Hier stelle ich eine der vielen digitalen Nikon Spiegelreflexkameras vor, das Einsteigernodell D3300. Ralf Jannke kat die "Ur"- D3000 hier vorgestellt. Die D3300 war eine Nachfolgerin der hier bereits von mir gezeigten Nikon D3100.
Spezifikationen
- Die 2014 vorgestellte Nikon D3300 ist 124 x 98 x 76 mm groß und wiegt 410 g.
- Der APS-C CMOS-Sensor (23,5 x 15,6 mm = DX-Format) löst maximal 6.000 x 4.000 Pixel = 24 Megapixel auf (24,87 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 3,9µm. 100 - 128000 ASA sind automatisch oder manuell einstellbar. FullHD-H264-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder NEF (Raw-Format) auf SD/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) gespeichert.
- Die Kamera hat das Nikon - AF-Bajonett, Objektive müssen einen eingebauten AF-Motor und eine CPU besitzen.
- Pentaspiegelsucher mit Dioptrienausgleich, hinterleuchtetem LCD-Display für Aufnahmeparameter und in der Mattscheibe angezeigte AF-Punkte, ca. 95% Bildfeldabdeckung
- abschaltbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 921.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung. Live-View ist möglich.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C), automatischer Autofokus (AF-A, schaltet selbsttätig zwischen AF-C und AF-S um) oder manueller Fokus mit Fokussierhilfe, Ermittlung durch Phasendetektions-Sensor mit 10 Linien-Feldern und einem zentralen Kreuz-Feld
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manuellem Modus, Motivprogramme oder Guide-Mode, Matrixmessung, Spotmessung (an aktives AF-Feld gekoppelt) oder mittenbetont integrale Messung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 2 bis 20 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 12, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Nikon-TTL-Zusatkontakten
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- ohne Bildstabilisierung (unterstützt Objektive mit eingebauter Bildstabilisierung)
- Energieversorgung durch Lithium-Akku
- Anschlußmöglichkeit für externen GPS-Empfänger bzw. externen WLAN-Dongle
Besonderheiten
Die Nikon D3200 war die vierte Kamera in der unteren dSLR-Einsteigerlinie (die erste war die D3000 von 2009, die vermutlich letzte die D3500 von 2018), dem Gehäuse ist der Kostendruck deutlich anzumerken.
So gibt es weder die seit der F100 von 1999 her bekannte Nikon-Mattscheibe, auf der die AF-Felder schwarz dauerhaft angezeigt und kurz rot markiert werden, sondern die von Canon-Einsteiger-dSLRs her bekannten Mini-LED-Punkte und der Schalter für die Erkennung der kleinsten Blende arbeitet Nikon-untypisch nicht durch Verschieben, sondern durch Eindrücken. Der Sucher hat kein Pentaprisma aus Glas mit verspiegelten Reflektionsflächen, sondern nur eine preiswerte und sehr leichte Pentaspiegel-Bildumlenkung.
Daß kein Batteriegriff mit Hochformatauslöser angesetzt werden kann, deutet ebenfalls auf das Einsteigersegment hin. Immerhin hat die Kamera noch ein Metallbajonett, obwohl vermutlich viele Käufer außer dem Setobjektiv (mit Kunststoff-Bajonett) kein weiteres Objektiv gekauft haben werden.
Auf dem Modusrad gibt es einen Guide-Modus, der den Fotoeinsteiger durch bebilderte Aufnahmebeispiele an das jeweilige Motivprogramm heranführt, während der Aufnahme kann das rückseitige Display entweder als Live-View-Anzeige oder zur grafischen Darstellung der Aufnahmeparameter genutzt werden.
