Nikon D3100 Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Nikon Spiegelreflexkameras vor, das Einsteigernodell D3100.

Spezifikation

  • Die 2010 vorgestellte Nikon D3100 ist 124 x 96 x 75 mm groß und wiegt 455 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (23,5 x 15,6 mm = DX-Format) löst maximal 4.608 x 3.072 Pixel  = 14 Megapixel auf (14,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 5,2µm. 100 - 3200 ASA automatisch oder manuell einstellbar. FullHD-H264-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder NEF(Raw-Format) auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Die Kamera hat das Nikon - AF-Bajonett, Objektive müssen einen eingebauten AF-Motor haben und eine CPU.
  • Pentaspiegelsucher mit Dioptrienausgleich, hinterleuchtetem LCD-Display für Aufnahmeparameter und in der Mattscheibe angezeigte AF-Punkte, ca. 95% Bildfeldabdeckung
  • abschaltbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung. Live-View ist möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manueller Fokus mit Fokussierhilfe, Ermittlung durch Phasendetektions-Sensor mit 10 Linien-Feldern und einem zentralen Kreuz-Feld
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manuellem Modus, Motivprogramme oder Guide-Mode, Matrixmessung, Spotmessung (an aktives AF-Feld gekoppelt) oder mittenbetont integrale Messung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 12, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Nikon-TTL-Zusatkontakten
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • ohne Bildstabilisierung (unterstützt Objektive mit eingebauter Bildstabilisierung)
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die Nikon D3100 war die zweite Kamera in der unteren dSLR-Einsteigerlinie (die erste war die D3000 von 2009, die vermutlich letzte die D3500 von 2018), dem Gehäuse ist der Kostendruck deutlich anzumerken.

So gibt es weder die seit der F100 von 1999 her bekannte Nikon-Mattscheibe, auf der die AF-Felder schwarz angezeigt und kurz rot markiert werden, sondern die von Canon-Einsteiger-dSLRs her bekannten Mini-LED-Punkte, der Schalter für die Erkennung der kleinsten Blende arbeitet Nikon-untypisch nicht durch Verschieben, sondern durch Eindrücken und der Akku fällt nach Öffnen der Klappe einfach heraus, da es keine Rastung gibt.

Daß kein Batteriegriff mit Hochformatauslöser angesetzt werden kann, deutet ebenfalls auf das Einsteigersegment hin. Immerhin hat die Kamera noch ein Metallbajonett, obwohl vermutlich viele Käufer außer dem Setobjektiv kein weiteres Objektiv gekauft haben werden.

Auf dem Modusrad gibt es einen Guide-Modus, der den Fotoeinsteiger durch bebilderte Aufnahmebeispiele an das jeweilige Motivprogramm heranführt, während der Aufnahme kann das rückseitige Display entweder als Live-View-Anzeige oder zur grafischen Darstellung der Aufnahmeparameter genutzt werden.

Der Gehäuseblitz klappt je nach Aufnahmebetriebsrat automatisch oder nur auf Tastendruck aus. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich kann ein Nikon-Aufsteckblitz im Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten eingesetzt werden. Der interne Blitz kann nicht zur drahtlosen Steuerung von entfesselt geuzten Blitzen eingesetzt werden.

Die D3100 nutzt das mit der Nikon F 1959 vorgestellte Nikon-Bajonett, kann aber nicht alle Nikon-Objektive uneingeschränkt verwenden:

  • die alten Non-Ai-Nikkore passen mechanisch nicht, es kann bei gewaltsamem Ansetzen zu Beschädigungen kommen
  • die Manuell-Fokus Ai/Ais-Nikkore können angesetzt werden, es gibt aber weder AF noch Belichtungsmessung
  • AF-Nikkore ohne eingebauten Motor können nur ohne Autofokus, aber mit Belichtungsmessung benutzt werden (der Blendenring muß auf größter Blendenzahl verriegelt bleiben)
  • AFs-Objektive mit eigenem Motor können mit Autofokus und Belichtungsmessung benutzt werden, der Blendenring muß auf größter Blendenzahl verriegelt bleiben
  • AF-G-Objekive können ohne Einschränkungen verwendet werden
  • AF-P-Objektive mit Piezomotor können nur ohne Autofokus benutzt werden
  • Objektive mit elektrischem Blendenantrieb (z. B. Tilt-Shift-Objektive) funktionieren nicht

Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, der in etlichen Nikon AFs bzw. AF-G - Objektiven eingebaute Stabilisator kann aber genutzt werden.

Sie ist recht langsam und laut, trotz des kleinen Spiegels.

Im NEF (Raw-Format) werden die Sensordaten immer leicht verlustbehaftet komprimiert abgespeichert, wobei die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Nikon-Capture NX als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der eventuellen Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 4.608 x 3.072 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können die wirklichen 4644 x 3084 Pixel ausgeben.

In den EXIFs der D3100-NEFs werden viele Parameter in den MakerNotes abgelegt, darunter Besonderheiten wie: den aktuelle Kamera-Firmware-Stand, den Firmware-Stand des Objektivs und des Blitzes, alle Parameter der drahtlosen Blitzsteuerung, viele Bildparameter wie Weißabgleich, Objektivkorrekturdaten und Belichtungswerte, Datum und Uhrzeit der letzten Kamera-Einschaltung und die absolute Anzahl der Verschlußauslösungen.

Der UVP der Coolpix 3100 betrug etwa 650 Euro im Set mit dem 18-55 Set-Zoom. Der aktuelle Gebrauchtpreis für das Gehäuse ist auf etwa 30-90 Euro (je nach Anzahl der Auslösungen, äußerem Zustand und Zubehör) gesunken.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als NEF, gewandelt nach TIFF mit Nikon Capture NX, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet.

Da die Bildschärfe größtenteils vom Objektiv abhängig ist, habe ich auf das Einmontieren von 100%-Aussschnitten sowie den Aufnahmeparametern verzichtet.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der D3100 ist äußerlich komplett aus Kunststoff, metallisch sind das Bajonett, das Staivgewinde, der Blitzschuh  und einige tragende inneren Teile.

Die Kamera gehört zur Klasse der preiswerten Einsteiger-dSLRs. Sie hat noch recht viele Knöpfe, Tasten und Schalter, so gibt es z. B. einen extra Hebel zur Umstellung von Einzelbild, Serienbild, Selbstauslöser und „Quit-Modus“. Ab dem Nachfolgemodell D3200 mußte dafür ins Menu gewechselt werden.

Der Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung bzw. der nachgeschalteten Raw-Bearbeitung am Computer) schlägt sich gut. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Auch hohe ASA-Werte sind aufgrund des großen Pixelpitchs recht problemlos.

Die Bildqualität der D3100 ist heutzutage immer noch als gut zu bezeichnen. Bei 14 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 sind die Aufnahmen ansehnlich, und 14 Megapixel ist oft mehr als ausreichend. Auch höhere ASA-Werte sind noch gut nutzbar, insbesondere wenn mit Raw-Aufnahmen und nachgeschalteter Bildbearbeitung am Computer gearbeitet wird.

Ich habe mehrere Fotorundgänge (teilweise mit Polfiltereinsatz) mit der D3100 gemacht. Die Bildergebnisse gefallen mir sehr gut, ich werde mit der Kamera sicherlich noch öfter fotografieren.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nur wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gut geeignet.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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