Fokuskontrolle uvm.

Die Mattscheibe ist sehr hell, sie wird komplett von einer vollflächigen LCD-Folie bedeckt, mit deren Hilfe der oder die aktiven AF-Felder dauerhaft schwarz markiert werden (und bei Dunkelheit sogar kurz rot aufleuchten), außerdem wird der Sucher bei der Benutzung von DX-Objektiven am Rand abgedunkelt, um das gecroppte Bildfeld zu markieren. Auch bei ausgeschalteter Kamera benötigt diese Folie immer etwas Akkustrom, ohne eingesetzten Akku dunkelt der Sucher insgesamt stark ab.

Per Systemmenü können feine Gitterlinien oder der künstliche Horizont auf der Mattscheibe angezeigt werden, leider jedoch nicht gleichzeitig.

Das Okular mit Dioptrienkorrektur hat das runde Nikon-Profigewinde, Zubehör wird nicht aufgesteckt, sondern angeschraubt. Ein Okularverschluß für den Stativeinsatz ist fest eingebaut und wird mit einem kleinen Hebel betätigt. Die Bildfeldabdeckung des Suchers beträgt 100%.

Die Speicherung erfolgt in zwei gleichzeitig benutzbaren Schächten auf CompactFlash-Karten und/oder SD-/SDHC-/SDXC-Karten. Per Systemmenü kann zwischen verschiedenen Speicherarten umgeschaltet werden:

  • Alle Bilder werden auf einer Karte gespeichert, wenn diese voll ist, wird automatisch auf die andere gewechselt. Es kann gewählt werden, ob zuerst die SD- oder die CF-Karte beschrieben werden soll.
  • Bilder landen auf einer Karte, Videos auf der anderen.
  • JPEGs werden auf einer Karte abgelegt, NEFs auf der anderen. Auch hier kann gewählt werden, welches Bildformat wo abgelegt wird.
  • Beide Karten werden parallel beschrieben, man hat also sofort ein „Backup“ auf einer zweiten Karte.

Man kann entweder NEFs unkomprimiert, NEFs verlustfrei komprimiert, NEFSs leicht verlustbehaftet komprimiert, sowie TIFFs oder JPEGs in verschiedenen Größen und Komprimierungsgraden aufnehmen. Auf Wunsch werden parallel zu den NEFs auch zusätzlich JPEGs gespeichert. Ein verlustfrei komprimiertes NEF ist zwischen ca. 40 und 70 MB groß! Die benutzten Speicherkarten müssen sehr schnell sein, um diese Datenmengen „wegschreiben“ zu können.

Die NEF-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 7424 x 4924 statt der nominellen 7360 x 4912 Pixeln aus.

Auf einem Stativ und mit externer Stromversorgung kann die Kamera selbsttätig in festgelegten Abständen Intervallaufnahmen machen, optional auch gleich als Zeitraffer-Video.

Mit eingelegter Speicherkarte gibt die D800 per HDMI das Sucherbild inkl. Statusangaben aus, ohne Speicherkarte hingegen das direkte unkomprimierte Videobild. Somit kann per externem Rekorder professionelles Video „gedreht“ werden.

Die Sensor-Grundempfindlichkeit beträgt 100 ASA, manuell läßt sie sich auf 50 ASA absenken. Die ISO-Automatik geht bis 6400 ASA, bis 25600 kann manuell eingestellt werden, die Werte nennt Nikon Hi 0,3 bis Hi2. Sie werden nicht an der üblichen Stelle der EXIFs eingetragen, sondern nur in dem MakerNotes-Teil.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt nach Druck auf eine Entriegelungstaste nach oben aus heraus und muß auch manuell wieder eingeklappt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitzen. Der Gehäuseblitz kann zum drahtlosen Ansteuern von Systemblitzen benutzt werden, vor der eigentlichen Auslösung werden dann codierte Blitzabfolgen ausgesendet, die die im Raum verteilten Blitzgeräte auswerten und sich entsprechend den Anweisungen der Kamera verhalten.

