Nikon MF 24mm und 50mm - Objektive an Nikon D7000

In diesem Erfahrungsbericht geht es um die Benutzung von drei etwa 35-45 Jahre alten Nikon-Objektiven an einer 16-Megapixel dSLR. Die Nikon D7000 hat einen Blendenmitnehmer, so daß die Kamera Belichtungsautomatik bietet, außerdem kann die Fokussierung sowohl durch die AF-Sensoren erfolgen als auch per LiveView präzise direkt auf dem Bildsensor scharfgestellt werden.

Nikon Ais-Nikkor 1,8/50mm

Das 1977 zusammen mit der damals neuen Ai-Blendenmitnehmer-Kupplung eingeführte Objektiv hat gegenüber seinen Non-Ai-Vorgängern keinen neu gerechneten optischen Aufbau, nur die Mehrschichtvergütung wurde etwas verbessert. Um es mit den älteren Nikon-Kameras ohne Ais-Blendenmitnehmer benutzen zu können, hat es zusätzlich noch das „Hasenohr“ am Blendenring, in dessen Gabel der Offenblend-Mitnehmer der Kamera eingreifen kann. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 wurde es komplett in Japan hergestellt.

Das Objektiv ist ab Bajonettauflage ca. 45mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 210 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Sein optischer Aufbau ist wie bei vielen japanischen Normalobjektiven ein Doppelgauß-Typ mit 6 Elementen, die einen symmetrischen Linsenschnitt vor und hinter der Blende haben. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Dank Geradführung dreht sich das Gewinde beim Fokussieren nicht mit. Da die Frontlinse sehr tief in der Fassung liegt, ist auch ohne Streulichtblende ein gewisser Schutz gegeben. Mir fehlt die originale Streulichtblende, wie üblich benutze ich einen preiswert erworbenen Ersatz.

Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft dank idealer Materialpaarung der Fokusschnecke (Messing und Aluminium) seidenweich und hat die perfekte Friktion. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,45 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring rastet leider nur in ganzen Blendenstufen.

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab etwa Blende 4 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 16-Megapixel-Sensor der D7000 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen können durch den RAW-Konverter leicht beseitigt werden. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar. Das Nachfolge-Pancake-Objektiv Ais-Nikkor 1,8/50 ist optisch geringfügig besser, seine mechanische Qualität ist dem gezeigten Objektiv jedoch unterlegen.

Der aktuelle Gebrauchtpreis schwankt stark je nach Zustand und Lieferumfang zwischen ca. 50 und 150 Euro.

Nikkor 1,8/50 AiS „Pancake“

Das gezeigte Objektiv hat gegenüber seinen Nikkor-Vorgängern einen neu gerechneten optischen Aufbau (basierend auf dem „Serie E“-50mm Objektiv, das 1979 zusammen mit der Nikon EM erschien), wahrscheinlich wurde auch die Mehrschichtvergütung etwas verbessert. Mechanisch ist es mit vielen Kunststoffteilen gebaut, allerdings wurde der innere Aufbau gegenüber dem „Serie E“ 50er erheblich verbessert. Das gezeigte Objektiv ist deutlich kompakter und leichter als seine Vorgänger, seine optische Qualität hervorragend (wie die seiner Vorgänger und Nachfolger ebenfalls). Es ist „Made in Japan“.

Das Objektiv ist ca. 35mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt nur 145 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas rauh, aus dem Inneren hört man dabei leise Geräusche. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 120° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,6 Metern ist aber leider länger als die der Vorgänger-Nikkore mit 0,45m. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, auch er ist etwas hakelig.

Das Objektiv wurde als „Pancake“-Nikkor bezeichnet, weil es so klein wie ein Pfannkuchen ist. Es ist vom AiS-Typ, d. h., es hat einen Blendenmitnehmer ohne die früheren Nikon-„Hasenohren“ und es hat eine lineare Blendenverstellung bei Betätigung des Blendenschließhebels durch die Kamera, somit sind an entsprechenden Kameras wie z. B. der Nikon FA Blenden- und Programmautomatik möglich. Da es sich „billig“ anfühlt und der Fokusvorgang nicht seidenweich ist, war es während seiner Produktion anfangs nicht sehr beliebt, obwohl es sehr scharf zeichnet. Die Fotografen kauften lieber die Restbestände des oben gezeigten älteren Nikkors als den „Plastebomber“.

Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab ca. Blende 4-5,6 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 16-Megapixel-Sensor der D7000 ausreizen. Bei Offenblende sind insbesondere die Bildränder unscharf. Chromatische Aberrationen treten auch bei diesem Objektiv auf, wie üblich sind sie durch den RAW-Konverter einfach zu korrigieren. Die Verzeichnung ist mit ca. 0,1% vernachlässigbar.

Der aktuelle Gebrauchtpreis schwankt stark je nach Zustand und Lieferumfang zwischen ca. 50 und 170 Euro.

Nikkor 2,8/24 Ai

Das gezeigte Objektiv wurde etwa 1977 gebaut, es hat sowohl das „Hasenohr“ zur Kopplung an die Meßsucher älterer Nikon-Kameras als auch den Ai-Blendenmitnehmer. Es basiert auf seinem Vorgänger, dem Non-Ai-Nikkor 24mm von 1967. Die optische Rechnung blieb gleich, lediglich die Vergütung wurde deutlich verbessert. 1982 erschien die AiS-Version für Kameras mit Programmautomatik, wieder konnte die optische Rechnung unverändert übernommen werden. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt das 24er-Nikkor komplett aus Japan.

Das 24er-Nikkor ist das erste Nikon-Objektiv mit „CRC/Close Range Correction = Floating Elements“, eine Linsengruppe wird beim Fokussieren leicht gegenüber den anderen Elementen verschoben, so daß die Abbildungsfehler bei allen Entfernungseinstellungen auskorrigiert sind (ohne diese Elemente ist ein Objektiv nur für eine Entfernung auskorrigiert und wird beim Fokussieren auf andere Entfernungen schlechter, was sich besonders bei lichtstarken Weitwinkelobjektiven an den Bildrändern bei Offenblende bemerkbar macht).

Das Objektiv ist ca. 54mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 64mm und wiegt 265 Gramm. Das Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt. Das Filtergewinde beträgt Nikontypisch 52mm, die originale Streulichtblende wird eingeschraubt. Obwohl sich das Gewinde nicht mitdreht, ist sie rund und darum nicht so wirkungsvoll wie eine heutige blütenförmige Blende. Für die Beispielaufnahmen habe ich eine Streulichtblende aus dem Zubehörhandel benutzt, da sich der Bildwinkel auf den eines 48mm-Objektivs verkleinert.

Der Fokusring ist recht breit und mit geriffeltem Gummi überzogen, er läuft seidenweich, bei meinem Exemplar leider inzwischen etwas zu leicht. Mit ca. 140° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern war damals nur aufgrund der CRC-Elemente möglich, weil es noch keine Ansphären gab. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet in ganzen Blendenstufen, wie erwähnt trägt er das „Hasenohr“ für die Offenblendenmessung bei älteren Nikon-Kameras. Übrigens: hat ein Hasenohr eines originalen Nikon-Objektivs nicht nur einen Schlitz, sondern drei, so ist es ein Ai-Objektiv. Hat der Mitnehmer nur einen Schlitz, so ist es ein Non-Ai-Objektiv, das ohne Modifikation des Blendenrings nicht an die meisten Nikonkameras angesetzt werden kann. Nachdem Ai eingeführt war, wurden neue Nikkore einige Zeit weiterhin mit dem Hasenohr ausgeliefert, danach konnten sie noch lange durch den Nikon-Service nachgerüstet werden.

Auf dem Blendenring sind zwei Skalen, die eine sieht der Fotograf, die zweite wird bei etlichen Nikon-Kameras in den Sucher eingespiegelt.

Das Objektiv liefert dank CRCs eine sehr gute Schärfe über die gesamte Bildfläche. Den 16-Megapixel-Sensor der D7000 kann das Objektiv ausreizen, obwohl sie etwa 40 Megapixeln bei Vollformatentsprechen, denn der Cropsensor blendet die kritischen Objektivecken aus. Chromatische Aberrationen treten sehr deutlich auf, vor allem in den Bildecken sind sie je nach Motiv stark sichtbar.

Der aktuelle Gebrauchtpreis schwankt stark je nach Zustand und Lieferumfang zwischen ca. 150 und 250 Euro.

