Nikon D800 Funktionscheck 2025
Ich habe die D800 hier im Digicammuseum 2021 vorgestellt und damals alle technischen Daten aufgeführt. Seitdem lag die Kamera unbenutzt im Schrank. Also höchste Zeit, sie mal wieder auszuführen.
Besonderheiten
Die D800 erscheint mir heutzutage ein wenig aus der Zeit gefallen. Das AF-Modul deckt nur den mittleren Bildteil ab, die Anordnung der 51 AF-Felder hatte auch schon die sechs Jahre ältere D700/D300. Die Serienbildgeschwindigkeit von 4 Aufnahmen pro Sekunde ist heutzutage ein geringer Wert, aktuelle spiegellose Systemkameras schaffen bei höherer Auflösung das Doppelte, Dreifache oder noch mehr. Die Spiegelschlag klingt etwas „rachitisch“, er ist zwar recht gut gedämpft und hat keineswegs die kernige Lautstärke beispielsweise der D2Xs, der Canon 1D Mark III oder der EOS 5D Mark III, die ich in den letzten Jahren verwendete. Die D800 klingt mir so, als ob die Spiegelmechanik bald „den Geist aufgibt“, allerdings dürfte das lediglich ein subjektives Gefühl sein, denn meine D800 ist nicht einmal „richtig eingefahren“, ungefähr 20.000 Auslösungen ist für eine Semiprofi-Nikon normalerweise überhaupt kein Problem. Ob der Spiegel früher gleich geklungen hat, weiß ich leider nicht mehr, ich habe inzwischen zu viele andere Kameras verwendet und 5 Jahre Nichtbenutzung ist eine lange Zeit.
Um den Spiegelschlag weiter zu Verringern, hat die D800 einen „Quert“-Modus, dann klappt der Spiegel noch langsamer hoch und bleibt dort nach der Aufnahme, bis der Finger vom Auslöser genommen wird, ideal für Kirchen, Hochzeiten oder Museen.
In einem Crop-Modus mit auf 24 Megapixeln verringerter Auflösung und 1,2facher „Brennweitenverlängerung“ erreicht die D800 in Verbindung mit dem Batteriegriff bis zu 6 B/sek., diese Funktion habe ich bislang nur zu Testzwecken ausprobiert, sinnvoll ist das meines Erachtens nur beim Einsatz mit Teleobjektiven, aus einem 300er wird im Cropmodus ein „360mm“-Objektiv und die schnellere Serienbildrate hilft bei Tierfotografie etwas, bei der die normalen 4 Bilder/Sek hoffnungslos langsam erscheinen.
Der Sensor wurde von Sony bezogen, die D800 war für einige Zeit die hochauflösendste dSLR des Marktes, bis andere Hersteller nachzogen. Darum war die D800 anfangs ein so großer Verkaufsschlager, daß Nikon die Bestellungen gar nicht alle bedienen konnte und mancher Fotograf monatelang auf sein Exemplar warten mußte. Das änderte sich aber nach einiger Zeit, denn die D800 hatte bei den ersten hergestellten Exemplaren ein Ölproblem auf dem Sensor, das Schmiermittel der Verschlußlamellen war bei der Herstellung zu reichlich aufgetragen worden und schlug sich auf dem Sensor als Schlieren nieder. Spätere Exemplare der D800 hatten dieses Problem nicht mehr. Aber: ist der Ruf erst mal ruiniert, verkauft sich eine Kamera nur noch schlecht, so daß bereits 2014 die D810 erschien, die gegenüber der D800 aber so geringe Änderungen hat, daß nur ein Blick aufs Typenschild oder das Datenblatt die Unterschiede sichtbar macht. Die 5 statt 4 Bilder pro Sekunde resultieren aus dem schnelleren Bildprozessor, die Mechanik der D800 war ja schon für 6 Aufnahmen ausgelegt. Der neue Bildsensor hat native 64 statt 100 ASA, und auf das auflösungsbegrenzende Tiefpassfilter vor dem Sensor wurde bei der D810 verzichtet, so daß Aufnahmen mit identischen Objektiven bei der neuen Kamera schärfer sind.