Die Vorblitze werden bei übrigens geschlossener Blende, aber noch mit heruntergeklapptem Spiegel ausgesendet, weil der Blitzsensor neben den AF-Sensoren im Spiegelkastenboden angebracht ist. Man kann die Vorblitze darum im Sucher sehen. Übrigens: je mehr der drei möglichen Gruppen der drahtlosen Blitze angesteuert werden, desto länger dauert das Vorblitz-Gewitter!

Das Bajonett nimmt fast alle Nikon-Objektive auf, allerdings kann der Blendenmitnehmer nicht abgeklappt werden, darum passen ganz alte Non-Ai-Objektive nicht. Mit manuellen Ai- und Ai-S-Objektiven ist sowohl Fokuskontrolle als auch Belichtungsmessung inkl. Zeitautomatik möglich. Im Kameramenü kann dazu Brennweite und Offenblende von mehreren benutzten Objektiven eingestellt und ausgewählt werden, dann schreibt die Kamera diese Werte auch in die EXIFs und steuert den Zoomreflektor eines Aufsteckblitzes passend an.

AF-Objektive ohne eingebauten Motor werden unterstützt, da ein AF-Motor in der D800 eingebaut ist. AF-S-Objektive mit eingebautem Motor können ebenfalls benutzt werden, AF-G-Objektive ohne Blendenring auch, die neuen AF-P-Objektive mit Pulsmotor und elektrisch angetriebener Blende können etwas eingeschränkt verwendet werden, dafür ist die D800-Firmware 1.11 oder höher erforderlich. Objektive mit eingebautem Bildstabilisator (VR) funktionieren.

DX-Nikkore (also Objektive mit kleinerem Bildkreis für die APS-C-Kameras) können ebenfalls benutzt werden, die D800 schaltet automatisch in einen kleineren Bildmodus um und blendet einen entsprechenden Rahmen im Sucher ein. Sowohl in JPEGs als auch in NEFs werden die nicht benötigten Bildpixel nicht aufgezeichnet, die effektive Auflösung sinkt auf etwa 15 Megapixel.

An den 10-poligen Zubehör-Anschluß wird nicht nur ein elektrischer Fernauslöser angeschlossen, sondern es kann auch ein GPS-Empfänger damit verbunden werden. Der originale Nikon GP-1 kostete etwa 250 Euro, ein fast völlig baugleiches Teil von Phottix nur die Hälfte. Wer schon einen GPS-Empfänger mit serieller Computerschnittstelle hatte, konnte von Nikon auch ein Adapterkabel 10polig-auf-Seriell erwerben, dann wurde die Sache aber aufgrund des Kabelgewirrs sehr unhandlich.

Der GP-1 hat nur eine zweifarbige LED: diese blinkt rot, solange die aktuelle Position ermittelt wird. Er blinkt grün, wenn er drei Satelliten gefunden hat, er leuchtet dauerhaft grün, wenn mindestens 4 Satelliten gefunden wurden. In Innenräumen kann der Empfänger die Satelliten nicht mehr empfangen, er blinkt dann rot, erst wenn man wieder im Freien ist, leuchtet er wieder grün. Im Schulterdisplay ist der GPS-Status auch erkennbar: das Symbol blinkt beim Positions-Suchen und leuchtet dauerhaft nach Ermitteln der Position.

Der GP-1 kann entweder im Blitzschuh der D800 eingesteckt werden oder in einem mitgelieferten Halter (der einen kleinen Blitzschuh inkl. Verriegelung nachbildet), den man am Kameragurt befestigen kann. Da durch die Benutzung des GPS-Empfängers die 10polige Buchse der Kamera belegt ist, wurde eine 2,5mm-Stereoklinkenbuchse eingebaut, in die man einen elektrischen Drahtauslöser mit passendem Stecker einstöpseln kann. Dieser war im Lieferumfang des Phottix enthalten, bei Nikon nicht. Ein Fernauslöser der Fuji-X-Systemkameras oder einer, der für viele Canon-Amateur-dSLRs gedacht ist, passt auch.

