Nikon D800 mit Nikon AF-D Nikkor 28-105 mm

In diesem Bericht geht es um die Benutzung von einem etwa 20-25 Jahre altem Reisezoom-Objektiv an der Nikon D800, einer Vollformat-Spiegelreflexkamera mit 36 Megapixeln.

Ich hatte das Objektiv bereits an der Halbformatkamera Nikon D2Xs mit 12 Megapixeln getestet

Die Nikon-AF-Objektive wurden mehrfach geändert, anfangs nutzte Nikon (wie Minolta und Pentax) einen in der Kamera eingebauten Motor, der das Objektiv durch eine Art „Schraubendreherklinge“ antreibt. Später baute auch Nikon in die Objektive eigene Antriebe ein, meist schnelle Ultraschall-Motoren. Bei den „G“-Nikkoren wurde dann der Blendenring weggelassen, da die Blende inzwischen fast immer über die Kamera eingestellt wird. Der Bildstabilisator wurde wie auch bei Canon üblich nur im Objektiv verbaut, erst die spiegellosen Nikon-Systemkameras der Z-Serie integrierten dieses Bauteil in der Kamera.

Das hier gezeigte Objektiv ist mein zweites Exemplar, das erste kaufte ich 2003 für meine damals kurz zuvor erworbene F80S, einer analogen Spiegelreflexkamera mit der Möglichkeit, die Aufnahmeparameter (Belichtungszeit, Blende und Belichtungskorrektur) in den Steg zwischen die Bilder zu belichten und somit sozusagen „analoge EXIFs“ zu archivieren. Ich habe das Objektiv viele Jahre gerne verwendet, da es damals als gutes „Reise-Zoom“ bzw. gemäßigtes Universalzoom galt. Es ist durchaus scharf, insbesondere bei Filmen mit 100 bis 400 ASA und etwas abgeblendet harmoniert es mit den ca. 6 Megapixeln, die ein Filmnegativ in etwa hat.

Leider fing mein erstes Exemplar um 2018 herum an zu schwächeln, ich habe es zuvor viele Jahre lang intensiv verwendet, so daß einige der im Inneren befindlichen Führungen für die beweglichen Linsengruppen „ausgeleiert“ sind, darum wackeln die äußeren Tuben deutlich fühlbar, was sich als Dezentrierung und somit deutlicher Unschärfe bei Offenblende und insbesondere im Weitwinkelbereich störend bemerkbar macht. Nach einer Wanderung mit meiner F90 und dem 28-105 dachte ich, daß die Kamera nicht mehr scharfstellen kann, aber es lag am Objektiv und nicht der F90, denn ein Test mit allen Brennweiten und allen Blenden an einer digitalen Spiegelreflex ergab die Schwächen bei Offenblende, für brauchbare Ergebnisse mußte auf 11-16 abgeblendet werden, was jedoch durch die Beugung zu allgemeinem Schärfenverlust führte.

Als Ersatz nahm ich zunächst mein exzellentes Nikkor AF-S 2,8/24-70, das allerdings bei langen Wanderungen mit Verwendung von filmbasierten Nikon-Spiegelreflexkameras aufgrund des hohen Gewichts sehr am Nacken zerrt, so daß ich letztlich das Setzoom Nikkor AF-D 28-80 G verwendet habe, das optisch erheblich besser als sein Ruf ist.

Im Sommer 2025 bekam ich ein zweites Exemplar des AF-D 28-105 geschenkt, daß ich an der Nikon Z5 ausprobiert habe und das dort sehr gut abschnitt. Da es bis auf das etwas gealterte Gummi des Zoorings fast unbenutzt aussieht, sind die Gleitführungen der Objektivbaugruppen noch intakt, darum wackelt an diesem Exemplar nichts außerhalb der normalen Spezifikation bei der Herstellung.

An der Nikon Z5 mit dem originalen FTZ-Adapter kann es in allen Belichtungsmodi genutzt werden (der Blendenring muß verriegelt bleiben), allerdings ohne Autofokus, da der FTZ-Adapter keinen eingebauten Motor hat und den AF-Antrieb im Objektiv voraussetzt. Dank Fokus-Peaking und der frei verschiebbaren Sucherlupe kann es relativ gut bei Offenblende fokussiert werden, da die automatische Springblende am FTZ funktioniert, aber der Fokusring hat leider einen sehr kurzen Einstellweg, so daß insbesondere im Telebereich das Fokussieren sehr „fummelig“ ist. Die Brennweite und die eingestellte Entfernung werden an die Kamera übertragen, so funktionieren Aufhellblitzen und der kamerainterne Bildstabilisator einwandfrei.