Der Sensor der D800 ist ISO-invariant, d. h., daß das Sensor-Rauschen auch schaltungstechnische Tricks nicht wie bei den Mitbewerbern quadratisch, sondern lediglich linear ansteigt, darum ist die Kamera trotz der hohen Auflösung bis 3200 ASA völlig problemlos nutzbar, erst darüber steigt das Rauschen sichtbar an und der Kontrastumfang sinkt deutlich ab. Deshalb ist die D800 bislang meine einzige Kamera, bei der die ISO-Automatik nicht nur bis maximal 1600, sondern bis 3200 ASA eingestellt ist.
Der AF ist schnell und präzise, aber meine Objektive haben keinen eingebauten Stabilisator und die Kamera auch nicht. Somit ist Freihand-Betrieb eigentlich sinnlos, denn die 36 Megapixel verlangen nach Ruhe auf dem Stativ und elektrischem Fernauslöser sowie Spiegelvorauslösung oder sehr kurzen Belichtungszeiten, damit die Verwacklungen die nutzbare Auflösung nicht stark verringern.
Der Bildpuffer ist für meine Zwecke gut dimensioniert, das „Wegschreiben“ auf meine schnellste und größte 64-GB-CF-Card geht schnell genug vonstatten, auch das Schreiben auf meine 256-GB-SDXC-Karte erfolgt nur unwesentlich langsamer. Leider funktionieren in meinen beiden Adaptern „SD-auf-CF“ in der D800 nur Karten bis 32 GB, und alle meine 32GB-Karten sind „nativ“ schon erheblich langsamer als die erwähnte CF-Karte, so daß die D800 beim Verwenden einer SD-Karte im CF-Adapter deutlich ausgebremst wird. Das macht aber nichts, denn im D800-SD-Schacht lassen sich ja schnelle SD-Karten „nativ“ gut nutzen.
Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku EN-EL 15. Er wird auch in etlichen anderen Nikon-dSLRs und spiegellosen Systemkameras benutzt, erstmals in der Nikon D7000, inzwischen aber auch in vielen Kameras der Z-Serie. Meine damals zur D800 gekauften Fremdakkus lehnt die Z5 jedoch ab, da dürfte Nikon die Chiperkennung „verschärft“ haben.
Unter die D800 kann ein Batteriegriff mit Hochformatauslöser geschraubt werden. Im Gegensatz zu früheren Nikon-Griffen dieser Art (z. B. bei der D200) verbleibt der Kamera-Akku an seinem Platz, der Griff nimmt nur einen weiteren Akku auf bzw. einen mitgelieferten und mit 8 Mignonzellen bestückbaren Mignonzellen-Batteriehalter. Im Systemmenü kann der Ladezustand beider Akkus getrennt eingesehen werden, auch steht dort die Zahl der mit dem jeweiligen Akku seit dessen letzter Ladung angefertigten Aufnahmen.
Der auch in der D4, D6 oder Z9 verwendete EN-EL18 mit 11 Volt kann in den Griff montiert werden, dann muß zusätzlich ein neuer Batteriefachdeckel erworben werden. Mit dem EN-EL18 erreicht die D800 wesentlich mehr Aufnahmen als mit dem EN-EL15.
DX-Nikkore (also Objektive mit kleinerem Bildkreis für die APS-C-Kameras) können benutzt werden, die D800 schaltet automatisch in einen kleineren Bildmodus um und blendet einen entsprechenden Rahmen im Sucher ein. Sowohl in JPEGs als auch in NEFs werden die überflüssigen Bildpixel nicht aufgezeichnet, die effektive Auflösung sinkt auf etwa 15 Megapixel. Allerdings macht das Ganze in meinen Augen nur Sinn, wenn teure DX-Objektive an der D800 weiterverwendet werden, und keine APS-C - dSLR mehr im Besitz des Fotografen verblieben ist.