Der Gehäuseblitz klappt je nach Aufnahmebetriebsrat automatisch oder nur auf Tastendruck aus. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich kann ein Nikon-Aufsteckblitz im Norm-Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten eingesetzt werden. Der interne Blitz kann nicht zur drahtlosen Steuerung von entfesselt genutzten Blitzen eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu ihren Vorgängern hat die D3300 eine Akkuverriegelung. Sie kann neben den normalen SD-Karten bis 2 GB und den SDHC-Karten bis 32 GB auch SDXC-Karten bis etwa 256 GB nutzen.
Das Display löst mit 921.000 Subpixeln (entsprechend ca. 640x480 Farbtripeln = VGA-Auflösung) recht fein auf, die Bildbeurteilung ist damit sehr gut möglich. Es ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung gesichert, diese Kunststoff-Scheibe sollte jedoch durch Aufbringen einer Klebefolie vor Kratzern geschützt werden.
Das Kamera-Menu ist Nikon-typisch, jedoch im Gegensatz zu den Profi- und Semiprofi-Modellen wie der D80, der D300 oder der D3 deutlich „aufgeräumter“, da viele der für Amateurfotografen als unwichtig erachteten Optionen der „besseren“ Modelle entfallen sind. Trotzdem gibt es mehr Möglichkeiten, als der Einsteiger zunächst benötigt bzw. versteht. Darum kann für fast jeden Menu-Eintrag durch Druck auf eine „Fragezeichen“-Taste ein erklärender Text angezeigt werden.
Die D3300 nutzt das mit der Nikon F 1959 vorgestellte Nikon-Bajonett, kann aber nicht alle Nikon-Objektive uneingeschränkt verwenden:
- die alten Non-Ai-Nikkore passen mechanisch nicht, es kann bei gewaltsamem Ansetzen zu Beschädigungen kommen
- die Manuell-Fokus Ai/Ais-Nikkore können angesetzt werden, es gibt aber weder AF noch Belichtungsmessung
- AF-Nikkore ohne eingebauten Motor können nur ohne Autofokus, aber mit Belichtungsmessung benutzt werden (der Blendenring muß auf größter Blendenzahl verriegelt bleiben)
- AFs-Objektive mit eigenem Motor können mit Autofokus und Belichtungsmessung benutzt werden, der Blendenring muß auf größter Blendenzahl verriegelt bleiben
- AF-G-Objekive können ohne Einschränkungen verwendet werden
- AF-P-Objektive mit Piezomotor können nur nach Aktualisierung der Kamera-Firmware auf den letzten Stand benutzt werden
Objektive mit elektrischem Blendenantrieb (z. B. Tilt-Shift-Objektive) funktionieren nicht
Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, der in etlichen Nikon AF-S, AF-P bzw. AF-G - Objektiven eingebaute Stabilisator kann aber genutzt werden.
Sie ist recht langsam und laut, trotz des kleinen Spiegels, aber etwas leiser und schneller als ihre Vorgänger.
An den USB-Anschluß kann der WLAN-Dongle WU-1a eingesteckt werden, er ermöglicht per App auf einen iOS - oder Android - Handy bzw. Tablett die Fernsteuerung inkl. Live-View und das Herunterladen der auf der Speicherkarte befindlichen Bilder. NEFs werden dabei automatisch in JPEGs konvertiert.
Die Kamera kann sowohl mittels einer Kabel-Fernbedienung als auch einer drahtlosen IR-Fernbedienung ausgelöst werden. Ein externer GPS-Empfänger (z. B. der Nikon GP-1 oder das praktisch baugleiche Phottix-Modell) kann angeschlossen werden, die Standortdaten werden dann bei jeder Aufnahme in die Bild-EXIFs geschrieben.
Der Bildsensor kann durch hochfrequente Schwingungen des Tiefpaßfilter bei jedem Ein- und Ausschalten bzw. jederzeit manuell von anhaftendem Staub befreit werden (sofern dieser nicht zu „klebrig“ ist).
Die D3300 beherrscht die Anfertigung von Schwenkpanoramas, die direkt bei der Aufnahme in der Kamera zusammengesetzt werden..