An der D800, die einen AF-Motor eingebaut hat, ist das automatische Scharfstellen völlig problemlos möglich und funktioniert bei allen Blenden und Brennweiten sehr gut.

Nikkor AF 28-105 1:3,5-4,5 D (IF)

Das Objektiv erschien 1999 parallel mit der F100 als Nachfolger des 3,5-4,5 AF-D 28-70. Als Nikkor mit „D“_Charakteristik überträgt es die eingestellte Entfernung an die Kamera, die diese Angabe zum präzisen Aufhellblitzen nutzt.

Das Objektiv ist 81 mm lang, hat einen Durchmesser von 73 mm und wiegt 455 Gramm. Beim Zoomen wird es ca. 37mm länger, beim Fokussieren verändert es die Länge nicht. Das gesamte Objektiv ist äußerlich größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Wie erwähnt sind die einzelnen Gruppen ebenfalls kunststoffgelagert, das hohe Gesamtgewicht resultiert größtenteils aus den 16 Linsen in 12 Gruppen.

Das Filtergewinde hat Nikonuntypisch 62mm, die nicht mitgelieferte Streulichtblende mußte extra gekauft werden, sie rastet in ein Bajonett. Beim Fokussieren dreht sich das Gewinde und die Blende dank Innenfokussierung nicht mit, aber beim Zoomen, darum ist die originale Blende nicht blütenförmig, sondern nur ein großer Ring. Meine damals gekaufte originale Blende hatte ich verlegt, inzwischen habe ich sie wiedergefunden.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer gummierten Riffelung versehen, er läuft sehr leicht. Mit ca. 30° Einstellweg ist der Fokus nicht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,5 Metern ist schon nicht schlecht, ein Schieber ermöglicht zusätzlich bei Brennweiten zwischen 50 und 105mm einen Makromodus (ohne Meterangaben auf dem Entfernungsring). Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist nur für 28mm vorhanden.

Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, er ist etwas hakelig, man merkt ihm an, daß die Blende möglichst von der Kamera gesteuert werden soll. 9 Blendenlamellen ergeben eine fast kreisrunde Öffnung.

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab Blende 5,6-8 eine recht gute Schärfe, es kann dann den 36-Megapixel-Sensor der Nikon D2Xs fast ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder stark unscharf, bei Arbeitsblende um 8 verschwindet die Unschärfe nicht völlig. Chromatische Aberrationen treten nur gering auf. Die Verzeichnung ist relativ gering, denn das Nikkor wurde für Film gerechnet und dort ließen sich die tonnenförmigen „Verbeulungen“ nicht korrigieren. An der D800 sind insbesondere bei großen Brennweiten häufiger deutliche Unschärfen aufgetreten, das dürfte am Spiel der „Schraubenziehermechanik“ liegen, die sich nach dem Fokussieren durch den Spiegelschlag etwas verstellen kann, bei 105mm und Offenblende waren einige Bilder nicht perfekt.

Der Neupreis des Nikkors betrug 2003 etwa 430 Euro, es ist inzwischen deutlich günstiger, da alle aktuellen Nikon-Kameras nur noch Objektive mit eingebautem Motor im Autofokusbetrieb benutzen können und darum Fotografen verstärkt ihre „Schraubenzieher“-AF-Nikkore verkaufen. Die aktuelle Preisspanne ist darum sehr groß, je nach Zustand und Lieferumfang kann man es für 50 bis 175 Euro bekommen. Ich erhielt das hier gezeigte Exemplar 2025 geschenkt, an den Spender mein herzlicher Dank!

Beispielfotos

Alle Beispielfotos entstanden freihand bei Programmautomatik sowie ASA-Automatik, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das gezeigte AF-D Nikkor kann die 36 Megapixel der D800 insbesondere in den Randbereichen nicht adäquat beliefern, aber das hatte ich gar nicht erwartet; an der nur die Mitte des Objektivs nutzenden D2Xs schnitt es besser ab (deren 12 Megapixel entsprechen in etwa den 36 Megapixeln der D800 bei Vollformatnutzung), somit kommt es zukünftig ausschließlich an analogen Nikon-Autofokuskameras zum Einsatz, denn die Schärfeleistung des Nikkors entspricht durchaus den 6 Megapixeln eines 400 ASA-SW-Kleinbildnegativs.

Christian Zahn, Oktober 2025

 

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