Der UVP der Nikon D800 betrug etwa 2900 Euro. Ich erwarb mein Exemplar im Frühjahr 2014 für 1000 Euro Aufpreis bei gleichzeitiger Inzahlungnahme meiner gebrauchten D700. Bis 2020 hat die Kamera bei mir ca. 16.000 Auslösungen gemacht, da ich sie nur für Aufnahmezwecke einsetzte, bei denen die hohe Bildauflösung wirklich erforderlich war. Während des Funktions-Checks 2025 erhöhte sich der Shuttercount auf einen Stand von über 20.000.
Ich verwende die Kamera mit den AF-Nikkoren 2,8/14-24, 2,8/24-70, 2,8/70-200 VR II, 4/300 und einem Nikon Telekonverter 1,4-fach.
Wie bereits erwähnt hat meine 2021 erworbene Z5 die D800 „kanibalisiert“, die D800 nutze ich seitdem kaum noch, die 36 statt 24 Megapixel haben zwar theoretisch 12 Megapixel mehr Auflösung, aber letztlich ist die Z5 für mich erheblich im Vorteil, denn sie hat einen eingebauten Bildstabilisator und die D800 nicht, so daß nur das 70-200 mit im Objektiv eingebautem Bildstabilisator freihand an der D800 sinnvoll nutzbar ist, das 14-24 und das 24-70 erfordern das Verwenden eines Stativs, um die 36 Megapixel auch wirklich ausnutzen zu können.
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 bis 800 ASA, gespeichert als NEF, gewandet mit Nikon Capture NX, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Die Bildparameter-Angaben sind in jedes Foto eingebettet.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Nikon D800 ist aus Metall und teilweise mit gummiartiger Kunststoff-Belederung überzogen. Das dafür verwendete Material neigt dazu, im Laufe der Zeit klebrig zu werden, da gewisse bei der Herstellung verwendete Substanzen ausdiffundieren. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, die Belederung schrumpft dabei etwas und löst sich. Glücklicherweise ist das aber bei meinem Exemplar bislang noch nicht aufgetreten, auch im Kamera-Alter von 13 Jahren kleistert noch nichts.
Die Kamera gehört zur Klasse der professionellen digitalen Vollformat-Spiegelreflexkameras. Sie ist relativ „unkaputtbar“, die Verschlußlebensdauer ist für 150.000 Auslösungen und mehr ausgelegt. Somit ist meine D800 bei zukünftiger ähnlich gearteter Verwendung noch für viele Jahre der Nutzung brauchbar.
Der Sensor schlägt sich extrem gut. Im Bereich zwischen 100 und etwa 800 ASA stelle ich kaum einen Qualitätsverlust fest, 1600 und 3200 ASA habe ich gern für blitzlose Aufnahmen von Musical-Generalproben eingesetzt. Die eigentliche Aufführung habe ich allerdings nicht mit der D800 fotografiert, der Spiegelschlag war dafür leider zu laut und störend. Auch das ist ein Grund, warum die Kamera so wenige Klicks „auf der Uhr“ hat, ich bin normalerweise für einen höheren „Verbrauch“ an Auslösungen bekannt.
Farben werden von der D800 gut wiedergegeben. Um den Sensor auszureizen, ist ein stabiles Stativ und die Verwendung von hochauflösenden Objektiven erforderlich. Freihand-Benutzung von Amateur-Zooms deklassiert die D800, da sowohl leichte Verwacklung als auch die Objektivunschärfe zu Auflösungsverlusten führen. Aber auch Profi-Zooms ohne Stabilisator reizen die Auflösung freihand fotografiert bei weitem nicht aus. Man kann dann zwar die Bilder auf etwa 16-20 Megapixel verkleinern, aber dann hätte auch gleich eine Kamera mit kleinerer Sensorauflösung benutzt werden können.