Beispielfotos

Manuellfokus-Nikkore an der D7000

Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Blende 1,8 bis 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter als Text einmontiert.

Die Nikon D7000 ist für die Verwendung „alter“ Nikkore gut geeignet. Die Kamera hat als eine der wenigen Nikon-Amateur dSLRs einen Mitnehmer für den Blendenring, so daß Objektive ohne „Chip“ verwendet werden können und fast alle Belichtungsautomatiken möglich sind (jedoch prinzipbedingt weder Blenden- noch Programmautomatik). Außerdem bietet die Kamera zwei Scharfstellmöglichkeiten. Die Brennweite und die Offenblende für mehrere Objektive können im Kameramenu eingegeben und schnell aufgerufen werden, die Brennweite und die aktuell eingestellte Brennweite trägt die Kamera dann auch in die EXIFs ein.

Per Hebel kann die Kamera bequem in den LiveView-Modus geschaltet werden, präzises Fokussieren bei Arbeitsblende direkt auf dem Bildsensor ist mit Ausschnittsvergrößerung möglich. Zwar bietet die D7000 noch kein „FokusPeaking“, also das Hervorheben der scharfen Bilddetails, aber auch ohne dieses Feature läßt sich gut scharfstellen. Prinzipbedingt ist dieser Modus freihand nur eingeschränkt benutzbar, denn er ist ja nur auf dem hinterem Display möglich.

Als zweite Unterstützung für das Scharfstellen können die normalen AF-Sensoren genutzt werden, dieser Modus ist vor allem im Freihandbetrieb sinnvoll, da das Auge des Fotografen am Sucher verbleiben kann. Es kann jeder der 39 AF-Sensoren genutzt werden, scharfgestellt wird immer bei Offenblende, beim Auslösen wird die Objektivblende automatisch auf den vorgewählten Wert geschlossen. Ist die Schärfe nicht korrekt, weist ein Pfeil auf die Richtung hin, in die der Fakusring gedreht werden muß.

Allerdings ist dieser Modus nicht so präzise wie der LiveView-Modus, denn das Aufleuchten der AF-Kontroll-LED im Sucher unterlegt einer Hysterie. D. h., die Programmierer haben das Aufleuchten dieser LED nicht exakt „auf den Punkt programmiert“, sondern er leuchtet auch schon etwas „vor“ dem perfekten Scharfstellpunkt auf und auch noch etwas „dahinter“. Ansonsten wäre beim Verdrehen des Fokusringes das Aufleuchten im Sucher kaum erkennbar, denn der manuelle Fokusring müßte sehr langsam und mit Pausen bewegt werden, um das Aufleuchten zu erkennen.

Deshalb kommt es vor allem bei Offenblende und lichtstarken Objektiven mit der Fokusunterstützung schnell zu Back- oder Frontfokus, die Scharfe „sitzt“ nicht perfekt auf dem gewünschten Motivdetail, sondern etwas vor oder hinter dem Hauptmotiv. Z. B. das 1,8/50mm-Objektiv kann bei Offenblende nur mit LiveView präzise fokussiert werden, da die Schärfenzone je nach Motiventfernung nur wenige Zentimeter bis Millimeter umfaßt.

Fazit

Die drei Objektive habe ich an etlichen anderen Kameras bereits getestet und auch an der D7000 sind sie gut nutzbar. Und auch an ihr gilt: das ältere 50er Ais-Nikkor hat die bessere Haptik, dank Ganzmetallfassung und seidenweichem Lauf des Fokusringes läßt es sich gut scharfstellen. Das jüngere Pancake-Nikkor ist insbesondere bei Offenblende optisch besser, jedoch ist seine mechanische Qualität dem Vorgänger unterlegen. Der Fokusring ist schmaler und läuft nicht so „sahnig“.

Und über die Bildqualität der D7000 braucht kaum noch etwas gesagt werden, die Belichtungsmessung funktioniert auch mit den „alten Schätzchen“ sehr gut, lediglich eine Belichtungskorrektur „minus eine Blende“ habe ich bei manchem Motiv gewählt, wenn ein einzelnes Detail ansonsten überbelichtet worden wäre. Der Sensor bietet enorme Reserven zum „Hochziehen der Schatten“.

Christian Zahn

 

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