Übrigens ist die Positioniergenauigkeit mit GPS nicht metergenau, es kann durchaus vorkommen, daß man stundenlang an einer Stelle mit der Kamera verharrt (z. B. bei Intervallaufnahmen für Zeitrafferzwecke), die aufgezeichneten GPS-Koordinaten der einzelnen Aufnahmen aber trotzdem im Bereich von mehreren Metern schwanken.

Da bei GPS das Datum nicht absolut übertragen wird, sondern lediglich relativ, weil die Kalenderwoche mit 10 Bit übertragen wird (entspricht 1024 Wochen, beginnend mit einer Startwoche im Jahr 1980), kommt es etwa alle 20 Jahre zu einem „Rollback“, 1999 und 2019 sprang der Wochenzähler wieder auf Null. Dadurch kommt es bei etlichen GPS-Geräten seit 2019 zu Fehlfunktionen, weil sie entweder „nur“ das falsche Datum aufnehmen (also etwa 20 Jahre zu früh) oder komplett den Dienst verweigern. Die D800 scheint das Problem nicht zu haben, meine Aufnahmen nach 2019 mit dem Phottix-Empfänger wurden mit richtiger GPS-Zeit versehen.

Mit montiertem GPS-Empfänger werden weitere Einträge im D800-Systemmenu freigeschaltet:

  • Die Kamerauhrzeit kann auf Wunsch automatisch mit der GPS-Zeit synchronisiert werden.
  • Da der Empfänger nur mit Strom versorgt wird, solange die serielle Schnittstelle der Kamera eingeschaltet ist, kann das Standby der Kamera optional abgeschaltet werden. Daraus resultiert natürlich kürzere Akkulaufzeit, da bei einer Wanderung dann die Kamera die ganze Zeit nicht in Standby geht.
  • Im Menu kann man den GPS-Status sowie die Position sowie aktuelle Höhe über dem Meeresspiegel ablesen und die Zahl der empfangenen Satelliten ablesen.
  • Bei jeder Aufnahme wird die aktuelle GPS-Position und Höhe in die EXIFs der Bilder geschrieben.

Auf Wunsch kann auf dem rückwärtigen Monitor ein künstlicher Horizont eingeblendet werden, um die Kamera ohne extra Wasserwaage ausrichten zu können. Als Balkenanzeige kann die Kamera-Ausrichtung auch im Sucher angezeigt werden.

Der Tiefpaßfilter vor dem Sensor kann per Menu oder automatisiert bei jedem Einschalten in hochfrequente Schwingungen versetzt werden, um evtl. anhaftenden Staub abschütteln zu können.

Das Display kann weder gedreht noch geschwenkt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Weil eine dSLR aber bei Wanderungen die ganze Zeit vor dem Körper herumhängt und dabei mehr oder minder heftig Kontakt zu Jackenknöpfen oder Ähnlichem hat, legte Nikon eine weitere Kunststoff-Schutzscheibe bei, die einfach aufgeklipst wird. Ist diese dann verkratzt, kauft man einfach eine Neue. Alternativ kann man auch eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat.

Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Abdeckungen verborgen, die bei vielen Vorgängern dauernd vermissten Schraubdeckel für die Studio-Blitzbuchse und den 10poligen Anschluß werden nicht mehr benötigt. Alle Buchsen bis auf das Netzteil entsprechen der jeweiligen Norm, so daß keine Spezialkabel erforderlich sind.

Das Kameramenü ist Nikon-typisch und ausufernd ausführlich, die Kamera kann sehr fein auf den Benutzer angepaßt werden. Alle Einstellungen lassen sich auf eine Speicherkarte sichern und auf eine andere D800 übertragen.

Über USB kann die D800 im „Tethered Shooting“-Modus betrieben werden, z. B. mit der Software Nikon Control. Die Aufnahmen werden dann nicht auf die Speicherkarte geschrieben, sondern nur auf dem angeschlossenen Computer abgelegt. Prinzipbedingt ist das nur für den Studio-Einsatz geeignet, da man immer ein Kabel hinter sich herzieht.

Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs, ich zähle hier nicht alle auf:

den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, die Kameraserien-Nummer, den VR-Status, alle Bildparameter, die Zahl der Verschlußauslösungen, den Objektivnamen, die RAW-Kompressionsart, den Status der Rauschreduktion, die wahre Blende und Brennweite des Objektivs (interessant vor allem bei „langem“ und „kurzem“ Ende von Zooms und bei Festbrennweiten), Daten der Blitzsteuerung inkl. allen Parametern der drahtlosen Blitzsteuerung, eine optionale benutzerdefinierte Gammakurve uvm.

Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.

Der UVP der Nikon D800 betrug etwa 2900 Euro. Ich erwarb mein Exemplar im Frühjahr 2014 für 1000 Euro Aufpreis bei gleichzeitiger Inzahlungnahme meiner gebrauchten D700. Seitdem hat die Kamera ca. 16.000 Auslösungen gemacht, da ich die D800 nur für Aufnahmezwecke einsetze, bei denen die hohe Bildauflösung wirklich erforderlich ist.

Ich verwende die Kamera mit den AF-Nikkoren 2,8/14-24, 2,8/24-70, 2,8/70-200 VR II, 4/300 und einem Nikon Telekonverter 1,4-fach.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 bis 800 ASA, gespeichert als NEF, gewandet mit Nikon Capture NX, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Da die Bildqualität stark von den verwendeten Objektiven abhängt, habe ich auf Bildparameter-Angaben verzichtet.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Nikon D800 ist aus Metall und teilweise mit gummiartiger Kunststoff-Belederung überzogen. Das dafür verwendete Material neigt dazu, im Laufe der Zeit klebrig zu werden, da gewisse bei der Herstellung verwendete Substanzen ausdiffundieren. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, die Belederung schrumpft dabei etwas und löst sich.

Die Kamera ist weitgehend gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet, jedoch nicht tauchfähig. Das verwendete Zubehör wie Blitz oder Objektiv ist meist nicht spritzwasserfest, bei Regen sollte man also einen Schirm aufspannen!

Die Handhabung sowie die Menüstruktur erscheint Nikon-Fotografen vertraut, das Handbuch mußte ich selten zu Hilfe nehmen, zumal für die Menüs auf Wunsch durch Tastendruck eine Erklärung für jeden Unterpunkt eingeblendet werden kann.

Die Kamera gehört zur Klasse der professionellen digitalen Vollformat-Spiegelreflexkameras. Sie ist relativ „unkaputtbar“, die Verschlußlebensdauer ist für 150.000 Auslösungen und mehr ausgelegt.

Der Sensor schlägt sich extrem gut. Im Bereich zwischen 100 und etwa 800 ASA stelle ich kaum einen Qualitätsverlust fest, 1600 und 3200 ASA habe ich gern für blitzlose Aufnahmen von Musical-Generalproben eingesetzt. Die eigentliche Aufführung habe ich allerdings nicht mit der D800 fotografiert, der Spiegelschlag war dafür leider zu laut und störend.

Farben werden von der D800 gut wiedergegeben. Um den Sensor auszureizen, ist ein stabiles Stativ und die Verwendung von hochauflösenden Objektiven erforderlich. Freihand-Benutzung von Amateur-Zooms deklassiert die D800, da sowohl leichte Verwacklung als auch die Objektivunschärfe zu Auflösungsverlusten führen. Man kann dann zwar die Bilder auf etwa 16-20 Megapixel verkleinern, aber dann hätte auch gleich eine Kamera mit kleinerer Sensorauflösung benutzt werden können.

Eine betriebsbereite, komplett bestückte D800 kann zusammen mit Hochformatgriff, Aufsteckblitz und Profi-Objektiv (z. B. dem 2,8/24-70) die 3-Kilo-Grenze locker überschreiten. Nach einen langen Fototag weiß man, was man getragen hat.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (mindestens eine professionelle Nikon-dSLR gehört in jede Sammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen sehr gut geeignet, allerdings aufgrund des Spiegelreflex-Prinzips verbunden mit Geräusch und Gewicht. 36 Megapixel reichen heutzutage für die meisten Anwendungen aus. Aufgrund der geringen Serienbildrate ist die D800 jedoch eher für statische Motive oder Portraits als für Action-Fotografie geeignet.

Christian Zahn

 

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