Eine betriebsbereite, komplett bestückte D800 kann zusammen mit Hochformatgriff, Aufsteckblitz und Profi-Objektiv (z. B. dem 2,8/24-70) die 3-Kilo-Grenze locker überschreiten. Nach einen langen Fototag weiß man, was man getragen hat. Ein Grund mehr, warum ich die D800 fünf Jahre lang nicht mehr genutzt habe, die Z5 wiegt betriebsbereit einfach weniger und 24 statt 36 Megapixel reichen fast immer aus.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (mindestens eine professionelle Nikon-dSLR gehört in jede Sammlung), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen sehr gut geeignet, allerdings aufgrund des Spiegelreflex-Prinzips verbunden mit Geräusch und Gewicht. 36 Megapixel reichen heutzutage für die meisten Anwendungen immer noch aus; welcher Kunde will wirklich 45, 60 oder 100 Megapixel große Aufnahmen? Aufgrund der geringen Serienbildrate ist die D800 jedoch nur für statische Motive oder Portraits geeignet, Action-Fotografie, Tieraufnahmen oder Sport ist nicht ihr Metier.
Christian Zahn, Oktober 2025
Die Helligkeit dieses Fotos täuscht über die Bedingungen 2012 hinweg. Es war fast Nacht – man beachte das einmontierte Histogramm! Das war schon nicht mehr das letzte "Büchsenlicht" des Jägers ;-) Auf dem Rückweg vom Safaripark "bewachte" diese Elchkuh ihre beiden Kälber, die sich im Kleefeld sattfraßen. Genau beäugte sie, was der Mensch da macht – ich war natürlich ausgestiegen. Wenigstes ein Erinnerungs-/Belegfoto musste es ein! Die D800 stand gewollt im DX-Modus (15,4 Megapixel), was mit 300 mm Brennweite dann 450 mm entsprach. Objektiv war das 3,5-5,6/28-300 mm AF-S VR Nikkor natürlich bei Offenblende f/5,6.
ISO? 25.600!!!
Belichtungszeit 1/25 s. Der VR hat's ermöglicht. Leider war ich in dieser Zeit noch Rohdaten-/RAW-Verächter. Das Elchfoto musste also aus der JPEG "entwickelt" werden. Dazu Hilfe von Topaz Photo AI. Nun ja …
Warum 2012 der Wechsel von der D700 auf die D800?
Ganz einfach, weil die 36 Megapixel eben deutlich mehr Reserven bei Ausschnitten ermöglichten, habe ich 2012 von der wirklich hervorragenden 12 Megapixel Nikon D700 zur D800 gewechselt.
Zunächst eine Riesenenttäuschung!
Ein im Vergleich zur D700 unterirdisch schlechter Autofokus bei schnell und unregelmäßig bewegten Motiven — Stichwort Autofokus-Trefferquote Basketball. Soweit ich mich erinnere, schaffte seinerzeit ein Firmwareupdate nur eine erste kleine Verbesserung.
Entscheidend war dann dieser Wechsel!
Alle (meine) semi- und professionellen Nikon DSLRs lieferten im Menü Autofokus/Priorität bei AF-C unter der Wahl "Auslösepriorität" einwandfrei fokussierten Action-Fotos! Bei der Nikon D800 MUSSTE im Menü Autofokus/Priorität bei AF-C statt "Auslösepriorität" "Schärfe- und Auslösepriorität" gewählt werden! Schlagartig verbesserte sich die Basketball-Trefferquote! Ohne, dass die Bildfrequenz merklich in die Knie ging!
Der schwachen Seriengeschwindigkeit von armseligen 4 B/s im Vollformat stimme ich zu. Aber: Konsequenterweise lief meine D800 beim Basketball immer im Crop 1,2 Modus — rund 25 MP — und Batterieteil mit 6 B/s. Da konnte man/ich prima mit leben!
Ralf Jannke, Oktober 2025
PS.: Wer sich heute immer noch für eine DSLR der Nikon D8xx-Reihe interessiert, sollte "auf die Jagd" einer D850 gehen. Es gab seinerzeit im Netz die Meinung, dass die D850 die beste DSLR wäre, die Nikon je gebaut hätte. Vor den einstelligen Profi-Boliden D5 und D6!
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 13.10.2025 |
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