Im NEF (Raw-Format) werden die Sensordaten immer leicht verlustbehaftet komprimiert abgespeichert, wobei die gesamten Sensorpixel aufgezeichnet werden. Sowohl Nikon-Capture NX als auch Adobe Lightroom/Camera RAW nutzen die Randpixel zur Korrektur der eventuellen Objektiv-Verzeichnungen und geben nur 4.608 x 3.072 Pixel aus. Freie RAW-Konverter wie DarkTable, Raw Photo Converter usw. können die wirklichen 6016 x 4016 Pixel ausgeben.
In den EXIFs der D3300-NEFs werden viele Parameter in den MakerNotes abgelegt, darunter Besonderheiten wie: den aktuelle Kamera-Firmware-Stand, den Firmware-Stand des Objektivs und des Blitzes, alle Parameter der drahtlosen Blitzsteuerung, viele Bildparameter wie Weißabgleich, Objektivkorrekturdaten und Belichtungswerte und die absolute Anzahl der Verschlußauslösungen.
Der UVP der D3300 betrug etwa 550 Euro. Ich erwarb mein Exemplar im Sommer 2018 gebraucht für ca. 200 Euro mit etwa 1500 Auslösungen und allem Originalzubehör inkl. OVP. Ich benutze die Kamera vor allem mit dem 1,8/35 AF-S DX, dem 18-105 AF-S DX VR und dem 55-200 AF-S DX VR. Das 35er erwarb ich günstig in einer Sonderpreisaktion neu für lediglich 119 Euro, die beiden anderen Objektive gebraucht für jeweils unter 100 Euro.
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als NEF, gewandelt nach TIFF mit Nikon Capture NX, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet.
Da die Bildschärfe größtenteils vom Objektiv abhängig ist, habe ich auf das Einmontieren von 100%-Aussschnitten sowie den Aufnahmeparametern verzichtet.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der D3300 ist äußerlich komplett aus Kunststoff, metallisch sind das Bajonett, das Staivgewinde, der Blitzschuh und einige inneren Teile.
Die Kamera gehört zur Klasse der preiswerten Einsteiger-dSLRs. Sie hat recht viele Knöpfe und Tasten und Schalter, z. B. hat der Live-View einen eigene Taste, trotzdem muß oft der Umweg über die Info-taste und das Steuerkreuz bzw. das Kameramenü genommen werden.



Der Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung bzw. der nachgeschalteten Raw-Bearbeitung am Computer) schlägt sich gut. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Auch höhere Werte bis ca. 1600 ASA sind noch recht problemlos, die maximale Empfindlichkeit von 25600 ist jedoch nur ein Notbehelf, der von Nikon als „Hi“ bezeichnet und nicht an der üblichen Stelle in EXIFs eingetragen wird, sondern nur in die MakerNotes.
Die optische Qualität der beiden gezeigten Zooms ist trotz ihrer preiswerten Bauweise (Kunststoff-Bajonett!) und recht lichtschwachen Optik erstaunlich gut, auch der verbaute Bildstabilisator ist effektiv. Die kleine 1,8/35 DX Festbrennweite wird auch gerne unterschätzt, hat aber leider keinen eingebauten Stabilisator.
Die Bildqualität der D3300 ist heutzutage immer noch als gut zu bezeichnen. Bei 24 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 sind die Aufnahmen ansehnlich, und 24 Megapixel ist fast immer mehr als ausreichend. Auch höhere ASA-Werte sind noch gut nutzbar, insbesondere wenn mit Raw-Aufnahmen und nachgeschalteter Bildbearbeitung am Computer gearbeitet wird.
Ich habe mehrere Fotorundgänge (teilweise mit Polfiltereinsatz) mit der D3300 gemacht. Die Bildergebnisse gefallen mir sehr gut, ich werde mit der Kamera sicherlich noch öfter fotografieren.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch nur wenig interessante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen sehr gut geeignet.
Christian Zahn, Frühjahr 2021
Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 1.04.2021 |
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